Problem von Luca - 18 Jahre

Abschluss gefälscht - was nun?

Hallo zusammen. Ich habe folgendes Problem:
Nach einer schweren Krankheit meiner Mutter habe ich, um zu helfen, oft in der Schule gefehlt. Es gab nicht wirklich eine andere Option. Und obwohl ich alle Prüfungen mit links bestanden hätte und die Schule für mich auch ohne lernen immer echt ein Klacks war, wurde ich nicht zu den Prüfungen zugelassen, wegen zu vieler Fehltage. Also habe ich jetzt keinen Schulabschluss. Ihn nachzuholen, würde mich 3 Jahre kosten, in denen ich kein Geld verdiene (ich lebe in einer 600€-Wohnung, die noch 2 Jahre Kündigungsschutz hat, das muss ich ja auch bezahlen). Und jetzt habe ich mir mithilfe eines guten Freundes, seinem Abiturzeugnis und professioneller Bearbeitungssoftware ein Zeugnis erstellt.
Der Betrieb prüft es nicht weiter, ich bin intellektuell auf dem richtigen Stand (ich kann nicht in Fettnäpfchen treten. Meine große Sorge ist, ob die Berufsschule das Zeugnis überprüft (Schulakte anfordern etc.), auch, wenn sie dafür keinen konkreten Grund haben (schlechte Leistungen, Fehlverhalten usw.) Nach dem Tod meiner Mutter kümmere ich mich um meinen kleinen Bruder, der nirgends anders hin kann und ich kann es mir weder leisten, keine Ausbildung zu machen, noch den Abschluss 3 Iahre lang nachzuholen, um dann weitere 3 Jahre Ausbildung zu machen.
Mir ist durchaus bewusst, dass das nicht rechtens ist. Aber mir bleibt keine andere Wahl und moralisch ist es meiner Meinung nach vertretbar. Aber es macht mich fertig, daran denken zu müssen, dass es auffliegt, wenn ich bei der Berufsschule angemeldet werde. Kann mir hier jemand eine Antwort darauf geben? Lieben Dank.

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Nachtrag:

Schau mal, du hast hier ein Feedback zu deiner Zuschrift erhalten!
https://mein-kummerkasten.de/332806/Feedback-zu-Abschluss-gefaelscht-was-nun.html

Liebe Grüße


Hallo Luca,

Es gibt das eine:

Da hast du deiner Mutter bei schwerer Krankheit viel geholfen und dadurch die Schule vernachlässigt. Jetzt nachdem Sie verstorben ist - mein herzliches Beileid an dieser Stelle - kümmerst du dich um deinen kleinen Bruder, der und das verspreche: Ganz sicher woanders hin könnte, auch wenn dies eben nicht die Optionen sind, die du für Ihn möchtest. Aber das Jugendamt wird doch sicher mal nachgefragt haben, als du selbst so jung als Schüler, deinen kleinen Bruder aufgenommen hast? Nicht? Schade. Denn dann hätte es auch ganz sicher mehr Hilfsoptionen für euch beide gegeben, für die es jetzt auch nicht zu spät ist. Ich meine nicht, das dir dein Bruder weggenommen werden muss, aber dein Bruder kann schon durchaus betreut werden, solange du deinem Schulabschluss nachkommst und du kannst dich dann eher darauf konzentrieren mit der Unterstützung anderer. Du musst das nicht alles alleine meistern. Für sowas ist das Jugendamt auch zuständig und du bist eben noch sehr jung.

Du findest Moralisch vertretbar, was du getan hast. Nun, ich finde das nicht so, aber das ist deine Sache.

Damit hast du dir keinen Gefallen getan. Allen anderen, die auf ehrlichen Wege ihre Abschlüsse erreicht haben, auch wenn du nicht der einzige bist, der dies unter erschwerten Bedingungen getan hat. Und Deinem Bruder auch nicht. Und übrigens dem Freund, der dir dabei geholfen hat ganz sicher auch nicht.


