Problem von Anonym - 12 Jahre

Ich hasse den Freund meiner Mutter

Hallo :)
Also meine Eltern sind schon lange getrennt was ich persönlich auch viel besser finde...
Auf jeden Fall ist meine Mama was Beziehungen angeht etwas naja wie soll ich sagen... sie hatte schon wirklich viele Beziehungen was meinen älteren Bruder (der mittlerweile schon lange ausgezogen ist) auch nervt weil wir da immer mit rein gezogen werden.
Im Sommer letzten Jahres hatte sie einen Freund der jeden Tag bei uns war und sie sich seinen Namen nicht mal merken konnte.
Jetzt hat sie wieder einen Freund der aus einem anderen Bundesland kommt und sie sich erst ein paar mal gesehen haben und er sofort bei uns eingezogen ist was mich extrem stört weil sie mich komplett damit überrumpelt haben was das alles angeht es wurde mir verschwiegen dass er jetzt schon einzieht. Er ist wirklich nett gar keine Frage aber er nervt einfach egal was ich mache er muss zu allem ein Kommentar abgeben außerdem kennt meine Mama ihn nicht mal. Für mich wäre es gar kein Problem gewesen wenn er sich eine Wohnung in unserer Nähe gesucht hätte aber nein er muss ja gleich einziehen. Er kann in ernsten Situationen auch nicht ernst bleiben und versucht immer irgendwelche dummen Witze zu machen welche kein Mensch lustig findet und meine Mama selbst schon sagt dass es gerade ein unpassender Zeitpunkt ist. Ich will aber auch nix sagen weil ich sehe wie glücklich meine Mama ist aber es nervt einfach dass ich da jedes Mal mit reingezogen werde und ich habe echt das Gefühl dass sie auf Krampf einen Typ sucht wär für mich ja gar kein Problem wenn er nicht einziehen würde. Ich hab ehrlich versucht ihm eine Chance zu geben aber ich schaff das einfach nicht. Schon allein dass er zu meiner Mama am vollen Tisch sagt dass er ihren kleinen arsch versohlen würde ich finde des so abartig eklig. Ich hasse diesen Typen einfach aber weiß nicht wirklich was ich machen soll. Ich fühle mich zuhause einfach nicht mehr wohl.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Lustigerweise erscheinst du mir sehr viel erwachsener und verausschauender in deiner Denkweise, als deine Mutter auf mich wirkt ;) Nimm das als Kompliment. Ich möchte deine Mutter nicht abwerten, aber du hast da schon einige Sachen klug beobachtet und viel davon begriffen, wie man eine gesunde Partnerschaft beginnen sollte - nämlich sachte, kennenlernend, respektvoll. Was natürlich auch alle anderen Beteiligten miteinschließt, allen voran euch Kinder. Ihr hättet gefragt bzw. informiert werden müssen - idealerweise in einer Art Konferenz, in der alle ihre Bedürfnisse benennen könnten.
Das ist wiederum eine gute Überleitung zum Thema Kommunikation:
Ich verstehe ja,dass du deiner Mutter ihr Glück gönnst. Das ist sehr ehrenhaft. Doch deswegen zu schweigen ist absoluter Quark, mit Verlaub! Ihre Verliebtheit nimmt ja nicht ab, nur weil ihre Tochter ehrlich ist. Du machst also nichts "kaputt". Deine Mutter ist selbst für ihr Wohlergehen verantwortlich, nicht du! Versuche dir anzugewöhnen, zu deinen Empfindungen zu stehen. Bitte rede mit ihr, denn auch ich finde ich Verhalten unangemessen. Versuche, ihr deine Gefühle zu vermitteln, ohne den Partner schlechtzumachen. Bleibe also im Gespräch bei dem, was du wahrnimmst und wie solche Sachen bei dir ankommen (dieses Überstürzte, das ohne euch zu fragen geschehen ist, die unpassenden Kommentare am Esstisch, die dummen Witze...) und was es mit dir macht. Gerade dein Unwohlsein solltest du genau darlegen.
Dieses Gespräch solltest du mit deiner Mutter am besten außerhalb eurer vier Wände führen. Geht beispielsweise in der ungestörten Natur spazieren, dann kommen eure Gedanken auch ins Fließen.

Du solltest ihr sagen, dass du dich sehr unwohl fühlst und dir eine Veränderung wünschst. Vielleicht wäre ja ein Kompromiss möglich! Und er kann sich eine eigene Wohnung suchen, wo ihn deine Mutter auch besuchen kann. Ich frage mich auch, ob er sich an den Mietkosten beteiligt. Das wäre durchaus eine interessante Sache...
Das Mittel der Familienkonferenz ginge auch jetzt noch, zusammen mit dem Freund deiner Mutter.

Im Übrigen finde ich es schwierig, von Hass zu sprechen. Ich habe den Eindruck, du fühlst dich in deiner intimen Wohnumgebung gestört und magst den Menschen nicht sonderlich. Aber ihn hassen? Das solltest du mal kritisch betrachten. Weißt du, du darfst so empfinden, wenn es denn so in dir ist. Aber viel erfreulicher für dich selbst und deine Umwelt wäre es, wenn du dich nicht in eine so negative Sichtweise hineinbegeben würdest. Du musst den Menschen ja nicht komplett in dein Herz schließen, aber ihn wenigstens ausgewogener betrachten. Das wäre fair und für dein Seelenwohl sehr wichtig! Denn sich Hassgefühlen hinzugeben und sie über das schlechte Denken (!) zu füttern, macht alles nur noch schlimmer und schürt Missgunst, Neid und Trauer. Es fühlt sich so viel besser an, neutral zu bleiben, etwas Schönes an den Mitmenschen zu entdecken und Gemeinsamkeiten zu suchen. Probier'das ruhig mal aus, das geht mit jeder Person! Du kannst ein richtiges Spiel daraus machen, und das macht Spaß und gibt gute Laune :)

Dennoch wäre es klasse, wenn du ihm direkt im Moment der blöden Witze und Sprüche klar und deutlich sagen würdest, dass er sie bitte unterlassen soll. Auch das kannst du zusätzlich noch mit deiner Mutter besprechen. Der Freund selbst sollte es aber auch von dir gehört haben.

Falls sich deine Mutter uneinsichtig zeigen sollte, kannst du auch andere Erwachsene einweihen, welche dir helfen könnten, erneut mit deiner Mutter zu sprechen. Doch auch hier gilt: Mund aufmachen! Niemand kann in deinen Kopf schauen und deine Empfindungen erraten.

Es ist herausfordernd, solche Dinge anzugehen, doch wenn du erstmal begonnen hast, zu dir zu stehen, anstatt alles hinunterzuschlucken, wirst du dich viel befreiter und selbstbewusster fühlen.

Alles Liebe und einen feinen Jahresanfang,
Nuala