Problem von Anonym - 31 Jahre

Ich mag mein Baby nicht!!!

Ich hatte eine schwere Schwangerschaft und eine lange Geburt. Aber mein Mann und ich haben uns die kleine Anna von Herzen gewünscht!!! Als sie dann da war, hatte ich gar keine Muttergefühle!!! Ich kümmere mich ja bestens um das Kind, aber meine Beziehung zu ihr ist nicht anders als die zu anderen Babies auch!!! Was soll ich tun?????? Was erzähle ich meinem Mann und unserem 1. Kind??? Ich kann nicht mehr!!! Warum liebe ich Anna nicht wie es sich gehört??? Bitte antwortet mir!!!

Anwort von Michaela

Hallo,

es ist in unserer Gesellschaft aus irgend welchen Gründen nicht erlaubt, seinen Kindern gegenüber auch mal keine Gefühle haben zu können, ganz besonders als Mutter. Anscheinend denkt jeder, dass sowas auf Knopfdruck funktioniert und vergisst, dass man als Mutter ja auch nur ein Mensch ist, der seine eigene Geschichte hat und diese Erlebnisse in alles mit einbezieht.

Was du beschreibst, ist gar nicht so unüblich. Viele Frauen bringen ihre Kinder auf die Welt und sind anscheinend zu keinen Gefühlen fähig. Das stimmt aber nicht: Die Geburt ist - das weiß ich aus eigener Erfahrung - ein Hammer für Körper und Seele, und man sollte sich nicht umsonst sechs Wochen nach der Geburt schonen, um wieder zu sich zu kommen. Gefühle sind etwas, was der Körper entwickeln können muss - und dazu braucht er Kraft. Bei vielen Frauen kommen die "Muttergefühle" erst nach den sog. Heultagen, die zwischen 3-7 Tagen variieren. Manchmal kann es auch etwas länger dauern, wenn sich eine Depression entwickelt oder der Körper zu sehr in Anspruch genommen wurde (Kaiserschnitt, eingerissen, was auch immer...).

Du schreibst, dass die Schwangerschaft auch schon nicht so toll war. Wie sollst du dich dann darüber freuen können, dass dein Kind jetzt auf der Welt ist? Es hat dir aus irgend welchen Gründen sehr viel abverlangt, und jetzt brauchst du vor allem Ruhe und Verständnis. Ob du das von deiner Familie bekommst, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sollten dein Mann und deine Tochter dich unterstützen, bis du diese Gefühle zulassen kannst.
Weiterhin solltest du das mit deinem Hausarzt besprechen, noch bevor du zur Nachsorge beim Gynäkologen gehst. Wenn es dich so sehr bedrückt, könnten auch noch andere Dinge vorliegen, die behandelt werden müssen, z. B. ein nicht enden wollender "Baby-Blues", aus dem eine Wochenbettdepression werden KANN, nicht muss! Von hier aus kann ich das allerdings nicht sagen und lege es dir ganz besonders ans Herz, das untersuchen zu lassen. Du ersparst dir viel Kummer und Gewissensbisse und kannst schneller wieder genesen.

Ich wünsche dir alles Gute!

Viele Grüße,

Michaela