Problem von Daniel - 20 Jahre

Habe nicht genügend selbstwert

Ich habe ein Problem was ebenfalls all meine anderen Probleme begründet. Es ist mein Selbstwert, ich habe einen niedrigen Selbstwert. Ich bin Schüchtern bei neuen Leuten was früher nicht so stark war wie jetzt. Mit meinen Freunden bin ich total offen und extrovertiert. Dort bin ich wie ich wirklich bin und mich sehr wohlfühle wie jeder andere auch mit seinen Freunden. Aber in größeren Gruppen wie z.b. in der Klasse bin ich viel ruhiger und ich bin schüchtern und nicht selbstbewusst. Obwohl ich weiß dass ich hier auch wie bei meinen freunden wo ich mich wohl fühlen und Selbstbewusst sein kann ist es aktuell nicht möglich da ich auch vor einer Weile bemerkt habe dass ich einen niedrigen Selbstwert habe. Ich habe angst Witze in einer Großen gruppe wie z.b. Klasse zu machen da ich riesige angst habe dass die Leute in nicht witzig finden und ich dann als unlustiger, nerviger oder komischer abgestempelt werde und so beschloss ich bereits in der 7. klasse für mich dass ich lieber krampfhaft ruhig für mich bin und nicht einmal das risiko in kauf nehme negativ in den Augen der anderen aufzufallen. Diese Angst hat sich nun über die Zeit in ein reflexartiges Verhalten von mir Verwandelt bei dem ich selbst wenn ich offen sein will dass total verspannt und krampfhaft mache und es so wäre als würde mich in mir irgendetwas zurück halten. Also es ist schon ein automatischer Zustand der auch wenn ich im selben Moment festlege dass ich offen und entspannter sein will und mein wahres Ich zeigen will unabhängig ob es ihnen gefällt oder nicht , es nicht geht und es sozusagen von mir selbst blockiert wird. Ich dachte zuvor eigentlich immer dass ich relativ selbstbewusst bin. Ich weiß dass ich Respektvoll bin, Lustig, Verständnisvoll und viele weitere tolle Eigenschaften habe. Aber mit der Zeit habe ich erkannt dass ich unterbewusst mich als minderwertig gegenüber vielen sehe. Dies musste ich auch erst mal realisieren. Ich denke von mir selbst dass ich weniger wert bin und weniger cool bin als andere. Dies hat zu einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit mit meiner Zeit aus der Realschule zu tun. Ich dachte zu der Zeit immer von mir selbst dass ich recht toll/cool bin. Aber auch nur RECHT Toll/cool, nicht zu sehr. Ich habe dies nämlich immer von meiner Beliebtheit vor allem auch in meinem Jahrgang abgemessen. Ich war so ziemlich in der Mitte wenn man es an einer Skala abmessen könnte. Ich war in meiner Klasse mit mehreren Leuten gut und diese haben mich gemocht Klar gab es welche mit denen ich weniger gut bin und dies waren auch nur Mädchen da ich noch etwas schüchtener bei Mädchen bin als Jungs. In den Parallel Klassen war ich bei ein paar Leuten auch ganz beliebt also es gab in beiden anderen Klassen Leute die mich cool/Toll fanden. diese Personen haben mich auch in meiner Naturellen und nicht Schüchternen Art wahrgenommen. An diesen Momenten war ich wohl kurz entlastet von meiner Schüchternheit, ich weiß auch nicht wie ich das geschafft hatte. Es war wahrscheinlich einfach nur Zufall oder Glück. Das kam auch in der Zweiten 10. Klasse vor welche ich wiederholte. Mit einem Mädchen in meiner Klasse hab mich sofort gut verstanden ohne irgendwie Schüchtern zu sein. Aber ich will mich nicht darauf verlassen ob ich