Problem von Anonym - 23 Jahre

Habe kein Hunger mehr

Hey,
ich weiß nicht wie ich anfangen und mein Problem beschreiben soll.
Ich bin 23 und studiere aktuell noch und mir gehts beschissen.
Lebe noch zuhause und mir gehts finanziell gesehen zwar nicht blendend, aber werde denke ich nicht wegen Armut sterben.Das hat auch zur folge, dass ich mir (auch nachdem ich einige jahre als Werkstudent tätig war) Sachen leisten konnte, und mir auch dann gekauft habe.
Ich habe seit einiger zeit das Problem,dass ich mich für nichts mehr begeistern kann bei dem ich früher jede menge spaß hatte ,beziehungsweise keine Ahnung habe, was ich im Leben einmal machen will.
Mein Studium macht mir auch kein spaß mehr, und diese Unlust spiegelt sich auch in meinen Noten wider.Wenn es nach mir geht, würde ich mein Studium wechseln, aber ich weiß nicht wie sinnvoll das wäre, weil ich ja eh schon 23 bin und einmal schon gewechselt habe.Die Jahre, die ich dafür verschwendet habe nehmen mich ganz schön mit.Andersrum denke ichegal wenn ich jetzt mit 25 fertig bin oder mit 30,dass ich eh bis ich 70 bin arbeiten muss.
Mit meinen freunden habe ich dank der Pandemie und der Tatsache,dass deren Hobbies nicht mehr mit meinen übereinstimmen auch keinen großen Kontakt mehr, weshalb ich ziemlich abgeschottet lebe.
All das führt dazu, dass ich moralisch einfach kein Spaß am leben mehr verspüre,ich steh morgens auf gehe nachts ins Bett und denk mir immer, noch ein tag nichts gemacht.Bekomme kein Appetit mehr auf irgendwas ,nach 2-3 bissen bin ich auch schon wieder satt.Den druck den meine Familie ausübt macht es nicht gerade besser,und mit denen kann ich auch nicht reden,da sie bisher immer gemeint haben:'das geht schon weg'.
Ich weiß echt nicht, was ich machen soll, wäre für jeden ratschlag beziehungsweise jede Hilfe unendlich dankbar.

Arvid Anwort von Arvid

Lieber anonymer Hilfesuchender,

vielen Dank für Deine Zuschrift! Ich freue mich, dass Du Dich jemandem anvertrauen möchtest und verstehe, dass Dich Deine Situation sehr belastet. Aber sei gewiss: Solche Zeiten gehen vorbei, wenn Du das Problem aktiv angehst.

Ich selbst bin in Deinem Alter. Auch ich hatte einmal ein Studium, dass mir keinen Spaß gemacht hat. Ich war depressiv und verzweifelt, wusste weder, was ich wollte, noch wer ich war. Wenn für eine Sache die Begeisterung fehlt, macht man sie halbherzig und schleppt sich von Vorlesung zu Vorlesung. Es fehlt im Leben, in der Arbeit an Sinn, an einem Weg, den man gehen kann.

Gerade in solchen Situation hilft ein Perspektivenwechsel, eine Neuorientierung im Leben. Für mich war das damals der Wechsel des Studiengangs und der Hochschule. Und ich habe ein Studium gefunden, welches zu meinem Traum-Studium wurde, obwohl ich anfangs dachte, es wäre auch nicht das Richtige für mich. Meine Familie hat mich da sehr unterstützt. Eine Familie zu haben ist doch eigentlich schon genug, um dankbar für das Leben zu sein, auch wenn es gerade schwer ist.

Es gibt in Deinem Leben sicherlich viele schöne Aspekte. Deine Familie zum Beispiel oder dass Du ein warmes Zuhause und genug zu essen hast, wofür Du dankbar sein kannst. Sei dankbar dafür, dass Du ein Studium hast und lernen kannst. Und wenn es Dich nicht erfüllt und Dich verzweifeln lässt, dann fange ein Neues an. Aber überleg Dir gut, welches Du wählst. Irgendwann wird man sich entscheiden müssen. Schau Dir die Regelstudienpläne an und wäge ab, was Dir Spaß machen würde. Kehre in Dich und überleg Dir ganz genau, wer Du sein willst und was Dich wirklich interessiert. Es ist okay, eine Weile zu suchen, wenn man dann fündig wird. Und dann geh an dieses Studium mit einem bewussten Ernst heran und sieh die harte Arbeit als eine Lebensaufgabe. Wachse an dieser Aufgabe. Und vielleicht ist ja auch eine Berufsausbildung das Richtige für Dich.

Sprich mit Deiner Familie über das, was Dich belastet, ganz offen und aus freien Stücken heraus. Auch wenn es schwer fällt. Aber etwas zu verheimlichen, was einen belastet, macht einen nur kaputt und krank. Du brauchst Dich für nichts schämen, aber lass nicht zu, dass es Dich zerfrisst. Wenn Du das Gefühl hast, mehr Hilfe zu brauchen, zögere nicht und such sie Dir. Eine Therapie ist immer hilfreich, um zu verstehen, was mit einem los ist und auch, um zu lernen, damit umzugehen.

Es ist wahr, dass Kummer vielen auf den Magen schlägt. Ich kenne das selbst, wenn man keinen Bissen herunterbekommt. Aber trotzdem muss der Mensch essen. Manchmal muss man sich dazu zwingen.

Sieh die Situation vor allem als Chance, zu wachsen. auch wenn sie schlimm ist. Geh Deinen Hobbies noch stärker nach, such Dir neue Hobbies, reaktiviere alte Freundschaften, schließe neue Freundschaften, ließ motivierende Bücher und höre gute Musik. Vielleicht findest Du ja auch im Glauben Hoffnung und Trost. Steht jeden Tag mit Energie auf und sag Dir, dass Du wieder einen neuen Tag im Leben geschenkt bekommen hast. Nutze die Zeit in Deinem Leben! Und vor allem denke nicht zu weit voraus. Lebe jeden Tag wie er kommt und denke nicht zu sehr an morgen und die ferne Zukunft. Und vor allem sei trotz der Umstände dankbar für Dein Leben, wie es jetzt ist.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Deinen Lebensweg zu finden und möchte Dir Mut machen, in jeder Situation für das dankbar zu sein, was Du auch hast! Die Situation, in der Du Dich befindest ist eine Chance zu wachsen und zu lernen. Nimm Dein Leben in die Hand und sei Dir bewusst, dass es nur besser werden kann, wenn Du das Problem aktiv angehst.

Alles Gute,

Arvid