Problem von Klaus - 62 Jahre

Ungeliebtes Kind

Mir ist oft nicht klar, wie emotionslos eine Mutter sein kann.
Sicher, mit einer Therapie und diversen Gesprächen mit Psychiatern und Psychologen bin ich hinter das Problem gestiegen.
Kurz das Problem angerissen:
Als einzigstes Kind meiner Eltern kam ich 1958 auf die Welt - allerdings mit einer Behinderung, einer missgebildeten Hand. Meine Kindheit war zwar materiell gut, mein Vater war in leitender Position und verdiente gut, meine Mutter (Hausfrau) machte mir das Leben schwer und verletzte mich seelisch, wo sie nur konnte.
In der Therapie wurde gesagt, dass sie eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat.
Mittlerweile bin ich Frührentner, denn alle Arbeitsversuche, die ich anging, scheiterten. Ich habe wirklich viel versucht - aber es waren die "anderen", die mich mobbten, nicht nur während der gesamten Schulzeit, sondern auch während meinen Ausbildungen. Selbst als Beamter wurde ich nicht übernommen, weil ich die Leistungen im Beruf nicht erbrachte. Hinzu kommt, dass bei mir zusätzlich Autismus diagnostiziert wurde - ich bin Asperger-Autist. Und im Laufe meines Lebens kam dann noch eine Erkrankung hinzu, mit der ich fast gar nicht hätte arbeiten können - Multiple Sklerose.
Nun habe ich Gott sei Dank eine liebe Frau, die mir seit mehr als 20 Jahren treu zur Seite steht. Auch sie wird von meiner Mutter nicht akzeptiert.
Meine Mutter ist selbst Kriegsflüchtling aus dem früheren Ostpreussen.
Die Ehe mit meinem Vater war auch nicht so der "Hit", lieblos eben.
Seit drei Jahren ist der Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen - ich habe ihn abgebrochen, weil ich diese Schmach nicht länger ertragen konnte.
Mittlerweile lebt sie (jetzt 97) in einem Seniorenheim, ganz für sich allein, denn ich besuche sie dort nicht mehr. Eine Versöhnung von mir per Brief hat sie quasi abgelehnt, denn sie hat nicht mehr geantwortet.
Habe ich alles richtig gemacht ?

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo Klaus,

das hört sich nicht gut an. Du leidest schon dein ganzes Leben unter deiner Mutter. Sicherlich hat sie Gründe dafür, dass sie so geworden ist. Und sicherlich ist sie dafür auch zu bedauern. Aber das hat nichts mit dir zu tun. Und es ist kein Grund für sie, ihren Frust über ihr Schicksal an ihrem unschuldigen, und noch dazu besonders hilfsbedürftigen, Kind auszulassen. Bei allem, was sie vielleicht in ihrem Leben durchgemacht hat, aber für ihr Verhalten dir gegenüber gibt es keine Entschuldigung. Aber ich kenne Menschen wie deine Mutter, hier ist jeder Appell an die Vernunft sinnlos. Du hast es oft genug versucht, jetzt solltest du endlich damit aufhören und an dich denken. Deine Mutter hat ihr Leben gelebt, sie ist nicht bereit, den Kontakt zu dir wieder herzustellen. Das heißt, sie hatte ihre Chance. Du kannst nichts mehr tun, darüber wird bald ein anderer richten.

Jetzt heißt es für dich, loszulassen. Versuch, deiner Mutter um deiner selbst willen zu verzeihen und lass sie los. Bei allem, was dir gesundheitlich quer gelaufen ist, du hast viele Gründe, zufrieden und froh zu sein bzw. wieder zu werden. Du bist Frührentner, das heißt, du hast es geschafft, diesen Status durch die Mühlen der heutigen Bürokratie durchzudrücken, dafür mein Respekt! Und du sagst, du hast eine liebe Frau. Und das ist ebenfalls ein Glücksumstand, um den dich viele beneiden würden. Also du siehst, es gibt sehr viel Gründe für Optimismus!

"Nimm das Leben so wie es kommt und mach das Beste draus!" Diesen Spruch hat mir meine Tante mitgegeben, und daran denke ich auch oft.

Ich wünsche dir die seelische Freiheit, die du dir ersehnst und der eigentlich, wenn du los lässt, nichts mehr im Wege steht. Genieße diese Freiheit und mach dir mit deiner Frau das Leben schön. Alles Gute für dich und

liebe Grüße
Jeanett