Vertretbar ist, das die Situation schwer für dich war und ganz ehrlich finde Ich es auch in Ordnung, das für dich die Schule hinten stand. Aber da gibt es durchaus andere Wege, die du hättest gehen müssen. Du hättest dich beim Arzt krankschreiben lassen können, aufgrund der psychischen Belastung, du hättest vorher mit deiner Schule in Kontakt treten können und die hätten dich dann beurlauben können, damit du dann einfach nur das eine Schuljahr wiederholt hättest, du hättest Unterstützung von außen bekommen können, damit du es schaffst, in der Schule zu erscheinen und dann auch die Situation Zuhause mit deiner Mutter geregelt werden kann und es da Hilfen gibt. Du hättest es also durchaus anders tun können - Du bist nur diese Wege nicht gegangen und hast es dir damit jetzt selbst alles erschwert.

Du kannst da nun weiterhin dich verstecken hinter den Aussagen, das es ja alles nicht anders ging und dann weiterhin hoffen, das man dich nicht erwischt. Leb mit dieser Angst, wenn es für dich doch vertretbar ist - dann vertrete es auch und lebe damit, das es immer für den Rest deines Lebens rauskommen kann und dich umso länger du wartest eine stärkere Strafe erwarten könnte. Wenn du so unehrlich und falsch gehen möchtest, kann ich dich auch nicht stoppen. Im Führungszeugnis mit so einem Betrug werden dir auf lange Zeit viele Chancen zu Recht genommen.

Du könntest aber auch jetzt anfangen ein junger Erwachsener zu werden und dazu zu stehen, was passiert ist. Du bist nun 18 Jahre alt und diese Reife sollte man schon erwarten. Was würdest du denn deinem Bruder raten, wenn er selbiges wie du getan hätte? Ich hoffe nicht, das er betrügen soll. Such dir Hilfe - weil die gibt es und die brauchst du auch.

Deine Gründe offen zu legen und zu hoffen, das man dich dann noch halbwegs verständnisvoll betrachten wird. Aber das geht nicht auf die Art, wie du das jetzt versuchst zu rechtfertigen. Es ist nämlich nicht wichtig, das es ja eh für dich ein Klacks gewesen wäre und du den Abschluss ja geschafft hättest, weil du das an sich ja konntest. Es geht darum, das du diesen Abschluss einfach nicht erreicht hast. Punkt. Das Leben ist nicht so egoistisch, wie du es dir versuchst zu machen. Auch wenn dir da große Schwierigkeiten begegnet sind, wäre es anders machbar gewesen und dich selbst jetzt hinter einer Fälschung zu verstecken, löst das Problem nicht, was du hast. Wenn du nun bei dieser Berufsschule Glück hast, dann wird es irgendwann anders immer noch rauskommen können. Lüg dir nicht weiter etwas zurecht. Ich würde da zur Ehrlichkeit raten, weil es der Schritt ist, wo du zeigen könntest, das du wirklich erwachsen bist und den Abschluss irgendwann auch auf ehrlichem Wege verdienen könntest. Wie gesagt die - ich nenne das jetzt mal so provokant "Ausreden" - zählen dann auch nicht.

Man kann dir helfen die Wohnung zu finanzieren, bzw. aus dem Vertrag zu kommen. Man kann dir auch helfen, die Betreuung für deinen Bruder sicher zu stellen. Das du da dann 3 Jahre zum Nachholen benötigen wirst - ist dann so und ist einfach die Last, die du dir dann durch eigenes Verschulden aufgetragen hast. Eigenes Verschulden nicht, für die Situation mit deiner Mutter - sondern für die Situation, das du nicht einmal auf deine Schule oder Helfende Parts wie Jugendamt, Beratungsstellen, etc. zugegangen bist, um dein Problem zu lösen und nicht aufzuschieben und jetzt zu verschlimmern.

Du hast dir vielleicht eine andere Antwort erhofft, aber ich werde dir weder die Last nehmen und sagen, das du das schon okay und richtig so machst, noch werde ich auch nur im Ansatz gut heißen, was du da versuchst. Und ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob du nicht tatsächlich nun in noch größerer Panik sein solltest, das es Konsequenzen für dich hat oder haben wird, wenn du tatsächlich auf diese Art betrügst und versuchst, andere hinters Licht zu führen - weil du es nicht ehrlich lösen wolltest.


Ich wünsche dir wirklich, das du voran kommst und Ehrlichkeit zeigst bzw. lernen kannst an dieser jetzigen Situation. Du kannst dich im Zweifel ja nochmal melden, wenn du deine Entscheidung getroffen hast.

Julia