irgendwann mal glück habe oder nicht. Ich will selber mein Glück in die Hand nehmen. Jedoch gab es auch in meinem Jahrgang der ersten 10. Klasse neben den Leuten die mich mochten auch welche die mich komisch und uncool fanden. Dies war aufgrund meiner Schüchternheit so. Auch nach meiner Realschule machte/mache ich mir oft noch Gedanken wie beliebt ich früher war um meinen Aktuellen wert festzulegen und nach vielem Nachdenken realisierte ich eben dass es auch eben eine Handvoll oder zwei von Personen gab die mich komisch fanden weil ich so ruhig und schüchtern war. Als ich dass realisierte lies das wieder meinen Selbstwert sinken. Ich war der Meinung dass ich mit denen die nicht solche Probleme haben und einfach offen sein konnten Mithalten musste und sofort auch so cool wie diese werden muss, da einen auch nur die äußeren Bestätigungen wertvoll machen. Ich blieb jedoch so immer noch auf dem selben Level und wurde verständlicherweise nicht selbstbewusster und meine Schüchternheit und Verspanntheit sich nicht besserten. Ich realisierte vor ein paar Monaten dass ich total von der Meinung von anderen abhängig bin und gar keine SELBSTLIEBE von MIR SLEBST kam. Ich lernte dass ich mich selbst am meisten Mögen muss damit es mir egal ist was andere von mir Denken. Ich habe eine ünung entdeckt bei der ich mir vor dem Spiegel mehrere Positive sätze zurede wie z.b. DU BIST DER HAMMER, DU BIST LUSTIG oder DU BIST EINE WUNDERSCHÖNE PERSÖNLICHKEIT MIT VIELEN TOLLEN EIGENSCHAFTEN. Ich mache das jetzt seit 2 bis 3 Wochen und hoffe dass es meinen Selbstwert stärkt und mich selbstbewusster macht. Allerdings brauch ich bestimmt noch mehr Übungen um meinen Selbstwert in meinen Augen zu steigern. Da ich mir sicher bin dass es nicht leicht ist und nur mit einer Übung geschieht, ich brauche bestimmt mehrere solcher Übungen welche ich für lange Zeit mache welche mich an mein Ziel bringen. Meine Frage an euch ist was denkt ihr ist die Lösung für meine Schüchternheit. Und wie Kann ich eurer Meinung nach meinen Selbstwert stark steigen lassen und endlich ohne Probleme den Leuten mein wahres Ich zeigen. Ich habe mit niemanden darüber geredet. In meinem Freundeskreis redet wir nicht darüber und würde mich auch nicht wohl fühlen darüber dort zureden. Meine Eltern verstehen es genau so wenig da sie mir einfach nur sagen, dass ich nicht schüchtern sein soll und keine Angst haben soll. Zu einem Therapeuten möchte ich nicht gehen. Da ich mich nicht wohl fühlen würde da hinzugehen. Aber ich würde sehr gerne mit einem Therapeuten telefonieren oder videochatten. dabei würde ich mich Tausend mal besser und Wohler fühlen. Ihr seit die ersten und einzigen mit denen ich dass Teile. Das ist das größte Problem in meinem Leben. Wenn ich meine Schüchternheit überwunden habe wäre ich wirklich wunschlos glücklich, andere wären dass bei einer Millionen oder Berühmtheit aber bei mir wäre es wirklich nur dass. Nichts im Leben hat nicht so sehr gehindert wie dieses Problem hier. Es hindert mich ja auch daran und behindert mich dabei zu Menschen Kontakt aufzunehmen. Mein Sexleben bekommt meine Schüchternheit ja genauso zu spüren. Bin im Moment 20 Jahre mache das Berufskolleg 1 und bin noch Jungfrau. Dies möchte ich ja auch so bald wie möglich ändern und das hängt auch erneut wieder sehr mit meinem Problem zusammen.

