Soforthilfe von Team

Angst - Furcht - Phobie - Panik

Hätten wir die Angst nicht, dann wären wir längst ausgestorben: von Raubtieren gefressen, von giftigen Schlangen gebissen, von hohen Klippen gestürzt, im reißenden Fluss ertrunken. Nur eines hat uns vor dem Aussterben bewahrt: unsere Angst.

Die Angst ist ein Gefühl, das in der ganz frühen Entwicklungsgeschichte der Menschheit entstanden ist. Angst ist ein lebenswichtiger Schutzmechanismus.

Es gibt zwei Arten von Angst: die Furcht ist eine sogenannte Realangst, also eine Angst, die in einer tatsächlich bestehenden Situation entsteht, wenn zum Beispiel ein aggressiver Hund bellend und die Zähne fletschend auf uns zu gelaufen kommt. In einer Situation also, in der man auch tatsächlich Angst haben muss.

In solchen bedrohlichen Situationen haben wir keine Zeit mehr lange nachzudenken und zu entscheiden, wie wir uns verhalten sollen: Flucht oder Angriff? Die Entscheidung übernimmt unser Gehirn, und zwar in Bruchteilen von Sekunden. In den unbewussten Anteilen unseres Gehirns sind nämlich die Angsterfahrungen aus 100.000 Jahren Menschheitsgeschichte gespeichert, die die Menschheit im Laufe seiner Entwicklung gemacht hat, und anhand dieser früher gemachten Erfahrungen entscheidet unser Gehirn automatisch, was das Richtige ist. Und es flutet dann blitzschnell unseren Blutkreislauf mit sogenannten Botenstoffen wie z.B. Adrenalin, und Nervenimpulse rasen in alle Körperregionen: die Muskelspannung erhöht sich und wir werden kräftiger, falls wir kämpfen müssen. Die Atmung wird schneller, weil wir viel Sauerstoff brauchen, falls wir flüchten müssen. Das Herz beginnt zu rasen, damit genügend frisches Blut in den ganzen Körper gepumpt wird. Die Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit erhöht sich, damit wir im Kampf oder in der Flucht die Übersicht behalten. Erst wenn dann die Angst auslösende Situation vorbei ist, gibt das Gehirn Entwarnung und alle Körperfunktionen gehen wieder in den Normalzustand zurück.

Es gibt aber auch Situationen, in denen Angst entsteht, obwohl es in solchen Situationen eigentlich gar keine Angst zu geben brauchte, weil nämlich gar keine tatsächliche Gefahr vorhanden ist. Jeder kann sich vorstellen, wie Menschen laut schreiend vor einer kleinen Maus davonlaufen, die sich vielleicht in die Sporthalle verirrt hat. Oder jeder kennt auch Situationen, wo eine Spinne an der Wand krabbelt und viele rufen „Ihhhh“ und manche kreischen laut und laufen weg. Weder von einer kleinen Maus noch von einer Spinne geht eine Gefahr aus, aber trotzdem entsteht Angst. Manche Menschen bekommen Angst, wenn sie sich in einem kleinen Raum befinden wie z.B. einem Lift, obwohl es auch in dieser Situation keinen Grund für Angst gibt. Diese Angst, also in Situationen, die gar nicht gefährlich sind, nennt man Phobie. Es gibt viele verschiedene Arten von Phobien. Die Angst in engen Räumen nennt man Klaustrophobie. Manche Menschen bekommen Angst in großen Menschenmassen oder auf großen freien Plätzen; diese Angst nennt man Agoraphobie. Oder einige Menschen, meistens jüngere, haben Angst, in der Gruppe von anderen beobachtet zu werden, bewertet zu werden und sich vielleicht zu blamieren. Diese Angst heißt soziale Phobie. Die Agoraphobie und die soziale Phobie kommen sehr häufig vor. Bei allen Phobien entstehen Körperreaktionen wie bei der Furcht, obwohl es, wie schon gesagt, bei der Phobie gar keinen Grund für Angst gibt, weil ja gar keine Gefahr besteht. Angstsymptome sind z.B. Schwitzen, Zittern, Erröten, Engegefühl, Nervosität oder der Drang, auf die Toilette gehen zu müssen.

Wenn Phobien zu stark werden oder zu häufig auftreten, dann ist das eine Störung, also eine Angststörung. Solche Angststörungen können das Leben ganz deutlich einschränken. So kann es sein, dass Jugendliche, die eine starke soziale Phobie haben, sich von Freunden und Bekannten mehr und mehr zurückziehen und schließlich ganz allein sind. Oder Menschen mit einer Klaustrophobie sind vielleicht nicht mehr in der Lage, in einem voll besetzten Bus zu fahren oder eine Umkleidekabine zu betreten.

In solchen Fällen ist es wichtig, dass die Angststörung behandelt wird, damit wieder ein normales Leben möglich wird. Angststörungen können mit der Methode der Verhaltenstherapie sehr gut behandelt werden. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Der Weg sollte über den Hausarzt gehen, der eine Überweisung zu einem Psychotherapeuten ausstellt.

Eine besondere Form der Angststörung ist die Panikattacke. Während normale Angststörungen nur in bestimmten Situationen auftreten und deswegen vorhersehbar sind, entsteht eine Panikattacke ganz plötzlich und in den verschiedensten Situationen. In der Panik entstehen zum Teil sehr starke Reaktionen wie Atemnot, Engegefühl in der Brust, Angst zusammenzubrechen oder sich übergeben zu müssen und oft sogar echte Todesangst. Die Panikattacke geht nach einigen Minuten von selbst vorüber ohne bleibende Schäden, aber die Panik ist natürlich für die Betroffenen sehr einschränkend. Sie leben oft ständig in der Angst vor der nächsten Panikattacke (Angst vor der Angst). Auch die Panikstörung kann in einer Psychotherapie behandelt werden.