Problem von Anonym - 21 Jahre

Mutter verbietet alles obwohl ich 21 bin!

Hallo zusammen,

ich habe wirklich ein krasses Problem mit meiner Mutter, sie verbietet mir wirklich alles im Leben: egal, ob Freunde, „Lifestyle“ oder Beziehungen.
Ziemlich früh ließ sie sich von meinem Erzeuger scheiden, als ich 8 war. Es war eine ziemlich traumatische Ehe für sie und Kindheit für mich: von Stalking bis Misshandlung.

Sie ist auch eine sehr konservative Person, d.h. alle Freunde die unchristlich sind, soll ich schnell den Kontakt abbrechen.
Sie meint, dass ich nie was machen würde und nur Zuhause rumsitze: was nicht stimmt, räume täglich die Wohnung auf trotz Homeoffice. (bin in der Ausbildung im 2. Lehrjahr)

Auf jeden Fall erlaubt sie mir keinen Freund, durfte nie einen haben. Stattdessen darf mein Bruder wirklich alles.

Naja, mit 20 hatte ich meinen ersten Freund, auch Fernbeziehung, wo ich auch hintergangen wurde. Als ich dann zu ihm gefahren bin, hatte sie mich eine Nacht davor lauthals angeschrien, was ich da machen würde und dass ich dumm sei.
Sie hat mich in dieser Zeit (immer als ich bei ihm war) sehr terrorisiert mit etlichen Nachrichten, dass ich eine schlechte Tochter sei und wie mein Vater wäre. Es belastet mich ziemlich!
Nach neun Monaten trennte ich mich von ihm, sie attackierte mich direkt, wie mit „ich hab’s dir doch gesagt“ „du bist viel zu schön für ihn“ „ich habe ihn so oder so gehasst“

Ich verliebe mich doch nicht in jemanden, damit der Mann meiner Mutter gefällt?

Jetzt habe ich einen neuen kennengelernt, der sehr nett ist. Leider konnte er nicht auf meine Geburtstagsfeier kommen, weil seine Oma im Krankenhaus ist etc.
Ist nicht schlimm für mich, Geburtstage bedeuten für mich nichts.
Sie hat auf jeden Fall ein riesiges Drama daraus gemacht, fast die „Party“ versaut: sie fand es tatsächlich schlimmer als ich und schrie mich nur an, dass ich den Kontakt sofort abbrechen müsse. Meine Tante musste sich sogar einmischen, damit sie sich einkriegt. Den Abend lang sprach sie mich ständig darauf an, terrorisiert mich damit, dass ich den Kontakt abbrechen müsse.

Ende der Story: sie verbietet mir mich mit ihm zu treffen, dass sie ihn auch nicht kennenlernen möchte.

Natürlich macht es mich komplett fertig, sie macht mir mein Leben nicht einfach. Der Stress bringt mich wortwörtlich noch um (ich leide an eine tödliche Krankheit). Sie ist eine sehr anstrengende und komplizierte Person, die sich stark in mein Leben einmischt. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Also, ich werde zu 100% den Kontakt aufrechterhalten: auch wenn’s nun heimlich passiert, ist mir komplett egal. Ich bin erwachsen genug um das selber entscheiden zu können.

Was meint ihr? Wie kann ich mit so einer Person umgehen?

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

danke, dass du uns geschrieben hast. Es tut mir leid, dass du so lange auf deine Antwort warten musst.

Das klingt ja fürchterlich, wie sich deine Mutter in dein Leben einmischt, obwohl du ja bereits eindeutig erwachsen bist mit deinen 21 Jahren. Es tut mir wirklich sehr leid, dass dich das so sehr belastet und du mit so vielen Problemen zu kämpfen hast.
Es tut mir leid, dass dich das so sehr belastet. Das muss wirklich nicht leicht zu ertragen sein, wenn da viel psychischer Terror damit einher geht.


Du lebst also noch bei deiner Mutter. Dürfte ich fragen, weswegen? Weil es bequemer ist oder weil dir das Geld dazu fehlt?

Ich finde es geht gar nicht, dass sie dich so sehr in deiner Freizeit, in deinem Leben einschränkt. Wenn du noch minderjährig wärst, wäre das noch eine andere Sache. Zwar sicherlich auch nicht schön, aber dann hättest du dich dem Willen deiner Mutter beugen müssen.
Aber bedenke: Du bist 21 Jahre alt, erwachsen, aber wohnst eben wahrscheinlich noch bei deiner Mutter, wenn ich das richtig gelesen habe.


Das Gespräch suchen

Ich würde noch einmal mit deiner Mutter ein ausführliches und ruhiges Gespräch führen und ihr erklären, wie sehr dich das belastet. Bleib dabei aber nur bei dir und mache ihr keine Vorwürfe.

Wichtig wäre, zu ergründen, wieso sie sich so verhält, was dahinter steckt. Vielleicht könnte sie das eben mit einem Therapeuten herausfinden oder auch mit dir.

Sage, dass du dich sehr eingeschränkt fühlst und frage sie auch mal, warum sie das nur bei dir ist, aber dein Bruder scheinbar tun kann, was er will. Warum das ist so, darüber kann man nur spekulieren.
Ich vermute sehr, dass sie sich um dich einfach mehr Sorgen macht, aber es kann auch andere Gründe haben, die es zu erfahren gilt.

Ich kann nur spekulieren, dass es vielleicht auch mit der traumatischen Ehe zu tun hat, die deine Mutter durchlebt hat. Wahrscheinlich hat sie das wirklich sehr mitgenommen und hat sie vielleicht besonders vorsichtig werden lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass es da noch einige Dinge gibt, die sie noch nicht überwunden und verarbeitet hat. Vielleicht würde es ihr gut tun, mit einem Therapeuten darüber zu sprechen und das Ganze aufzuarbeiten. Vielleicht wird dann auch klarer, weswegen sie sich dir gegenüber auch so verhält.

Ich glaube, dass du vielleicht einfach für sie jemand bist, den sie behüten will, sie will dich vielleicht nur davor schützen, dass du eventuell ähnliche Erfahrungen machst. Das könnte eine Erklärung sein, aber ob sich das bestätigt, darüber müsstet ihr nochmal reden.


Kontrollzwang der Mutter?

Gewissermaßen äußert sich bei deiner Mutter ein gewisser Kontrollzwang. Vielleicht, weil es zuvor in der Vergangenheit so war, dass sie sich macht- und hilflos gefühlt hat und nun versucht, das irgendwie zu kompensieren, aber eben auf eine übertriebene Art und Weise, Kontrolle über dein Leben zu bekommen. Auch das wäre ein Ansatz, aber ich will nicht zu viel spekulieren.


Setze unbedingt Grenzen

Auch wenn deine Mutter etwas bestimmtes nicht will und dir alles Mögliche verbieten will. Das heißt noch lange nicht, dass du dem nachkommen musst. Ich sage es nochmal deutlich: Du bist erwachsen. Du führst dein eigenes Leben und da hat deine Mutter nicht mitzubestimmen. Schon gar nicht, wenn es um Beziehungen geht. Das ist eine ganz persönliche Sache, die sie nichts angeht. Auch wenn sie deine Mutter ist. Das gibt ihr einfach nicht das Recht, sich so sehr einzumischen. Sie kann ihre Bedenken und Meinung äußern, kann dir Tipps geben und mit dir darüber reden. Ob du das Gesagte beachtest und mit dir reden lässt, das liegt ganz bei dir. Sie überschreitet aber eindeutig persönliche Grenzen und das solltest du ihr auch bitte vorsichtig und sensibel klar machen. Dass du es gut findest, dass sie sich so um dich sorgt, aber es geht einfach auch zu weit und die Art und Weise, wie sie dich vermeintlich schützen will oder auch nicht, das geht halt einfach nicht. Du bist zwar ihre Tochter, aber du bist erwachsen und hast dein eigenes Leben, über das nur du bestimmen solltest. Und sie darf dir eben auch nichts verbieten, nicht, wenn du eben erwachsen bist. Das sollte ihr bewusst gemacht werden.

Und du weißt es ja selbst und schreibst es ja auch: Du bist erwachsen genug, "um das selber zu entscheiden." Da gebe ich dir total recht.

Es ist vielleicht nicht leicht, aber du musst dich da unbedingt durchkämpfen, dein Recht, über dein eigenes Leben zu bestimmen. Es mag schwer sein, dich da durchzusetzen, aber du merkst, dass du an deine psychischen Grenzen kommst und dir das auch einfach nur noch mehr Kummer bringt, wenn es so weiter geht. Setze deiner Mutter unbedingt Grenzen, versuche das aber vorsichtig und sensibel zu tun. Es kann sein, dass sie sich dagegen wehrt, wieder laut und emotional wird, Verletzendes sagt. Aber da musst du dann leider durch, notfalls auch mit Unterstützung anderer Menschen. Das muss sie aushalten und einsehen, dass sie eben nicht immer ihren Willen bekommt.

Wichtig wäre im Gespräch mit deiner Mutter, dass du ihr klar und deutlich machst, was du willst und was nicht und was du kannst.
Werte dabei nicht alles ab, was deine Mutter sagt, zeige Verständnis und hake nach, warum sie das und das sagt und sich so und so verhält. Höre ihr achtsam zu und versuche zu verstehen, warum sie so tickt. Es fällt nicht leicht, aber es hilft euch beiden dabei, euch gegenseitig besser zu verstehen. Meist ist es ja eher etwas Gutes, was Eltern dazu antreibt, so zu handeln. Sie haben meist eine gute Intention, bringen es aber eben leider nicht immer so rüber. Positioniere dich auch klar zu deiner Beziehung und lasse dich nicht klein machen. Sage deutlich, warum du mit deinem Freund zusammen bist und bleiben willst und wie gut dir die Beziehung tut und du auf keinen Fall den Kontakt abbrechen wirst. Suche dir gerne Freunde als Unterstützer, mit denen du dich darüber auch austauschen kannst.

