Problem von Karina - 22 Jahre 22.10.20

Leute kennenlernen ist nicht schwer, Freunde haben dagegen sehr...

Liebes Kummerkasten Team,

ich weiß nicht was genau ich mir hier erhoffe. Eine Antwort? Jemanden der mich versteht? Eine Möglichkeit Frust abzubauen? Wahrscheinlich alles davon.
Ich dachte immer, dass man mit 22 in der Lage sein sollte sich erwachsen zu verhalten und seine Probleme zu lösen, ohne sich aus Frust und Verzweiflung einem Internetportal zuwenden zu müssen. Da lag ich in meinem Fall leider falsch.

Mein Leben lang war ich für meine sogenannten "Freunde" immer nur der Notgroschen.
Das hässliche, unscheinbare Mädchen, die 2. Wahl. Immer. Ich wurde nie eingeladen, immer nur ausgeschlossen und zurückgestellt wie altes Spielzeug. Man hat mich ausgetauscht und ersetzt. Ich habe meinem Unmut nie Ausdruck verliehen. Warum? - weil ich einfach nicht alleine sein wollte.
Im Gymnasium wurden die Dinge besser - dachte ich zumindest.
Aber auch dort war ich einfach das hässliche untalentierte Entlein. Ich hab mich damals oft gefragt, ob meine "Freundinnen" mich nur dulden, damit sie sich besser fühlen wenn sie auf
den grauen Schatten neben sich blicken können. Auch das habe ich hingenommen, besser falsche Freunde als gar keine, oder? Ich war immer nur das Anhängsel, nie ein Individuum, ich hatte kein Selbstbewusstsein und fühlte mich ungewollt. Ein Stein unter Diamanten, jemand der im glorreichen Antlitz seiner "Freunde" doch nur versagen kann. Und nein, das habe ich mir nicht eigebildet, das habe ich zu spüren und ins Gesicht gesagt bekommen. Ich hab mich selbst nicht mal mehr wahrgenommen und mich gehen lassen. Trotz alldem, habe ich mich immer für diese Mädchen gefreut, bin zu Tanzauftritten, Theaterstücken oder Songwettbewerben gefahren, um sie zu unterstützen und hab mich über jeden Sieg gefreut als wärs mein eigener gewesen. Nur für mich hat sich niemand von diesen Leuten gefreut.
Nach dem Gymnasium war mein Sozialleben praktisch nicht existent. Alle gingen ihrer Wege und ich wusste nicht wohin mit mir. Die einzigen Konstanten im meinem Leben waren und sind meine Mama und meine Schwester, die Einzigen die sich immer für mich gefreut haben, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben, die mich nicht als 2. Wahl und das hässliche Etwas gesehen haben. Dank ihnen habe ich nach 4 Jahren Gym erkannt, dass meine "Freunde" diese Bezeichnung nie verdient hatten. Doch EINE Freundin konnte und wollte ich nicht gehen lassen, da sie die Einzige war die mir damals geblieben ist. Tief im Inneren wusste ich, dass sie mir nichts gönnt und mir nichts Gutes im Leben wünscht.
Ich weiß nicht warum, vielleicht hatte sie selbst ein Problem mit ihrem Selbstbewusstsein.
Sie ist ein hübsches Mädchen, hat mir aber immer zu spüren gegeben, dass dies bei mir nicht der Fall ist. Ich wurde geduldet, weil sie in mir keine Konkurrenz gesehen hat, niemand der ihr gefährlich werden konnte.
Wie tief diese Missgunst ging habe ich erst gespürt, als ich aufgehört habe in Selbstmitleid zu baden. Ich habe mich aufgerafft, begonnen Sport zu treiben, meine Ernährung umgestellt, meinen Kleidungsstil geändert und an meinem verkrüppelten Selbstbewusstsein gearbeitet. Ich hab sogar einen wundervollen Mann kennengelernt!
Mein Freund (23) ist neben meiner Familie, die Person die mir am meisten halt gibt.
Nach meiner radikalen Veränderung hat sich ihr wahres Gesicht gezeigt, so deutlich, dass nicht einmal ich, Idiot das übersehen konnte. Lange Rede kurzer Sinn, ich habe einen Schlussstrich gezogen, das nagt immer noch an mir. Parallel dazu habe ich jemanden kennengelernt von dem ich glaubte, endlich erfahren zu können wie es ist wenn man wahre Freunde hat. Wir sind nun seit 2 Jahren befreundet und sie ist ein toller Mensch, nur distanziert sie sich immer mehr, ich hab sie darauf angesprochen, angeblich ist alles gut.
Ist es aber nicht. Sie hat eine neue Freundin gefunden und mich ausgetauscht. Diese Freundin mag mich nicht, das ist der Grund, ich wurde ersetzt, sie meldet sich nicht mehr und auf diversen Internetplattformen sehe ich die Fotos von ihr und ihren Freunden, alle sind sie da, nur ich sitze an einem Freitagabend alleine in meiner Wohnung und kann das nur mit euch teilen. Tja, liebes Kummerkasten Team nach 2 Jahren Freundschaft, stehe ich mal wieder ohne Freunde da. Komplett. Ich hab so genug davon. Ich bin echt kein übler Mensch und sehr offen, Leute ansprechen fällt mir nicht schwer, ich knüpfe gerne Kontakte nur diese Leute in meinem Leben zu halten schaffe ich augenscheinlich einfach nicht. Jeder wendet sich ab. Traurigkeit beherrscht meine Gedanken, ich hab genug immer um Leute kämpfen zu müssen, die mich einfach ersetzten wenn jemand neues kommt, die nicht an Freundschaften arbeiten wollen, ich hab die Schnauze VOLL davon immer nur der verdammte Platzhalter zu sein.
Ich liebe meine Familie und meinen Freund, aber es ist nicht das gleiche. Ich würde so gern mit Freunden weggehen, ins Kino oder stundenlag bei Chips und Wien über das leben philosophieren. Ich hab angst zu verbittern.
Mit 22 habe ich am Freitagabend nichts besseres zu tun als mich im Internet über meine Einsamkeit auszulassen.

Egal, danke, dass es euch gibt, ich glaub ich wäre heute einfach nur verzweifelt ohne euch.
Ich hoffe ihr wisst wie viel Gutes ihr tut.
Ganz liebe Grüße an alle,
Karina