Problem von Tabea - 14 Jahre

Ich weiss nicht wirklich weiter..

Hey :)

Ich erzähl hier mal einfach alles, was die letzten Monate passiert ist.

Anfang November letzten Jahres habe ich mich das erste mal selbst verletzt. Ich hatte das damals einer Freundin erzählt, in der Hoffnung sie würde mir helfen. Diese Freundin ist schon volljährig gewesen zu dem Zeitpunkt, deshalb hat sie mir gesagt, sie würde mir ein Gespräch mit jemandem besorgen. Bevor das jedoch passiert ist, hat sie das schon meinen Eltern erzählt gehabt. Gab natürlich riesen Stress zuhause, die waren auch enttäuscht dass ich es nicht selbst gesagt hatte, aber zu Weihnachten hat sich dann alles wieder gelegt. Eine Woche später hat diese besagte Freundin den Kontakt zu mir abgebrochen. Ich hab wirklich sehr darunter gelitten bzw tue das immernoch, da ich ihr wirklich vertraut habe und ich sie im Moment gezwungenermaßen noch viel sehen muss. Meine Eltern haben mich zum Schulsozialarbeiter gebracht, mit dem ich bis Anfang März Gespräche geführt habe. Er hat meinen Eltern geraten, mich zu einem Arzt zu bringen. Der hat mir die Visitenkarte einer Therapeutin gegeben, welche mir jedoch dann einen Termin in einer Tagesklinik geholt hat, Dieser wurde jedoch verschoben wegen Corona. Als ich den Termin hätte nachholen sollen, hab ich so getan als wäre alles gut und ich brauch das nicht mehr. Hab dann tatsächlich für ein paar Wochen aufgehört, aber hab im Juni wieder angefangen. Der Schulsozialarbeiter hatte in der Zwischenzeit gekündigt, weshalb ich mich meiner Lehrerin anvertraut hab. Sie ist bis jetzt immernoch die, der ich zwischendurch Sachen erzähle die ich niemand anderem erzählen mag. Ihr hab ich jedoch auch erzählt, wie sehr ich mir Sorgen um den Schwimmunterricht mache der nach den Herbstferien ansteht, wo sie mir nicht wirklich weiterhelfen konnte. Corona ging weiter und Anfang August fing die Schule wieder an. Meine Lehrerin hat mit dem ehemaligen Schulsozialarbeiter abgemacht, dass er und ich zu einer Beratungsstelle gehen, wo ich dann alle zwei Wochen hingehen kann. Ich fühle mich da wirklich wohl, nur merke einfach keine Fortschritte. Ich hab mich schon sovielen Menschen anvertraut, aber ich erzähle immerwieder das selbe und nichts ändert sich. Ich laufe ständig im Kreis, laufe immer wieder an Menschen vorbei denen ich alles erzähle, aber der Ausweg bleibt geschlossen. Meine Lehrerin hat mich irgendwann zur neuen Schulsozialarbeiterin gebracht, bei der ich mich wirklich, wirklich wohl fühle. Ich war bis jetzt noch nicht oft da, ich denke vier mal, aber ich fühle mich so unfassbar wohl da. Sie ist soo sympathisch und ich fühle mich bei ihr zumindest so, als würde sie mir wirklich zuhören. Das tue ich bei meiner Lehrerin auch, aber bei ihr ist das mehr so ein freundschaftliches Gespräch (was ja auch gut so ist, da fühlt man sich ja sowieso wohl) aber ich mag das mehr wenn das so „therapeutisch“ ist, wisst ihr was ich mein? Vor vier Wochen jedoch ging es mir so schlecht, dass ich Schmerztabletten genommen habe. 17/18 Stück, wobei ich starke Panik bekommen habe, als ich realisierte was gerade passiert. Jeder hat geschlafen. Ich bin mit Hausschuhen und in jogginghose und kaputzenpullover rausgegangen und lag mitten auf der Straße. Ich lag nachts auf dieser langen geraden Straße mitten im nirgendwo. Irgendwann jedoch hatte ich ein Licht gesehen, bzw Autoscheinwerfer, und bin aufgestanden. Ich hab mich an den Rand gesetzt und hab versucht irgendjemanden zu erreichen. Ich hab die Telefonseelsorge versucht zu erreichen, meine Lehrerin, Freunde,..
Ich bin irgendwann auf eine Wiese gegangen und hab versucht mich zu beruhigen. Ich bin dort eingeschlafen, aber mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und hab mich fast übergeben. Ich hab gewürgt, aber es kam nichts. Ich bin nachhause gerannt und hab mich ins Bett gelegt. Wie auf Kommando bin ich wieder eingeschlafen (oder in Ohnmacht gefallen, ganz ehrlich ich hab keine Ahnung mehr was genau alles passiert ist) und bin dann am nächsten morgen aufgewacht und hab erstmal alles verarbeiten müssen. Ich hab zusehr gezittert und mir war so schlecht, dass ich mich nicht einmal fertig machen konnte. Ich ging ungeduscht in den Klamotten vom Vorabend in die Schule und hab meine beste Freundin in den Arm genommen und sofort angefangen zu weinen. Hab den Tag überstanden. Irgendwann kam mein bester Freund zu mir und meinte, dass seine Mutter (die auch eine Lehrerin von uns ist..) mich nachts auf der Straße gesehen habe. Somit wusste ich dann auch, wer in dem Auto saß dass ich da gesehen habe. Ich hab ne Woche später meiner Lehrerin der ich so viel anvertraue davon erzählt, aber seitdem hab ich nichtmehr drüber geredet. Ich schäme mich. Ich schäme mich dafür, dass ichs nicht geschafft habe. Meine beste Freundin meinte nur, dass ich mehr Tabletten hätte nehmen sollen wenn ich wirklich gewollt hätte das was passiert. Meine Eltern haben nichts davon bemerkt. Nichtmal dass ich so gezittert hab oder nachts draußen war. Die Frau von der Beratungsstelle und die neue Schulsozialarbeiterin wissen nichts davon, soweit bin ich im Vertrauen noch nicht. Meiner Lehrerin vertraue ich sehr, da sie mir seit Januar immer wieder gespräche angeboten hatte und ich es erst Ende Juli angenommen hab.
Meine Eltern haben vor zwei wochen rausgefunden dass ich wieder angefangen hab, aber meine Mutter hat nur geweint und mein Vater provoziert mich. Letzte Nacht kam er rein als ich gerade mein Licht ausgemacht habe und er so „Na haste schnell versteckt hmh? haste wieder rumgeritzt?“ obwohl ich nichts gemacht hab. Ich hab wirklich nur mein Licht ausgemacht um Schlafen zu gehen. Er macht mich so so wütend. Ich hasse meinen Vater. Ich werde nie vergessen, wie er meiner Mutter letztes Jahr gedroht hat uns was anzutun. Er hatte sie in die Küche eingesperrt und ich stand im Flur und hab geweint. Ich hab das, was er danach rumgeschrien hat aufgenommen und habe das Video sogar immernoch, obwohl ich ihm versprochen hatte das zu löschen damit niemand das mitbekommt.
Ich weiss nicht mehr weiter. Am liebsten könnte ich jeden Abend wieder die Tabletten nehmen. Ich will einfach nicht mehr hier sein. Mittlerweile wünschte ich mir, ich hätte nochmal den Mut nach einem Tagesklinikaufenthalt (oder sogar mehr..) zu fragen, aber ich kann das nicht. ich will meine mutter 1. nicht mit meinem scheiss (sorry für die schimpfwörter) vater alleine lassen. er tut ihr zwar nichts mehr an, aber wenn er im stress ist schreit er nur rum. und 2. will ich nicht dass sie wieder soviel weint weil sie sich sorgen macht..