Auch wenn du deinen eigenen Weg gehst, ist es wichtig, dass du deiner Mutter trotzdem die Chance gibst, an deinem Leben teilzuhaben. Aber eben in Maßen und nur so so viel, wie du auch willst und ertragen kannst. Wenn du denn auch noch den Kontakt zu deiner Mutter halten willst. Du hast es selbst in der Hand und entscheidest.

Wenn dann wieder eine Bevormundung kommt, dann darf da auch Widerstand sein. Du kannst ja so etwas sagen wie: "Ich schätze dich als Mutter und weiß, du willst nur das Beste für mich. Du hast auch einen wichtigen Platz in meinem Leben. Was ich aber nicht möchte, ist, dass du dich ständig einmischt und mir etwas verbieten willst. Dagegen will und werde ich mich wehren, weil es mein Leben ist und ich erwachsen bin. Bitte akzeptiere das und auch meine Wünsche und Bedürfnisse."


Umgang mit schwieriger Mutter

Es ist wirklich schwierig mit so einer komplizierten Person umzugehen, die vor allem deine Mutter ist. Normalerweise würde ich dazu raten, auf Abstand zu gehen oder gar den Kontakt abzubrechen, wenn du merkst, dass der Kontakt dich zu sehr belastet.

So einen harten Cut kann man in Kauf nehmen, aber du kannst es auch erst mal so probieren, mit ihr ruhig reden oder zumindest noch einen Familienberater oder Familienpsychologen dazu holen, der dann zwischen euch schlichten kann.


Auf Abstand gehen

Wenn Reden nicht hilft, solltest du zu deiner eigenen Gesundheit wirklich auf Abstand gehen. Ihr sagen, dass du das gerne anders gelöst haben wolltest, aber dass es für dich einfach nicht mehr geht und dir zu viel wird. So leid es mir auch für deine Mutter tut, aber ihre Vergangenheit kann keine Rechtfertigung für dieses Verhalten werden. Sie ist ja auch erwachsen, trägt für ihr Verhalten Verantwortung und sollte sich unbedingt helfen lassen. Ihr Verhalten nimmt nämlich wirklich unnormale Züge an. Ich fürchte, dass es vielleicht auch nicht ohne professionelle Hilfe für sie geht. Vielleicht sieht sie das nicht mal selbst ein.


Professionelle Hilfe suchen

Wenn das alles nicht funktioniert, könnt ihr euch immer noch professionelle Hilfe von einem Psychologen, Therapeuten, aber auch vom sozialpsychiatrischen Dienst, einer Familienberatungsstelle oder auch von einem Sozialarbeiter suchen. Ihr seid also nicht auf euch allein gestellt, wenn der Konflikt zu festgefahren ist. Wenn ihr merkt, ihr kommt da einfach nicht weiter, könnt euch nur schwer versöhnen, wollt aber trotzdem an eurer Beziehung arbeiten, dann scheut euch nicht davor und holt euch Unterstützung von außen.


Ausziehen

Wenn das Zusammenleben nicht mehr zu ertragen ist, empfehle ich dir dringend, auszuziehen, dir entweder eine eigene Wohnung zu nehmen oder in eine WG oder zu Freunden zu ziehen. Da gibt es sicherlich einige Möglichkeiten. Auch wenn du in einer Ausbildung bist, könntest du auch Unterhalt von deinen Eltern erhalten sowie auch Bafög für Auszubildende. Da müsstest du dich mal auch bei der Arbeitsagentur informieren.
Ich denke, das es für dich wichtig ist, dass du eine räumliche Distanz schaffst, die auch eine emotionale Distanz ermöglicht. Vielleicht entspannt sich dann auch das Verhältnis zu deiner Mutter und du wirst dann auch eigenständiger werden. Und vielleicht wird sie das auch merken, dass du auch gut allein zurecht kommst und sich weniger in dein Leben einmischen.

Bevor du dich dazu entscheidest, auszuziehen, solltest du das genau für dich abwägen, ob das Zusammenleben so oder anders funktionieren könnte oder nicht. Überlege dir das gut, höre auf dein Herz und entscheide dich für das, was sich für dich richtig anfühlt.

Falls du vielleicht aktuell niemanden zum reden hast, aber jemanden dringend zum Reden brauchst, empfehle ich dir als Akut-Ratgeber die Nummer gegen Kummer (116 111 oder unter https://www.nummergegenkummer.de/und die Telefonseelsorge (0800.1110111 oder 0800.110222 oder unter der Webseite https://www.telefonseelsorge.de). Beides geht auch ganz anonym und die geschulten Zuhörer können dich auch beraten.


Hier habe ich dir noch einige Links zusammengestellt, die dir mehr Anregungen geben können:
https://www.mein-kummerkasten.de/333084/Ich-will-raus-hier.html
https://mein-kummerkasten.de/332837/Meine-Mutter-macht-mich-krank.html
https://mein-kummerkasten.de/332843/Meine-Mutter.html


Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und ganz viel Stärke, deinen eigenen Weg zu gehen.
Melde dich gerne, wenn du noch Fragen und etwas auf dem Herzen hast.

Viele Grüße,
Lan