Problem von Anonym - 25 Jahre

Missbrauch ?

Als ich 9-10 war war ich oft bei meinem Stiefvater am Wochenende

Ich bin adoptiert und hab als Kind schon missbrauch am eigenen Leibe mitbekommen
Ich kam mit 2 in meine Pflegefamilie
Hab immer meine Vaterersatz Figur gesucht

Mein neuer Stiefvater ist meiner Pflegemama fremd gegangen mit dem Aupairmädchen.

Er lebte direkt gegenüber danach von uns.
Als wir 1 Jahr später erst wieder zu ihm durften, sollte ich von der Frau die Brüste anfassen und denen beim sex zuschauen
Tat ich alles

Ich hatte Jahre nichts gesagt und dann meiner mom alles erzählt
Es kam dann zur Anzeige
Aber es stand Aussage gegen Aussage
Und so haben wir es belassen

Heute steh ich vor dem Entschluss, ihn nochmal anzuzeigen

Meine mom steht hinter mir und würde mich unterstützen

Was soll ich tun ?
Ich hab Angst
Mein Sohn 11 Monate soll behütet sein vor so Menschen
Und ich möchte das er sowas nicht erlebt

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Ich finde es stark, dass du uns geschrieben hast. Und es ist stark, dass du dich nicht unterkriegen lässt! Allein deine Überlegung, die Täterin und den Täter erneut anzuzeigen, ist mutig und damit stark.
Du hast auch deine Mom an deiner Seite, das ist einfach wunderbar!

Wenn du es wirklich aus dir selbst heraus möchtest, würde ich auch dafür stimmen, dass du die Anzeige machst. Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Angst sollte dich dich nicht abhalten (dazu schreibe ich unten noch einmal).

Du hast uns an deiner Seite. Du kannst uns jederzeit schreiben. Von allen Gefühlen und Gedanken, die dich umtreiben.

Es gibt auch spezielle Profis für die Begleitung von Betroffene sexualisierter Gewalt. Ich würde dir den Besuch bzw. das Gespräch mit einer Beratungsstelle ausdrücklich empfehlen. Hier kommen in erster Linie Beratungsstellen zur Mädchen*/Frauen*hilfe und bei sexueller/sexualisierter Gewalt in Frage.
Zudem kannst du dir Beratung bzw. seelischen Beistand wegen deines Kindes holen, also falls du da in Zwiespälte/Konflikte zwischen deinen Bedürfnissen, den aktuellen Herausforderungen und den Bedürfnissen deines Sohnes kommen würdest. Mit dieser Suchmaschine kannst du nach passenden Beratungsstellen in deiner Nähe suchen: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe

Und der weiße Ring! Diesen empfehle ich dir auch sehr. Das ist genau die richtige Anlaufstelle in einer solchen Situation. https://weisser-ring.de/

Eine Sache möchte ich noch ansprechen: Du wünschst dir zu Recht, dass deinem eigenen Kind keine Gewalt angetan wird. Nun, Gewalttaten können niemals ausgeschlossen werden, egal wie sehr man sich kümmert und vorausschauend ist. Spätestens wenn das Kind älter und damit unabhängiger wird, kann durchaus mal etwas passieren, was wir Eltern so nicht gewollt hätten. Und auch durch Personen, denen wir keine bösen Absichten zugetraut hätten, kann Unheilvolles geschehen. Es ist zum Glück schon halbwegs abschätzbar und darauf solltest du dich konzentrieren! Du kannst deinem Sohn allein durch deine eigene Stärke so viel geben: Du bist ein tolles Vorbild und stärkst ihn damit gleich mit. Ein selbstbewusstes und selbstvertrauendes Kind wird sehr viel weniger wahrscheinlich attackiert werden und wenn doch, kann es sich selbst möglicherweise schon etwas auffangen. Ein solches Kind kann sich auch eher die Hilfe suchen, die es braucht. Weil es gelernt hat zu vertrauen und dass es das wert ist, Hilfe zu erhalten.

Es gibt eine sehr einfache Grundformel, die du beliebig auf dein Leben und auf das Leben deines Sohnes anwenden kannst: Dich für die Liebe und gegen die Angst zu entscheiden. Das ist eine Entscheidung, die du jeden Tag auf's Neue treffen kannst, schon früh beim Aufwachen. Liebe ist die größte Kraft, die wir haben. Sie ist so mächtig! Die Liebe kann in dir wirken, dich halten und heilen. Und sie kann auch allen anderen Menschen helfen, angefangen bei deinem Kleinen.
Folgende "Zutaten" für eine positive Zukunft fallen mir noch ein: Zusammenhalt. Rücksichtnahme. Viel körperliche Nähe, ohne Grenzen zu übertreten. Achtsamkeit. Dein Kind wird lernen, auf sich zu achten, wenn es lernen darf, dass es eigene Wahrnehmungen, Wünsche und Bedürfnisse hat und diese von außen nicht abgesprochen werden. Das fängt mit so einfachen Sachen an wie dem Respektieren von unterschiedlichen Wärme - und Kälte-Empfindungen und geht bis zu tiefen Gefühlen, die einfach da sein dürfen. Lass' dein Kind so sein, wie es eben ist. Sprecht offen miteinander, ehrlich und gefühlvoll.Und damit bist du wieder bei dir: Das alles gilt immer zuerst für dich! :)

Zu Betreuung durch Andere: Höre auf dein Bauchgefühl und gib ihn nur den Menschen in Obhut, denen du absolut vertrauen kannst. Sag' diesen am besten auch ausdrücklich, welche deiner Regeln gelten, sobald weitere (dir fremde) Personen ins Spiel kommen. Ich bitte da z.B., dass keine mir unbekannten Menschen mit meinem Kind allein bleiben dürfen, wenn ich und keine meiner Vertrauenspersonen da sind.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viele nährende Menschen in deinem nahen Umfeld, die dich auf deinem Weg begleiten. Schreibe uns gerne immer dann, wenn du das Bedürfnis hast. Und das Wichtigste: Entfessele weiterhin deine innere Stärke und deine Liebe! Die Angst wird immer kleiner werden!

Alles Liebe,
Nuala