Problem von Anonym - 25 Jahre

Keine Unterstützung von der Familie / werde nur schlecht gemacht

Ich habe im September schonmal über ein Problem geschrieben, das sich leider nochmal verschlimmert hat. Würde gerne kurz etwas über mich und mein Leben beschreiben.
Leider bin ich nicht wie es eigentlich normal ist bei meinen Eltern aufgewachsen. Ich bin bei meinen Großeltern groß geworden. Meine Mutter drogenabhängig, mein Vater konnte sich nicht um mich kümmern. Diese Tatsachen habe ich immer akzeptiert, da ich weiß dass ich nichts daran ändern kann. Ich wohne bei den Eltern meiner Mutter, der Bruder meiner Mutter wohnt auch noch im Haus.

Im September hatte ich wie gesagt schon einen Beitrag geschrieben über eine Situation mit meinem Freund. Dass er mir von meiner Familie nur noch schlecht geredet wird, seitdem er sich einmal von mir getrennt hat. Leider hat sich die Situation zu meiner Familie überhaupt nicht verändert, sie wird irgendwie nur noch schlimmer. Jetzt bekomme ich oft gesagt, dass sie es blöd von meinem Freund finden, dass er sich noch nicht getraut hat zu ihnen zu kommen und zu erklären wieso er sich von mir getrennt hat, dass er ja feige wäre und sich nicht entschuldigen möchte. Ich frage mich weshalb mein Freund sich bei ihnen entschuldigen soll, für das, dass er sich von mir getrennt hat? Wir haben es beide für uns geklärt und damit hat sich die Sache getan. Meine Oma ist der festen Überzeugung, dass ich von meinem Freund und seiner Familie beeinflusst werde in allem was ich tue und sogar in dem was ich denke. Ich kann es langsam nicht mehr ertragen, denn egal was ich sage, mir wird vorgeworfen ich hätte eine Gehirnwäsche bekommen von der Familie meines Freundes. Was überhaupt nicht stimmt!
Gestern habe ich mit meiner Oma TV geschaut und haben etwas gesehen über Neonazis wie furchtbar es ist. Und da meine Familie etwas dazu neigt gegen Flüchtlinge zu hetzen, habe ich gesagt dass das was sie tun auch nicht unbedingt gut sei. Dann durfte ich mir direkt anhören, dass ich bloß aufhören soll jetzt weiterzureden, ich würde mich ja genauso anhören wie die da drüben (Schwiegereltern) und ich hätte ja eine super Gehirnwäsche bekommen. Ich könnte nur noch ausrasten, wirklich! Egal was ich sage ich bekomme immer nur gesagt dass ich aufgehetzt werde, dass das ja garnicht meine Meinung ist sondern die von den anderen etc.. Alles was ich sage kommt ja nicht aus meinem Mund, das wurde mir in den Mund gelegt und ich würde ja erst so denken, seitdem ich meinen Freund habe. Dabei stimmt das überhaupt nicht! Ich komme damit nicht klar, dass das Verhältnis zwischen meiner Familie und meinem Freund nicht mehr so wird wie es am Anfang war. Und das nur, weil er sich einmal von mir getrennt hat. Es ist wirklich ganz ganz furchtbar für mich, weil ich mich so gut mit ihm verstehe und ich ihn liebe.
Und leider wohne ich auch noch dort... Da komme ich leider zum nächsten Problem. Eigentlich möchte ich irgendwann mit meinem Freund zusammenziehen, aber seine Wohnung muss noch renoviert werden. Leider kommt er aktuell nicht dazu, warum auch immer. Aber ich möchte ihn natürlich auch nicht drängen, da er eine Person ist die sich leicht unter Druck gesetzt fühlt. Was ich aber auch nicht so ganz nachvollziehen kann,da man in unserem Alter sich meiner Meinung nach nicht mehr unter Druck gesetzt fühlen sollte, wenn es um Zukunftspläne geht. Deshalb habe ich auch das Gefühl, dass ich mit meinem Freund nicht wirklich darüber reden kann, dass er mich da nicht so ernst nimmt. Er kann natürlich überhaupt nicht nachvollziehen, wie es wirklich in mir drin aussieht. Woher soll er es auch wissen. Aber ich fühle mich einfach nicht ernstgenommen. Wir hätten die Möglichkeit zusammen in seiner Wohnung zu wohnen, nur wie gesagt muss sie renoviert werden. Ich weiß nicht ob ich mir eine eigene Wohnung suchen soll?! Aber dann habe ich Geld ausgegeben, Möbel etc. gekauft und muss dann wieder ausziehen wenn seine Wohnung fertig ist?!... Meine Situation ist zur Zeit für mich echt aussichtslos und ich weiß nicht wie ich da rauskommen soll. Ich fühle mich als wäre die ganze Welt gegen mich.

