Soforthilfe von StefanL

Coming Out – Zu sich selbst stehen

Was ist das?

Als Coming Out oder Outing (engl.: aus sich herauskommen) bezeichnet man die Handlung, bei der Schwule/Lesben/Bisexuelle vor anderen Leuten zu ihrer sexuellen Orientierung stehen.

Zwischen dem Erkennen und Akzeptieren der eigenen Gefühle und Vorlieben und dem Dazustehen kann es ein langer Weg sein. Oft kommt es darauf an, wie viel Selbstbewusstsein man hat und in welchem Umfeld man lebt.

Gerade in der Jugendzeit outen sich die meisten Betroffenen. Es kommt jedoch durchaus nicht selten vor, dass auch verheiratete Männer und Frauen merken, dass sie eigentlich mehr Interesse am eigenen Geschlecht haben.

Das Coming Out steht oft in Verbindung mit einem Umbruch im Umfeld. Dennoch ist es wichtig, zu dem zu stehen, was man selbst fühlt. Danach fühlen sich die meisten Betroffenen einfach freier und ungezwungener. Wie fast alles bringt ein Coming Out nicht nur Gutes mit sich: man wird mit Anfeindungen und Beleidigungen leben müssen und lernen, damit umzugehen.


Was bringt mir ein Coming Out?

Zu den Vorteilen eines Outings gehört zweifellos, dass man endlich offen und ehrlich über seine Gefühle sprechen und zu seiner Neigung stehen kann. Keine Verheimlichungen und Ausreden mehr, nur damit man so leben kann, wie man es möchte! Natürlich erhöht sich durch die Möglichkeit, endlich „richtig“ zu leben, die Chance, Gleichgesinnte zu treffen und eventuell einen Partner/ eine Partnerin zu finden, enorm.


Womit muss ich rechnen, wenn ich mich oute?

Vor deinem Outing sollte dir eins klar sein: nicht jeder wird es gutheißen. Wie schon erwähnt, musst du gerade bei Jugendlichen mit Anfeindungen und Vorurteilen sowie Beschimpfungen rechnen. Auch die Reaktion der Leute, denen du dich anvertraust, könnte nicht so sein, wie du es dir wünschst. Vielleicht wenden sich manche Personen auch von dir ab. Aber bedenke: Wie viel wert sind dir Freunde/Bekannte/Personen, die dich nur mögen, wenn du so bist, wie sie es verlangen und du dich die ganze Zeit verstellen musst? Du lebst für dich und nicht für Andere!


Wie oute ich mich am besten?

Dir sollte klar sein, dass es keine „Zaubermethode“ gibt, bei der alles so läuft, wie du es dir wünschst. Am Anfang solltest du dich jedoch nur ausgewählten engen Freunden und der Familie anvertrauen. Am besten wäre es natürlich, wenn du mit jeder Person einzeln sprechen kannst.

Überlege dir genau, welchen Freunden du dich anvertrauen möchtest. Tratschtanten kannst du in einem solchen Moment überhaupt nicht gebrauchen. Daher gilt: vertraue dich in der „ersten Phase“ lieber wenigen an, aber dafür Leuten, denen du 100% vertrauen kannst. Wenn du beschließt, deinen Freunden zuerst von deiner Orientierung zu berichten, solltest du ebenfalls bedenken, dass deine Familie es nicht von Anderen erfahren sollte!

Wenn du dich Freunden anvertraust, kannst du versuchen, ihnen die Scheu und den Schock zu nehmen, indem du ihnen genau sagst, warum, wieso, weshalb (sofern du es kannst) und du bei negativen Reaktionen nicht gleich wütend oder traurig das Weite suchst.

Fange niemals einen Streit deswegen an, versuche stets sachlich und ruhig zu bleiben. Alles andere kann zu einem Schuss in den Ofen werden.

Wenn du dir bei der möglichen Reaktion von bestimmten Personen unsicher bist, kannst du das Thema schwul/lesbisch/bisexuell ja mal unverbindlich ansprechen und erzählen, dass du jemanden kennst, der so ist. Lass dich aber, wenn möglich, auch nicht von „schlechten“ Reaktionen verunsichern. So was sollte dir nur zeigen, dass etwas mehr Fingerspitzengefühl notwendig ist.

Vermeide es bitte, sofort von einem Geliebtem/einer Geliebten zu sprechen. Das kann deine Gesprächspartner unter Umständen schocken.

Gehe bei jedem Gespräch am besten vom Schlechtesten aus. So vermeidest du eventuelle Enttäuschungen. Denke dir aber eins: du kannst nur gewinnen! An Charakterstärke und Selbstbewusstsein. Zu sich selbst zu stehen, ist viel mehr wert als blöde Sprüche zu reißen und Mutproben zu bestehen – so viel Mut wie du bringen nur die wenigsten auf!

Versuche deinen Gesprächspartnern Zeit zu lassen, damit klar zu kommen und sich damit auseinander zu setzen. Einige werden sich vorher noch nie mit dem Thema intensiv beschäftigt haben und brauchen unter Umständen Zeit, sich zu informieren.

Falls du dich Freunden des gleichen Geschlechts anvertraust, ist es ratsam, ihm/ihr zu sagen dass du nichts von ihr/ihm möchtest, um so mögliche Berührungsängste zu nehmen.

Es ist außerdem ratsam, sich nach Möglichkeit mit anderen Homo-/Bisexuellen auszutauschen. Sie haben in der Regel schon alle das durch, was dir noch bevor steht und können dir daher sicher auch Ratschläge geben.

Der vielleicht wichtigste Tipp: warte den richtigen Moment ab! Da du die Personen kennst, denen du dich anvertraust, wirst du erkennen können, wann dieser Moment gekommen ist!


Nützliches/Interessantes: