Problem von Anonym - 14 Jahre

Hausverkauf

Hallo, dies ist das erste Mal das ich mich bezüglich dieses Themas bei jemandem "ausheule" der die Person nicht persönlich kennt. Mein Großvater ist im Frühjahr gestorben und meine Großmutter lebte bis jetzt alleine in dem großem Haus. Nun hat sie sich entschlossen es an die Freundin meiner Mutter zu verkaufen. Das Problem ist, dass der älteste Sohn der Familie mit mir in einer Klasse ist und kein wirklich beliebter Schüler auch nicht bei mir. Genau genommen mag ich die ganze Familie nicht wirklich. Zudem ist das Haus meiner Großmutter wie mein zweites Zuhause und der Dachboden der zum Kinderzimmer der Kinder werden soll mein Zufluchtsort. Meine Mutter hat erfahren, dass mir der Hausverkauf nicht wirklich gefällt und meinte,dass ich mich eigentlich für die Käufer freuen sollte. Haben Sie irgendwelche Tipps für mich ?

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

vielen Dank, dass du uns geschrieben hast.

Mein ganz herzliches Beileid, dass dein Großvater vor nicht langer Zeit verstorben ist. Das muss für dich ein schwerer Verlust gewesen sein. Für deine Großmutter war und ist es sicherlich schwer, jetzt allein in dem großen Haus zu leben.

Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, dass du nicht möchtest, dass das Haus verkauft wird und nicht an Menschen, die du nicht magst. Das ist sehr verständlich. Dürfte ich dich fragen, warum du diese Familie, die an einem Kauf interessiert ist, nicht magst? Vielleicht gehst du in dich und setzt dich damit auseinander, woher diese Gefühle kommen.


Miteinander reden

Wie wäre es, wenn du mit deiner Großmutter und deiner Mutter noch einmal darüber sprichst? Sprich darüber, wie du dich fühlst, wie wichtig dir das Haus ist und dass du kein gutes Gefühl gegenüber der potenziellen Käufer hast. Vielleicht gibt es ja auch andere Möglichkeiten, beispielsweise das Haus an jemand anderes zu verkaufen, den du eher leiden kannst?

Ich muss dir aber auch leider mitteilen: Es steht dir nicht zu, zu entscheiden, ob das Haus verkauft wird oder nicht. Es liegt an deiner Großmutter, zu entscheiden, ob sie das Haus behalten oder verkaufen will. Bitte versuch dich in ihre Lage hineinzuversetzen: Vermutlich ist sie schon recht alt, hat vielleicht nicht mehr die Kraft, sich um das Haus zu kümmern. Es kann eine enorme Belastung im hohen Alter sein, sich darum zu kümmern. Besonders aber, wenn man dann alleine dort wohnt. Vielleicht sind es auch die Erinnerungen an deinen Großvater, die sie vielleicht belasten. Oder vielleicht will sie auch einfach nicht mehr allein in einem so großen Haus wohnen. Darüber kann ich nur spekulieren.

Wenn du ein ehrliches Gespräch mit deiner Großmutter führst, kann sie dann auch erklären, warum sie sich für den Verkauf entschieden hat. Und du kannst dann genauso erklären, warum du gegen den Verkauf bist und warum du an dem Haus so hängst. Wenn ihr miteinander redet, könnt ihr lernen, euch gegenseitig besser zu verstehen und vielleicht andere Lösungsmöglichkeiten finden.


Loslassen lernen

Sollte alles Reden nichts nützen und das Haus wird definitiv verkauft, musst du wohl oder übel lernen, loszulassen und Abschied vom Haus zu nehmen. Du musst dann leider lernen, die Entscheidung für den Hausverkauf zu akzeptieren.

Es fällt dir sehr schwer, dich von dem Haus als deinen Zufluchtsort zu lösen, das lese ich klar heraus. Du verbindest damit wichtige Erinnerungen, die ein Teil deines Lebens geworden sind. Es ist nur verständlich, dass du daher schwer loslassen kannst und am liebsten das Haus behalten möchtest.

Auch wenn das Haus dann nicht mehr zu deiner Familie gehört, die Erinnerungen, die du damit verbindest, bleiben dir immer egal, vergiss das nie. Die kann dir niemand wegnehmen.
Gehe bitte in dich, blicke zurück: Was bedeutet dir dieses Haus? Wie wichtig ist dir das Haus? Welche Gefühle kommen hoch, wenn du daran denkst und dass es bald nicht mehr dein Zufluchtsort ist? Welche positiven Erinnerungen verbindest du damit? Kannst du dir vorstellen, dass das Haus dann jemand anderen gehört, der damit auch einen neuen Zufluchtsort bekommt?

Der Ort hat dir vermutlich Wärme, Geborgenheit, Sicherheit und Halt gegeben. Da ist es normal, dass du das Haus nicht weggeben willst. Aber mit Verlusten umzugehen und loslassen kernen gehören zum Leben dazu, so schmerzhaft es auch ist. Das wirst du selbst am besten wissen, nachdem dein Großvater gestorben ist, was mir sehr leid tut. Vielleicht bist du auch derzeit in der Trauerphase, verbindest mit dem Haus auch Erinnerungen an deinen Großvater? Vielleicht liege ich damit richtig, wenn nicht, korrigiere mich bitte.

Doch auch wenn wir etwas verlieren, gewinnen wir auch etwas wieder dazu. In deinem Fall wäre das die Stärke, diesen Verlust zu überwinden und vielleicht einen neuen Zufluchtsort zu finden? Vielleicht das Positive daran zu sehen, so wie deine Mutter es gesagt hatte, sich für diejenigen freuen, die in das Haus einziehen können. In deinem Fall ist das schwer, weil du die Familie nicht magst, darum kann ich verstehen, dass du es ihnen nicht gönnst und umso schwerer loslassen kannst.

Auch wenn wir Verluste erleben, geht das Leben weiter. Wichtig ist, nicht nur zurückzuschauen, sondern auch nach vorne. Und etwas Positives zu finden. Frage dich selbst: Gibt es vielleicht noch einen anderen Ort in deiner Nähe, wo du gern bist? Vielleicht kannst du deine Verbindung zu diesen Orten verstärken? Sodass diese zu deinen neuen Zufluchtsorten werden?

Versuche dich abzulenken, andere Dinge zu tun, die Spaß machen, mit Freunden etwas zu unternehmen oder mit ihnen darüber zu sprechen. Auch das kann dir helfen, den Verlust besser zu verkraften.


Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft, mit dieser doch emotional schwierigen Situation zurechtzukommen.

Viele Grüße,
Lan