Am Liebsten würde ich heute schon ausziehen, aber das geht natürlich nicht. Ich komme leider seit ein paar Wochen immer wieder in Bedrängnis und immer wieder in die Situation, dass ich Reißaus nehmen will, aber mir fehlen einfach die Möglichkeiten.

Ich kann die Hetzerei gegen mich einfach nicht mehr ertragen und ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll, der meine Probleme wirklich ernst nimmt. Weder bei meiner Familie, noch bei meinem Freund habe ich eine emotionale Sicherheit und keine Unterstützung.

Adriano Anwort von Adriano

Hallo, Du!

Zunächst einmal möchten wir uns herzlich bei dir für deine Nachricht und das in uns gesetzte Vertrauen bedanken! Ich habe mir deine Nachricht einige Male durchgelesen und möchte dir gerne meine Gedanken dazu schildern.

Ich möchte dir zunächst einmal mitteilen, dass ich deine Situation verständlicherweise als sehr bedrückend und belastend nachempfinden kann. Wenn das heimische Umfeld, in dem man üblicherweise Schutz und Geborgenheit finden sollte, wiederum dafür verantwortlich ist, dass man sich zunehmend unwohl und überhaupt nicht aufgehoben fühlt, ist das, ohne Frage, eine extrem belastende Situation. Leider ist mir deine Zuschrift vom September nicht geläufig, denn ich hätte mich inbesondere für noch mehr Details interessiert, die deine Beziehung zu deinem Freund beschreiben könnten. Wie lange ihr zusammen wart, beispielsweise. Oder aber, was genau denn seine Gedanken zur Problematik bei dir daheim waren. Du hast in deiner jetzigen Nachricht geschrieben, dass sich dein Freund getrennt habe, da deine Familie schlecht über ihn geredet hatte. Und, dass ihr es für euch beide geklärt hattet und damit dann die Sache getan war. Verlief das Gespräch denn von beiden Seiten einvernehmlich? Wie sah denn der gemeinsame Nenner aus, auf den ihr jener Zeit gekommen wart? Und wie genau hast du dich gefühlt, dass sich dein Freund von dir trennte? Vielleicht möchtest du mir dazu ja noch mal ein paar Sätze mitteilen, das wäre toll.

Ohne also zu diesen genannten Fragen Hintergründe zu haben, möchte ich nur extrem vorsichtig äußern, dass ich tatsächlich ein bisschen überrascht darüber bin, wie dich dein Freund mit diesem Problem, das ja offenbar euch beide betrifft, "einfach so" verlassen konnte. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich diese Gedanken extrem vorsichtig äußern und dir oder deinem Freund keinesfalls zu nahe treten möchte. Mein, wenn ich ehrlich bin, allererster Gedanke jedoch war, dass ich es bedauerlich finde, dass sich dein Freund von dir getrennt hatte wenn er doch hätte ahnen können, dass sich deine Situation dadurch bei Weitem nicht verbessern würde. Ich hätte eher erwartet, dass er dich an seine Hand nimmt und dir Rückendeckung spendet, dich zu sich ziehen lässt, um dich aus dieser furchtbaren Lage herauszuholen. Da empfinde ich die offenbar notwendige Renovierung der Wohnung als das geringste Übel. Zumal, wenn ihr beide beruflich auf festen Beinen stehen solltet, sich so eine Renovierung zu weit erheblich besser erledigen ließe. Es wäre super hilfreich, wenn du mir dazu, wenn du Zeit finden solltest, noch einmal ein paar Gedanken mitteilen könntest.

