Problem von Anonym - 21 Jahre

Älterer Bruder fühlt sich allein gelassen - sucht vergebens Freunde

Hallo,

mein älterer Bruder (25) würde liebend gerne an Wochenenden rausgehen und mit Leuten was machen, er liebt den sozialen Kontakt, doch er findet einfach nicht den Anschluss. Alle seine Freunde von früher (er war vor ein paar Jahren jedes Wochenende feiern) sind nicht mehr da. Er kann auch seine geliebte Sportart nicht mehr ausüben weil er verletzt ist und im März eine OP am Knie haben wird. Ich weiß nicht mehr weiter.

Ich möchte ihn nicht mehr so leiden sehen.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Ich finde es rührend, dass du dich um deinen Bruder sorgst. Bestimmt bedeutet er dir viel und das ist wunderbar.
Gerne schreibe ich dir ein paar Gedanken zu deinem Anliegen, möchte aber auch auf schon bestehende Zuschriften rund um das Thema Einsamkeit/keine Freund:innen verweisen.
Da du nur begrenzt Einfluss auf deinen Bruder hast, finde ich es wichtig, dass du dir das verdeutlichst. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich und kann sich darum kümmern, dass es ihm besser geht. Natürlich ist Hilfe von Mitmenschen schön und teilweise einfach nötig. Doch ist die Frage, ob dein Bruder überhaupt weiß, dass du dich so um ihn sorgst? Daher fände ich es als ersten Punkt naheliegend, dass du mit ihm darüber sprichst - so könntet ihr gemeinsam überlegen, welche Möglichkeiten es bei euch in der Nähe geben kann.

Außerdem fände ich es naheliegend, dass ihr beide etwas zusammen unternehmt. Das muss ja auch nicht dauernd der Fall sein, aber hin - und wieder bestimmt. Entweder zu zweit oder mit deiner Clique oder sonstigen Leuten, mit denen du unterwegs bist.

Ein weiterer Aspekt ist, sich Alternativem im Bereich Sport bzw. Interessen zu schaffen. Sieh es so: Durch die Verletzung ist jetzt sozusagen eine Tür zugefallen. Dafür kann an anderer Stelle eine aufgehen! Bestimmt gibt es noch Neigungen, denen er nachgehen könnte. Es scheint ja auch nicht dauerhaft zu sein mit seinem Sport, von daher geht es ja wohl in erster Linie um eine zeitliche Überbrückung.

Bevor ich dir noch einige Zuschriften verlinke, hier noch ein paar Tipps in Kurzform:
* Auch mal alleine ausgehen - so kann man leichter ansprechbar für Andere sein, als wenn man sozusagen "im Rudel" unterwegs ist.
* Das Vertrauen haben, dass sich alles schon fügen wird. Je verkrampfter man ist, desto blockierter ist man und schafft es noch weniger, neue Menschen bzw. Betätigungsbereiche zu finden.
* Kontaktanzeigen aufgeben bzw. gezielt per Internet suchen
* Chat, - Mail - und Brieffreundschaften
* ehrenamtliches Engagement: Da tut man nicht nur Gutes, sondern kommt automatisch mit vielen anderen Personen zusammen. Gerade beim Thema Ehrenamt gibt es eine Fülle an Dingen, die man machen und die man in den Alltag integrieren kann. Da kann man optimalerweise gleich noch die eigenen Talente und Leidenschaften einfließen lassen.
* Hobbys und Interessen finden, die man sehr gerne und gut alleine machen kann.
* Ein Haustier anschaffen, das zu einem passt und mit dem man sich intensiv auseinandersetzt.

Und hier noch die Links:
- https://mein-kummerkasten.de/332203/Ich-schaffe-es-nicht-Freundschaften-zu-behalten.html
- https://mein-kummerkasten.de/332140/Kaum-Freunde-und-Hobbys.html
- https://mein-kummerkasten.de/131561/Einsam-jeden-Tag-ein-bisschen-mehr.html
..und noch viele mehr, wenn du noch mehr nachlesen willst.


Ich wünsche dir bzw. euch alles Liebe zum Jahresausklang. Dir speziell möchte ich noch mit auf den Weg geben, dich nicht zu sehr davon runterziehen zu lassen. Sei einfach für deinen Bruder da, hilf ihm, aber lass ihn die Hauptarbeit machen. Er hat am meisten davon, wenn du nicht auch noch leidest.

Sei herzlich gegrüßt,
Nuala