Tut mir leid dass der Text so lange ist, soweit ich nichts vergessen habe ist alles wichtige mit drinnen. Noch etwas: Bei allem Respekt, bitte versucht mir hier nicht mein Problem schönzureden und zu sagen dass es nicht schlimm ist und total normal und dass ich einfach auf die richtigen Personen im leben warten muss denn ich bin zwar von Natur aus Extrovertiert jedoch wurde dies bei fremden Personen durch meine negativen Gedanken untergraben und ich habe angst bekommen ich selbst zu sein und es ist ein Problem was mich schon 7 Jahre hindert und endlich beginne ich es etwas in angriff zu nehmen und es muss dagegen vorgegangen werden. hoffentlich bekomme ich eine hilfreiche und ausführliche Antwort von euch.

Liebe Grüße
Euer Daniel

Lan Anwort von Lan

Lieber Daniel,

ich danke dir für dein Vertrauen und deinen Text.

Ich will dir auf keinen Fall etwas schönreden. Es ist für dich ein großes Problem, das dich lange beschäftigt, das merke ich ganz deutlich. Ich kann das richtig mitfühlen, dass dich das sehr belastet und ich nehme deine Probleme auch sehr ernst. Schüchternheit heißt ja nicht, dass man generell überall und bei jedem so ruhig ist. Sie hat viele Facetten. Auch wenn du extrovertiert bist, kannst du ja bei fremden Leuten trotzdem schüchtern sein. Das ist bei Introvertierten wie auch Extrovertierten so. Ich finde es super, dass du so viel darüber reflektierst und dir auch deiner Verhaltensweisen so bewusst wirst. Das ist wichtig, um daran auch zu arbeiten, die Schwächen zu sehen und dich zu verbessern.


Ängste ergründen

Mein erster Rat an dich wäre: Ergründe deine Ängste. Seit wann verspürst du gewisse Hemmungen bei anderen, die nicht deine Freunde sind? Gab es eine Auslöser? Was steckt hinter der Angst, wenn du vor anderen keine Witze reißen kannst? Dahinter könnte vieles sein: Die Angst, sich zu blamieren, sich zu schämen, abgelehnt und abgewertet werden usw.

Du schreibst es schon selbst sehr gut: Es könnte womöglich auch dein geringes Selbstvertrauen dahinter stecken. Nun stellt sich die Frage: Woher kommt das?
Du schreibst, dass du vor der 7. Klasse noch nicht so warst. Kannst du dich an Ereignisse erinnern, die dich dazu gebracht haben, zu denken, dass du nicht witzig genug bist?


Schüchternheit verstehen

Es ist nicht leicht, gegen so eine Art Mechanismus oder altes Muster anzukämpfen. Du hast dir das in all den Jahren zugelegt und antrainiert, immer wiederholt und so ist es sozusagen schon ein fester Teil von dir geworden. Es gibt da keinen Schalter, mit dem du das leicht ändern kannst. Auch wenn du willst, das lässt sich nicht so leicht ablegen. Aber das heißt nicht, dass es gar nicht geht. Du schreibst es selbst: Du bist in dem Moment blockiert. Versuche dich mal an solche Situationen zu erinnern: Was geht dir dann durch den Kopf? Welche Ängste kommen zum Vorschein? Wie fühlst du dich dann? Wie ist dein Körper? Angespannt und gehemmt?
Eventuell könnte dir schon mal etwas helfen, Entspannungstechniken zu üben, um das Krampfhafte nach und nach abzubauen. Regelmäßiger Sport, Atemübungen und Meditation oder auch Yoga wären Möglichkeiten, um dich körperlich zu entspannen. Das wirkt sich auch auf deine Psyche aus.


Abhängig von der Meinung der anderen

Es ist super, dass du um deine positiven Eigenschaft weißt.
Aber warum hälst du dich für weniger wert und cool, obwohl du gleichzeitig auch deine positiven Eigenschaften ins Spiel bringst?
Ich vermute mal ganz stark, dass du dich zu sehr mit anderen vergleichst oder dein Bild von dir selbst vom Bild abhängig machst, was andere von dir haben. Du sprichst von einer Beliebtheitskala in deinem Jahrgang, an dem du dich gemessen hast. Und da liegt eben der Fehler: Du machst deinen eigenen Selbstwert, deine Meinung von dir selbst von der Meinung der anderen abhängig. Dass andere dich so sehen und du dich anders, das ist vollkommen normal. Das fasst du ja selbst sehr gut zusammen.

Ich weiß, es ist nicht leicht, sich von der Meinung anderer zu lösen. Vor allem als Jugendlicher und junger Mensch hält man viel davon, was andere von einem denken. Man will sich anpassen, gefallen, den Erwartungen anderer entsprechen. Aber wenn wir das ständig machen, verlieren wir uns selbst, unsere Bedürfnisse und Wünsche aus den Augen. Wir verbiegen uns und betrügen damit uns selbst.

