Problem von Peter - 25 Jahre

Ich habe keine Kraft mehr.

Hallo,

Ich bin Student und stehe im 11 Semester und arbeite an meiner Abschlussarbeit.

Ich war immer ein guter Schüler und habe immer gute Noten gehabt. Ich habe neben dem Abitur eine Ausbildung durchgezogen. Habe sogar den 2 besten Gesellenbrief des Landes gemacht. Jetzt studiere ich Wirtschaft und bin bald fertig. Ich spreche 5 Sprachen. 4 fliesend. Deutsch English, Französisch, italienisch und passables chinesisch.

Ich war an der sorbonne und an der tsinghua im Austausch. 2 elite Unis und auch meine Uni in Deutschland ist führend.

Ich habe Praktika in China, den Philippinen und Deutschland absolviert. Meine Noten sind auch ok.

Ich habe nur 1 klausur jetzt im September in der ich im letzten Versuch bin und ich habe Angst das mir einfach die Kraft fehlt, dafür zu lernen. Ich habe Angst, das ich es verknacken könnte und have unerschrocken Panik. Wenn ich das nicht schaffe, dann bye bye. Kein Abschluss.

Ich habe in der Schule von 8-16 den Unterricht besucht. Dann von 16-20 Uhr gearbeitet, um zum Abitur die 4000 Stunden zusammen zu bekommen und dann die Gesellenprüfung zu machen.

In der Uni habe ich nebenher gearbeitet und alles war gut. Bis ich in so eine Phase gekommen bin, wo ich einfach nur noch Party gemacht habe. Ich war ausgebrannt. Von der 8-12 klasse hatte ich keine Freizeit. 1 Woche nach dem Gesellenstück habe ich angefangen zu studieren.

Ich war einfach nicht zu stoppen. Ich war Single, konnte mich ausleben und hab einfach auf die Uni..... ich sage es mal gesch.....

Jetzt bekomme ich die Quittung. 3 Versuch in einem verdammt schweren Fach.
Ich konnte alles immer so gut lösen in meinem Leben das ich dachte die Klausur die schaffst du und habe mich wenig vorbereitet.

Jetzt stehe ich da. Alles fertig, bis auf diese Klausur.

Das Unternehmen bei dem ich nach dem Bachelor anfangen wollte ist in Singapur und hat mir jetzt auch erstmal abgesagt wegen Corona.

Ich habe also auch keinen Job nach der Uni und muss mich bewerben.

Es ist auch ein Rückschlag.

Ich ärgere mich total ....

Und hab irgendwie Angst entwickelt zu versagen. Mein Studium habe ich schon 5 Semester überzogen.

Ich bin eigentlich auch nicht der Typ der auf so einer Seite etwas postet aber... ich weiß auch nicht warum ich das mache.

Nuala Anwort von Nuala

Lieber Peter,

entschuldige bitte die verspätete Antwort.
Und keine Sorge - es ist total okay, mal den ganzen Frust von der Seele zu schreiben und sich gleichzeitig ein wenig doof dabei vorzukommen.

Nun, vermutlich hat sich seit deiner Beschreibung einiges verändert. Die Klausur hast du wohl schon geschrieben. Falls nicht, drücke ich dir die Daumen und übermittle dir mental eine extradicke Portion Kraft dafür! :)

Mir scheint, du pendelst zwischen den Extremen, anstatt für dich ein "wohltemperiertes" Mittelmaß zu finden. Du musst weder "ackern wie blöde" noch "dauerfaulenzen". Du solltest dir stattdessen sinnvolle und vor allem realistische Ziele stecken, welche dich anspornen und am Ball bleiben lassen. Außerdem solltest du stets genug Pausen einplanen, sowohl pro Tag als auch über einen längeren Zeitraum gesehen (also ruhig auch mal bewusst Urlaub machen und dabei möglichst wenig mit Medien zutun haben bzw. mit den klassischen alltäglichen "Druckmachern").

Viele junge Menschen plagen genau die Zweifel und die Ängste, welche du beschreibst. Du bist nicht allein! Corona stellt uns vor ungeahnte Herausforderungen. Sieh es als positive Sache, dass du dich nun im Guten beweisen kannst - indem du deine Stärken ausbaust, an dich glaubst und dich nicht unnötig mit Anderen vergleichst. Es ist unerheblich, wie lange du studierst, solange du dir selbst treu bist und für dich etwas definierst, was dir Halt und Zuversicht spendet. Nur dann, wenn du in dir ruhen und an dich glauben kannst, kannst du dein gesamtes Potenzial freisetzen. Druck und Angst sind da absolut schädlich.

Davon abgesehen bestimmt sich dein menschlicher Wert nicht durch Leistungen, auch wenn das im Kapitalismus permanent suggeriert wird. Daher: Lieber mal abschalten in jeder Hinsicht, auf die innere Stimme lauschen und ganz bei dir selbst ankommen.

Bedenke: Es gibt IMMER auch andere Mittel und Wege - also versuche, offen und auf dich bezogen flexibel zu bleiben. Das meint, dass du durchaus neue Gedanken ausbauen und verschiedene Strategien ausprobieren kannst.

Desweiteren hast du deine Gaben, die dir nutzen werden. Manchmal muss man aber verschlungenen Pfaden folgen. Oftmals bietet das überraschende Lernmöglichkeiten und spannende Erfahrungen. Ich bin bei "aalglatten" Lebensläufen auch sehr skeptisch, muss ich sagen. Es leben die Ecken und Kanten! :D

Ich sende dir liebe Grüße!
Nuala