Problem von Nicole - 23 Jahre

Kann mich nicht mitteilen

Hallo!

Ich bin seit 2. 1/2 Jahren in einer Teilstationären Therapie. Leider habe ich dort (mehrere) Retraumatisierungen erlebt und konnte mich in der nicht zeigen sodass ich in meiner Not gesehen worden wäre. Ich konnte alles normal weitermachen, doch in mir ging so viel ab u d war verzweifelt, hatte immer mehr ängstd und selbstzweifel bis hin angst vor mir selber. Es ist ganz schön viel passiert. Dann war ein Abbruch von einer Therapeutin den ich einerseits verdrängt habe und andererseits versucht habe für mich zu kämpfen und an zu sprechen was passiert war, was nicht in ordnung war. Ich habe so viel kraft und energie aufgewendet und fühlte mich nie verstanden. Es schien mir als hätte ich einfach nie das zu wort bringen können was ich wollte. Oft fiel mir hinterher auf, was ich eigentlich sagen wollte. Ich konnte mich nicht mit dem Mitteilen was bei mir/ mit mir ist, zumam ich es oft selber nicht verstanden habe oder anzweifelte und schlussendlich verstummte. Ich hatte so gekämpft mich den Therapeuten und den Gästen anvertrauen zu können, doch es gelang mir nicht. Und dann überkommt mich oft eine trauer und einen Schmerz in dem ich das Gefühl habe ich werde immer allein mit dem was in mir ist bleiben, weil ich es einfach nicht zu wort, in ausdruck bringen kann. Die verzweiflung wurde immer größer und meine wut auch, also hab ich mich entschieden dass ich in einem Monat gehen werde. Ich habe mich um eine neue Therapeutin gekümmert und hoffe mit ihr einen guten weg für mich finden zu können. Ich hoffe, dass ich meinen wiederstand much zu öffnen, meine verzweiflung mich mitteilen zu wollen, es aber nicht können endlich lösen zu können!! Beim Therapie Abbruch der Therapeutin, war ich so verletzt und in mir war ein völliger vertrauensbruch. Ich war verzweifelt. Ich hatte vor allen Menschen so große angst und das Gefühl niemandem vertrauen zu können. Ich hatte es noch nie so extrem gespürt, diese existenzangst und angst vor den Menschen wie in dem moment. ich konnte nicht mehr unterscheiden, wer meint es gut mit mir und wer nicht? Nichtmal den Menschen die ich vor der Therapie vertraute, konnte ich noch vertrauen ich fühlte mich völlig in gefahr und nicht sicher. Wirklich zu niemandem hatte ich ein vertrauen. Ich hab das Gefühl auch das kann ich nicht richtig in worte fassen... Weil mein Verstand in der Situation wusste, dass ich allein nicht überlebe, habe ich mich dennoch den anderen "anvertraut". doch in mir war ein sooo großer schutz vorhanden, der es mir nicht ermöglichte, mich einzulassen, nochmal... Ich fühle mich so allein mit dem was in mir ist. Ich frage mich, ob ich jemals einem Therapeuten/ einer Therapeutin zu verstehen geben kann, was wirklich los ist. Ich versteh es oft selber nicht und ich glaube es wissen zu müssen, damit mich mal endlich jemand verstehen würde. Ich bin so kompliziert geworden, da ich alles und jeden anzweifle und misstraue. Nichts scheint mehr ankommen zu können. Ich will zulassen, ich will mich verändern, ich will wieder vertrauen, doch es geht nicht. Es ist ein Schutz da dem ich auch sehr dankbar bin, doch er macht mir auch große angst, weil mich in meinem Leben einschränkt, vereinnahmt, vereinsamt, verstummen und verdrängen lässt was ist... Und ich habe die sehnsucht danach jemanden zu finden, der nicht einfach sagt: du musst loslassen, du musst dich entscheiden, kapitulieren usw. sondern mit mir meinen Schutz ansieht und mich unterstützt schritt für schritt wieder loslassen zu können. Die ganze anspannung die ich körperlich ununterbrochen spüre loslassen zu können! Damit ich mich endlich wieder verbunden mit den Menschen fühlen kann! Das wünsche ich mir so sehr!! Gibt es solche Therapeut/innen? Ist das realistisch? Ich hab jetzt einfach drauf losgeschrieben aus dem schmerz "ich fühl mich so allein mit dem was in mir drinnen ist und nicht nach außen kann, mich nicht mitteilen kann und wohl für immer verborgen scheint" heraus geschrieben und weiß nicht, glaube keine konkrete frage darin? Nur meine verzweiflung und schmerz kundgetan? Meine frage war: wie kann ich das was in mir verborgen bleiben will, verdrängt wird ans tageslicht kommen? Danke

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Nicole!

Auch ohne große Worte darüber zu verlieren kann ich dir versichern, dass ich mich gut in deine Gefühlslage hineinversetzen kann.
Mittlerweile bist du vermutlich schon in der neuen Therapie angekommen und kommst hoffentlich gut mit deiner Therapeutin zurecht.