Und wir machen uns zum Spielball der anderen. Was andere von uns denken, sollte eigentlich nicht unser Problem sein. Das ist deren Problem. Wichtig ist, was wir von uns halten, dass wir uns mögen, stärken und wertschätzen. Und auch der Vergleich mit anderen kann meist nur schief gehen, weil wir automatisch auf das schauen, was andere besser sind und können. Und damit werten wir uns gleich ab. Wir können dabei nur verlieren. Besser wäre es, wenn du deinen Fokus viel mehr auf dich setzt. Wer bist du? Was macht dich aus? Was kannst du gut? Was magst du an dir? Was sind deine Talente?

Du schreibst, es gab Leute, mit denen du dich gut verstanden hast, mit anderen aber auch nicht. Vollkommen normal, wir können nicht mit allen Menschen gut auskommen. Manche mögen wir mehr, manche weniger und andersherum. Wenn du aber Menschen wie deine Freunde gefunden hast, bei denen du so sein kannst, wie du bist und du dich mit ihnen verstehst, dann ist das absolut okay! Mehr braucht man doch eigentlich nicht, oder?


Meinung der anderen definiert nicht deinen Selbstwert

Das große Problem, was ich bei dir sehe und was du auch schon selbst siehst, ist, das du einfach deinen Selbstwert zu sehr von der Meinung anderer abhängig machst. Du misst deinen Selbstwert an der Beliebtheit bei anderen. Und das kann nie gut gehen. Es kann passieren, dass du nicht mehr beliebt bist und schon fühlst du dich wie ein Versager, obwohl du das gar nicht bist. Ich will dir mal was sagen: Du bist gut so, wie du bist, du bist genug. Und die Meinung der anderen ist egal. Was die anderen denken, kann dir egal sein.
Lies diese Worte mehrmals, schreib sie auf, erinnere dich daran immer wieder. Behalte sie wie ein Mantra in dir. Schaue mehr auf dich, was du willst, wer du sein willst und nicht auf die Person, die du für andere sein willst. Du bist nicht auf der Welt, um anderen zu gefallen. Du bist für dich auf der Welt, um der Mensch zu sein, der du eben bist. Ein ganz besonderer einzigartiger Mensch. Die richtigen Menschen sind da oder kommen, die dich als den besonderen Menschen sehen und dafür akzeptieren und lieben. Alle andere haben dich nicht verdient, um deren Meinung brauchst du dich nicht zu kümmern. Ich kann verstehen, dass das nicht leicht zu verinnerlichen ist. Keiner verlangt von dir, dass du das sofort intus hast. Das ist ein langer Prozess, aber irgendwann musst du eben mit dem Umdenken anfangen und auch dran bleiben. Nach und anch wird das auch für wie eine Wahrheit werden.


Das Positive sehen

Du hast also eine Art Schutzmechanismus antrainiert, bist ruhiger geworden, damit du nicht negativ auffällst. Eigentlich will dir deine Schüchternheit nicht schaden, im Gegenteil: Sie will dich eben schützen. Sie will dich vor Ablehnung, Fehler machen, Versagen, vor negativen Reaktionen, Kritik usw. schützen. Vielleicht kannst du sie mehr annehmen, wenn du siehst, dass sie eigentlich nur etwas Positives will, aber du das eben nur negativ interpretierst.

Ich lese deutlich heraus, dass du deine Schüchternheit als etwas Schlechtes ansiehst, die dich komisch macht und abwertet. Ich kenne das zu gut, bin ich auch sehr schüchtern und hatte früher sogar unter sozialer Phobie gelitten. ich kann mir also sehr gut vorstellen, was du durchmachst. Lange Zeit habe ich mich auch als komisch empfunden, immer verglichen, immer das getan, was andere von mir wollten, um ihnen zu gefallen. Ich fühlte mich mies, dass ich nie wirklich beliebt war, wollte zu den coolen Kids gehören.
Heute weiß ich es besser. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass es okay ist, dass ich schüchtern bin. Ich bin auch okay so, wie ich bin. Und es spielt keine Rolle, was andere von mir denken. Und die Schüchternheit hat durchaus auch Vorteile. Hast du mal versucht, auch das Positive zu sehen? Denke mal darüber nach. Du drängst anderen nicht auf, du lässt anderen mehr Raum, sie halten dich für vertrauenswürdiger, du kannst vermutlich auch besser zuhören. Du strahlst eine schöne Ruhe aus, bei der man sich vermutlich entspannen kann. Versuche mal also nicht nur das Negative an deiner Schüchternheit zu sehen.

