Problem von Anonym - 21 Jahre

Drogen

Hallo erstmal :)
Mein Problem hat eigentlich hauptsächlich was mit meinem Freund und seinen Freunden zu tun. Wir haben vor kurzem darüber geredet was wir an Silvester machen wollen und er möchte unbedingt was mit seinen Freunden machen. Das ist für mich auch nicht das Problem ich komme da gerne mit, da ich die Leute auch größtenteils kenne. Das Problem aber ist das egal welcher Freundeskreis es ist, alle am ballern sind zb mdma , koks, keta. Ich fühle mich absolut unwohl wenn alle drauf sind und ich nicht, da ich auch keinen Alkohol trinke weil es mir einfach nicht schmeckt und ich die Wirkung nicht mag. Seine Freunde sind ja auch nett aber wenn alle drauf sind kriege ich irgendwie leichte Angst kann mich nicht entspannen oder mitfeiern. Keiner von denen würde mir was tun oder so aber ich versteh einfach nicht warum man bei jeder Party Drogen konsumieren muss und das ist ja nicht so das die dann mal einen joint rauchen oder so, nein die ziehen dann direkt paar lines. Ich würde so gerne mit ihm zusammen Silvester feiern weil es unser erster gemeinsamer Start in das neue Jahr wäre, aber auf der anderen Seite möchte ich auch nicht unter druffis sein. Ich mag die Atmosphäre dann nicht und komme schlecht damit klar, möchte aber natürlich auch keinen die Stimmung vermiesen. Ich hätte einfach gerne eine ganz normale Party wo dann mal nicht geballert wird. Das ist bei seinen Freunden aber einfach nicht möglich. Mit zu meinen Freunden möchte er auch nicht unbedingt. Ich weiß nicht was ich machen soll weil ich auf der einen Seite bei ihm sein will und auf der anderen Seite aber nicht mit den ganzen verklatschten Menschen abhängen will. Und wenn wir getrennt feiern weiß ich ganz genau das er mehr als nur eine Line koks nehmen wird, weil ich dann nicht dabei bin. Das heißt selbst wenn wir getrennt feiern würde ich mir in einer Tour nur sorgen machen. Ich hab mit ihm schon öfters Streitereien gehabt weil ich keinen Freund haben möchte der so heftig in der Drogenszene drinne ist und welche nimmt. Ich habe mit ihm ausgemacht das er an besonderen Anlässen mal Koks nehmen darf. Wie zb an Silvester oder auf Festivals, ich versteh es allerdings trotzdem nicht warum man sowas braucht und möchte mich eigentlich nicht den ganzen Abend unwohl fühlen oder seine Laune kaputt machen. Ich finde einfach keine Lösung und das lässt mich verzweifeln.. Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, mit freundlichen Grüßen Anonym :)

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Tja, das sind wahrlich die Grundsatzfragen, die hier hochsteigen... An der Oberfläche scheint es "nur" um eine gemeinsame Silvesterfeier zu gehen, doch je mehr du geschrieben hast, desto tiefer werden die Themen.

Mal ganz grundsätzlich: Du solltest dir bewusst machen, dass du keine "Spaßbremse" bist, nur weil du schlichtweg vernünftiger bist und Verantwortung für dich und deinen Körper übernimmst!
Spaß geht selbstverständlich ohne Drogen bzw. mit einem Bruchteil des Konsumlevels, das du von diesem Freundeskreis beschrieben hast.
Bitte nimm' dir da selbst die Tendenz, dich selbst in deiner Wahrnehmung und in deinen Bedürfnissen als weniger bedeutsam anzusehen, welche dich möglicherweise unterschwellig begleitet.

Einerseits sollte man meinen, ein Kompromiss sei möglich: Ein Abend ließe sich ja aufteilen. Wie wäre es beispielsweise mit der Variante, dass du am Anfang bzw. im ersten Teil des Abends mit ihm zusammen (bei seinen Freund:innen) wärst - und später dann bei deinen eigenen Freund:innen?
Eine andere Variante könnte so aussehen, dass ihr erst etwas nur zu zweit unternehmt und euch dann getrennt voneinander zu euren jeweiligen Kreisen aufmacht. Diese Möglichkeit wäre auch mit dem ersten Vorschlag kombinierbar.
Nun ist es ja auch so, dass Silvester gesellschaftlich schon ziemlich überfrachtet mit Erwartungen und Ansprüchen wird. Vielleicht könntest du deinen Partner einfach feiern lassen - und nach genug Zeit zum Auskurieren unternehmt ihr etwas nur zu zweit! Sei es ein Neujahrsspaziergang, ein paar Tage Wegfahren oder ein geplantes Ritual.

Andererseits scheint es ja um viel mehr zu gehen - nicht zuletzt um fehlendes (gegenseitiges) Verständnis und unterschiedliche Auffassungen von Konsum und "Party". Weiter gedacht sind es verschiedene Lebensentwürfe. Du schreibst, ihr hattet deswegen schon Streitereien. Du kannst dir hier die Frage stellen, wie zukunftsträchtig eure Beziehung ist, wenn ihr da so weit auseinanderdriftet. Erfahrungsgemäß scheitern solche Beziehungen früher oder später. Nicht nur, weil die Ansichten verschieden sind. Sondern weil es ganz viel um ein Verstanden-Werden-Wollen und Gesehen-Werden-Wollen geht. Ich habe das Gefühl, da liegt bei euch der Hase im Pfeffer.
Ich fände es schön, wenn du mit deinen Bedenken, Ängsten und Bedürfnissen ernstgenommen werden würdest. Sollte dies schon der Fall sein und es geht dir vorrangig um besondere Anlässe wie Silvester, könntest du wiederum versuchen, dich ein wenig zu distanzieren/zu emanzipieren und nicht ganz so arg auf die gemeinsame Nacht zu bestehen. Außer es ist dir wirklich äußert wichtig: Dann bliebe nur die offene Aussprache (was ja eh meistens am effektivsten ist).

Es hat zwar auch etwas mit Akzeptanz und Toleranz zutun, dass du quasi auch nicht als Mitfeiernde für "schlechte Stimmung" sorgen solltest. Also nicht im Sinne von: Reiß' dich zusammen, sondern im Sinne von: Du solltest dir im Klaren darüber werden, was du für dich möchtest. Und danach handeln. Du wirst nicht darum herumkommen, nur auf dich zu schauen. Das könnte eben bedeuten, dass du ohne deinen Freund feiern würdest. Außer es gäbe Optionen, die auf Paarebene von euch beiden gleichermaßen akzeptiert werden könnten.

Der große Vorteil: Da es noch ein paar Wochen Zeit bis Silvester sind, hättet ihr noch genug Potenzial, euch gegenseitig zuzuhören und auszutauschen. Gerade zu den Stichworten "sich sorgen" und "Verantwortung" fände ich das bedeutsam!

Zusammengefasst gesehen könntest du den Silvesterabend dafür sehen, wie konfliktfähig und kompromissbereit ihr als Paar im Allgemeinen seid - möglicherweise ergeben sich daraus Konsequenzen.

Ich hoffe, meine Gedanken bringen dir ein paar nützliche Anstöße.
Im Zweifel: Höre bitte auf deine innere Stimme!

Einen schönen Herbst wünsche ich dir.

Alles Liebe,
Nuala