Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

ich danke dir, dass du uns dein Vertrauen schenkst. Das ist wirklich sehr mutig von dir.

Es erschüttert mich sehr, dass du so viele negative Erfahrungen mit Freunden und in Beziehungen gemacht hast. Fühle dich von mir gedrückt.

Du fühlst dich vermutlich einsam, weil du dich andere nicht verstehen und dir auch nicht glauben, dass du mit Depressionen zu kämpfen hast. Ich glaube dir aber und stelle das auf keinen Fall in Frage. Ich nehme dich ernst mit deinen Problemen, glaub mir das.


Negative Erfahrungen mit Mitmenschen gemacht

Es ist schrecklich, wenn einen die Personen, die einem wichtig sind und denen man vertraut, einen ausnutzen und dann auch noch im Stich lassen. Es grenzt an ein Wunder, dass du das Vertrauen in die Menschen nicht verloren hast. Du bist wie ich finde ein ganz wundervoller Mensch, dessen Vertrauen trotz dieser Erfahrungen noch immer da ist. Das schafft nicht jeder. Was dein damaliger Freund getan hat, geht absolut gar nicht. Hattest du erst nachdem er das getan hat, Paranoia, Depressionen und Ängste bekommen? Das ist wirklich furchtbar.

Schrecklich, dass du zwei Jahre lang mit niemandem darüber reden konntest. Das muss echt belastend für dich gewesen sein. Aber wieso musst du es deinen Eltern denn verheimlichen? Welchen Grund gibt es?

Deine Eltern wissen gar nicht wirklich, wie es dir geht oder haben sie jemals Depressionen gehabt? Ich finde das absolut nicht in Ordnung, dass sie dir die Schuld geben, so unsensibel sind und dir kein Verständnis entgegenbringen. Sie wissen gar nicht, wie du täglich zu kämpfen hast. Lass dir von ihnen bitte nicht einreden, dass es an dir liegt und du daran Schuld bist.


Sich den Eltern öffnen

Ich weiß auch nicht, warum deine Eltern dir immer noch nicht glauben. Ich kann verstehen, dass es wahnsinnig schwer sein muss, das alles vor deinen Eltern zu verheimlichen. So sollte es nicht sein. Gerade gegenüber den Eltern will man ja eigentlich so offen und ehrlich sein und sich zeigen, wie man ist. Aber das fällt wahnsinnig schwer, wenn sie dir nicht glauben.

Wie hast du es ihnen denn mitgeteilt? Einfach nur zu sagen, dass du Depressionen hast, reicht vermutlich nicht, dass sie dir glauben. Am Ende ist es aber auch gar nicht deine Aufgabe, sie davon zu überzeugen. Das liegt nicht in deiner Macht. Entweder glauben sie dir oder nicht. Du kannst nur versuchen, ihnen das so offen und ehrlich mitzuteilen. Je mehr du dich öffnest, desto transparenter wird das und sie werden dir vielleicht doch glauben.

Hast du es denn mal versucht? Was wäre, wenn du es ihnen mitteilen würdest, was du durchgemacht hast, was dich so belastet und wie es dir geht? Wenn du eben wirklich konkret wirst und das nicht bei der allgemeinen Aussage belässt: Ich habe Depressionen. Vielleicht können sie sich darunter auch nicht wirklich etwas vorstellen. Wenn du wirklich nur bei dir bleibst und nur davon sprichst, wie du dich gerade fühlst, wie wäre das für dich? Wovor hast du Angst? Dass sie dir immer noch nicht glauben?

Sich anderen zu öffnen und sich zu offenbaren, so etwas Intimes preiszugeben, das macht einen echt verletzlich. Und ich verstehe deine Angst, du willst dich nicht umsonst öffnen und dass sie dir am Ende nicht glauben. Dein Vertrauen wurde so oft leider schon missbraucht und das tut wirklich weh. Ich kann nachvollziehen, dass du nicht wieder verletzt werden willst. Es besteht leider immer die Gefahr, dass andere einen enttäuschen, nicht verstehen, ablehnen. Es ist immer ein Risiko da. Aber wenn du das nicht tun würdest, würdest du nicht wissen, ob es wirklich so ist. Wer weiß, vielleicht reagieren deine Eltern doch ganz anders, wenn sie alles wüssten? Vielleicht ist ihnen nicht bewusst, was du alles durchmachen musstest?

Wenn du den Mut nicht findest, mit ihnen darüber zu sprechen, könntest du dir Unterstützung von anderen holen. Beispielsweise auch von einem Psychotherapeuten, wenn du zu einem gehen willst.

Liebe Ratsuchende, bitte gib dich nicht auf. Ich kann verstehen, dass du am liebsten alles aufgeben willst, weil es nur noch schmerzt. Ich kenne dieses Gefühl, da ich auch mal an so einem Punkt war. Deswegen erlaube ich mir das , zu schreiben- Aber das Leben liegt noch vor dir, es können noch so viele tolle Dinge passieren. Gib dich und dein Leben bitte nicht auf.