Du bestätigst eigentlich das, was ich bereits geschrieben habe. Du weißt selbst, dass du dich am meisten mögen musst und dir egal sein sollte, was andere über dich denken. Ich finde es super, dass du da umdenkst und auch sogar dran arbeitest mit dieser einen Übung. So eine hätte ich dir auch vorgeschlagen. Ich denke, dass du ruhig auch mehr Übungen probieren könntest. Oder suche dir mal ein Hobby, bei dem du Spaß hast und was deinen Stärken entspricht.


Schüchternheit akzeptieren

Du fragst, was die Lösung für deine Schüchternheit ist. Die kann ich dir leider nicht geben. Es gibt kein Patentrezept, jeder findet seien eigenen Weg. Wichtig ist, dass du die Schüchternheit als ein Teil von dir ansiehst. Das ist wichtig, nicht immer daran ankämpfen, sonst kommst du nicht weit. Deine Schüchternheit gehört zu dir, aber sie definiert dich nicht. Du bist viel mehr als deine Schüchternheit, lasse dich nicht nur darauf reduzieren und denke an die anderen wundervollen Eigenschaften, die du hast.


Selbstwert steigern

Du fragst nach Ratschlägen, wie du deinen Selbstwert steigern kannst. Es gibt da viele Möglichkeiten, auf die ich eingehen will. Manche klappen besser, das musst du dann selbst ausprobieren.

Wie wäre es, wenn du eine Art Tagebuch führt, indem du täglich aufschreibst, was du geschafft hast und was du gut gemacht hast. Gern kannst du dir auch mal kurz Zeit nehmen und überlegen, was du an dir selbst magst, welche Stärken du heute einsetzen konntest.

Schreibe dir auch nochmal all deine guten Eigenschaften auf ein Stück Papier und nimm es mit, lies es jeden Tag durch. Je öfter du das machst, desto mehr wirst du dir deiner guten Eigenschaften auch bewusst.

Nimm dir viel Zeit für dich, entdecke Aktivitäten und Hobbys, die dir Spaß machen, ob alte oder neue. Kümmere dich um dich selbst, lerne positiv mit dir zu sprechen. Stelle dir vor, du wärst dir selbst ein guter Freund. Wie würdest du dich selbst behandeln und was würdest du dir sagen?

Hinterfrage deinen inneren Kritiker, der dir das Gefühl der Minderwertigkeit gibt. Frage bewusst: Ist das wirklich wahr, dass ich nur wenig Wert habe? Warum denke ich das so? Und was wäre, wenn es nicht wahr wäre? Bist du vielleicht einfach nur zu hart zu dir und hängst zu sehr an den negativen Seiten, anstatt die positiven Seiten zu sehen?


Mit Ablehnung leben können

Ich nehme stark an, dass hinter deiner Schüchternheit Angst vor Ablehnung steckt. Das kenne ich als schüchterne Person selbst sehr gut. Die Angst zu erkennen und lernen, damit umzugehen, wäre ein wichtiger Schritt. Das geht aber nur, indem wir ihr uns stellen, heißt also, den Situationen nicht aus dem Weg gehen. Auch wenn es anfangs noch erleichternd ist, wenn wir solche Situationen vermeiden: Die Angst wird dadurch verstärkt, wir flüchten noch viel mehr. Und das holt uns irgendwann eben auch ein.

