Soforthilfe von Karin

Mobbing


Inhaltsverzeichnis






Begriffsbestimmung: Was ist Mobbing?



Der Begriff "Mobbing" stammt aus dem Englischen (to mob = anpöbeln) und stellt eine besondere Form der Gewalt und Aggression dar. Mobbing findet über einen längeren Zeitraum hinweg statt und beinhaltet regelmäßige, intensive Aggressivität. Diese Aggressivität kann verbal (z. B. Beleidigungen, Beschimpfungen), physisch (z. B. Schlagen, Treten) und/oder auch mithilfe indirekter Strategien (z. B. Ausschluss aus der Gruppe) erfolgen.

Du wirst also gemobbt, wenn dich eine oder mehrere Personen regelmäßig, über einen längeren Zeitraum hinweg negativen Handlungen aussetzen, wie z. B. Beschimpfungen, Schubsen, deutliche Ausgrenzung.

In der Gesellschaft wird der Begriff des "Mobbing" mittlerweile recht häufig verwendet - ist jedoch nicht immer gerechtfertigt. Eine einmalige Auseinandersetzung ist hierbei noch lange nicht als Mobbing zu betrachten. Die Aggressivität muss über einen längeren Zeitraum und regelmäßig stattfinden, um von Mobbing sprechen zu können.

Diese Form der Gewalt findet häufig am Arbeitsplatz statt, in Schulen, in Altenheimen etc. Besonders hervorzuheben ist auch eine neuere Form des Mobbing: das Cybermobbing, bei dem Personen über moderne Medien wie Internet (z. B. SchülerVZ, Facebook) oder Telefon drangsaliert werden.

Im Folgenden sollen zwei verschiedene Ausprägungen getrennt behandelt werden: Das Mobbing der Schule, welches eigentlich als Bullying bezeichnet wird und das Mobbing am Arbeitsplatz.

Bullying - Mobbing in der Schule



Wenn ein Schüler von einem oder mehreren Mitschülern über einen längeren Zeitraum hinweg tyrannisiert und drangsaliert wird, spricht man von Bullying. Der tyrannisierte Schüler befindet sich dabei in einer Abwärtsspirale des Opferwerdens, aus der er nach einer gewissen Zeit alleine kaum mehr entkommen kann! Auch hier findet die Tyrannisierung körperlich und/oder verbal statt. Statistisch ist in jeder Schulklasse mit einem oder zwei Opfer von Bullying zu rechnen.

Typische Opferpersönlichkeit


Oftmals sind Schüler, die schikaniert werden, klar unterlegen. Körperliche Schwäche, eine Brille, eine schiefe Nase, Dialekt, ein Sprachfehler und dergleichen sind KEINE GRÜNDE des Tyrannisierens! Täter versteifen sich aber gerne darauf, weil sie wissen, dass dies für ihre Mitschüler besonders kränkend ist. Derartige Merkmale könnte man aber bei jeder anderen Person auch finden!

Zum Opfer wird ein Schüler meist aufgrund von Erziehungsfehlern. Die Eltern sorgen für eine Überbehütung, so dass das Kind/der Jugendliche kein Durchsetzungsvermögen, kein Selbstwertgefühl und keine Konfliktlösestrategien erlernt. Bei einer ersten Beschimpfung durch einen Täter, baut sich das Selbstbewusstsein noch weiter ab und die Gefahr wieder tyrannisiert zu werden erhöht sich. Täter suchen sich nämlich gezielt Schüler aus, die eine typische Opferhaltung ausstrahlen und sich nicht zur Wehr setzen. Diese Schüler können oftmals nicht für sich selbst und ihre Rechte einstehen. Sie können aber nichts dafür! Schuld sind nur die Eltern, die sich nicht entsprechend erzogen haben und die Lehrer, die bei den Gewalttaten oftmals wegschauen oder sie als harmlosen Streich abtun!

Typische Täterpersönlichkeit


Täter besitzen oftmals kein Einfühlungsvermögen. Oftmals wachsen sie in Familien auf, in denen die elterliche Aufsicht fehlt und harte körperliche Bestrafungen eingesetzt werden. Die Eltern liefern somit schlechte Vorbilder und die Kinder wissen nicht, wie sie Konflikte auch ohne Gewalt lösen können. Täter achten darauf, dass das Bullying verdeckt bleibt. In der Schule fehlt oft eine Aufsichtsperson, z. B. in der Pause oder auch beim Stundenwechsel. Diese Situationen werden konsequent ausgenutzt, um entsprechende Mitschüler weiter zu demütigen. Dabei erleben sie Freude an der Kontrolle über den unterlegenen Mitschüler.

