Problem von Laura - 17 Jahre

Ich glaube ich habe Depressionen

Hallo.
Ich werde versuchen mein Problem so gut es geht zu beschreiben.
Seit August 2019 habe ich eine Ausbildung als Zahnarzthelferin angefangen.
Mitterweile habe ich die Ausbildung gekündigt weil ich es nicht mehr ausgehalten habe.
Ich wurde dort zu sehr gemobbt.
Ich hatte schon vorher ein sehr schwaches Selbstbewusstsein und bin auch ein sehr schüchterner Mensch. Ich nehme sehr viel zu Herzen und versuche eigentlich es jeden Recht zu machen.
Als ich meine Ausbildung angefangen habe wurde ich dort oft beleidigt. Man sagte mir ich lerne nichts, ich mache alle dort wahnsinnig. Man hat über mich gelacht vor Patienten und gesagt man solle mich fotografieren um zu sehen wie lächerlich ich aussehe. Mir wurde unterstellt das ich Schuld daran hatte das ein Packet falsch angekommen ist. Später hat die Zahnärztin sogar zugegeben das sie möchte das ich kündige da ich angeblich mich nicht anstrenge und ich nichts kann. Wenn ich nicht gekündigt hätte, sagte man das sie alles dran setzen das es mir dort schlecht geht. Ich habe immer geweint. Mir war Nachts sehr schlecht und musste mich wegen Stress auch übergeben. Ich hatte immer Angst dorthin zu gehen. Ich wurde öfters krank geschrieben weil ich einfach Panik hatte. Ich bin froh dass das Kündigen geklappt hat aber irgendwie fühle ich mich seitdem immer noch sehr krank. Ich fühle mich leer, habe Angst eine neue Stelle anzunehmen. Ich fühle mich nutzlos. Ich will mit niemanden reden und werde sogar gegenüber meinen Eltern aggresiv wenn sie mich nicht in Ruhe lassen. Das geht schon seit 1 Jahr so. Ich bin keinen Tag mehr glücklich. Ich hasse mich und mein Leben. Ich wurde schon vor der Ausbildung gemobbt. Und zwar im Internet wurde mir oft gedroht das man mir das Leben zur Hölle machen würde (ich Male sehr gerne und habe Werke gepostet aber anscheinend haben das fremde Menschen nicht so gefallen). Ich dachte es wären normale Hater aber auch diese Situation ging über Monate hinweg. Ich weiß nicht was ich tun soll..... Habe ich etwa Depressionen? Mit 17?

Anwort von Shannon

Liebe Fragestellerin,

erstmal möchte ich dir sagen, dass ich es sehr mutig finde, dass du dich hier gemeldet hast.

Nach dem, was du darüber geschrieben hast, wie du bei deiner Ausbildung behandelt wurdest, kann ich gut nachvollziehen, dass du dort gekündigt hast. Dass du mit Angst dorthin gegangen bist und in der Praxis vor Patienten bloßgestellt oder im Einzelkontakt von Kollegen beleidigt wurdest, ist definitiv nicht normal, und mit sowas sollte sich niemand freiwillig belasten.

Du schreibst, dass dir an dir selbst vor allem die Gefühle von Leere, Stress, Aggressivität und Panik auffallen. Ob du eine Depression hast, kann ich dir nicht beantworten, das muss ein Arzt beziehungsweise ein Psychotherapeut diagnostizieren.
Du beschreibst auch, dass du mit niemandem reden möchtest und sauer wirst, wenn dich jemand nicht in Ruhe lässt.
Vielleicht fühlt es sich für dich erleichternd an, deine Gedanken aufzuschreiben. Zum Beispiel in ein Tagebuch. Es muss kein zusammenhängender Text sein, sondern einfach das, was dir durch den Kopf geht, wenn du dich nicht gut fühlst. Diese Gedanken sind nicht dafür bestimmt, dass jemand anderes sie liest, also kannst du vollkommen ungeordnet und ohne Angst, dass sich jemand angegriffen fühlt, aufschreiben, was dich beschäftigt. Nachher kannst du versuchen, Struktur in deine Gedanken zu bringen, und sie so zu ordnen.

Außerdem hast du geschrieben, dass du sehr gerne malst. Du kannst auch versuchen, deine Gedanken durch das Malen zu verarbeiten. Ich kann verstehen, wenn du gerne Rückmeldung zu deinen Werken bekommen möchtest und sie deshalb postest. Genauso kann ich verstehen, wenn dich belastet, dass du negative und drohende Rückmeldungen bekommen hast. Ich weiß, es ist viel leichter gesagt als getan, aber in meinen Augen, ist es am wichtigsten, was du von deinen Bildern hälst. Wenn sie dir gefallen, oder dir dabei helfen, Dinge zu verarbeiten, ist es egal, was andere darüber denken. Vielleicht kannst du deine Werke nur für dich in einer Mappe sammeln oder nach einer Möglichkeit suchen, sie zu veröffentlichen, ohne dass man Rückschlüsse darauf ziehen kann, dass sie von dir stammen. Oder eine Plattform wählen, auf der es anderen nicht möglich ist, Posts zu kommentieren.

In jedem Fall schient deine Gesamtsituation, dich sehr zu belasten. Mit Sicherheit hast du schon mal gehört, dass jemand gesagt hat, wie sehr es hilft, darüber zu sprechen, was einen bedrückt, weil allein darüber zu reden schon sehr befreiend ist. Und obwohl du geschrieben hast, dass du mit niemandem reden willst, möchte ich dir wirklich ans Herz legen, es zu versuchen. Es müssen nicht deine Eltern sein. Vielleicht kannst du es dir aber ja bei einem anderen Familienmitglied vorstellen. Großeltern, Tante, Onkel, Cousin, Cousine oder Geschwister? Oder bei einer Freundin oder einem Freund?
Wenn dich das Sprechen selbst daran hindert, weil du beispielsweise Angst hast, nicht die richtigen Worte zu finden, kannst du auch einen Brief verfassen, und dir somit die Zeit zum Formulieren nehmen, die du brauchst.
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, mit einem Therapeuten zu sprechen. Um Klarheit darüber zu bekommen, ob es sich bei dir um eine Depression handelt, ist der Therapeut auch der richtige Ansprechpartner. Hierfür kannst auch erst zu deinem Hausarzt oder Kinderarzt gehen. Der kann dir noch weiteres erklären, und dir auch wenn erwünscht eine Überweisung zum Therapeuten ausstellen. Sowohl Therapeuten als auch dein Hausarzt können dir zusätzlich sagen, inwieweit deine Eltern davon überhaupt mitbekommen müssen.
Mir ist wichtig, dass du weißt, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, sich in Therapie zu begeben. Im Gegenteil - du zeigst damit, dass du ein Problem erkannt hast, und dich aktiv dafür einsetzt, es zu lösen.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen!

Liebe Grüße

Shannon