Problem von Angi - 37 Jahre

Sohn und Stiefvater

Hallo ihr lieben,

mein Sohn ist 12 Jahre alt.

Er beleidigt mich und schlägt mich.

Das klingt jetzt wirklich heftig, aber das ist die Realität.

Ich schäme mich so sehr .

Ich kann mich niemanden anvertrauen und weiß einfach nicht mehr weiter!

Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll.
Er hat immer alles bekommen, alles tu ich für ihn und trotzdem reicht es ihn nicht mehr.

Er will nicht mehr zur Schule und auch sonst distanziert er sich von allem.

Wir waren bei der Erziehungsberatung , Psychologen und beim Jugendamt. Doch niemand konnte uns helfen.

Selbst das Jugendamt nicht.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter und habe Angst das dass alles noch schlimmer wird.

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Angi,

ich verstehe, dass du dich in einer sehr schambehafteten und scheinbar ausweglosen Situation befindest.

Du schreibst jedoch keine Details, weswegen es für mich schwierig ist, dir detailliert zu antworten. Für mich ist völlig unklar, ob dein Sohn eine oder mehrere Erkrankungen inklusive Diagnosen hat, was in seiner Kindheit vorgefallen ist, etc. Auch wäre es wichtig zu wissen, was du konkret in den jeweiligen Terminen mit den Institutionen erfahren hast. Daher möchte ich mich auf drei Dinge beschränken.

Mein erster Tipp dazu: Lass' bitte erstmal dir selbst helfen! Du schreibst, dein Sohn habe "alles bekommen". Vielleicht liegt da der Schlüssel zu den Problemursachen. Es ist sehr gemutmaßt, aber mir stellt sich die Frage, welchen Preis DU gezahlt hast, deinem Kind alles zu geben, obwohl genau das streng genommen gar nicht nötig ist bzw. sogar schädlich sein kann. Es kann ein zu wenig geben und ein zuviel. Vielleicht rebelliert dein Sohn genau deswegen? Vielleicht schlägt er dich, symbolisch gesehen, um dich endlich aufzuwecken? Vielleicht geht es darum, dass DU endlich souverän, stark und selbstbestimmt wirst - und damit auch er entlastet wird? Falls irgend möglich, nimm dir bitte so viel Zeit für dich wie du brauchst. Ich habe stark den Verdacht, dass du viel zu kurz kommst. Fange immer bei dir selbst an - im positiven Sinn, nicht im Sinne von Vorwürfen! Ich gebe dir mit: Es reicht absolut aus, Mittelmaß zu geben. Kein Kind braucht eine "Übermutter" oder einen "Übervater", der oder die permanent verfügbar ist und "alles" zu bieten will. Bedingungslose Liebe, Wertschätzung und eine materielle Grundsicherung mit Zugang zu Bildung reichen vollkommen aus. Wenn du hier stockst - lass' dich alleine beraten, warum du glaubst, es "perfekt" machen zu müssen. Ursachenforschung ist der erste Schritt zu einer besseren Zukunft. Wenn du dann anders aufgestellt bist, kannst du deinem Kind auch ganz anders begegnen. Wenn du dich veränderst, ist das für alle spürbar. Zolle dir selbst Respekt, dann werden es auch die Anderen tun. Und vergiss nicht: Kinder spiegeln uns Eltern gnadenlos. Darin liegt aber eine große Chance. Du kannst dir mal die Bücher von Jesper Juul z.B. anschauen (u.a. "Leitwölfe sein. Liebevolle Führung in der Familie").


Zweitens: Lass' beim Jugendamt nicht locker.


Drittens: Analysiere, wann es zu den Übergriffen kommt. Je klarer du erkennst, was jeweils dazu führt, desto eher kannst du dich schützen. Setze klare Grenzen! Wenn du nicht weißt, wie das geht, sind wir wieder bei Punkt 1.
Und: Ruf' die Polizei, wenn dein Sohn dich körperlich angreift. Es geht um deine Unversehrtheit und da ist es meiner Ansicht nach völlig egal, wer dich attackiert!


Manchmal braucht man erstmal gebührend Abstand, um sich zu erholen und neue Sichtweisen zu erhalten. Es gibt durchaus tolle Angebote wie Kinder, die sozusagen "freidrehen". Ich empfehle dir, gemeinsam mit dem Stiefvater und den anderen beteiligten Bezugspersonen bzw. ganz direkt mit Jugendamt & Co. einen Fahrplan für die kommenden Wochen und Monate zu erarbeiten.
Ich habe dir beispielhaft diese Infoseite zu Internaten herausgesucht:
https://www.internat-wissen.de/schwererziehbare.html


Ich wünsche dir alles Gute - melde dich bitte wieder, wenn du dir alles von der Seele schreiben möchtest.
Nuala