Problem von Anonym - 32 Jahre

Angstzustände @PaulG

Wäre sehr dankbar wenn mir PaulG antworten könnte da er mir in der Vergangenheit schon sehr mit seinen Antworten geholfen hat.

Lieber Paul,

das letzte mal habe ich mich vor ca. zwei Jahren wegen meinen Angstzuständen bei dir gemeldet (soweit ich weiß kannst du das sehen). Und glaub es oder nicht aber deine Antwort vom letzten mal hat mir so gut weitergeholfen, dass sie heute noch lese wenn es mir schlecht geht.

Ich bin nun Vater von meinem wunderbaren Sohn der schon 1,5 Jahre alt ist. Gott sei dank konnte er noch seine Oma (meine Mutter) kennenlernen. Sie verstarb letzten Oktober an Krebs. Hier sind wir auch schon beim Problem. Sie war für mich immer meine erste Ansprechperson wenn es mir schlecht ging. Wir haben einen tollen Familienzusammenhalt wo ich eigentlich mit jedem sprechen kann aber wenn es um meine Angstzustände geht ist das für mich ein sehr unangenehmes Thema...

Zur Zeit leide ich wieder massiv unter meinen Angstzuständen hauptsächlich wegen dem schrecklichen Krieg der nun in der Ukraine tobt. Vor einigen Tagen verbrachte ich einen eigentlich tollen Abend mit ein paar Freunden welche ich schon länger nicht mehr gesehen habe. Natürlich dauerte es nicht lange bis auch dieses Thema ausführlich besprochen wurde bis hin zum möglichen 3. Weltkrieg mit Nuklearkatastrophe usw....
Als ich am nächsten morgen am Sofa aufwachte raste mein Herz wie verrückt und ich hatte eine Schweißausbruch. Eine Panikattacke also, kenne ich ja schon. Ich nahm also eine Tablette die mir der Arzt für solche Situationen verschrieben hatte und nicht einmal das half. Ich blieb dann noch ein paar Stunden liegen bis ich in der Lage war nach Hause zu fahren.

Ich habe noch immer den drang immer die aktuellen Nachrichten zu hören weil ich Angst habe etwas zu versäumen. Wenn ich mir vorstelle das durchmachen zu müssen was die Menschen in diesem Land derzeit aushalten müssen läuft mir der kalte Schauer den Rücken runter bei aller Bewunderung die ich gleichzeitig habe für diejenigen die freiwillig bleiben. Öfters erwischt mich nun eine Panikattacke und ich bin mit meinem Kopf einfach nie bei der Sache da ich ständig dieses Gedankenkreisen habe wo es nur Krieg und Verderben geht... Und ich tue mir auch schwer wenn ich in einer Runde von Leuten bin wo dieses Thema momentan verständlicherweise immer aufkommt da scheinbar wirklich viele Menschen glauben das sich dieser Krieg zu etwas katastrophalen für die Welt entwickelt.
Ich versuche nun alles zu unternehmen damit es mir bis Anfang April wieder besser geht da ich eine neue Arbeitsstelle antrete und ich bin momentan froh dass ich bis Monatsende Urlaub habe da ich momentan nicht in der Lage wäre zu arbeiten. Ich habe auch schon einen Termin für eine Psychotherapie. Trotzdem schreibe ich auch dir da ich deine Antworten sehr sehr wertschätze.

Mit besten Grüßen!

PaulG Anwort von PaulG

Lieber Anonymer,

ich freue mich sehr, von dir zu hören - so heikel der Anlass auch sein mag. Ich freue mich, dass ich dir damals helfen konnte, und ich freue mich, wie glücklich es dich macht, Vater zu sein. Zum Tod deiner Mutter möchte ich dir mein herzliches Beileid aussprechen! Ich bin sicher, dass ich es in einer solchen Situation auch als wohltuend empfinden würde, zu wissen, dass meine Mutter ihren Enkel noch kennengelernt hat. Wenn es auch den Schmerz vielleicht nicht lindern mag, so liegt doch trotzdem viel Schönes in dem Gedanken, dass sie in dem Wissen gehen durfte, dass sie in deinem Sohn fortlebt und du das Glück genießen darfst, ihn zu haben.

