Problem von Stefan - 27 Jahre

Tod, Trauer & Vorwürfe

Liebes Kummerkasten Team,

Zuerst möchte ich sagen dass ich dass toll von euch finde, dass ihr dass hier macht und dann auch noch unentgeltlich. Große Klasse und danke dafür!

Am Samstag musste ich leider die schwierigste Entscheidung meines Lebens treffen... Ich musste meinen geliebten Kater der mich 18 Jahre lang begleitet hat über die Regenbogenbrücke schicken. Er hat nicht mehr gefressen und stark abgenommen, nachdem die Blutwerte und auch alles andere soweit unauffällig waren wo er sonst oft Probleme hatte wurde am Donnerstag bereits dann ein schon recht großer Bösartiger Tumor entdeckt... Noch im Dezember wurde er auf Tumore durchgecheckt und da war davon noch nichts zu sehen. Er hat vom Tierarzt etwas appetitanregendes gespritzt bekommen und der TA meinte es wird nicht mehr lange gehen, aber solange er frisst und es behält gehts noch... er wollte aber auch daraufhin nicht mehr fressen und so trat ich am Samstag schweren, sehr schweren Herzens mit ihm seine letzte Reise an, bevor er die Spritze bekam habe ich nochmal gefragt ob man ihm absolut nicht mehr helfen kann... als er dies verneinte habe ich in Absprache mit dem TA beschlossen ihn gehen zu lassen, aber ich wusste daheim schon als ich losgefahren bin dass ich ihn nicht mehr lebend heim bringen werde...

Seit dem mache ich mir Vorwürfe da irgendwie alles anders lief als ich es immer wollte... ursprünglich hatte ich mir immer vorgenommen wenn ich diesen Weg mit ihm gehen muss, dann hole ich den TA nach Hause um ihm den Stress beim Autofahren nicht anzutun und er in seiner gewohnten Umgebung gehen kann, natürlich habe ich ihn zum TA geschleppt, ursprünglich hatte ich den Termin gemacht um ihn nochmal genauer untersuchen zu lassen und auch nochmal fragen wie es mit einer OP aussieht, aber nachdem er plötzlich garnicht mehr fressen wollte und nach einer kurzen Untersuchung stand fest man kann ihm nicht mehr helfen, er hat geschrien beim Autofahren als ob er wusste dass ihm etwas passieren wird :(

Dann denke ich mir die ganze Zeit, er hat mir sein Vertrauen geschenkt... und ich hab ihm dass leben nehmen lassen... wie er schrie als er die erste Spritze bekam... er hatte Angst und wollte weiter leben :( aber er hat einfach nichts mehr gefressen... hätte ich länger gewartet hätte er hungern müssen oder wäre verhungert? Ich wollte nur dass er nicht -länger- leiden muss und möglicherweise schmerzen hat, er hat in seinem Leben soviel mitgemacht und eine Operation in seinem Alter war hald auch riskant, wenn ich es versucht hätte und er danach noch ärmer geworden wäre?! Wenn der Tumor gestreut oder in kürzester Zeit wieder nachgekommen wäre? Dieser muss ja auch innerhalb der letzten 3,5 Monate gewachsen sein...Wenn er aus der Narkose nicht mehr aufgewacht wäre?! Oder anderes?!

Als er dann die Spritzen bekam war ich zwar die ganze Zeit bei ihm, aber auch darüber mache ich mir große Vorwürfe... er lag beim TA auf dem Tisch und ich habe ihn die ganze Zeit gestreichelt, auch nachdem sein kleines großes Herz aufgehört hat zu schlagen habe ich ihn noch eine Weile weiter gestreichelt und mir nebenbei die Augen ausgeheult, warum habe ich ihn auf dem Tisch gelassen und nur gestreichelt und meinen besten Freund, meinen treuen Begleiter auf seiner letzten Reise nicht in den Arm genommen um „mehr“ bei ihm gewesen als ihn nur zu streicheln... er war immer für mich da und ich nehm ihn in seinen letzten Minuten nichtmal in den Arm... ich war mit dieser ganzen Sache einfach irgendwie völlig überfordert, mich hat dass total überrumpelt und irgendwie konnte ich nicht klar denken und jetzt habe ich das Gefühl und mache mir Riesen Vorwürfe dass ich als er ging eigentlich alles falsch gemacht habe...