Es liest sich sehr ungünstig, was du über deine vergangene therapeutische Situation geschrieben hast. Am naheliegendsten war es daher wirklich, dass du diese beendet hattest - um zu neuen Ufern aufzubrechen. Und das ist definitiv immer dein gutes Recht! Du musst dich wohl und verstanden fühlen, sonst hat es keinen Zweck. Wenn du sogar zusätzliche Verunsicherungen, Kränkungen und Rückschritte erlitten hast, ist das schon ein großes Alarmzeichen und Grund genug, eine bestehende Therapie zu verlassen.

Du hast keine Schuld. Vielleicht passten die Bedingungen inklusive des therapeutischen Personals einfach nicht zu dir und deinen Bedürfnissen. Das ändert jedoch nichts daran, dass du Hilfe brauchst und diese auch in angemessener Form und Umfang erhalten solltest. Du bist total okay, sowohl als Mensch an sich als auch als Patientin. Du hast bestimmte Trigger, eine spezielle Vergangenheit und individuelle Wünsche. Und all das darf und soll seinen Platz finden dürfen!
Um deine Frage zu beantworten: Ja, auf jeden Fall kann es solche Therapeut:innen für dich geben! Wenn die Chemie stimmt und die Person ihr Handwerk versteht, wirst du sicherlich anfangen, an deine inneren Themen zu gelangen. Und vielleicht ist es ja jetzt schon soweit :)

Setze dich dabei nicht selbst unter Druck. Bestimmte Prozesse benötigen viel Zeit, diese darfst du dir getrost nehmen.
Für den Fall, dass du dich gerade noch nicht an der richtigen Adresse fühlst - dann solltest du ambulant ganz in Ruhe schauen, wer dir sympathisch ist, wo es Empfehlungen gibt, wo du dich einfach gut aufgehoben fühlst. Das müssen übrigens nicht nur klassische Psychotherapeut:innen sein; auch Heilpraktiker:innen für Psychotherapie kommen in Frage und haben ggf. eine nicht so lange Warteliste.

Zum Thema Verbundenheit zu den Menschen - da hast du ein sehr wichtiges Thema angeschnitten. Diese Sehnsucht ist vollkommen verständlich und die allermeisten Leute kennen diese von sich selbst. Ich kann dir dazu nicht in Kürze schreiben, was mir bei diesem Bereich alles einfällt. Das ist sehr komplex und schwierig zu vermitteln. Aber zusammengefasst würde ich es folgendermaßen beschreiben: Zuerst kommt die Anbindung an dich selbst und erst im zweiten Schritt die Anbindung bzw. Verbindung mit deinen Mitmenschen. In Wahrheit gehören wir sowieso alle zusammen, was im spirituellen Kontext sehr tröstlich vermittelt wird (vielleicht wäre das ja etwas Haltgebendes für dich, deine eigene Spiritualität zu entdecken?). Keine Person kann dir von außen das einflößen, was du dir selbst verweigerst. Erst wenn du beginnst, dich selbst anzunehmen, zu akzeptieren und immer mehr Eigenliebe aufbaust, wirst du genau das von deiner Umwelt gespiegelt bekommen. Du kannst dir selbst die Hand reichen und dir sagen: "Ich versuche, ab sofort auf mich selbst zu vertrauen. Ich höre in mich hinein und nehme ernst, was aus mir spricht. Ich respektiere meine Grenzen und Sehnsüchte. Ich stehe für mich ein." Dieses Vertrauen sprießt wie eine junge Pflanze. Auch das benötigt Zeit, Geduld und Nachsicht. Umso erfüllender ist es dann, wenn du deine eigene Kraft fühlst und dich von ihr tragen lassen kannst.

Ich empfehle immer gern das Buch "Das Kind in dir muss Heimat finden" von Stefanie Stahl, weil darin sehr gut beschrieben ist, wie frühe Erfahrungen uns prägen und unsere Sicht auf die Welt formen. Bestimmt kann auch dir das eine gute und unterstützende Lektüre sein - im Buch befinden sich auch Übungen und viele Denk - und Fühlanstöße.

Ich verlinke dir noch beispielhaft diese älteren Zuschriften, welche auf verschiedene Art und Weise zu deinem Anliegen passen:
* https://mein-kummerkasten.de/1626/Keine-Besserung-nach-2-Jahren-Therapie.html
* https://mein-kummerkasten.de/1830/Ritzen-Therapie-hilft-nicht.html
* https://mein-kummerkasten.de/331983/Ich-kann-schlecht-mit-meinem-Partner-offen-kommunizieren.html
* https://mein-kummerkasten.de/326064/Endlos-aengstlich.html
* https://mein-kummerkasten.de/332541/Meine-langjaehrigen-Probleme-mit-der-Kommunikation-mit-Menschen.html
* https://mein-kummerkasten.de/332461/Ich-werde-von-anderen-abgelehnt.html
* https://mein-kummerkasten.de/13240/seelischen-Schaden.html

Ich wünsche dir alles erdenklich Liebe - bitte höre nicht auf, an dich zu glauben.
Du schaffst das, da glaube ich wiederum fest daran!

Nuala