Ich glaube (auf die Gefahr hin, dass das anmaßend klingt), dass vieles von dem, was ich dir vor rund zwei Jahren geschrieben habe, noch immer Gültigkeit beanspruchen darf: Die Zukunft wird jeden Tag durch unser aller Handeln bestimmt, nicht durch schicksalhafte Kräfte und nicht durch Einzelentscheidungen. Ich muss gestehen, dass mich der Einmarsch in die Ukraine zwar nicht überrascht hat, ich ihn andererseits auch nicht wirklich erwartet habe. Und falls doch, dann nicht in dieser Weise. Vielleicht geht es dir ja ähnlich. Was können wir daraus schließen? Nun, zunächst einmal bestätigt es uns, dass Ängste, Ahnungen und Vermutungen sich zwar bewahrheiten können, aber nicht müssen. Denn im Falle des Krieges in der Ukraine hat sich eine ganze Reihe sehr kluger Menschen getäuscht - vielleicht auch: täuschen lassen. Gleichzeitig stellt sich heraus, dass auch die Pessimisten nicht wirklich oder höchstens teilweise richtig lagen: Denn wer hätte schon vermutet, dass Europa, Nordamerika und die meisten Staaten der Welt so schnell und deutlich reagieren würden? Und wer hätte gedacht, dass durch den Krieg offenbar würde, dass die russische Armee keineswegs so gut ausgerüstet, geschult und motiviert ist, wie viele geglaubt haben? Keine Frage, lieber Anonymer: Was in der Ukraine geschieht, ist entsetzlich und ich will es mit keiner Silbe beschönigen. Jedoch: Wer einen wachen Blick für die Details behält, wird feststellen, dass letztlich keine Prognose vollständig richtig war.

Und das ist es, was man sich immer wieder sagen muss - wahre Propheten gibt es nur in der Legende. In der Wirklichkeit, in der wir leben, kann man wohl gewisse Dinge erahnen oder vielleicht auch erkennen... aber die Zukunft, wie sie dann wirklich eintritt, vorhersehen, das kann niemand. Denken wir an die Flüchtlingskrise 2015/16 zurück: Dass Horden aus Afrika und Asien diesen Kontinent überrennen werden, malen Europäer sich schon seit vielen Jahrzehnten aus, streng genommen seit Jahrhunderten. Wie wenig die Einwanderung von etlichen Hunderttausenden, vielleicht Millionen Menschen aus diesen Regionen unseren Alltag tatsächlich beeinflusst hat, nämlich im Wesentlichen überhaupt nicht, wissen wir beide. Wenn man aber einigen Mitmenschen in dieser Zeit zuhörte, mochte man fast glauben, Dschinghis Khan sei aus dem Grab auferstanden. Bemerkenswerterweise waren es viele genau dieser Menschen, die angesichts des Virus und der Einschränkungen in den letzten Jahren am lautesten riefen, sie wollten jetzt sofort "zurück zur Normalität" (also zu genau dem Zustand, in dem ihren eigenen Worten zufolge schon seit Jahren Chaos und Gesetzlosigkeit, ja "Bürgerkrieg" herrschen sollten). Wie Krieg und Diktatur wirklich aussehen, sehen die, die sich bei uns seit Jahren in sie hineinfantasieren, nun täglich im Fernsehen. Und ich muss gestehen, dass mich diese Tatsache bei allem Entsetzen und Mitgefühl über das, was in der Ukraine (und auch in Russland) geschieht, mit einer gewissen Genugtuung erfüllt. Wir leben in einer Zeit, wie es sie vielleicht zuletzt Mitte des letzten Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, gegeben hat: Einerseits ist ein großer Teil der Menschen von dem Gedanken besessen, alles würde schlechter, sei im Verfall begriffen, eine Katastrophe sei im Gange oder stehe zumindest kurz bevor. Andererseits leben wir nach wie vor in einem der wohlhabendsten und stabilsten Länder der Welt... und die gleichen Menschen, die Diktatur und Weltkrieg rufen, sind gleichzeitig dabei, Häuser zu kaufen, ihre Wohnungen zu renovieren, Start-ups zu gründen, ihre Hochzeit zu planen und sich ganz allgemein auf ein langes Leben einzurichten. Man muss das nicht verstehen, aber man kann es als eine Besonderheit unserer Zeit hinnehmen.

