Problem von Anonym - 22 Jahre

Ausbildung Überforderung

Hallo, ich bin 22 Jahre alt und gerade sehr überfordert in meiner Ausbildung. Ich habe mit 16 eine Ausbildung zum Schuhfertiger angefangen und auch abgeschlossen. Leider ist diese Ausbildung kaum bis gar nicht gefragt. Nach meiner Ausbildung wurde die Produktion geschlossen und ich habe mich gegen eine Weiterbildung in dem Bereich entschieden da es mir wichtig ist meinen Wohnort später zumindest halbwegs Wählen zu können. Dazu kommt das ich in der Ausbildung oft unterfordert und sie relativ monoton fand und meine Eltern mich damals in die Ausbildung gedrängt haben. Danach habe ich mich entschlossen meine Fachhochschulreife nachzuholen im Bereich Gestaltung. Dort hatte ich mit großer Freude teilgenommen und habe am Ende sogar eine Auszeichnung für besondere Leistung bekommen. Besonders stolz war ich, weil ich früher sehr schlecht in der Schule war und meine Eltern nicht daran geglaubt haben das ich das schaffe. Ich neige leider dazu schnell an mir zu zweifeln. Kurzzeitig sah es so aus als, wenn ich zurück in meine alte Ausbildungsfirma kann und dort in der degsiner Abteilung einen Stelle gekommen könnte. Mit dem Corona Ausbruch war das dann nicht mehr möglich. Nach der Fachhochschulreife wollte ich etwas komplett neues ausprobieren und habe mich für ein Studium im Bereich Umwelttechnik versucht. Es war auch sehr interessant aber ich bin schnell an meine Grenzen gekommen und musste feststellen das mir so viel Grundlagen fehlten und das es einfach nicht realistisch war.
Zusätzlich waren auch mehrere Ops geplant und ich habe 12 Zahnimplantate bekommen. Ich habe mich dazu entschieden das Studium zu beenden und mir eine Ausbildung zu suchen. Leider konnte ich nirgendwo ein Praktikum machen, da Corona das nicht möglich gemacht hat. Ich habe als Nachrücker einen Platz in einer Mta Schule bekommen und mich riesig gefreut, weil es meine einzige Zusage war. Ich bin dort allerdings sehr überfordert mit dem Inhalt und es macht mir auch kein Spaß. Die Ausbildung war meine letzte Wahl, weil ich mich nie für Medizin interessiert habe. Sie ist allerdings sehr Anspruchsvoll und ich weiß nicht ob mir die Arbeit später im Krankenhaus überhaupt liegt, ich überhaupt nicht gut mit Zeitdruck umgehen. Alle die mich kennen haben mir zuvor davon abgeraten da sie der Meinung waren das es nicht der passend Job für mich ist. Ich bin jetzt über die Probezeit hinausgekommen aber seit dem ersten Tag bin ich nur am zweifeln. Ich kann kaum essen und schlafen und bin dauerhaft gestresst und meine alte unmotivation ist wieder da. Ich suche nebenbei die ganze Zeit nach einem anderem Job der besser zu mir passt. Ich bin oft traurig weil meine Freunde jetzt alle mit ihren Ausbildung fertig sind, ausziehen und endlich Mal zeit für Hobbys haben. Ich bin allerdings auch sehr Anspruchsvoll, wichtig ist mir ein Job mit viel Abwechslung und ich habe eine starke LRS, da kommen viele Bürojobs in den man viel Schreiben muss nicht für mich in Frage. Ich arbeite gerne handwerklich aber ich bin sehr ziemlich zierlich und kann viele Jobs die sehr körperlich sind nicht auf der machen. Ich hätte jetzt ein Praktikum in einem Urlaub als Tischlerin gemacht, da ich gerne renoviere und Innenarchitektur interessant finde, dieses wurde wegen Corona abgesagt. Das Studium direkt anzufangen traue ich mich nicht, weil ich Angst habe wieder zu scheitern und auch einfach nicht der Typ bin der den ganzen Tag lernen kann, ich brauche Praxis und Erfolge um motiviert zu sein. Zwischen dem Studium und der Ausbildung habe ich in einer Gärtnerei gearbeitet es war schön aber ich muss zugeben das ich Winter niemals gerne draußen Arbeiten würde. In der Zeit dort mussten die Ärzte ein Auge von mir nach vielen Jahren Korrektur laisern und nach habe ich Zysten bekommen die kurz vor der Ausbildung Entfernung werden mussten. Drei Wochen später habe ich die Ausbildung begonnen. Was mich besonders frustriert ist das ich unter dem Mikroskop auf dem Gelaiserten Auge fast nichts mehr sehen kann, weil die Narben von der Laiserung im weg sind und quasi nur ein Auge zum Arbeiten habe. Meine Ausbilder finden das zum Glück nicht schlimm sie sagen das ich später in genügend Bereichen damit arbeiten kann. Dabei hat mir das Mirkokopieren früher immer viel Spaß gemacht. Wir schreiben sehr häufig Klausuren und ich habe immer mehr das Gefühl an meine Grenzen zu kommen. ich habe mir jetzt bereits Beratungsgespräche vereinbart. Ich fühle mich einfach furchtbar schlecht da ich in beiden Ausbildungen bis jetzt nur gejammert habe und schnell an mir zweifele und Zuhause bei meinen Eltern sitze und mich mit versorgen lasse. Ich habe oft das Problem das ich schnell blockiere wenn ich überfordert bin und mir Sorgen mache und am Ende festelle das es gar nicht so schwierig war. Die Vorstellungen ein studium und eine abgebrochene Ausbildung im Lebenslauf zu haben macht mir Angst. Ich bin gerade auch zu Anspruchsvoll in meinen Vorstellungen.

