Problem von Anonym - 16 Jahre

Weinende Mutter

Hallo. Ich weiß nicht so ganz, wie ich anfangen soll, mir fällt es nicht leicht, aber ich weiß nicht, was ich noch machen soll.
Meine Eltern sind getrennt, ich wohne bei beiden. Eine Woche da, in der nächsten dort. Mein Vater hat eine neue Frau und noch ein Kind. Auch meine Mutter war bis Ende 2019 noch in einer Beziehung, sogar verheiratet mit einer kleinen Tochter. Jetzt sind sie getrennt, meine Mutter wohnt in einer kleinen Wohnung und ihre Exfrau mit meiner kleinen Schwester in einem neuen Haus.
Meine Schwester kommt meine Mutter drei- bis viermal pro Woche tagsüber besuchen, bleibt aber nie über Nacht. Das macht meine Mutter fertig und ich habe sie schon oft deswegen weinen gesehen.
Bis Ende letzten Jahres war sie außerdem in einer On-Off-Beziehung mit einem Kollegen. Er hat ihr gut getan und auch ich habe langsam angefangen, mich an ihn zu gewöhnen. Jetzt ist es endgültig aus und meine Mutter hat irgendwas mit einem anderen Arbeitskollegen. Sie ist total verknallt, er will aber, soweit ich es mitbekommen habe, keine richtige Beziehung.
Seit zwei Jahren sehe ich meine Mutter immer wieder weinen und versuche, sie zu trösten, aber ich bin total überfordert. Auch, wie sie mit mir umgeht, ist nicht normal. Es ist, als wäre es umgedreht, als wäre ich die Mutter und sie die Tochter im Teenager-Alter. Dummerweise bin ich eben noch ein Teenager und habe selbst einige andere Probleme. Im Gegensatz zu meiner Mutter habe ich das aber erkannt und bin seit Ende letzten Jahres in Therapie.
Sie hätte das auch nötig, nicht nur wegen ihres Verhaltens, sondern auch, weil ich mir zu 99% sicher bin, dass sie wieder oder immer noch an Bulimie leidet. Darauf habe ich sie letztes Jahr mal angesprochen, aber sie es es vehement verneint.
Jedenfalls weiß ich nicht, was ich machen soll. Ich bin absolut überfordert mit der aktuellen Situation und komme selbst mit meinen eigenen Problemen kaum klar. Ich weiß nicht, wie ich mich zusätzlich auch noch um ihre Probleme kümmern soll. Ich kenne mich auch mit Liebeskummer nicht aus. Ich hatte noch nie eine Beziehung und bin gerade in einer komischen Flirty-Situation mit meinem besten Freund, habe also auch keine wirklich ernst zu nehmenden Gefühle für jemanden, der unerreichbar scheint.
Ich brauche wirklich Hilfe, es macht mich total fertig, dass ich ihr nicht helfen kann.
Danke im Voraus

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Schreiberin,

vielen Dank das du dich mit deinen Sorgen an uns gewandt hast.

Ich persönlich denke das es nicht deine Aufgabe ist, dich um deine Mama zu kümmern in ihrer jetzigen Situation.

Du kannst nur für sie da sein wenn sie ein offenes Ohr benötigt.
Aber selbst da bist du bei gewissen Themen nicht der richtige Ansprechpartner.

Und das solltest du deiner Mutter auch so sagen.
Es belastet dich und macht dich traurig sie so zu sehen.

Ihr Verhalten was du beschreibst hört sich depressiv an und alleine sein möchte sie auch nicht.
Aber ich bin natürlich kein Arzt um das beurteilen zu können.


Rede mit deiner Mutter offen über alles. Sage ihr das es dich verletzt sie so zu sehen und es dich auch belastet weil du dir wünscht das sie als Mutter mehr auf dich eingeht.


