Anwort von Däni

Hallo liebe/r Ratsuchende*,

vorab erst mal eine Entschuldigung, dass die Beantwortung deiner Frage so lange gedauert hat - und vielen Dank für deine Geduld! :)

Es ist echt schade zu sehen, dass queere Personen heutzutage noch immer Diskriminierung erfahren, obwohl wir eigentlich in einer recht aufgeklärten Gesellschaft leben - sollte man zumindest meinen. Vorab möchte ich dir deshalb Mut machen: Denn egal, was man dir auch einreden mag - ich möchte, dass du weißt, dass es gut ist, so wie du bist! Es macht also überhaupt keinen Unterschied, wen du liebst, denn Liebe ist niemals falsch. Vielmehr ist es der Hass in unserer Gesellschaft, der einfach unnötig viel Leid zufügt.

Ich kann deine Situation sehr gut verstehen und nachvollziehen. Denn ich selbst bin auch ein schwuler Mann und mein Weg war leider auch nicht der Einfachste. Auch meine Familie hatte Probleme, dies zu akzeptieren und einige Freunde brachen den Kontakt zu mir ab. Heute weiß ich allerdings, dass diese Menschen niemals richtige Freunde waren. Und das sehe ich als riesen Gewinn für mich. Denn auf so was kann jeder gut verzichten.

Und ich möchte dir deshalb sagen: Egal wie schwer dein Weg auch sein mag. Steh weiterhin zu dir selbst, denn es wird sich lohnen. So war es bei mir und bei vielen anderen meiner queeren Freunde auch. Und ich bin mir sicher, dass auch du irgendwann an den Punkt kommen wirst und das dann behaupten kannst. :)

Da dir jetzt mit diesen ganzen ernst gemeinten "Phrasen" noch nicht wirklich geholfen ist, werde ich im folgenden auf deine genannten Probleme eingehen und versuchen, dir bestmögliche Ratschläge zu geben. Jedoch musst du wissen, dass mir teilweise nähere Informationen zu deinem Leben fehlen. Ich bitte also schon mal um Entschuldigung, wenn ich hier paar Tipps äußern sollte, die dir überhaupt nicht zusagen oder weniger in deine Situation passen. Aber vielleicht findest du trotzdem einige Ansätze, die dir weiterhelfen können. :)


DEIN VATER UND DIE SCHULE

Ich weiß nicht, wie gut dein Verhältnis zu deinem Vater ist. Allerdings ist die Familie meist ein hohes Gut, das man schätzen sollte. Das bedeutet nicht, dass man alles mit sich machen lassen kann und soll - jedoch bedeutet es, dass man viel dafür tun soll trotz Meinungsverschiedenheiten, ein harmonisches Miteinander zu führen. Schließlich bedeutet Liebe auch, die Ecken und Kanten des Gegenübers zu akzeptieren. Sollte dein Vater also noch nicht bereit sein, ist das echt traurig und schmerzhaft - gar keine Frage. Allerdings ist es oft unglaublich mühselig und teilweise unmöglich, Menschen aus gewohnten und eingefahrenen Denkweisen zu reißen.

Setz dich deshalb bitte nicht unter Druck mit dem Ziel, deinen Vater ständig davon überzeugen zu wollen. Warte bestenfalls darauf, dass er von sich aus das Gespräch sucht. Solltest du jedoch merken, dass das jedes Mal in Streitigkeiten ausartet, solltest du dich lieber bei so was zurücknehmen - denn alles andere ist meist vergeudete Mühe und absolut nicht zielführend. Und wer weiß - vielleicht wird er in paar Jahren erkennen, dass er im Unrecht ist, wenn er dich das erste Mal mit deinem Partner sieht. Solche Augenblicke bewirken oft wesentlich mehr als tausend Worte.

Sollte eure Familie aber bereits wegen vieler Gründe unglaublich zerrüttet sein und dir dein Leben in dem Haushalt zur Last fallen, empfehle ich dir, eine Vertrauensperson aufzusuchen, die weitere Schritte mit dir bespricht. Wenn es niemand aus deinem näheren Umfeld sein kann (wie Tante, Onkel, Mutter, usw.), kannst du dich hierfür auch an eine/n VertrauenslehrerIn* oder auch das zuständige Jugendamt in deinem Ort wenden. Gemeinsam könntet ihr euch dann die Frage stellen, ob für dich auch ein sofortiger Auszug infrage kommet. Am einfachsten ist das natürlich, wenn man volljährig ist, aber es ist NICHT grundsätzlich unmöglich. Wenn du das also als notwendige Option siehst, solltest du das angehen - so schwierig der Weg auch sein mag.

