Problem von SophieClaire - 58 Jahre

Unsere Beziehung ist vertane Zeit ?

Hallo !

Ich bin seit über 20 Jahren mit meinem Mann verheiratet.
jetzt hat er keine Geduld mehr. Und bezeichnet unsere Ehe als vertane Zeit.

Er ist sehr dominant und meint alles besser zu wissen.
An mir gab es für ihn immer was zu kritisieren. Ob es mein Äusseres war oder mein Charakter.
Widerspruch hasst er. Genau wie Frauen, die im Beruf ihre Frau stehen. Oder mollige Damen.
Er ist 10 Jahre älter als ich . Und vergleicht mich dauernd mit 30 Jährigen Frauen.
Abwertung und Projektion ist alltäglich.
Meine Mutter war auch so. Vielleicht bin ich deshalb noch da. Meine Kinder sagen, daß ich gehen soll. Und haben ihrem Vater das auch gesagt. Er hat nie Schuld. Das sind immer die Anderen.
Meine Argumente hört er sich zwar an. Meint aber, dass ich hätte was ändern sollen an
mir. Haare kurz schneiden, Minirock anziehen. Und nicht widersprechen oder ihn kritisieren.
Unsere Freunde wundern sich, dass ich immer noch da bin.

Was kann ich tun ?

Freundliche Grüße
Sophie

Sarah B. Anwort von Sarah B.

Hallo liebe Sophie,
vielen Dank, dass du dich uns anvertraust und auch für deine Offenheit.

Ich gebe deinem Mann Recht...du musst ganz dringend etwas ändern.
Im Gegensatz zu ihm meine ich das jedoch nicht in Bezug auf deine Frisur oder deinen Kleidungsstill, sondern in Bezug auf dein Leben.
Es tut mir leid zu lesen, dass eure Ehe in den letzten Jahren diese Dynamik entwickelt hat.
Ich kann dir wirklich nur ans Herz legen den Schritt zu gehen und dich zu trennen, nicht nur von deinem Mann, sondern auch von einem Leben, das du nicht verdient hast.
Ich weiß, dass das leicht daher gesagt ist....es gehört sehr viel dazu eine Ehe zu beenden und ist mit enormem Aufwand, Nerven und auch Kosten verbunden.
ABER:
Das darf nicht (ge-)wichtiger sein als das was auf der anderen Seite steht: Ein Leben ohne unverschämte Kritik, ohne Schuldzuweisungen, ohne Dominanz, ohne Unglück etc.

Umstände wie: Nicht widersprechen dürfen....das ist keine Beziehung auf Augenhöhe, jemand der dich liebt, der dich wertschätzt und respektiert verbietet dir nicht den Mund.
Dass du solche Verhaltensweisen von deiner Mutter kennst, trägt vermutlich einen gewissen Teil dazu bei, dass du noch nicht gegangen bist.
Das Umfeld und die dazugehörigen Aspekte in und mit denen wir aufwachsen ist das, was wir als normal und gewohnt empfinden. Deswegen neigen wir auch dazu uns nach ähnlichen Strukturen umzusehen, wenn wir das elterliche Nest verlassen und in ein eigenständiges Leben starten.
Dass die jeweilige Struktur nicht unbedingt die beste für uns ist, erkennen wir leider nicht immer auf Anhieb, einfach weil wir es nicht anders kennen.
Ganz wichtig:
Dass (lange) nicht zu erkennen, ist keine Schande!!!
Noch wichtiger:
Wenn wir es erkennen, egal wie lange es dauert, daraus auszubrechen.

Tu dir bitte selbst den Gefallen und wage den Start in ein neues Leben. Du musst diesen Weg nicht alleine gehen, deine Kinder stehen hinter dir und deine Freunde sind mit Sicherheit auch gerne für dich da.
Unabhängig davon wird dieser Weg natürlich nicht unbeschwert sein, aber man muss sich immer auf Augen halten, dass der leichte Weg in der Regel nicht der richtige ist.
Behalte dir das große Ganze vor Augen, am Ende des Tages wird es sich gelohnt haben diesen Schritt gegangen zu sein.

Liebe Sophie, ich hoffe sehr, dass dich einen kleinen Stupser geben konnte und wünsche dir von Herzen alles Liebe und Gute für die kommenden Schritte.
Melde dich bitte jederzeit, wenn du noch Fragen hast oder berichten möchtest, wie es weiter gegangen ist. Ich bin gerne für dich da.
Bleib gesund und liebe Grüße,
Sarah