Darum habe ich mir beispielsweise vorgenommen in einer Art Challenge, mich jedem Tag einer Situation zu stellen, in der ich auf Ablehnung treffen kann. Ich mache täglich etwas, was mich aus der Komfortzone zwingt. Das können ganz unterschiedliche Situationen sein, die dir unangenehm sind, dir Angst machen, wie beispielsweise etwas in einer Gruppe sagen oder auch Witze machen oder andere fremde Leute ansprechen. Überlege mal, wann du deine Schüchternheit merkst, wann du dich gehemmt fühlst und welche Situationen du lieber vermeidest. Schreib dir die Ideen auf, mache eine Liste und nimm dir vor, dich diesen Situationen zu stellen. Wenn es dir schwer fällt, reicht erstmal ein bis zweimal die Woche, das kannst du dann variieren und steigern, wenn du dich sicherer und mutiger fühlst. Je öfter du dich solchen Situationen stellt, desto besser kommst du mit einer möglichen Ablehnung zurecht. Anfangs kostet das sehr viel Überwindung, aber nur eben durch Routine wird es dann besser. Dann heißt es, weniger nachdenken und mehr ins Handeln kommen. Und klar, wird es unangenehm werden, wenn du wirklich abgelehnt wirst. Aber denke dran: Du wirst nicht als Mensch abgelehnt. Es ist nur vielleicht die eine Tat von dir, aber die bist nicht du. Und du wirst merken, dass es gar nicht so schlimm ist, wie du denkst, wenn das mal passiert. Je öfter es passiert, desto mehr gewöhnt du dich dran.


Authentischer werden

Du willst auch herausfinden, wie du mehr du selbst sein kannst. Zunächst einmal musst du dich selbst kennenlernen. Weißt du überhaupt wer du bist und was dich ausmacht? Wenn nicht, wird es höchste Zeit, dich selbst zu finden. Nimm dir dafür eine Auszeit, schalte alle Ablenkungen ab und beschäftige dich gedanklich oder schriftlich mit dir selbst. Nur wer sich selbst kennt, kann auch 100 Prozent er selbst sein.

Wenn du authentischer sein willst, musst du lernen, dich eben zu öffnen. Nur musst von dir erzählen, du musst dich trauen, Seiten an dir zu zeigen, die du bisher versteckt hast. Du kannst dich schrittweise öffnen, es muss nicht sofort viel sein. Aber nach und nach kommst du so auch anderen näher. Sprich über deine Gefühle, über das was dich bewegt, deine Gedanken und Ängste. Das macht verletzlich und davor wirst du Angst haben, weil du ja auch nicht verletzt werden willst. Aber nur wer mutig ist und sich so öffnet, kann auch wirklich authentisch werden. Eine wichtige Voraussetzung ist, sich von der Meinung anderer zu distanzieren. Du darfst nicht darüber nachdenken, was andere von dir denken. Und wenn schon, dann lasse dich davon wenigstens nicht beeinflussen. Mache dein Dinge, stehe zu dir selbst und dass du eben auch schüchtern bist. Das ist vollkommen okay!

Du musst lernen, dich selbst zu akzeptieren wie du bist. Und ich bin mir sicher, dass all die positiven Eigenschaften, die du genannt hast, auch auf dich zutreffen. Du bist schüchtern bei Menschen, denen du nicht nah bist. Das ist absolut okay! Das ist gar nicht schlimm. Und es geht auch sehr vielen anderen Menschen so. Manche tun sehr extrovertiert, sind aber eigentlich auch sehr in sich gekehrt, können das überspielen. Auch das ist okay. Du musst nicht wie die anderen sein, du darfst so sein wie du bist, denn so bist du okay, du bist genug. Lasse dir von niemand anderem etwas anderes einreden.

Das alles ist etwas, was nicht von heute auf morgen geht. Vor allem dann nicht, wenn du dich lange gehemmt gefühlt hast. Aber wenn du versuchst, dich schrittweise zu öffnen, kann es funktionieren. Dafür brauchst du einen langen Atem, also viel Durchhaltekraft, und manchmal wirst du auch scheitern und Rückfälle haben. Aber das ist alles kein Problem, bleib dran, glaube an dich selbst.

