Problem von Anonym - 14 Jahre

ich kann mein Problem nicht beschreiben, mein größtes Problem bin ich selbst

Ich bin mir nicht sicher ob ich vielleicht Depressionen habe. Viele Anzeichen darauf stimmen aber ich möchte auf keinen Fall zum Arzt. Ich bin unzufrieden mit meinem Leben, hasse mich selbst von Kopf bis Fuß, es gibt nichts was ich an mir mag. Habe mein Vertrauen zu vielen Menschen verloren. Ich weine sehr oft, in der Regel jeden zweiten Tag. Meine Haut ist schlechter geworden, ich habe oft Kopfschmerzen und mir ist schlecht. Materielle Dinge machen mich manchmal glücklich aber nur für eine kurze Zeit. Genauso wie Selbstverletzung aber dafür brauche ich ganz Sicher keine Therapie, denn damit habe ich aufgehört und werde es nicht mehr tun. Ich kann nicht genau sagen was mein Problem ist, daher tut es mir leid wenn dieser Text sehr unverständlich ist und Ihr mir nicht helfen könnt, aber könnt Ihr mir vielleicht ungefähr sagen, ob das mit den Depressionen stimmen könnte? Das ist keine Phase! Mir geht es schon sehr lange so. Hat schon in der Grundschule angefangen und wurde ab der fünften Klasse immer schlimmer. Jetzt bin ich in der neunten Klasse und es ist nun nicht mehr harmlos.

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

vielen Dank, dass du den Mut hast und dich uns anvertraust.

Das klingt nach einer schweren Zeit, die du durchmachst. Es trifft mich sehr, dass du so sehr darunter leidest, das muss dich sehr belasten. Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen, dass du dich unverständlich ausdrückst. Ich finde es sehr mutig und stark von dir, dass du dich uns öffnest, dass du uns an deinem Leben, deinen Gedanken, Gefühlen, Sorgen und Problemen teilhaben lässt. Das ist toll von dir, Hut ab! Ich finde es super, dass du über all das nachdenkst und dir Hilfe gesucht hast, indem du uns schreibst. Das ist kein einfacher Schritt, aber ein wichtiger Schritt auf dem Wege der Besserung.

Es ist auch in Ordnung, dass du nicht benennen kannst, was das Problem ist. Meine Vermutung ist, dass es mehrere Dinge gibt, die dich belasten und man das nicht zu einem Problem zusammenfassen kann. Auf diese Probleme möchte ich gerne im Text eingehen und dir Anregungen geben, wie du diese angehen könntest.

Zunächst einmal kann und will ich dir nicht sagen, ob du unter Depressionen leidest. Du hast recht, es klingt sehr danach, aber es muss nicht unbedingt sein. Beurteilen kann ich dir das nicht. Das kann nur ein Psychiater oder Psychotherapeut, ein Experte auf dem Gebiet. Nur dieser darf Diagnosen stellen und dich psychologisch behandeln. Wenn du das also sicher herausfinden willst, müsstest du das Gespräch mit einem Experten führen.

Was ich allerdings aus deinem Text herauslesen kann ist, dass du eine schwere Zeit durchmachst, dass du unzufrieden mit dir und deinem Leben bist, du vielleicht auch unzufrieden mit deinen Beziehungen zu anderen bist, du mit körperlichen und seelischen Problemen zu kämpfen hast. All das sind ernstzunehmende Zeichen, dass du dringend Hilfe brauchst und suchen solltest. Ich kann dir an der Stelle nur einige Anregungen geben, leider nicht direkt helfen oder behandeln. Doch schlussendlich liegt es in deiner Hand, ob du diese Anregungen annimmst und ob du dich dazu entschließt, einen Therapeuten aufzusuchen.

Auf keinen Fall solltest du dich im Internet darüber schlau machen, ob Depressionen auf dich zutreffen oder nicht. Das könnte dich nur mehr belasten, dich in die Irre führen und deine Symptome nur verstärken.

Professionelle Hilfe

Bitte, tue es dir zuliebe und suche dir professionelle Hilfe. Es ist keine Phase und hat bereits in der Grundschule begonnen und ist immer schlimmer geworden. Nur so kann dir geholfen werden und diese schwierige Zeit für dich beendet werden. Lasse dich beraten, gemeinsam findet ihr dann heraus, was wirklich hinter den Problemen steckt und was dir am besten helfen kann.

