Problem von Anonym - 24 Jahre

Er geht ins Ausland

Hallo liebes Kuka-Team,
schon längere Zeit lese ich immer wieder Eure Seite und jetzt traue ich mich dann doch endlich mal selbst um Rat zu fragen.
Ich muss etwas ausholen, um mein Problem verständlich zu machen.
Mein Freund und ich (wir studieren beide) sind jetzt seit knapp drei Jahren zusammen und wir haben eine 18 Monate alte Tochter. Die Schwangerschaft kam ungeplant. Ich wusste ersteinmal nicht wirklich, was ich nun machen sollte, mein Freund hingegen war sich eigentlich recht sicher, dass das einzig sinnvolle eine Abtreibung wäre. Er wollte aber noch die Reaktion meines Vaters abwarten, der mir noch aufrgrund meines Studiums Unterhalt zahlt. Dieser sagte auch nur: "Da gibt es ja auch nur eine Lösung und das ist doch nur ein kleiner Eingriff und nach ein paar Tagen ist alles wieder vergessen!" Das sagte ich dann meinem Freund, für den dann die Entscheidung noch klarer war. Daraufhin hatte ich einen Termin für einen Abbruch gemacht, da ich keinen anderen Ausweg sah. Als ich dort war merkte der Arzt mir an, dass es mir furchtbar ging und schickte mich wieder heim. Ich fühlte mich eigentlich befreit, nur damit gingen die Probleme natürlich erst richtig los. Mein Freund war nur noch panisch und mein Vater redete für 2 Jahre nicht mehr mit mir. Mein Freund und ich stritten nur noch und hatten dann bald darauf erstmal Funkstille für ca. 1 Woche. In dieser Zeit hatte ich es auch schon fast geschafft, mich damit abzufinden, mein Kind alleine groß zu ziehen. Dann meldete mein Freund sich wieder bei mir und bat um ein Treffen. Bei diesem erklärte er mir, dass er furchtbare Angst vor der Zukunft hätte, (was ich auch verstehen konnte) er mich aber lieben würde und mit mir zusammen sein wollte und wir das schon shaffen würden. Das hat mir Hoffnung gemacht. Aber setdem verhielt er sich für seine Verhältnisse sehr distanziert mir gegenüber und fühlte sich eingeengt, wo er mich vorher eher eingeengt hatte. Das ist sicher auch gewissermaßen nachvollziehbar, jedoch habe ich mich einfach furchtbar gefühlt. Plötzlich kamen Zweifel und Ängste in mir hoch, die ich vorher nie so hatte ( Verlustängste, Eifersucht...). Das verbesserte die Situation sicher auch nicht. Zu dieser Zeit konnte ich aber irgendwie nie einen so klarenKopf fassen, wie zuvor. Davor war ich immer diejenige, die einen Schlussstrich unter eine scheiternde Beziehung setzen konnte, da ich immer gesehen habe, dass es sinnvoll ist und diese Einsicht ist auch immer in meinen Bauch vorgedrungen, aber das war plötzlich vorbei. Ich fühlte mich abhängig und wertlos allein, was grauenvoll war, als es mir selbst klar wurde. Deshalb habe ich auch stets versucht mehr auf meinen Kopf und weniger auf meinen Bauch zu hören, auf den ich mich früher einmal so wunderbar verlassen konnte.
Die Streitigkeiten in der Schwangerschaft gingen weiter und endeten auch kurz vor dem geplanten Kaiserschnitt (aufgrund einer Beckenendlage) nicht. Ich bin im 7. Monat alleine umgezogen in eine größere Wohnung. Mein Freund half mir noch beim Streichen, war jedoch beim Umzugstermin mit Freunden für 10 Tage im Urlaub. Er meinte noch zu mir, ich hätte mit dem Umzug ja auch warten können, bis er wieder da sei, was ich jedoch nicht tat, da ich hoffte bald möglichst fertig zu werden, da ich auch da schon gespührt habe, dass ich bald nicht mehr so tragen und räumen kann. Bei dem Umzug hat mir ein guter Freund geholfen, der mal meine 1. Liebe war, was allerdings schon lange beendet war, bevor ich meinen jetztigen Freund überhaupt kannte. Ich verstand mich mit diesem Freund einfach noch super gut und er hat mir immer geholfen wenn ich ihn brauchte und umgekehrt, jedoch hatte das nichts mehr mit Liebe oder ähnlichem zu tun und es war auch nie wieder etwas zwischen uns, seitdem wir auseinander waren. Dass ausgerechnet er mir unter anderem half, störte meinen Freund natürlich sehr, weshalb wir uns während seines Urlaubes auch wieder stritten. Ich sah es nur einfach nicht ein, auf diese Hilfe zu verzichten, auf die ich mich wenigstens verlassen konnte. Als ich besagten Freund dann einen Abend später zum Dankeschön-Essen einlud war für meinen Freund natürlich erst recht der Ofen aus. Danach wollte er, dass ich ihn nicht mehr treffe, was ich dann (ich muss es zu meiner Schande gestehen!) einfach teils heimlich tat, nur um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Ich denke, ich hätte in einem anderen Zustand mehr für Offenheit und Toleranz gekämpft, aber so ging ich leider den Weg des vermeintlich geringeren Widerstandes. Mittlerweile ist dieser Freund ein riesen Tabu, weshalb ich auch nicht mehr zu Partys gehen darf, auf denen er ist, sprich zu keiner meiner alten Clique, da er immer dabei ist, obwohl ich auch bereit gewesen bin, meinen Freund mitzunehmen, damit er Vertrauen fassen kann. Dieses Thema ließe sich auch noch ewig ausweiten, aber der kleine Einblick gehört dazu ;)