Zu deiner aktuellen Situation jedoch, mit der du, wie du schreibst, alleine klarkommen musst, habe ich tatsächlich (nur) sehr eindringliche Gedanken gefunden. Wenn du tatsächlich die Situation hast, das jedes Gespräch immer nur ins Chaos, in üble Vorwürfe und Beschimpfungen endet, solltest DU dir das nicht mehr länger antun. Es klingt als hättest du die finanzielle Möglichkeit, sogar auszuziehen. Du dir aber Gedanken machst Geld in etwas zu investieren, was möglicherweise dadurch hinfällig werden könnte, sollte dich dein Freund "bald" zu sich holen. Ich möchte dir gegenüber nicht den Eindruck erwecken, dass ich deiner Situation nicht nachfühlen kann oder es mir an Feinfühligkeit fehlt, jedoch sollte es dann glasklar das nächste Ziel sein, mit deinem Freund ein deutliches Gespräch zu führen. Wenn er um deine Lage weiß, bräuchte es ja keine langen Erklärungen mehr, ihm gegenüber klarzumachen, dass du dir nichts sehnlicher wünschst, als aus dieser "Hölle" herauszukommen. Im Idealfall natürlich mit ihm gemeinsam! Ich sehe darüber hinaus durchaus die Möglichkeit gegeben, dass sich nach etwas Abstand, sowohl räumlich als auch zeitlich, die Wogen mit deiner Familie sogar wieder glätten ließen.

Wenn du sagst, dass du ihn liebst und er weiß, dass du ihn liebst, würde ich ihm, an deiner Stelle, äußerst deutlich das Bedürfnis mitteilen, endlich zusammenzuziehen und es dir egal sei, ob seine Wohnung nun renoviert ist oder nicht. Wenn er dich liebt und eure Beziehung ungehindert fortsetzen möchte, ist diese Art des Reißausnehmens doch der beste Wege, wieder zueinander zu finden. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich das so deutlich sage. Aber du solltest, allein schon für dich selbst ,schnell klare Verhältnisse von deinem Freund erwarten und sogar verlangen dürfen.

Sollte dein Freund sich wider Erwarten nicht festlegen wollen oder aber weiterhin darauf bestehen, erst seine Renovierung der Wohnung abhandeln zu wollen, würde ich mir wiederum an deiner Stelle eher darüber Gedanken machen, ob er es mit dir wirklich ernst meint. Wenn wir den Fall doch mal herumdrehen würden und dein Freund in derselben Situation wäre wie du, würdest du ihm denn dann das Einziehen bei dir verwehren, weil deine Wohnung noch nicht renoviert wäre? Wie viele Liebesgeschichten gibt es, die mit nichts weiter als einer Matratze in den eigenen vier Wänden angefangen haben.

Du solltest die Situation daheim nicht weiter ertragen müssen, das geht für mich ziemlich eindeutig aus deiner Nachricht hervor. Wenn der Einzug zu deinem Freund, aus welchen Gründen auch immer, nicht funktionieren sollte, würde ich dir trotzdem empfehlen, nach einer kleinen Wohnung für dich Ausschau zu halten. Vielleicht sogar findest du welche im möblierten Zustand, was doch ideal wäre. Vielleicht aber käme auch eine vorübergehende Mietschaft in einer WG für dich in Frage. Natürlich hat alles seine Vor- und Nachteile. Deine jetzige Situation jedoch scheint überhaupt keine Vorteile mehr für dich zu haben, was ich sehr Besorgnis erregend finde. Für eine gewisse Zeit und Dauer kann man diese trübe Situation durchaus aushalten, doch für wie lange wirklich?

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du noch einmal Kontakt zu uns aufnehmen würdest. Ich möchte mich für einige sehr direkte Zeilen dahingehend entschuldigen, dass ich die wirklichen Zusammenhänge der Trennung von deinem Freund nicht umfangreich miteinbeziehen konnte, dass mir da ein klareres Bild gefehlt hat. Was ich ganz und gar nicht als Vorwurf meine. Ich finde es toll, dass du uns geschrieben hast! Ich würde mir wünschen, dass du deinen Kopf weiter oben behältst und dich nicht dahingehend vernachlässigst, diese Situation weiter aushalten zu müssen. Das musst du nicht! Lass bitte gerne wieder von dir hören, ich hoffe, dir ein wenig geholfen zu haben.


Viele Grüße,
Adriano