Vielleicht hinterfragst du dich selbst, weswegen du nicht zum Arzt willst. Was hindert dich daran? Wovor hast du Angst? Ist es Unsicherheit, weil du dich auf etwas Neues einlassen und dich öffnen müsstest? Hast du Angst vor Ablehnung und dass man dich deswegen verurteilt? Bitte sei ehrlich zu dir und finde heraus, was dich so hemmt, einen Arzt aufzusuchen.

Wenn du dich nicht traust, allein Hilfe zu suchen, dann frage vielleicht deine Familie oder Freunde, wenn du dich ihnen anvertrauen kannst. Du bist sicher nicht allein und musst das auch nicht allein durchstehen.


Unzufrieden mit dem Leben

Du schreibst, du bist unzufrieden mit deinem Leben. Dann finde bitte heraus, woran das liegt. Was genau macht dich unzufrieden? Was läuft derzeit nicht so gut in deinem Leben? Welche Lebensbereiche betrifft das? Was müsste sich ändern, damit du zufriedener bist? Was kannst du vielleicht konkret tun?

Versuche bitte auch an die positiven Seiten zu denken, auch wenn dir das gerade schwerfällt. Gibt es etwas, was du gut kannst, was du gern machst und worauf du stolz bist? Gibt es auch Dinge, mit denen du in deinem Leben zufrieden bist? Gibt es etwas, wofür du dankbar bist und froh, dass es in deinem Leben ist? Ich bin mir sicher, dass es auch solche Dinge gibt. Man muss sich nur darauf konzentrieren.


Selbsthass

Es tut mir leid zu lesen, dass du dich selbst hasst und nichts an dir magst. Seit wann ist das so? Und weißt du, woher dieser Selbsthass kommt, was hat das ausgelöst? Kam es von außen von dir selbst?

Sei bitte wirklich ehrlich zu dir selbst: Gibt es absolut nichts, was du an dir magst? Vielleicht bist du gerade sehr auf das Negative fokussiert. Aber wenn du etwas mehr darüber nachdenkst, werde dir vielleicht auch schon Kleinigkeiten einfallen, die du positiv an dir findest. Nimm dir ruhig Zeit dafür, darüber nachzudenken, führe vielleicht auch ein Tagebuch, wo du täglich eine Sache aufschreibst, die du gut an dir findest. Denke auch über Hobbys und Tätigkeiten nach, die dir Freude bereiten oder bereitet haben. Das sind vermutlich auch Dinge, in denen du gut bist. Das ist doch auch schon etwas Positives!


Vertrauen zu Menschen verloren

Wie kam es denn dazu, dass du vielen Menschen nicht mehr vertrauen kannst? Was haben diese Menschen getan? Beantworte dir selbst diese Fragen. Es ist hart, wenn andere einen verletzt, enttäuscht oder verlassen haben. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es muss sehr schlimm gewesen sein, wenn du das Vertrauen in andere verloren hast. Gibt es denn ein paar Menschen, denen du noch vertraust? Kannst du dich diesen Menschen vielleicht öffnen und darüber reden?

Vertrauen wieder in andere zu entwickeln, ist ein harter und langer Prozess. Wenn du bereit dazu bist und wieder vertrauen lernen willst, dann versuch es! Es ist nicht leicht, aber es geht, wenn du denn daran arbeiten willst. Wichtig ist, dass du jemanden suchst, der vertrauensvoll ist, falls es jemand neues ist. Und dann öffne dich nur Schritt für Schritt, ganz wenig und schau, wie der andere darauf reagiert, wenn du ihm etwas erzählst. Du kannst dich da langsam rantasten und auch gestehen, dass es dir schwer fällt, zu vertrauen.



Was wirklich glücklich macht

Du schreibst, dass dich materielle Dinge nur zeitweise glücklich machen. Ich finde: Glück entsteht vor allem aus uns selbst heraus. Es mag schwer vorstellbar sein, schließlich denken wir meist, dass Glück von den Umständen abhängt. Ich denke, es ist eine Sache der Einstellung, wie wir andere Dinge und Situationen bewerten. Wenn du glücklich sein willst, sei es und versuche es. Finde für dich heraus, was dich glücklich macht.

Richtig glücklich machen meist Dinge, die wenig oder gar nichts kosten, vor allem Liebe, Freunde und auch Dinge, die einem Spaß machen. Vielleicht schaust du mal, ob du etwas entdeckst, was dir vielleicht früher mal Freude gemacht hat oder noch immer macht und du versuchst es öfter in deinen Alltag einzubauen.