Hoffen ihr vielleicht ein paar Tipps für mich
Lg:)

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende!

Ich danke dir für deine Nachricht und dein Vertrauen. :)

Ich lese heraus, dass du bisher nicht sehr zufrieden bist, mit den Ausbildungen, die du absolviert hast. Du sehnst dich danach, endlich etwas zu finden, was dir wirklich liegt und was dir Spaß macht. Du hast auch schon sehr viel gemacht, bist aktiv geworden, hast Erfahrungen gesammelt. Jede auch noch kleine negative Erfahrung ist wichtig für dich, um zu wissen, was du nicht willst. Das ist also auf keinen Fall eine verschwendete Zeit, wenn du am Ende merkst, dass es doch nichts war.


Abbrechen ist kein Scheitern

Die meisten von uns denken, dass der Abbruch einer Ausbildung oder eines Studiums ein Scheitern ist. Das würde ich so nicht sagen. Wir müssen weg von diesem Denken kommen, dass wir immer alles zu Ende bringen und dass das eben Erfolg ist. Erfolg ist eben auch, wenn du erkennst, dass es doch nicht das Richtige war, wenn du dich dagegen entscheidest und etwas anderes versuchst. Den richtigen Job zu finden kann bedeuten, viele Umwege zu gehen, sich mal zu verirren und nicht weiter zu wissen. Meist verlaufen Berufsfindungen nicht ohne Probleme, so geht es vielen in deinem Alter.

Insofern finde ich es bemerkenswert, dass du dich nicht entmutigen lässt, immer wieder was neues probierst und von vorne anfängst. Viele andere haben nicht den Mut und die Stärke, nochmal etwas anzufangen, bleiben lieber bei dem, was sie kennen, aber nicht mögen und werden unglücklich.

Doch bei dir ist das anders, was ich einmal positiv nochmal betonen will. :) Und du hast ja auch einiges geschafft, worauf du stolz sein kannst. Du hast deine erste Ausbildung als Schuhfertiger abgeschlossen und deine Fachhochschulreife mit Auszeichnung bekommen. Das ist echt stark und bewundernswert. :)

Nur sind immer wieder Dinge dazwischen gekommen, die dir die Suche nach dem passenden Job erschwert haben. Unter anderem waren es gesundheitliche Dinge. Aber eben auch hohe Anforderungen und damit Überforderung.

Ich kann deine Traurigkeit verstehen. Du möchtest auch endlich auf eigenen Beinen stehen, einen Job ausüben, der dich erfüllt und Zeit für deine Hobbys haben. Aber es bringt nichts, wenn du dich jetzt immerzu mit deinen Freunden vergleichst. Jeder geht seinen eigenen Weg, manche haben es leichter, manche schwerer. Du hattest es bisher nicht leicht, aber du lässt dich trotzdem nicht unterkriegen und das sollte wertgeschätzt werden.

Und ich finde es gut, dass du anspruchsvoll bist. Du willst eben nicht einfach nur einen mittelmäßigen Job, sondern einen, der dir liegt, der dir Freude macht. Es geht nicht nur ums Geld machen, sondern um persönliche Entfaltung und das ist doch prima, dass du danach gehst. Aber klar, das macht es natürlich nicht leichter, den richtigen Job zu finden.


Den passenden Job finden

Schön ist, dass du auch schon eine Vorstellung davon hast, was du gerne machen willst und was nicht. Ich lese heraus, dass du lieber etwas praktisches tun willst, was abwechslungsreich ist, am besten etwas Handwerkliches, wo du auch kreativ sein kannst. Es sollte kein Bürojob mit viel Lesen und Schreiben sein, aber auch körperlich nicht zu anstrengend. Das sind doch schon mal einige Punkte, mit denen du arbeiten kannst.

Bevor du dich in die nächste Ausbildung oder ein Praktikum stürzt, wäre es gut, wenn du dich mit dir selbst beschäftigst.
Hast du dir schon mal einen Überblick gemacht, welche Berufe für dich möglich wären?
Vielleicht helfen dir auch Berufseignungstest weiter, um einen Überblick zu bekommen, vielleicht findest du so Jobs, die du bisher nicht auf dem Schirm hattest:
https://www.perspektiven-finden.com/berufe/welcher-beruf-passt-zu-mir
https://www.aubi-plus.de/berufscheck/

Hier noch einige Tipps, wie du die Auswahl eingrenzen kannst:
https://karrierebibel.de/orientierungshilfe/
https://karrierebibel.de/traumjob/

Hast du dich bisher allein mit deiner Berufsfindung befasst? Wenn ja, würde ich dir den Besuch der Arbeitsagentur oder eine Sitzung beim Jobcoach empfehlen, sofern du die erwähnten Beratungsgespräche nicht sowieso schon mit den Arbeitsexperten hast. Diese können mit dir gemeinsam herausfinden, wo deine Stärken und Schwächen sind. Meist sehen Außenstehende vielleicht sogar etwas anderes in einem selbst, was man bisher übersehen hat. Gemeinsam könnt ihr auch schauen, in welche Richtung es gehen kann und wie du an einen passenden Jobs kommst.