Was dein Bedürfnis nach Neuigkeiten betrifft, so kann ich dir versichern, dass du nichts Wesentliches verpassen wirst, wenn du Nachrichten meidest. Denn zum Einen hat der bisherige Gang der Ereignisse gezeigt, dass es eben nicht nach einer schnellen und eindeutigen Entscheidung aussieht. Sollte etwas wirklich Einschneidendes geschehen, wird es dir ohnehin zugetragen werden, auch ohne dass du aktiv recherchierst. Solidarität mit den Menschen in und aus der Ukraine ist nicht davon abhängig, über die Einzelheiten des Kriegsverlaufs im Bilde zu sein. Zum Anderen werden wir auch erst in der Rückschau merken, welche Dinge, die passiert sind, wirklich "wesentlich" und "wichtig" waren. Oder richtiger: Welche wir als wesentlich und wichtig wahrnehmen. Viele Menschen würden sicher sagen, der Zusammenbruch des Ostblocks 1989/90 sei eines der wichtigsten Ereignisse gewesen, das sie miterlebt hätten, vielleicht sogar das Wichtigste. Und vermutlich haben sie damit nicht Unrecht. Allerdings besteht dieses "Ereignis" ja in Wahrheit aus der Summe von abertausend Einzelereignissen, die sich in der Erinnerung verdichten und, sachlich fragwürdig, auf konkrete Daten zusammengedrängt werden. Zurückblickend, stellt es sich vielleicht so dar, als hätte das alles mehr oder weniger so eintreten müssen - das ist aber nie der Fall. Genauso wenig, wie man davon ausgehen kann, dass ein Ereignis, das für den Einen eine Welt zerstört hat, einen Anderen groß bewegt hat. Ein Historiker würde uns vielleicht sagen, dass sich für viele Millionen Menschen in den Ländern der früheren Sowjetunion in den letzten dreißig Jahren nur recht wenig geändert hat, wenn überhaupt etwas. Und ebenso, dass der Kalte Krieg schon Jahre, bevor er offiziell zuende ging, entschieden war. Ein anderer würde einwenden, er sei nie zuende gegangen - und wenn man darüber nachsinnt, was in den Köpfen eines Putin und seiner Unterstützer vorgeht (die leider zahlreich sind, so ehrlich muss man zu sich selbst sein), dann möchte man das sehr wohl glauben. Das Gleiche könntest du für den elften September 2001 gedanklich durchspielen, und sicherlich wird man es in einiger Zeit auch für den Beginn des Krieges vor gut einer Woche können: Es ist ein Trugschluss, dass ein einziges Ereignis alles ausgelöst hätte. Wir stehen vielmehr vor einer unendlichen Summe an Reaktionen und Gegenreaktionen, Impulsen, Annahmen, Zuschreibungen und Berechnungen, die zusammen wirken. Jetzt, in diesem Augenblick. Die Zukunft ist offen, lieber Anonymer. Ganz und gar. Immer. Und so wird es auch immer sein.

Vielleicht werden wir in einigen Jahren auf diesen Krieg zurückblicken und wissen, dass es letztlich ein zwar brutaler, aber kurzer Konflikt war, weil er das russische Regime so ins Wanken gebracht hat, dass es fiel. Wir werden dann wissen, dass der größere Teil der Geflüchteten aus der Ukraine in ihre Heimat zurückkehren konnte, und das demokratische System sich weiter stabilisiert hat. Dann werden wir diesen Krieg nicht als Beginn einer Tragödie für die Ukraine bewerten, vielleicht aber als eine für Russland. Denn wer kann schon wissen, was ein solcher Ausgang des Konflikts für Russland bedeuten würde? Vielleicht auch werden wir in einigen Jahren wissen, dass die ukrainische Armee heldenhaften Widerstand geleistet hat, aber am Ende unterlegen ist; dass weitere Millionen Menschen aus der Ukraine vertrieben und das Land Russland angegliedert wurde. Wir werden uns dann - möglicherweise - mit einem Anflug von Bitterkeit sagen, dass sich damit leichter leben lässt als mit einem jahrelangen Krieg, der statt Millionen Flüchtlingen Hunderttausende Tote fordert. Und möglicherweise werden wir wissen, dass die weitaus meisten der Flüchtlinge in einem anderen Land in Sicherheit leben können und dieses Land bereichern.