Dass du dich an uns wendest, ist doch ein gutes Zeichen, dass du eigentlich weiterleben willst. Du suchst nach Hilfe, du willst nicht aufgeben, nicht wahr?


Professionelle Hilfe suchen

Ich finde es stark von dir, dass du uns schreibst und uns das alles mitteilst. Das ist total wichtig und ich will dir, so gut, wie es geht helfen. Aber am Ende liegt es vor allem an dir: Nur du kannst dir Hilfe suchen und dir helfen lassen.

Die Rede ist von Psychotherapeuten, die sind dafür geschult, zu erkennen, ob du unter Depressionen leidest und wie sie dir helfen können. Du musst da nicht allein durch, es ist okay, sich Hilfe zu suchen. So blöd wie es klingt: Keiner kann einem helfen, wenn du dir nicht selbst hilfst und dir helfen lässt. Und ich denke, dass es dir auf jeden Fall helfen kann, mit jemandem darüber zu reden. Das kann unglaublich entlastend sein, vor allem wenn es eine Person ist, die sich damit auskennt und weiß, wie sie dir helfen kann.

Hier verlinke ich dir mal eine Hilfe, wie du einen Psychotherapeuten finden kannst:
https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Wichtig jedoch ist: Du musst bereit sein, dir Hilfe zu suchen. Der erste Schritt, Hilfe zu erhalten, liegt an dir. Du kannst dir selbst helfen, indem du deinen Mut zusammennimmst und dir professionelle Hilfe suchst. Das kann kein anderer, nur du allein, kannst dir helfen, indem du jemanden suchst, der dir hilft.
Du kannst das schaffen, ich glaube an dich. Dir kann nur geholfen werden, wenn du dir selbst hilfst und aktiv wirst. Das ist der allererste Schritt. Und den hast du tatsächlich jetzt auch getan, indem du uns geschrieben hast.

Ich denke, dass es auch schon einmal helfen würde, wenn du dich jemandem anvertrauen kannst. Für mich klingt das so, als hättest du das all die Jahre für dich behalten. Aber das musst du nicht und das kann wahnsinnig belastend sein. Auch wenn es dir schwer fällt, mit jemandem darüber zu sprechen, versuche es dennoch. Wenn dir das Sprechen schwer fällt, kannst du auch mal versuchen das alles in einem Tagebuch zu schreiben oder in einem Brief.

Wenn du direkte Hilfe benötigst, wende dich am besten an die TelefonSeelsorge unter:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei).

Ich will gar nicht in Frage stellen, dass du unter Depressionen leidest. Aber sicher feststellen kann eben nur ein Therapeut.

Vielleicht würde es dir auch helfen, dich mit anderen Betroffenen auszutauschen? Es gibt sicherlich auch bei dir in der Nähe Selbsthilfegruppe für Menschen, die unter Depressionen leiden. Auch im Internet gibt es Foren, in denen man sich austauschen kann.


Liebeskummer

Du schreibst, dass du Liebeskummer hast, weil ein Junge, an dem du interessiert bist, selten Interesse zeigt. Das kann sehr am Selbstwertgefühl nagen, das verstehe ich. Ich weiß leider zu wenig, um das richtig einschätzen zu können. Hat er Gefühle für dich oder ist es einseitig?
Könntest du es dir zutrauen, ihn darauf anzusprechen? Wenn ja, bleib ganz bei dir und sage ihm so etwas wie: Ich bin traurig und hätte gern, dass du dich vielleicht mehr meldest und mehr Interesse zeigst." Um das Problem zu klären, müsstest du eben offen und ehrlich mit ihm darüber sprechen und herausfinden, warum er selten Interesse zeigt.

Es tut weh, wenn jemand, den man mag, einem das nicht zurückgibt. Aber das passiert leider immer mal wieder. Wichtig ist, dass du dich um dich kümmerst. Du bist nicht abhängig von der Zuneigung anderer, du bist trotzdem ein liebenswerter Mensch, der es verdient hat, gut behandelt zu werden. Und wenn er das nicht sieht, dann ist er es auch nicht wert, dass du dich weiter um ihn kümmerst, finde ich.


Ich habe dir außerdem einige Beiträge verlinkt, die dir Anregungen geben können. Ich lege dir sehr ans Herz, da mal reinzuschauen:

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe
https://mein-kummerkasten.de/333322/Depressionen-aus-Liebeskummer-und-anderen-Gruenden.html
https://mein-kummerkasten.de/244767/Depressionen-Selbstmordgedanken.html
https://mein-kummerkasten.de/311456/Bin-ich-depressiv.html
https://mein-kummerkasten.de/333236/Suizidgedanken-wegen-vielen-Problemen.html
https://www.watson.de/leben/gesundes%20leben/821905230-hochfunktionale-depression-niemand-merkt-wie-krank-du-in-wirklichkeit-bist
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/erfahrungsberichte


Ich drücke dich noch einmal und wünsche dir ganz viel Mut, Kraft und alles Gute für deinen weiteren Lebensweg.

Wenn dich noch etwas belastet oder du Fragen hast, kannst du dich gerne an uns wenden.

Liebe Grüße,
Lan