Du hast schon konkrete Ideen, welche Arbeit du gerne später hättest: Tischlerin oder Gärtnerin. Ein Praktikum als Tischlerin könntest du doch noch nachholen, wenn es die Corona-Situation wieder zulässt. Vielleicht wäre auch die Ausbildung als Assistentin für Innenarchitektur etwas für dich? Auch da könnte es Praktika-Möglichkeiten geben.

Ich verstehe, dass du Angst davor hast, ein Studium anzufangen und dann abzubrechen. Aber wie schon erwähnt: Es ist total okay, wenn du etwas probierst und dann damit aufhörst, wenn es dir nicht gefällt. Es passiert immer mal wieder und auch vielen anderen jungen Menschen wie dir.

Vielleicht fragst du dich selbst, warum du so eine Angst davor hast, wenn ein abgebrochene Ausbildung in deinem Lebenslauf steht. Ist es die Angst vor dem Scheitern oder was andere dann über dich denken würden? Ist es nicht vielleicht wichtiger, dass du am Ende glücklich bist mit deiner Jobwahl? Wenn du das Abbrechen nicht mehr als Scheitern siehst, sondern als wichtigen Schritt in Richtung Traumjob, wie fühlt sich das dann für dich an?

Vielleicht kannst du den Blick vom Negativen zum Positiven lenken:
Siehe es als eine Art Experiment an, um dich selbst zu finden und das, was du machen willst. Da gibt es kein Richtig oder Falsch, jede Erfahrung, die du machst, ist wertvoll, auch wenn sie sich negativ anfühlt. Es gibt kein Scheitern, solange du nicht aufgibst und weitermachst. Auch wenn es ein harter Weg ist, auf lange Sicht wirst du glücklicher werden, wenn du weiterkämpfst, weitersuchst, dich ausprobierst, um am Ende die Arbeit zu finden, die du gern machst.

Bei mir ist das ähnlich. Ich habe Germanistik studiert, dann eine Ausbildung als Redakteurin gemacht und bis vor Kurzem als solche gearbeitet. Doch ich habe gemerkt, dass mich die Arbeit nicht wirklich erfüllt. Also habe ich mich woanders beworben, wurde genommen und werde demnächst etwas komplett Neues anfangen. Die Entscheidung war nicht leicht, weil auch die Angst vor dem Neuen und dem möglichen Scheitern groß ist. Aber woher sollen wir wissen, ob ein bestimmter Job nichts für uns ist, wenn wir es nicht versuchen?

Gerade wenn man so jung ist wie du, hat man noch viel Zeit, um sich verschiedene Berufe anzuschauen und sich dann erst festzulegen, wenn man sich sicher ist. Lieber mehr Zeit nehmen und nicht sofort das nehmen, was man kriegen kann. Und selbst wenn du einige Jahre in einem Job bist, bedeutet das nicht, dass du den dein Leben lang machen musst. Du veränderst dich immer wieder, auch deine Fähigkeiten und Interessen. Es spricht auch nichts dagegen, dann wieder etwas Neues auszuprobieren. Ich sehe es als eine Art Lebensaufgabe, den richtigen Job zu finden. Der Weg ist das Ziel.

So wie es jetzt aussieht, bist du mit deiner aktuellen Ausbildung nicht zufrieden. Willst du sie wirklich beenden? Solltest du nicht lieber auf deine innere Stimme hören? Was sagt sie dir? Weitermachen oder nicht?
Du kannst auch erstmal die Beratungsgespräche abwarten und dann in dich reinhorchen.

Schau doch gern mal in folgende Beiträge rein, dort kannst du vielleicht auch einiges für dich mitnehmen:
https://mein-kummerkasten.de/333403/Ausbildung.html
https://mein-kummerkasten.de/328923/Falsche-Ausbildung-gewaehlt.html

Ich lese heraus, dass du schnell an dir zweifelst, wahrscheinlich auch nicht so viel Selbstvertrauen hast. Dann wird es Zeit, daran zu arbeiten, deine Stärken zu sehen und dich darin zu fördern.
Hier einige Tipps, die dir dabei helfen:
https://karrierebibel.de/selbstbewusstsein-selbstvertrauen/
https://www.selbstbewusstsein-staerken.net
https://arbeits-abc.de/selbstbewusstsein/


Ich hoffe, ich konnte dir einige Anregungen geben und ich wünsche dir wirklich Glück, Erfolg, Mut, Kraft und alles Gute!

Viele Grüße,
Lan