Du machst eine Therapie, das finde ich großartig. Sich einzugestehen Hilfe zu benötigen ist ein riesen Schritt und ich freue mich für dich.
Vielleicht kannst du auch beim Therapeuten anfragen wie du mit deiner Mutter umgehen kannst oder was du versuchen könntest um sie ebenfalls zu einer Therapie zu bewegen, schon allein weil du Bulimie vermutest.


Warum möchte deine Schwester nicht bei euch übernachten? Und warum macht es deine Mutter so fertig? Ich finde die Besuche 3-4 mal in der Woche mega schön. In dieser Zeit kann man sicher etwas tolles zusammen machen.
Natürlich würde jede Mutter sich freuen die Kinder ständig um sich zu haben. Aber ich finde das besser so, als wenn sie gar nicht mehr zu Besuch kommen würde.

Konzentriere dich mehr auf dich. Lass dich nicht herunterziehen wenn deine Mama weint. Biete ihr an das ihr reden könnt, aber entziehe dich dieser Situation dann wenn sie nicht möchte.

Manchmal weinen Erwachsene auch wenn sie verzweifelt sind, aber wenn sie sich keine Hilfe besorgt, wirst du da nicht viel machen können.
Aber dir geht es nicht gut wenn du sie so siehst.

Gibt es noch jemanden in eurer Familie oder im Freundeskreis von den Erwachsenen denen du dich anvertrauen kannst und der noch nach deiner Mutter sehen könnte?


Wenn du dich nicht traust mit ihr zu sprechen würde ich es ihr schreiben.

Teile ihr in einem Brief mit was du beobachtet hast. Wie sehr du dir wünscht das sie dir zuhört bei deinen Sorgen und Problemen. Und auch das du möchtest das es ihr gut geht und du nicht weißt was du noch machen sollst.

Reagiert sie nicht darauf oder streitet weiter ab Hilfe zu brauchen, wirst du nichts weiter tun können.
Schau dann wirklich das du dich nicht mit runterziehen lässt. Mach Dinge die dir Spaß machen wie Musik hören, Fahrrad fahren, mit Freunden etwas unternehmen.


Ich finde es wirklich schön das du so aufmerksam bist und siehst das es deiner Mutter nicht gut geht. Aber leider muss sie selbst einsehen das es so nicht weitergehen kann.

Lerne selbst für dich wieder zu lachen, geh ruhig nach draußen und unternimm was tolles. Alles was dich glücklich macht bringst du mit deinem Verhalten nach Hause und vielleicht lässt sich deine Mutter auch davon "anstecken" das Leben mehr zu genießen wenn du davon berichtest was du tolles gemacht hast.
Unterbrich diese traurige Stimmung zu Hause und bring frischen Wind herein.

Oder schlage deiner Mutter vor gemeinsam mit ihr zu kochen, zusammen spazieren gehen. Plant einen Fernsehabend mit Chips, Popcorn und Cola.
Das Wetter ist super, geht mit Decke an den See und genießt das Leben.
Wenn man nur Traurigkeit um sich herum hat, wird man mit traurig. Aber du bist so jung und solltest was erleben.

Frag deine Mutter ob sie mitmachen möchte und wenn nicht, ziehst du es alleine durch. Und wer weiß, vielleicht lässt sich deine Mutter doch noch darauf ein?

Ich denke ein Versuch ist es wert um mal etwas davon auszuprobieren.

Und wenn du dein Lächeln wieder gefunden hast, gehst du fröhlicher auf andere Menschen zu und man knüpft neue Freundschaften.

Ich hoffe wirklich das es deiner Mutter bald besser geht.
Bleib du weiter in Therapie und versuche nach vorne zu schauen.
Wenn du magst, kannst du dich sehr gerne jederzeit wieder bei uns melden.

Und unter folgendem Link kannst du auch nach Hilfe fragen. Vor allem am Telefon wenn es etwas schneller gehen soll.

https://www.telefonseelsorge.de/


Alles Liebe
Stephanie