die therapeutin meinte damals übrigens, dass es vielleicht besser wäre mich direkt in die Klinik zu schicken aber meine Eltern haben darauf bestanden nur die Tagesklinik auszuprobieren.


Ich hoffe, es gibt noch irgendeinen Rat für mich.. hilfe.

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Tabea,
bitte entschuldige das du so lange auf eine Antwort warten musstest. Wie geht es dir? Hat sich etwas verändert in deinem Leben? Bitte berichte mir einmal, ich würde mich wirklich sehr freuen. Ich denke deine damalige Freundin wusste sich nicht anders zu helfen, als es deinen Eltern zu sagen das es dir nicht gut geht. Nimm es ihr bitte nicht böse, ich hätte an ihrer Stelle wahrscheinlich auch so gehandelt. Aber weil man sich unter Freunden hilft und nicht weg sieht. Das dein Vater so drauf ist, finde ich nicht in Ordnung. Mit seinem Verhalten macht er es nicht besser. Bitte höre nicht auf seine Worte und rede mit deiner Mutter darüber das er dich in Ruhe lassen soll. Gerade als Eltern sollte man hinter seinem Kind stehen und füreinander da sein statt dieses ernste Thema ins lächerliche zu ziehen!
Denkst du aber nicht das es besser wäre eine Therapie zu machen wo du eingewiesen wirst? Du hattest es ja schon angesprochen. Das klingt im ersten Moment schlimmer als es ist. Dort geht man auf deine Bedürfnisse ein und redet mit dir darüber, was sehr wichtig ist um herauszufinden warum du dir das antust. Auch das du Tabletten genommen hast um dir selbst zu schaden, ist mit ein Grund warum ich dir diesen Schritt ans Herz legen würde. Und jetzt geht es mal nicht um deine Mutter, sie ist Erwachsen und kommt klar. Jetzt geht es um dich damit du dein Leben ordnen und meistern kannst ohne Verletzungen oder Gedanken das du sterben möchtest. Du bist mit Sicherheit ein tolles Mädchen das noch sein ganzes Leben vor sich hat. Schmeiß das bitte nicht weg. Kämpfe für dich und das es besser wird. Du hast schon einige Anläufe hinter dir, auch das du dich schon getraut hast mit anderen darüber zu sprechen und uns zu schreiben, dass zeigt ja das du Hilfe annehmen möchtest. Aber all das hat bis jetzt nur kurz oder gar nicht geholfen, weswegen du einen nächsten neuen Schritt wagen solltest bevor schlimmeres passiert. Keine Ausreden warum du dort nicht hin könntest, sondern dich darauf freuen es hinzubekommen mit deren Hilfe um ein besseres Leben zu führen. Ich weiß das dieser Schritt nicht einfach ist und Überwindung kostet, aber wenn du es wirklich willst, dann schaffst du das auch! Da bin ich mir sicher. Aber du musst diese Veränderung wollen und dich öffnen und dafür kämpfen. Ich denke schon das sich das Lohnen wird. Ich gebe dir mal einen Link mit, dort sind auch viele liebe Menschen die dir mit helfen können, aber auf längere Sicht ist eine Therapie in einer Klinik besser. Bitte denk nochmal darüber nach, besprich es mit deinem Hausarzt wo du untergebracht werden kannst. Hab keine Angst davor, es kann dir danach nur besser gehen. Denn so wie jetzt, kannst du nicht weiter machen. Ich wünsche dir auf deinem Weg von ganzem Herzen alles Liebe und bitte melde dich bei uns wenn du noch etwas auf dem Herzen hast.

https://www.rotetraenen.de/

Liebe Grüße
Stephanie