Soforthilfe von Miriam

Psychose

Wenn die Seele aus verschiedenen Gründen stark belastet wird, versucht sie sich zuerst selbst zu schützen. Manchmal entstehen Psychosen auch als Schutzmechanismus, der den Geist eines Menschen vor dem Abgrund zu bewahren versucht.

Psychosen sind relativ häufig. 2-3% aller Menschen sind im Laufe ihres Lebens mindestens einmal persönlich damit konfrontiert, das heißt, von 100 Menschen werden 2-3 einmal oder mehrmals in ihrem Leben mit einer Psychose kämpfen müssen. Vor allem im hohen Alter, zum Beispiel im Rahmen einer Demenz, kommen psychotische Störungen häufig vor. Der zweite Gipfel liegt zeichnen Pubertät und dreißig Jahren. Vielfach werden in jungem Alten solche psychotischen Symptome durch den Konsum von hallozinogenen Drogen wie LSD ausgelöst. Dabei verliert der Betroffene den Bezug zur Realität und lebt schlimmsten Falls in einer eigenen Welt, fernab von unserer, in der andere Gesetze gelten und die für Außenstehede nur schwer verständlich ist. Um dem Betroffenen zu helfen, sollte man sein Vertrauen gewinnen und nichts hinter seinem Rücken machen, denn dies würde das Misstrauen nur erhöhen und der Betroffene würde Helfer als Feinde in seinem System sehen und alles mögliche gegen ihn unternehmen. Wenn allerdings Gefahr läuft, dass der Betroffene keine Kontrolle mehr über sich hat, sollte man ihn sofort in professionelle Hilfe einbetten. Wenn man in solchen akuten Situationen nichts unternimmt, dann läuft man Gefahr, dass der Betroffene sich in Gefahr begibt. Vielfach passiert es, dass die Betroffenen Stimmen hören, die ihnen dauerhaft befehlen, sich umzubringen. In dieser Situation darf der Betroffene nicht sich selbst ausgeliefert sein, sondern braucht eine schützende Umgebung. Eine solche Umgebung findet er in der Psychiatrie, die in akuten Situationen als schneller Ansprechpartner gelten kann. Dort wird ihm nach allen Möglichkeiten geholfen. Manchmal wird er auch Medikamente (Antipsychotika oder Neuroleptika genannt) bekommen, die ihn wieder in die Realität holen sollen. In der Psychiatrie wird er lernen, wie er mit seinen Symptomen umgehen soll, auf was er achten soll und wir er eine erneute Erkrankung vermeiden kann. Wichtig für die Zeit auch nach der klinischen Behandlung ist die regelmäßige Einnahme der Medikamente. Man sollte sie nie (wie bei den meisten Psychopharmaka) alleine reduzieren oder gar absetzen, ohne dies mit einerm Arzt besprochen zu haben. Viele an einer Psychose Erkrankte unterschätzen dies und befinden sich wenige Zeit nach dem selbstständigen Absetzen wieder in einer Psychose, denn mit dem abrupten Absetzten gerät der Hormonhaushalt im Gehirn erneut durcheinander.

Psychosen fassen eine große Zahl an psychischen Erkrankungen zusammen. Allen gemeinsam sind folgende allgemeine Symptome:
Realitätsverlust wie Halluzinazionen und Wahnvorstellungen, Antriebsstörungen wie Depressionen und Manie sowie auch Ich-Störungen.