Versuch viel mit anderen zu unternehmen, das könnte dich ablenken oder eben auch mit anderen zu reden. Reden löst zwar nicht alle Probleme, aber meist geht es einem danach besser. Natürlich nur wenn du willst und dich bereit fühlst. Überlege dir, was du gut findest, welche kleinen Dinge dir Freude bereiten und versuche diese gezielt mehr in dein Leben zu bringen.

Der Haken ist: Wir können nicht immer glücklich sein, das wäre auch unrealistisch. Und sich dazu zu zwingen, wenn einem überhaupt nicht danach ist, ist auch nicht zielführend. Zwinge dich also nicht so zu tun, als wärst du es, wenn du es nicht bist.

Es ist auch in Ordnung, wenn wir mal schwach sind uns Wut, Trauer, Verzweiflung und Angst hingeben. Diese Gefühle haben genauso ihre Berechtigung, wollen gesehen, akzeptiert und gefühlt werden. Lasse auch diesen Gefühlen freien Lauf, verdränge sie nicht, sondern finde einen Weg, sie gesund herauszulassen. Fühle bitte in dich hinein. Was empfindest du alles? Finde heraus, was dir deine Gefühle sagen wollen, welcher positiver Sinn dahinter stecken könnte. Dass wir auch mal leiden, gehört auch auch zum Leben dazu. Auch daran wachsen wir. Doch alles Leid muss auch irgendwann ein Ende haben und das können wir sehr wohl beeinflussen.


Selbstverletzung

Es trifft mich, dass du innerlich wie auch körperlich so sehr unter deinen Problemen leidest. Sich selbst zu verletzen ist nicht gut und zeigt doch, wie sehr du darunter leidest. Auch wenn du schreibst, du hast damit aufgehört und wirst es nicht tun. Ganz sicher kann es keiner wissen.

Vielleicht stellst du dir selbst mal die Frage, warum du dich selbst verletzt hast. Wie hast du dich damit gefühlt und danach?Was war der Zweck? Und was war der Auslöser, dass du damit abgeschlossen hast?

Ob du eine Therapie brauchst oder nicht, kann ich dir nicht sagen, aber es liest sich für mich doch nach schweren Problemen an, weswegen ich denke, dass eine Therapie schon sinnvoll wäre. Vor allem dann, wenn es schon länger so geht und du dir nicht mehr selbst helfen kannst.

Mein wichtigster Rat an dich ist: Werde aktiv. Du bist deinen Problemen nicht hilflos ausgeliefert. Es mag für dich belastend sein, du fühlst dich wie ein Opfer der Umstände, aber bist du nicht und musst du nicht sein! Auch wenn du dich nicht selbst heilen kannst, du kannst dir selbst etwas Gutes tun und handeln. Es sind bereits kleine Schritte, die du tun kannst, mit denen du aber Großes bewirken kannst.

Es mag schwer für dich sein, dir Hilfe zu suchen. Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber du wirst deine Gründe haben. Aber ich kann aus deiner Nachricht schon herauslesen, dass du Orientierung und Gewissheit brauchst, du willst wissen, was mit dir los ist, um welches Problem es sich handelt, ob du wirklich unter Depressionen leidest. Nur selbst darüber nachzudenken wird dich nicht vollends zur Lösung bringen. Du kannst leider nur Antworten finden, wenn du dich einem Therapeuten anvertraust, dort bist du in guten Händen.


Ich habe dir noch weitere Links zusammengestellt, die dir weiterhelfen könnten:
https://mein-kummerkasten.de/316049/Ich-habe-Depressionen-was-soll-ich-tun.html
https://www.mein-kummerkasten.de/331035/Depression.html
https://mein-kummerkasten.de/311456/Bin-ich-depressiv.html
https://mein-kummerkasten.de/332237/Hilfe-zur-Bewaeltigung-von-Trauer-und-Depression-Meine-Taktik.html

Du sollst wissen, dass du dich jederzeit bei uns melden darfst, wenn dich etwas bedrückt.
Dazu empfehle ich dir auch gerne die Telefonseelsorge, die du jederzeit anrufen kannst. Dein Anruf dort ist kostenfrei:
0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123

Ich wünsche dir wirklich alles erdenklich Gute und auch, dass du den Mut fasst, dir Hilfe zu suchen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, bei allem, was du tun willst und wirst.

Beste Grüße,
Lan