Das sind nur zwei der unzähligen möglichen Rückblicke, die es vielleicht geben wird; nur zwei der zahllosen Optionen. Warum erzähle ich sie dir? Nun, aus dem einfachen Grund, weil sich gar nicht so leicht beantworten lässt, was man sich in der jetzigen Situation eigentlich wünschen soll. Wir alle wünschen uns - das ist wohl klar - dass überall Frieden und gegenseitiges Verständnis herrscht, dass Wohlstand und Freiheit Einzug halten und Kriege nur noch in der Erinnerung lebendig sind. Natürlich. Da wir aber wissen, dass die reale Welt noch nicht an diesem Punkt ist und vielleicht nie dorthin gelangen wird... was soll man sich wünschen? So einfach ist das gar nicht zu beantworten. Gerade deshalb ist es ja so tröstlich, dass die Zukunft eben immer anders ist, als wir es uns jetzt ausdenken können. Neben den unschönen gibt es auch einige angenehme Möglichkeiten, birgt dieser Konflikt zwar entsetzliche Gefahren, aber produziert auch Chancen. Noch können wir hoffen, dass - wie immer der Ausgang letztlich aussehen mag - er sich für die Ukraine, Russland und die Welt als Chance erweist. So wie ja auch der Ausgang des Zweiten Weltkriegs für unser eigenes Land eine Chance war. Damit soll nicht etwa gesagt sein, dass Tod und Zerstörung ein angemessener Preis für einen Neuanfang sind. Aber ich bin so kühn, zu behaupten, dass in der Geschichte der Menschheit Ängste schon ebenso häufig enttäuscht wurden, wie Hoffnungen. Wenige hätten gedacht, dass Deutschland 2022 das Land sein würde, das es ist. Und niemand, der vor einem Menschenleben darüber nachgedacht hat, dürfte wirklich das gedacht haben, was ist. Denk immer daran.

Nehmen wir die Sache mit dem Atomschlag: Es macht wenig - eigentlich gar keinen - Sinn, sich zu fragen, ob ein solcher kommt. Allein schon deshalb, weil ohnehin mindestens die Hälfte der Atomwaffen dieser Welt in den Händen von Menschen ist, deren Zurechnungsfähigkeit wir anzweifeln würden. Vielleicht reißt morgen irgendein Terrorist eine Atomwaffe an sich. Vielleicht kommt es zu einem Atomunfall, an irgendeinem Ort, den wir gerade nicht auf dem Schirm haben. Vielleicht verliert man in Moskau die Nerven. Vielleicht, vielleicht, vielleicht! Was kann nicht alles passieren, was nicht alles schiefgehen! Wenn man darüber nachgrübeln will, wird man niemals zu irgendeinem verwertbaren Ergebnis kommen. Natürlich ist ein globaler Krieg denkbar... aber wie oft allein in den letzten fünfzig Jahren war er das schon? Vielleicht hätte, wenn irgendeine Winzigkeit anders verlaufen wäre, die wir nicht identifizieren können, der elfte September 2001 keinen Krieg zur Folge gehabt. (Nebenbei bemerkt: Diese Anschläge sollten einen globalen Krieg produzieren... haben sie das? Jedenfalls nicht in der Weise, wie es gedacht war). Vielleicht, wenn irgendein Detail, das niemand im Blick hat, sich in einer bestimmten Weise entwickelt, werden in Russland in weniger als einem Jahr freie Wahlen stattfinden. Wenn man schon spekuliert, warum sich auf die negativen Möglichkeiten beschränken? Es kostet einen ja nichts, ausnahmsweise auch mal an die Macht des Zufalls zu glauben. Oder an das Gute im Menschen. Und dafür gibt es gerade, wenn wir ehrlich sind, ziemlich viel Anlass. Wir können mit gutem Recht annehmen, dass Europa die Fehler der letzten Flüchtlingswelle nicht wiederholen wird. Wir haben Grund zu der Annahme, dass kein ukrainischer Flüchtling im Meer ertrinken, in eisiger Nacht erfrieren oder in einem Lastwagen ersticken müssen wird. Da es nämlich, anders als beim letzten Mal, auch nicht an Willen zu fehlen scheint, das zu verhindern. Möglicherweise wird dieser Wille vor anderen Krisenherden der Welt nicht haltmachen. Das ist etwas Positives. Wir erleben gerade die Abgründe des Menschlichen, aber wir erleben auch ungeheure menschliche Größe. Und diese Eindrücke werden bleiben, lieber Anonymer, ganz egal, wie dieser Krieg ausgeht. Auch sie sind ein Erbe, das wir zukünftigen Generationen hinterlassen, und von dem sie zehren können.