Weitere Symptome werden in Plus- und Minus-symptomatik eingeteilt. Plus bedeutet dabei alles, was zum normales Verhalten dazugekommen ist, also:
  • Erregungszustände: Zeichnen sich durch innere Unruhe aus. Der Betroffene zittert, schwitzt, ist ständig in Bewegung und hat Angstzustände. Es kann bis zur Panikattacke kommen, in der er häufig ohne Hilfe nicht mehr zu beruhigen ist.
  • Blockierung des Denkens: Das Denken ist verlangsamt oder zu schnell und der Betroffene kann keine klaren Gedanken mehr fassen. Für andere ist dies dadurch erkennbar, dass er keine klaren Sätze formulieren kann und man ihn nicht mehr verstehen kann.
  • Stimmen hören: Diese akustischen Halluzinazionen können als sehr bedrohlich wahrgenommen werden. Die Stimmen können alles kommentieren, was der Betroffene macht. Manchmal versucht er deshalb Quellen dieser Stimmen zu suchen. Als eine mögliche Quelle können Außerirdische oder Gott gesehen werden, die mit dem Betroffenen kommunizieren, weil sie etwas mit ihm vorhaben. Gefährlich wird es, wenn sie ihn abwerten oder ihn gar befehlen, sich von der nächsten Brücke zu stürzen. Es kann soweit kommen, dass der Betroffene keine andere Möglichkeit mehr sieht, den dominanten Stimmen auszuweichen, als ihnen wirklich zu gehorchen und sich umzubringen. Sollte ein Außensteheder von solchen Stimmen erfahren, sollte er ihm immer so schnell als möglich helfen, also z.B. direkt in die Psychiatrie begleiten oder den Krankenwagen rufen, der ihn dorthin bringt.
  • körperliche Anspannung: Betroffene können körperlich so angespannt sein, dass sie ständig unter Druck stehen und jedes Ereignis eines zu viel sein kann, sodass irgendwann ihr System zusammenbricht. Gefördert werden solche Anspannungen durch Stress und zu wenig Erholung. Vielfach führt eine pschische Belastung zu solch einer Anspannung.
  • Verfolgungsideen: Der Betroffene beginnt im Rahmen einer Psychose oft, viele Dinge überzuinterpetieren. Der Nachbar, der gerade die Post holt, kann zum böswilligen Spion werden, der den Betroffenen beobachtet und ein Komplott gegen ihn plant. In der Stadt verfolgen ihn Menschen weil der Betroffene eine geheime Mission hat und die Verfolger ihn an seinem Ziel hindern wollen. Er fühlt sich verfolgt und bezieht die Ereignisse auf sich persönlich. Laufen z.B. Nachrichten im Fernsehen sieht ded Betroffene in den Worten des Sprechers eine geheime Botschaft, die nur an ihn gerichtet ist.
  • Misstrauen: Der Betroffene entwickelt ein großes Misstrauen seinen Mitmenschen gegenüber. Freunde werden zu Feinden und auch Familienmitgliedern kann er nicht mehr trauen, da sich alle gegen ihn verschworen haben. Dadurch fühlt er sich alleine und in seiner Mission bestärkt. Für Helfer ist es deshalb besonders schwierig, mit ihm in Kontakt zu treten. Man sollte auf Offenheit achten, seine Beweggründe erklären und ihn respektieren. Wenn allerdings Gefahr für ihn besteht, weil er z.B. gefährliche Gedanken äußert (er will sich oder andere umbringen), dann sollte man ihn sofort, auch gegen seinen Willen Hilfe (Psychiatrie) organisieren.
  • grundlose Nervosität: Von einer Psychose Betroffene sind oft grundlos gereizt. Schon der kleinste Auslöser bringt bei ihnen das Fass zum Überlaufen und lässt sie aggressiv erscheinen.
  • Schlafstörungen: Viele Betroffene haben keinen relgelmäßigen Schlaf mehr. Entweder sie sind in der Nacht überaus aktiv oder sie schlafen tagsüber ständig ein. Schlafstörungen sind auch ein gutes Frühwarnzeichen und von großer Bedeutung. Kann man sie rechtzeitig erkennen kann z.B. ein erneuter psychotischer Schub vorbeugend behandelt werden.
  • unestimmte Angst: Durch die ganzen Verfolgungsideen entsteht vielfach eine unbestimmte Grundstimmung der Angst. Die unüblichen Sinneswahrnehmungen wie Halluzinationen wirken sehr bedrohlich, vor allem, wenn sie dahingehend interpretiert werden, dass andere dem Betroffenen schaden will. Betroffene bauen sich selbst ein Angstsystem auf, aus dem sie alleine nicht mehr ausbrechen können.