Mitschüler


Mitschüler sind bei den meisten Taten anwesend. Manche davon beteiligen sich direkt oder indirekt (indem sie wegschauen, selbst wenn die Situation außer Kontrolle gerät) und unterstützen so den Täter. Nur in den seltensten Fällen greifen Mitschüler ein und helfen dem Opfer. Oft helfen sie jedoch nicht, weil sie Angst haben, selbst zur Zielscheibe zu werden. Häufig empfinden sie aber auch Sympathie gegenüber dem Täter.

Eltern und Lehrer


Als tyrannisierter Schüler traut man sich oft erst nach monatelanger oder jahrelanger Schikane, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen. Nur die Hälfte aller Opfer öffnet sich Lehrern oder Eltern gegenüber. Wenn dieser Schüler dann berichtet, dass er gequält wird, nehmen Eltern und Lehrer die Situation nicht ernst genug. Sie unterliegen der verzerrten Wahrnehmung, dass es sich eher um ein einmaliges Hänseln handelt. Wegschauen ist einfacher als zu helfen! Daher geben sie meist nur den Rat "Ignorier sie doch einfach, dann hören sie schon auf!" oder wahlweise "Rede halt blöd zurück!". Jedoch ist damit das Problem nicht gelöst, weil der gequälte Schüler schon viel zu tief in der Abwärtsspirale gefangen ist. Die Eltern und Lehrer müssen helfen und einschreiten!

Opferwerden findet immer verdeckt statt. Die Offenlegung der Taten und konsequente Bestrafung der Täter ist wichtig. Besser als Bestrafung ist Wiedergutmachung. Die Täter müssen versuchen, in Zukunft friedliche Konfliktlösungen zu suchen. Sie sollen sich in ihre Mitschüler hineinversetzen können und das Leid nachvollziehen können, dass sie ihnen mit ihren Taten antun. Eine ernsthafte Entschuldigung wäre ein wichtiger Schritt!

Welche Folgen entstehen durch Bullying?



Folgen für das Opfer


Die Opfer leiden enorm unter der belastenden Situation. Sie werden mehr und mehr verängstigt und entwickeln ein unterwürfiges Selbstwertgefühl. Sie sind unsicher und können kein ausreichendes Selbstbewusstsein entwickeln. Dadurch erhöht sich auch noch die Wahrscheinlichkeit, erneut schikaniert zu werden. Im schlimmsten Fall erliegt das Opfer der kognitiven Verzerrung, dass es selbst Schuld sei an seiner Situation und diese schließlich auch verdiene. Dies ist aber definitiv nicht der Fall!

Häufig entwickelt sich ein Selbsthass, selbstverletzendes Verhalten oder Schulangst. Die Schüler überlegen sich Ausreden, um nicht in die Schule gehen zu müssen.

Die Anzahl der Täter bleibt gleich im Laufe der schulischen Laufbahn. Es werden jedoch immer weniger drangsalierte Schüler. Diese "wenigen" Schüler (im Schnitt ein oder zwei Schüler pro Klasse) leiden enorm unter den Tätern. Als häufigste Spätfolge sind Depressionen zu nennen, die zumeist im Alter von 23 Jahren auftreten.

Folgen für den Täter


Typische Täter, die immer wieder andere drangsalieren, bilden ein aggressives Reaktionsmuster. Sie sehen sich selbst als aggressiv und zeigen oft aggressive Verhaltensweisen. Im schlimmsten Fall sind sie der Ansicht, dass das Opfer ein wertloses Individuum ist, das seine Bestrafung schließlich verdient.

Folgen für die Schule


In der Schule entsteht durch das Bullying eine Gewaltatmosphäre, die Lehr-Lern-Prozesse empfindlich stört. Jeder Schüler hat das Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit. Wenn man ständig Angst hat, wieder geärgert und fertig gemacht zu werden, kann man sich nicht konzentrieren. Daher muss die Schule konsequent eingreifen und verdecktes Opferwerden aufdecken!

Wie kann ich meine Situation verändern?



Du wirst von deinen Mitschülern tyrannisiert und drangsaliert? Dann wende dich auf jeden Fall an eine Vertrauensperson, z. B. an deine Eltern, Lehrer, Schulpsychologen oder Beratungsstellen. Du könntest dich zunächst auch einem Freund öffnen und mit ihm/ihr zusammen mit deinen Eltern oder Lehrern sprechen!

Auch wenn es schwer fällt; das ist der wichtigste Schritt; auch wenn dir die Täter gedroht haben und du befürchtest, dass alles nur noch schlimmer wird.

