Problem von Anonym - 39 Jahre

Ich weiß nicht mehr weiter...

Hallo, ich bin im Moment sehr verzweifelt und weiß nicht mehr weiter.
Seit 3 Jahren bin ich nun schon bei einer Psychologin in Behandlung und am heutigen Abend musste ich wieder einmal feststellen, dass ich eigentlich, trotz Kindern und Ehemann, allein bin. Ich habe ständig das Gefühl, niemend kümmert sich darum, wie es mir geht. Alle stellen immer nur Erwartungen an mich und wenn ich diese nicht erfülle, wird mir das sofort zu verstehen gegeben. Fehler werden mir sofort unter die Nase gerieben, aber ein lobendes, anerkennendes Wort hat niemand für mich übrig.
Ich sehne mich so sehr nach Anerkennung und Liebe, aber für alle bin ich hier nur die Haushälterin und Ehefrau, die ihre Pflichten zu erfüllen hat. Niemand kümmert es, wenn es mir mal schlecht geht. Ständig wird nur auf mir herumgehackt.
Ich habe schon oft in solchen Momenten an Selbstmord gedacht, doch habe ich bisher immer noch zu viel Angst vor einem so drastischen Schritt.
Gerade hatte ich wieder eine heftige Auseinandersetzung mit meinem Mann wegen unseres 13 jährigen Sohnes. Mein Mann ist der Meinung, dass ich ihn nur noch anschreien würde und dass man sich mit mir überhaupt nicht mehr vernünftig unterhalten könnte. Dazu muss ich sagen, dass mein Sohn eigentlich ein gut erzogenes Kind ist, aber häufig dazu neigt, in alltäglichen Situationen sich mit mir messen zu wollen. Er spricht mit mir in einer Art und Weise, die mir nicht gefällt und ich habe das Gefühl, dass er mich als Mutter nicht Ernst nimmt und mich nicht respektiert. Zu seiner Verteidigung muss ich aber auch zugeben, dass ich in solchen Situationen sehr schnell laut werde und es sicher sehr schwer ist, sich dann mit mir zu unterhalten. Ich bin also nicht ganz unschuldig. Schlimm an der ganzen Sache ist aber, dass mein Mann nicht sieht, wie es mir geht, wie sehr ich unter dieser Situation des "nicht verstanden werdens" leide und dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als in einer harmonischen Familie zu leben und eine genauso harmonische Ehe zu führen. Klar gehört auch mal ein Streit in ein solches Eheleben, aber die Situation hier spitzt sich immer mehr zu und ich habe mehr und mehr das Empfinden, dass je älter meine Kinder werden, sich mein Mann von mir entfern. Ständig nörgelt er an Dingen herum. Sei es mein Umgang mit meinem Sohn, ohne die Hintergründe zu kennen, sei es mein Aussehen, dass sich in den letzten 10 Jahren hinsichtlich Gewichtszunahme geändert hat. Klar, habe ich mir selbst früher mit 15 Kg weniger auch besser gefallen, aber auch mein Mann hat diese 15 Fg zugenommen, ich jedoch liebe ihn so wie er ist.
Wärend unseres heutigen Streits habe ich mich bemüht, ihm verständlich zu machen, dass ich mich hier wohler fühlen würde, wenn ich das Gefühl hätte, ich würde von ihm unterstützt werden, dass er für mich da ist und dass er mir auch mal zeigt, dass er mich liebt. Ich habe ihm gesagt, dass es mir sehr fehlt, dass er mich mal in den Arm nimmt und mir sagt, dass er mich mag, dass er mir sagt, dass es schön ist, dass ich da bin. Er hat mir daraufhin vorgeworfen, ich würde zu hohe Erwartungen an alle stellen und er würde sich dem nicht gewachsen fühlen. Was verlange, b.z. w. wünsche ich mir denn da??? Ist das zuviel verlangt, dass man nach 17 Jahren Ehe und 3 Kindern ab und zu mal hören möchte, dass man gemocht wird, dass es schön ist, dass man da ist.
Ich komme mit dieser Situation immer weniger zurecht.
Ich weiss, dass es mit mir nicht einfach ist. Ich weiß, dass ich oft bei solchen Streitigkeiten nicht Ruhe geben kann. Ich kann aber nicht anders. Es würde mir helfen, wenn mein Mann mich in einer solchen Situation einfach mal in den Arm nimmt und er sagt, dass das schon wieder wird und wir das zusammen schaffen. Das jedoch bringt mein Mann nicht fertig. Er weigert sich förmlich. So habe ich zunehmend das Gefühl, dass er mich mehr und mehr ablehnt und wenn unsere Kinder dann alle aus dem Haus sind, mich verlässt. Davor habe ich Angst, denn meine Familie ist mein einziger Halt.
Ich weiß nicht, was ich machen soll. Was mache ich falsch? Ich glaube, je mehr ich um Liebe und Anerkennung kämpfe um so weiter entfernt sich mein Mann von mir und mit ihm auch meine Kinder. Das bringt mich um...
Ich würde ich am liebsten in die Ecke setzen und nur noch heulen.
Ich habe durch meine Therapie in den letzten 3 Jahren bereits herausgefunden, dass meine Kindheit für mein jetziges Verhalten doch sehr prägend war.
Ich habe auch schon als Kind um jedes bisschen Anerkennung gekämpft und hatte gehofft, dass ich das in meiner eigenen Familie nicht mehr bräuchte. Um so mehr bin ich enttäucht, dass dem nicht so ist. Mein Mann und meine Kinder sagen zwar immer wieder, dass ich doch merken müsste, dass man mich mag. Meine Töchter nehmen mich schon mal in den Arm und zeigen mir, dass sie mich lieben. Mein Mann jedoch ist dazu nicht in der Lage und meint, ich müsste doch schließlich merken, wie sehr er mich respektiert und liebt.
Erwarte ich mir zu viel?
Ich halte das nicht mehr aus. Ich habe Angst davor, dass mein Mann fremd geht, weil ich ihn, seiner Meinung nach immer mehr unter Druck setze. Wass soll ich nur tun.
Eine Trennung würde ich nicht verkraften.
Ich hoffe so sehr, dass sich vor mir ein Weg auftut und ich endlich wieder eine Richtung einschlagen kann, die mich meiner Familie wieder näher bringt. Im Moment jedoch stehe ich hilflos und allein auf weiter Flur und weiß nicht weiter.