Es wird der Tag kommen, an dem du deinem Sohn von dieser Zeit erzählst. Was möchtest du ihm erzählen können? Möchtest du ihm sagen, du habest zwar große Angst gehabt, aber stets an das Gute im Menschen geglaubt, und in dieser Zeit sei bewiesen worden, dass dieses Gute real ist? Ich glaube, wir kennen die Antwort. Du kannst nichts dafür, dass deine Angst dich nachts nicht schlafen lässt und dich panisch werden lässt. Aber du kannst etwas dafür tun, dich immer wieder daran zu erinnern, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. Die vielen Menschen - auch in deinem Umfeld - die in erster Linie an das denken, was alles schieflaufen, eskalieren oder zugrunde gehen könnte, versuchen ihre Angst dadurch zu bewältigen, dass sie sie aussprechen. Ob ihnen das hilft, weiß ich nicht. Oft mag das Gegenteil der Fall sein. Aber warum nicht auch einmal Hoffnungen aussprechen - Hoffnungen, dass die meisten Menschen dieser Welt eine Grenze kennen? Vielleicht gehört auch Wladimir Putin dazu. Ich glaube es sogar. Seine Grenzen mögen einen Tagesmarsch entfernt von dort liegen, wo wir sie uns wünschen werden - aber warum sollte ich bezweifeln, dass sie da sind, wenn ich auch anders kann? Das hat nichts mit einem Schönreden oder Ausblenden der dramatischen Lage zu tun, sondern mit dem Wunsch, nichts verloren zu geben, solange es noch anders geht.

Ich begrüße es sehr, dass du in dieser Lage auf dich achtest und nicht nur nach Therapiemöglichkeiten suchst, sondern auch sondierst, welche Situationen und Handlungen deiner Gesundheit eher abträglich sind. Vielleicht wird dein Freundeskreis auch dafür Verständnis entwickeln, im Zusammensein mit dir nicht allzu wild zu spekulieren, und sich zu vergewissern, dass es dir mit dem Gesprochenen gut geht. Es wäre sicher sinnvoll, den Menschen, die dir wichtig sind, offen zu erklären, was in dir vorgeht. Denn eines ist sicher: Bis zu einem gewissen Grad wird ihnen das, was du erlebst, nicht fremd sein; sie haben nur wahrscheinlich größere Widerstandskräfte entwickelt, die allerdings auch irgendwann einbrechen mögen. Von daher wird es wohl nicht nur dir recht sein, wenn man sich bemüht, die Ereignisse nüchtern zu betrachten. Gerne auch darfst du mir wieder schreiben, ich werde mich bemühen, dir alsbald zu antworten.

Komm gut durch den Tag, mein Lieber. Sei nicht zu streng mit dir - und denke immer daran, dass du nicht stark sein musst, nur weil du jetzt Vater bist. Dein Sohn braucht einen Vater, der ihm zeigen kann, dass es auch okay ist, Angst zu haben und darüber zu sprechen - etwas Besseres kann ihm nicht passieren.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul