Problem von Anonym - 21 Jahre

Nach zwei Monaten wieder Ausziehen

Hallo

Ich habe schon einige male hier geschrieben, aber das liegt Jahre zurück. Seitdem hat sich einiges getan. Ich weiß nicht mehr mit wem ich damals Geschrieben habe, ich weiß nur das es zwei Verschiedene Personen waren. Ich hab meine Gesellenprüfung bestanden und das sogar relativ gut, hatte eine Beziehung die allerdings eher schlecht verlief gegen Ende und naja alles hat sich im Grunde gebessert und geglättet wovor ich damals Angst hatte, zumal ich mich seit mehr als Zwei Jahren nicht mehr selbst verletze. Dennoch muss ich mir einen Therapeuten suchen da die Depressionen immer noch da sind. Aber das soll gar nicht das Thema sein.

Ich versuche mich kurz zu fassen. Ich bin vor zwei Monaten bei meiner Mutter, von der Stadt aufs Dorf gezogen. Ich wohne alleine zur Miete in einem Haus mit 3 Zimmer, Küche, Bad, mit Ausgebauten Dachboden, Keller und einem Großen Garten.

Mich beschleicht aber immer mehr das Gefühl das es ein Fehler war aufs Dorf zuziehen. Anfangs mochte ich die Stadt nicht so sehr da es mir einfach zu Assi war, aber jetzt hab ich immer mehr das Gefühl das ich sie Vermisse. Es wäre doch Dumm schon nach 2 Monaten wieder wegzuziehen oder ? Ich hab noch keine Möbel gekauft was einen Umzug natürlich vereinfachen würde. Wenn ihr meine alten Fragen Anhand der Email Adresse seht, ist es vielleicht auch einfacher zu verstehen wieso ich mir so einen Kopf darum mache.

Die Sache ist, ich bin mir zu 99% sicher, das ich hier weg möchte. Ich habe keine Sorge nochmal Umzuziehen sondern eher Angst wie mein Vater oder meine Arbeitskollegen reagieren. Mein jetziger Nachbar und Arbeitskollege hat mir das Haus vermittelt und ein Gutes Wort beim Vermieter für mich eingelegt, der übrigens auch sehr Nett ist. Ich weiß auch das ich dem Arbeitskollegen anscheinend sehr viel bedeute da er mich als eine Art Stiefsohn sieht, wieso weiß ich nicht er sagt es bloß oft und hat mir gegenüber so eine Art Beschützer Instinkt. Dennoch habe ich Angst wie er reagieren würde wenn ich nach Zwei Monaten das Handtuch werfe.

Ich habe keinen Führerschein was das Leben auf dem Dorf natürlich schwieriger macht, allerdings haben wir eine gute Zugverbindung. (Ich hab Panische Angst davor selbst Auto zufahren)

Kommt es blöd nach zwei Monaten wieder wegzuziehen? Aber es wäre doch besser jetzt Umzuziehen als erst in einigen Monaten wenn alles eingerichtet ist oder ?

Mit Freundlichen Grüßen

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Stimmt, du hast uns schon einige Male kontaktiert und von Bernd, Christina und Paul Antworten bekommen. Und nun gebe ich dir gerne eine Rückmeldung :)

Es gibt schon einiges zu bedenken, da gebe ich dir Recht.
Der Verstand allein sollte allerdings nicht die Entscheidung treffen. Du hast bestimmte Bedürfnisse, die selbstverständlich im Bereich Wohnen sehr wesentlich sind. Hier kann eben schnell der Schuh drücken! Es ist eben sehr individuell, was ein Mensch zum Wohlfühlen braucht bzw. welche Kombination an einzelnen Faktoren zum "bestmöglichen Wohlfühlen" führt.
Finanzielle Gesichtspunkte sind schon auch relevant, doch allein diese sollten nicht alles bestimmen. Letztlich gibt es ja auch Kompromisse und zeitliche "Zugeständnisse". Man muss ja nicht ewig an einem Ort bleiben.

Ich schlage dir folgenden Ansatz vor: Du spürst mal genau in dich hinein, warum du konkret nicht im Dorf wohnen bleiben willst. Versuche dabei, nur auf DICH zu blicken, also andere Personen auszuklammern.
Oder anders: Was ist an der Stadt besser?
Es macht auch einen Unterschied, ob man irgendwo hin möchte (also einen Ort vermisst, an dem man vorher gewesen ist) oder einfach nur den aktuellen Ort verlassen will! Das würde nämlich wiederum bedeuten, dass du auch woanders hingehen könntest!
Falls dir das als erster Schritt zu schwierig wäre, könntest du mit einer Pro/Kontra-Liste starten. Und dann dein Gefühl zu den jeweiligen Punkten einfließen lassen.

Falls allerdings schon alles in dir schreit: Ich will hier weg!", dann hat es wenig Sinn, das zu ignorieren. Dann müssten Taten folgen, damit du dich rasch wieder besser fühlen könntest.

Und ja, man kann eine Stadt/einen Ort vermissen, obwohl man sehr gemischte Gefühle dabei hat. Es kann sogar in Richtung "Hassliebe" gehen - und dennoch kann es genau richtig für einen bestimmten Lebensabschnitt sein. Vielleicht müsstest du deine Zeit in der Stadt ganz genau durchgehen und auch differenzieren, wie du dich in der damaligen Wohnung, in der Straße, im Viertel... usw. gefühlt hast. Vielleicht hast du schlichtweg ungünstig gewohnt und wärst an sich schon mit der Stadt zufrieden?!
--> Insofern ist es umso wichtiger, dass du deinem Gefühl traust, aber gleichzeitig genauer bei dir selbst "nachbohrst", woher es kommt und was du konkret zu einer Veränderung tun könntest, um dich rundum wohl zu fühlen.

In jedem Fall sollte deine Entscheidung nicht davon abhängen, was Andere über dich denken könnten. Du bist niemandem Rechenschaft über dein Leben schuldig, nur dir selbst!
Ich denke außerdem, dass du durchaus deine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen und dich ggf. neu bzw. gegen deine Wohnung entscheiden kannst. Du musst doch zufrieden leben und wohnen können, das ist nicht mit deinem Nachbarn verknüpft.

Ich kann dir auch nochmal detailliert antworten, wenn du das möchtest. Hierfür wäre es gut, wenn du schon genauer für dich herausgearbeitet hättest, was du brauchst, möchtest, dir wünschst.

Ich drücke dir die Daumen für diese Herausforderung!

Sei lieb gegrüßt,
Nuala