Dasselbe gilt natürlich auch, was das Mobbing in deiner Schule betrifft. Es tut mir echt unglaublich leid, dass du das alles erleben musst. Auch hier empfehle ich dir auf jeden Fall das Gespräch mit einem/einer VertrauenslehrerIn* zu suchen. Und keine Angst, die lehrende Vertrauensperson obliegt einer Schweigepflicht, weshalb die nichts ohne deiner Einwilligung unternommen werden darf. Macht euch dann vielleicht auch Gedanken darüber, inwiefern dir vielleicht sogar ein Schulwechsel helfen könnte. Damit ist zwar nicht ausgeschlossen, dass dir auf einer anderen Schule nicht auch wieder Ähnliches widerfahren könnte - aber du hättest zumindest die Möglichkeit eines Neustartes. Und das ist oft schon einiges wert.


Liebe/r Ratsuchende* - ich hoffe wirklich, dass ich dir in irgendeiner Hinsicht kleine Hilfestellungen geben konnte. Bedenke bitte, dass das alles nur Vorschläge meinerseits sind und du dich zu gar nichts gedrängt fühlen musst. Picke deshalb nur das Beste für dich raus und kreiere deinen persönlichen Ausweg aus den Situationen - ich bin zuversichtlich, dass du das schaffen wirst. :)

Zum Schluss möchte ich dir gerne noch paar Anlaufmöglichkeiten und Online-Communitys verlinken, damit du weitere Beratungsangebote und Gleichgesinnte finden kannst. Denn aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich am besten durch diese schwere Lebensphase gehen konnte, als ich gemerkt habe, dass ich da auf gar keinen Fall alleine bin.

Deshalb ...


MEINE EMPFEHLUNGEN FÜR DICH

Gute Beratungsangebote zu queeren Themen gibt es beispielsweise bei der RosaHilfe. Näheren Informationen findest du hier: https://www.rosa-hilfe.de
Das Tolle bei der RosaHilfe ist, dass du mit denen auch ganz einfach über WhatsApp schreiben kannst, wenn du möchtest.

Ansonsten kann ich dir als Zufluchtsort noch die Online-Community www.dbna.com empfehlen, auf der du noch viele Gleichgesinnte in deinem Alter kennenlernen kannst.

Solltest du mehr Lust auf reale Treffen haben, findest du vielleicht sogar ein queeres Jugendzentrum in deiner Nähe. Da ich nicht weiß, wo du wohnst, müsstest du danach selbst suchen. Solche Jugendzentren findest du oft in größeren Städten. :)
Ein Beispiel wäre das Anyway in Köln: https://www.anyway-koeln.de
Oder vielbunt in Darmstadt: https://www.vielbunt.org

Natürlich ist das Persönliche während der Corona-Pandemie oft schwierig, aber auch der Lockdown wird irgendwann ein Ende haben. :)
Alternativ bieten viele Jugendzentren aktuell auch Online-Treffen an.

Solltest du jedoch generell der reine Online-Freund sein, möchte ich dir gerne auch das erste queere Online-Jugendzentrum vorstellen, dass sich über ganz Deutschland erstreckt: https://www.rainbowwarriors.eu

Fakt ist ... bei allen dieser Angebote arbeiten viele unglaublich engagierte und tolle mir bekannte Menschen und auch Freunde, die sich sehr auf dich freuen würden. :)
Habe also keine Angst, scheu dich nicht und schaue dich gerne um.


Aber nun gut - jetzt höre ich mal auf, dich mit irgendwelchen Beratungsangeboten zu überhäufen und komme allmählich zum Schluss. Sollte sich aber auf deinem Lebensweg irgendwas ereignen, wovon du uns wieder berichten möchtest, darfst du uns gerne jederzeit wieder schreiben. Du bist hier willkommen. :)

Bis dahin wünsche ich dir alles Gute und ganz viel Liebe für deine Zukunft.
Mach so weiter! Bleib wie du bist! Und bleib stark! :)

Dein Däni