Weitere hilfreiche Links zum Lesen habe ich dir mal zusammengestellt. Dort findest du noch mehr Infos und Tipps:
https://mein-kummerkasten.de/37899/Fuehle-mich-minderwertig.html
http://mein-kummerkasten.de/93959/Selbstbewusstsein.html
http://mein-kummerkasten.de/90765/Allein-kein-Selbstbewusstsein-Wie-finde-ich-Freunde.html
http://mein-kummerkasten.de/90626/zu-schuechtern.html
http://mein-kummerkasten.de/89083/Kein-Selbstbewusstsein.html
http://mein-kummerkasten.de/79585/Wie-werde-ich-selbstbewusster.html
http://mein-kummerkasten.de/79277/Ich-hasse-mich-so-wie-ich-bin.html
http://mein-kummerkasten.de/75562/Probleme-mit-anderen-Menschen.html
http://mein-kummerkasten.de/76421/verzweifelt-Selbstzweifel.html
http://mein-kummerkasten.de/73780/Kein-Selbstwertgefuehl.html
https://zeitzuleben.de/selbstbewusstsein-und-selbstvertrauen-10-tipps/
http://www.angst-auskunft.de/Selbstvertrauen_staerken.htm
https://lebenskunst-einfach.blogspot.com/2020/11/werde-der-der-du-bist.html
https://lebenskunst-einfach.blogspot.com/2019/07/liebe-dich-selbst.html
https://schuechternheitade.blogspot.com


Mit Freunden darüber reden

Ich freue mich, dass du Freunde hast, bei denen du sehr offen und extrovertiert sein kannst. Ein gutes Zeichen, dass du ihnen vertraust und du dich bei ihnen wohlfühlst.
Du schreibst, du könntest mit Freunden und Familie nicht darüber reden. Aber warum nicht? Wozu sind Freunde da, wenn nicht, um über Probleme zu reden? Was hindert dich daran? Natürlich ist es sehr unangenehm, das zu erzählen, weil du dich dann wieder etwas schutzlos machst. Aber glaub mir, es stärkt einen ungemein und entlastet, wenn man endlich mit jemandem über solche Probleme reden kannst. Du kannst es auch indirekt ansprechen und fragen, ob deine Freunde das kennen, sich schüchtern und gehemmt zu fühlen. Vielleicht geht es ihnen ja auch so?


Therapeuten finden

Du musst nicht unbedingt zu einem Therapeuten gehen, wenn du das nicht willst. Du kannst es auch über Telefon oder Videochat versuchen, gerade jetzt in der Corona-Zeit bieten das einige auch an. Hier eine Soforthilfe, was du über Psychotherapie wissen musst:
https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Außerdem empfehle ich dir als Akut-Ratgeber die Nummer gegen Kummer (116 111 oder unter https://www.nummergegenkummer.de/und die Telefonseelsorge (0800.1110111 oder 0800.110222 oder unter der Webseite https://www.telefonseelsorge.de). Diese wahren Anonymität, wodurch es leichter werden kann, die Hilfe zu suchen. Die Berater können gut einschätzen, welche Hilfe notwendig ist.


Schüchternheit hindert beim Liebesleben

Es ist absolut okay, wenn du mit 20 noch keinen Sex oder eine Beziehung hattest. Es geht vielen Menschen und das kann ganz verschiedene Gründe haben. Aber das bedeutet nicht, dass du deswegen kein liebenswerter oder wertloser Mensch bist.
Es mag sein, dass deine Schüchternheit dich sehr darin hemmt, Kontakt zu Mädchen oder Frauen aufzunehmen. Du willst das ändern und das ist echt toll! Aber ich will dir auch mitteilen, dass es sein kann, dass du nicht sofort eine Freundin finden wirst, auch wenn du die Schüchternheit abgelegt hast. Beziehungen kann man nicht erzwingen, sie entwickeln sich. Es zählen da auch vor allem kleine Schritte und ein langsames Kennenlernen, was dir hilft, auch mehr bei Frauen aufzutauen. Setz dich nicht unter Druck und versuche nicht jemand zu sein, der du nicht bist. Es gibt auch viele Frauen, die eher ruhigere Männer bevorzugen, die meist einfühlsamer sind auch gut zuhören können. Aber wenn du offener wirst, kann es schon sein, dass sich deine Chancen erheblich bessern und du so schneller an sexuelle Erfahrungen kommen kannst. Dafür brauchst du aber eben auch Geduld mit dir selbst.

Vielleicht findest du hier weitere Anregungen und Infos:
https://mein-kummerkasten.de/331550/Mit-31-noch-keine-freundin-weil-zu-schuechtern.htmlhttps://www.abtreff.de/index.php?sid=264db92606a56dc19bd4eeea758e421f


Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Lebensweg. Schreib uns gern, wenn du noch etwas mitteilen oder fragen willst.

Viele Grüße,
Lan