Er durfte dann anschließend noch 2 Nächte bei mir im Schlafzimmer „schlafen“ wo er immer geschlafen hatte bevor wir ihn dann am Montag im Garten beerdigt haben :( Ich habe ihm noch ein paar Bilder von uns beiden und einen kurzen Abschiedsbrief in seinen „Sarg“ getan, eingeschweißt damit es ja ewig hält :(

Er war mein treuester Begleiter, mein bester Freund und einfach ein Familienmitglied, 18 Jahre lang, dass sind 2/3 meines bisherigen Lebens war er bei mir und hat mir Tag für Tag eine Riesen Freude gemacht und mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, hat mit mir gegessen, geschlafen, wusste wann ich abends von der Arbeit komme und saß schon draußen und hat auf mich gewartet, soviel schöne Erinnerungen an die schöne Zeit mit ihm, er hat mir alles geschenkt was er hatte, seine Liebe und Treue und ich tu ihm sowas an und nehm ihn dann noch nichtmal in den Arm und jetzt ist er für immer weg, ich vermisse ihn so, hätte ihn sooo gerne zurück :(

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo lieber Stefan,

für den Verlust deines geliebten treuen Freundes möchte ich dir von ganzem Herzen mein Beileid aussprechen. So einen Schritt zu gehen und ihn einschläfern zu lassen, war mit Sicherheit sehr schwer für dich. Aber bitte lass dir gesagt sein das du das richtige getan hast. 18.Jahre lang hast du ihm deine Zeit, Liebe und Freundschaft geschenkt und er hat es gleich getan und es dir erwidert. Tierfreundschaften sind mit das ehrlichste und wundervollste was man erleben kann. Leider konnte man nichts mehr für ihn tun auch wenn du noch so gehofft hast. Aber die Zeit für deinen Weggefährten war gekommen. Aber lass dir gesagt sein, das es einem Tier egal ist wo es liegt und seinen letzten Weg antritt. Denn die Hauptsache war, daß du bei ihm warst. Er hat gespürt das du ihn gestreichelt hast und für ihn da warst damit er friedlich gehen kann. Das und nur das zählt. Mach dir keine Gedanken darüber das du ihn nicht in den Arm genommen hast, du standest unter Schock. Auch wenn man schon damit gerechnet hat das es mit ihm zu Ende geht, ist es etwas ganz anderes wenn der Tierarzt es bestätigt. Weißt du was einen wirklichen Tierfreund ausmacht? Nicht nur die Liebe zueinander jeden Tag, das Füttern, spielen, streicheln, sondern auch das loslassen wenn er durch Krankheit, Schmerzen oder des Alters wegen gehen gelassen werden muss. Du hast zum Wohle deines geliebten Katers entschieden das er ohne Qualen in deiner Nähe friedlich einschlafen darf. Das letzte was er gehört und mit seinem Näschen erschnuppert und gespürt hat, warst du! Sein Freund und nur das zählt.
Es wird noch lange weh tun und auch das gehört leider mit dazu. Aber bitte vergiss niemals was du alles mit ihm erlebt und überstanden hast. Erinnere dich daran wieviel Spaß ihr hattet und wieviel Liebe ihr euch geschenkt habt. Für dich war er ein Freund und ein treuer Weggefährte und für ihn warst du sein Leben und auch sein ein und alles, der im richtigen Moment etwas schweres aber richtiges entschieden hat. Ihn gehen zu lassen damit er keine Schmerzen hat. Das ist wahre Freundschaft und ich wünsche mir für dich das du mit der Zeit es verstehen und akzeptieren kannst. Annehmen das alles richtig war.

Und vielleicht nicht jetzt, dieses oder nächstes Jahr, sondern wenn du mal bereit dazu bist, lässt du einen neuen treuen Freund in dein Leben. Du hast soviel Tierliebe zu geben. Es soll kein Ersatz für deinen Kater sein aber manchmal hilft es etwas wenn man für neues offen ist. Dein treuer Freund lebt in deinen Gedanken, Erzählungen und in deinem Herzen weiter. Verarbeite alles ganz in Ruhe, du hast alle Zeit der Welt und schau dann was die Zukunft dir noch so bringt. Dein Herz, wird dir den richtigen Weg zeigen. Bitte melde dich wann immer du möchtest.

Alles Liebe von einer Tierfreundin
Stephanie