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

deine Gefühle kann ich gut verstehen. So eine Phase macht wahrscheinlich jede Ehefrau und Mutter manchmal durch. Du neigst dann dazu, dich selber zu bemitleiden. Deiner Familie gegenüber erscheinst du dann allerdings als die ständige Nörglerin. Dabei siehst du dich selber gar nicht so, im Gegenteil. Keiner versteht dich.

Über eines musst du dir versuchen, klar zu werden: Du bist ein Teil dieser Familie und jedes Mitglied deiner Familie hat seine eigenen Sorgen. Sprich doch mal mit deinem Mann ausführlich darüber, was ihm an dir nicht gefällt. Er soll dir mal alles Punkt für Punkt genau erläutern und wie du dich seiner Meinung nach anders verhalten solltest. Frag ihn mal, was er denn für Probleme hat und wie er dich sieht. Dasselbe kannst du auch mit deinen Kindern tun. Wie sehen sie dich? Du wirst staunen, da kommen manchmal wirklich interessante Dinge raus. Sie sehen dich nämlich ganz anders als du dich selbst.

Es fällt schwer, sich von seinen eigenen Problemen abzulenken. Aber eine Hilfe ist eben das Gespräch mit deinem Mann und deinen Kindern. Denk immer daran, dass dich deine Kinder immer beobachten. Eine negative Lebenseinstellung können sie ganz schnell übernehmen. Und wenn sie erwachsen sind, wunderst du dich, dass sie genauso depressiv sind wie du. Dabei trägst du daran überhaupt keine Schuld. Und sie selbst natürlich auch nicht. Aber sowas übernehmen die eigenen Kinder schneller als man denkt.

Dein Sohn ist in einem schwierigen Alter. Aber wenn er ein gut erzogenes Kind ist, dann solltest du doch stolz auf dich sein!

Ich glaube, deine Familie liebt dich. Männer (zumindest die meisten) können nun mal nicht einfach so ihre Frau in den Arm nehmen und trösten. So sehr man sich das als Frau auch immer wünscht. Aber er sagt, er liebt dich.

Du kannst auch mit deinem Mann das tun, was du dir immer von ihm wünschst. Nimm ihn in den Arm, frag ihn, wie sein Tag war usw. Das nimmt dein Mann sicher dankbar auf und irgendwann ist er in der Lage, dir das zurückzugeben.

Wie wärs, wenn du dir eine Beschäftigung suchst, die dir richtig Spaß macht? Oder dich mal mit ein paar alten Freundinnen triffst? Außerfamiliäre Kontakte sind auch ganz wichtig. Sie machen dich deiner Familie gegenüber ausgeglichener. Und machen außerdem Spaß!

Kopf hoch, du wirst das schon schaffen! Versuch mal, dich von deinem Selbstmitleid ein wenig zu lösen. Natürlich tut es einem gut, wenn man sich selber aml die Seele streichelt, sich bemitleidet und so. Aber man kann sich auch ganz ganz schnell daran gewöhnen und sich da hineinsteigern. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig den Absprung zu schaffen und ins Leben zurückzukehren.

Ich wünsch dir alle Gute! LG Jeanett