Du musst dich nicht dafür schämen, dass es soweit gekommen ist. Schämen müssen sich lediglich die Täter und auch die Lehrer und Eltern, falls sie deine Situation mitbekommen haben, aber nicht eingegriffen haben.

Lass dich nicht mit einer Antwort abspeisen, wie "Ignorier sie halt, dann hören sie schon auf." oder "Rede halt blöd zurück.". Wenn ein Lehrer oder Elternteil eine derartige Antwort auf deinen Hilferuf ausspricht, dann nimmt er/sie deine Situation nicht ernst! Sag dann, dass du dies schon versucht hast und es leider nichts geholfen hat. Oder wende dich an die nächste Vertrauensperson. Gib nicht auf! Du kannst deine Situation ändern! Je länger du wartest, desto mehr verschlimmert sich deine Lage. Sei also mutig und sprich über die Gemeinheiten, die du erlebt hast!

Versuche nicht, dich freizukaufen (z. B. mit Süßigkeiten, Geld, etc) und mit den Tätern zu sympathisieren. Stehe offen für deine Rechte ein. Sei aber nicht beleidigend!

Wenn du deinen Eltern die Situation geschildert hast, solltet ihr gemeinsam zu den Lehrern oder zum Schulleiter gehen. Dort könnt ihr zusammen einen Plan erstellen, wie ihr die Situation verbessern könnt!

Leider können wir hier nur einen kleinen Ausschnitt dieser komplexen Problematik bieten. Über die unten angegebenen Links kannst du dich aber weiter informieren. Hier finden sich auch viele Tipps für Eltern und Angehörige.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Mobbing auch vom Lehrer ausgehen kann. Wird ein Schüler ständig von seinem Lehrer ungerecht behandelt, durch ungerechte Zensuren oder spezielle kränkende Aussagen, so kann man durchaus von Mobbing sprechen. Etwa 7 % der Schüler sind davon betroffen!

Natürlich kannst du uns auch gerne schreiben, wenn du weitere Fragen hast und eine speziellere Beratung wünscht! Wir helfen dir gerne weiter!

Mobbing am Arbeitsplatz



Eine sehr bekannte Form des Mobbing ist das Mobbing am Arbeitsplatz. Hier bestehen natürlich enorme Parallelen zu dem eben beschriebenen Bullying - natürlich sind aber die Ausprägungen der Tyrannisierung unter Erwachsenen etwas anders. Eine Schikane findet vor allem indirekt statt, z. B. durch gezielten Ausschluss oder indem wichtige Informationen nicht weitergegeben werden. Außerdem handelt es sich zumeist um psychische Gewalt.

Der Verlauf ist recht fließend: Während zunächst die Arbeitsqualität in Frage gestellt wird und eine soziale Isolation eingeleitet wird, kann in der nächsten Stufe des Mobbing auch eine direktere Aggressivität stattfinden. Es folgen also Beleidigungen und öffentliches Lächerlichmachen, in Einzelfällen sogar physische Gewaltanwendung!

Gerade am Arbeitsplatz kann Mobbing eine derartige Belastung darstellen, dass die Gesundheit stark beeinträchtigt wird. Häufig führt dies zu Krankmeldungen, wobei der Arzt auch über die genauen Vorfälle informiert werden sollte! Er kann nur dann kompetent unterstützen, wenn ihm die besondere Stressbelastung am Arbeitsplatz bekannt ist!

Die Folgen für das Opfer sind auch hier Schlafstörungen, Depressionen, Angstzustände, Atemnot, Schwindel, Kopfschmerzen und dergleichen.

In entsprechend großen Betrieben ist zu empfehlen, sich an Betriebsräte oder Gewerkschafter zu wenden. Vielleicht gibt es ja in deinem Betrieb auch spezielle Vermittler für derartige Probleme.

Wichtig ist hierbei, dass gerade bei Mobbing am Arbeitsplatz viele Handlungen bereits Straftatbestände darstellen, die zur Anzeige gebracht werden können und sollten. Hierzu kannst du dich mit den untenstehenden Links näher informieren!

Links zum Thema





Quellen



  • Schneider, H.-J. (2000): Gewalt in der Schule. Möglichkeiten der präventiven und korrektiven Intervention. Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung, Dillingen: Akademievortrag Nr. 26.
  • Busch, L. und Todt, E.: Gewalt in der Schule. In D. Rost (Hrsg.). Handwörterbuch pädagogische Psychologie. Weinheim: PVU (S. 225-232).
  • Tillmann, K.-J., Holler-Nowitzki, B., Holtappels, H.-G., Meier, U. und Popp, U. (1999): Schülergewalt als Schulproblem. Verursachende Bedingungen, Erscheinungsformen und pädagogische Handlungsperspektiven. Weinheim: Juventa.