Minus bedeutet, alles was vom normales Befinden wegkommt, also:
  • Unsicherheit: Eine Psychose ist eine der psychischen Erkrankungen, die am meisten Unsicherheit beim Betroffenen hervorruft. Die erlebten Symptome gelten weitestgehend als Paradebeispiel für das Irresein und das allein verunsichert den Betroffenen in den Zeiten, in denen die Symptome ihm bewusst werden. Am hilfreichsten ist es hier sicherlich, wenn man dem Betroffenen so viel Verständnis wie möglich entgegenbringt und ihm zeigt, dass er nicht verrückt ist, sondern eine kranke Phase, die auch wieder vorbeigehen kann, durchlebt.
  • allgemeine Lustlosigkeit: Die Aktivität der Betroffenen kann auch nachlassen. Sie haben vielfach keine Lust mehr, Verpflichtungen nachzugehen, wobei man hier nicht von keine Lust sprechen sollte, sondern vielmehr können die Betroffen sich nicht mehr dazu aufraffen. Soziale Verpflichtung sind egal, das außere Erscheinungsbild verwahrlost häufig, Kontakte werden abgebrochen. Im Verlauf ziehen sie sich immer mehr zurück und beschränken ihren Radius auf die "sichere" Zone ihrer Wohnung.
  • Konzentrationsprobleme: Vor allem bei Schülern können Konzentrationsprobleme als erster Indikator für eine Psychose zeugen. Die Betroffenen schaffen es nicht mehr, dem Unterricht zu folgen oder sich längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren. Das Lernen und das Arbeiten fallen schwer und das deprimiert die Betroffenen zusätzlich.
  • Niedergeschlagenheit: Niedergeschlagenheit ist der Vorbote zur Depression und zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen vielfach Freude an Dingen verlieren, die sie vorher gerne mochten. Die Tage werden scheinbar immer grauer und vieles ergibt keinen Sinn mehr.
  • Energielosigkeit: Betroffenen fehlt es an der nötigen Motivation, sich aufzuraffen. Sie schaffen es nicht mehr, ihren Alltag zu bewältigen und rutschen in einen düsteren Zyklus aus Kraftlosigkeit und Sinnlosigkeit, aus dem sie sich selbst nicht mehr befreien können.
  • schwere Depression: Betroffenen fehlt es häufig an Erfolgserlebnissen und so rutschen sie in depressive Phasen. Keine sozialen Kontakte fördern die Depression und sie sind schlussendlich völlig in sich selbst gefangen. Es scheint keine Lösung für ihr unbestimmtes Problem zu geben und sie scheinen auf sich alleine gestellt zu sein, denn niemand könne sie verstehen bzw. ihnen helfen.


Solche Symptome hat der eine oder andere schon erlebt, ohne dass er gleich als psychotisch gilt. Treffen alledings mehrere von den oben genannten Symptomen auf eine Person zu, sollte man sich mit einem Arzt (Hausarzt, Psychiater) oder einem Psychologen in Verbindung setzen, um so früh wie möglich eine beginnende Psychose zu erkennen und dementsprechend zu behandeln. Je früher diese Erkrankung entdeckt wird, desto früher kann sie mit positivem Erfolg behandelt werden und desto besser sind auch die Chancen auf völlige Heilung. Der Schritt zur Hilfe ist kein Versagen, sondern zeugt von dem eigenen Willen nach einer Besserung und es bedarf sicherlich auch einiges an Mut, sich Hilfe zu holen.

Besonderen Augenmerk sollte man auf die Frühwarnzeichen setzen. Schafft man es, sie rechtzeitig zu erkennen und sich Hilfe zu holen, kann eine Psychose manchmal auch ohne Medikamentengabe abgewendet werden. Einige Frühwarnzeichen sind:
  • Stimmung oder Gefühl, dass alles seltsam und unwirklich ist
  • gestörter Schlaf
  • Denkstörungen, die sich bemerkbar machen, dass andere die eigenen Erklärungen nicht mehr verstehen, dass die Gedanken schnell oder langsamer werden, dass sie plötzlich abbrechen oder dass das Denken dickflüssiger wird. Auch Neulogismen, also Wortneubildungen, können vorkommen
  • die Konzentration lässt nach
  • sozialer Rückzug
  • Lust- und Energielosigkeit
  • Misstrauen und in Frage stellen von allem
  • zunehmende Geräusch- und Lärmempfindlichkeit
  • innere Unruhe


Vielfach wird der Begriff Psychose mit einer Schizophrenie gleichgestellt. Von einer Schizophrenie spricht man allerdings erst, wenn sich mehrere psychotische Phasen aneinanderreihen. Entgegen der herkömmlichen Meinung, eine Schizophrenie sei eine gespaltene Persönlichkeit hat sie mit ambivalenten Gefühlen der Betroffenen zu tun. Sie fühlen z.B. gleichzeitig zwei völlig gegensätzliche Emotionen, wie Hass und Liebe für einen Menschen, beides im selben Augenblick. Eine Schizophrenie hat eine Lebenszeitprävalenz von 1%, das heißt von 100 Menschen erkrankt einer, mindestens einmal in seinem Leben an dieser schwerwiegenden psychischen Erkrankung.

Eine Psychose bedarf immer einer Hilfe, denn alleine aus dem Strudel an Verwirrungen herauszufinden ist sehr schwierig. Wenn du jemanden aus deiner Umgebung kennst, der einige oben genannte Symptome zeigt, solltest du mit ihm offen darüber reden und ihn dazu ermutigen, sich helfen zu lassen. Eine Psychose ist keine Schande, aber unbehandelt kann sie viele schreckliche Dinge auslösen. Wenn der Betroffene schon soweit in seiner realitätsfernen Welt gefangen ist, sollten auf alle Fälle professionelle Helfer miteinbezogen werden, denn nur so hat er eine gerechte Chance auf ein Leben ohne diese unheimlichen Wahrnehmungen.

Hier noch einige nützliche Links: