Problem von Marie - 17 Jahre

Meine Oma kann mich nicht leiden

Liebes Team,
Meine Oma wohnt am anderen Ende Deutschlands, weswegen ich sie vielleicht sechs Mal in meinem Leben persönlich gesehen habe.
Früher haben wir oft miteinander telefoniert, heute fast nie. Sie ruft mich seit zwei Jahren nie von sich aus an, sondern nur meine Mutter. Der schreibt sie ständig, mir eigentlich nie. Wenn ich sie anrufe, geht sie nur super selten ran und wenn ich mal was aus meinem Leben erzähle, bin ich grundsätzlich selbst schuld. Ich wäre ja auch angeblich schlecht zu meiner Mutter, die natürlich auch immer über mich lästern muss, wenn wir mal Stress haben.
Manchmal reicht meine Mutter mich weiter, dann reden wir aber nur maximal ne Viertelstunde miteinander, angeblich hat sie „keine Zeit“, mit meiner Mutter kann sie aber stundenlang sprechen. Meine Mutter besucht sie auch zweimal im Jahr, ich hingegen wurde noch (nie!) gefragt, ob ich mal gerne kommen würde.
Letztens habe ich meiner Mutter erzählt, dass ich glaube, dass meine Oma mich nicht leiden kann. Sie hat dann gesagt, dass das nicht stimmen würde und dass jede Oma ihre Enkel liebt, aber so wirklich überzeugt klang sie nicht. Seitdem bemerke ich auch manchmal, wenn meine Mutter ihr was von mir erzählt, dass sie ein bisschen „stichelt“ und meine Mutter mich dann in Schutz nehmen muss. Zu ihrer anderen Enkelin, die in ihrer Nähe wohnt, ist sie nicht so.
Mittlerweile sehe ichs auch gar nicht mehr mich mal zu melden, weswegen wir bestimmt seit drei Monaten keinen Kontakt haben.

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Marie,

ich kann dich verstehen, dass dir diese Unstimmigkeit im Magen liegt.
Es fängt meiner Ansicht nach damit an, dass deine Mutter sich anscheinend schon nicht astrein verhält - indem sie über dich Dinge sagt, die nicht fair dir gegenüber sind. Da sehe ich die Möglichkeit, dass du da ansetzt und sie bittest, nichts Negatives bzw. Lästerndes hinter deinem Rücken zu erzählen. Das sollte eigentlich auch selbstverständlich sein (manchmal muss man die Mitmenschen aber auch noch extra darauf hinweisen). Es lohnt sich vermutlich auch auf anderen Gebieten, dich einmal mit deiner Mutter für ein klärendes Gespräch zusammenzusetzen.

Grundsätzlich kannst du dich ja einmal fragen, wie wichtig DIR denn deine Oma ist. Also um was geht es dir? Vermisst du einen liebevollen Kontakt, fühlst du dich gekränkt und abgewiesen oder stört es dich, dass du eventuell von deiner Mutter madig gemacht worden bist?

Solltest du merken: Ich habe meine Oma sehr lieb, dann kannst du ihr ja beispielsweise das einmal sagen. Oder einen schönen Brief schreiben. Ein kleines Geschenk schicken. Wenn es von Herzen kommt. Denn mit der Liebe ist es so: Sie ist bedingungslos und frei, du kannst also allen Personen, welche dir etwas bedeuten, immer zeigen, dass es so ist. Auch wenn sie das nicht erwidern. Liebe tut gut und darf einfach gegeben werden, ohne Erwartung auf Erwiderung.

Bei deiner Oma kann es letztlich ja auch sein, dass sie alters - und umständebedingt nicht mehr so in der Lage ist, alles zu überblicken und genau wie früher zu sein. Also vielleicht kannst du da etwas Nachsicht aufbauen. Sie bekommt dann die Klagen ihrer Tochter zu hören - ihr eigenes Kind - und vielleicht schaltet sich dann so eine Art "Schutzinstinkt" ein, sodass sie dazu neigt, dich als Störenfried einzuordnen.

Sollte eine Klärung mit deiner Mutter bzw. das liebevolle Zugehen auf deine Oma nicht so viel bringen, wäre Akzeptanz das Mittel der Wahl. Denn es lässt sich nichts erzwingen. Und - so ehrlich müssen wir sein - es ist gelogen, dass eine Oma ihre Enkel immer liebt. Es ist auch gelogen, dass alle Eltern alle ihre Kinder lieben. Meistens ist es so, doch Ausnahmen gibt es natürlich. Doch die große Frage ist hier: Muss es denn die "große" Liebe sein? Oder reicht es nicht, sich zu verstehen und zu wertschätzen? Und da wäre es eben wichtig, dass keine Lästereien im Spiel sind, du aber genauso deinen Teil zu einem guten Umgang beiträgst. Fange bei dir an, gehe auf deine Oma zu. Du kannst ihr ja auch von dir aus anbieten, sie zu besuchen und ihr dann z.B. etwas Gutes tun, im Garten helfen, etwas vorlesen, etc.

Ich wünsche dir alles Liebe und eine ruhige Weihnachtszeit! Lass es dir gut gehen!

Nuala