Als meine Tochter knapp 2 Wochen auf der Welt war ist mein Freund ertmal für eine Woche in den Urlaub gefahren, es war ja eine Einladung... und hat sich gewundert, dass ich das, als er es mir knapp eine Woche vor dem Geburtstermin mitteilte, nicht sehr erfreut war, um nicht zu sagen geschockt. Gut, das ging auch rum. Er hat sich zwar bei jedem Urlaub den er gemacht hat (es waren mittlerweile noch 4 weitere) immer sehr gefreut uns wieder zu sehen, aber irgendwie wurde meine Wut auf ihn bei jedem Mal größer.
Die Erziehung und Versorgung unserer Tochter (die übrigens ein echter Sonnenschein ist, ich habe jedoch trotzdem Angst, dass die ganzen Spannungen und Streitigkeiten sich negativ auf sie auswirken) ist komplett mein Bereich. Dazu muss ich fairer Weise sagen, dass mein Freund mir das auch schon vorher angekündigt hatte, wovon ich aber dachte (schön dumm) dass die Vatergefühle etwas ändern könnten. Mittlerweile hat sich dieser Bereich auch ein wenig gebessert, was seiner Aussage nach daran liegt, dass man jetzt langsam mit ihr kommunizieren kann.. Jedoch die letzte Windel hat er ihr gewechselt als sie 2 Tage alt war. Da konnte ich das noch nicht so gut, da die Naht noch recht weh tat beim Aufstehen. Fläschchen, Essen mache ich immer alles und den Haushalt bei uns zu Hause sowieso.Die einzige Ausnahme ist, das er sofern er kann, was auch recht häufig ist, abends kocht. Der Punkt ist nur der, dass ich nach einem Urlaubssemester eigentlich weiter studiere und es deshalb meiner Meinung nach fair währe die Hausarbeit (wenn schon nicht die Kinderpflege) zu teilen. Aber ich bin ja mehr zu Hause als er (wo ich eigentlich auch lernen müsste usw), da kann ich das ja ruhig mal alles machen, inklusive seiner Hemden (die er für ein Praktikum benötigte)bügeln. Mein Vorschlag, dass er dafür wenigstens einmal die Woche saugen könne stieß auf Enttäuschung seinerseits, dass ich nicht einfach mal was für ihn tun könne (Hm?)...
Ich habe sehr oft nachgegeben, Ärger runter geschluckt und mir überlegt, was ich getan habe, um sein Verhalten zu verursachen bzw. zu fördern.
Er hat mittlerweile 2 Mal abends auf unsere Tochter alleine aufgepasst, wovon sie einmal schon im Bett lag und ich sie ein anderes Mal schon mit vollem Magen, frisch geputzten Zähnen und sauberer Windel ihm überließ. Anders wäre auch das nicht möglich gewesen.
Jetzt komme ich endlich zum aktuellen Thema. Sein anvisiertes Auslandspraktiumvon 3-4 Monaten von wahrscheinlich November bis März. Es ist noch nicht fest geplant, aber es wird wohl sicher stattfinden. Er besteht auch absolut darauf, da er sonst nicht glücklich werden könne, da er die Engischkenntnisse brauche. Und das hat er auch schon so ausgedrückt, bevor ich überhaupt eine "Beschwerde" hätte einlegen können.
Die Fragen sind jetzt zum einen, muss ich sein Verhalten in Bezug auf unsere Tochter akzeptieren, da er es ja in der Schwangerschaft angekündigt hat? Und zum anderen, muss bzw. sollte ich so offen sein und auch die Zeit des Praktikums so gut wie möglich meistern? Ich habe nämlich langsam keine Kraft mehr glaube ich. Mir ist klar, dass man niemanden von solchen Vorhaben abbringen soll, da jeder die Chance zur Verwirklichung seiner Träume verdient hat. Nur ich weiss einfach nicht, wie ich hier 4 Monate auf ihn warten soll, ohne mich mit meinen Freunden mal richtig treffen zu können, abgesehen von ein paar Freundinnen. Und ihn dann am besten noch freudestrahlend wiederempfangen zu können. Und das nach allem. Ich fürchte soviel Größe kann ich nicht mehr aufbringen.
Jetzt habe ich nur Angst etwas weg zu werfen, was vielleicht genau ab dem Punkt endlich gut geworden wäre. Außerdem habe ich Angst, doch einfach nur zu intollerant zu sein. Ich weiss nicht was ich machen soll!
Soll ich stark sein oder aufgeben?

Vielen lieben Dank im Vorraus für Eure Mühen!

Carmen Anwort von Carmen

Hallo liebe Mama,

puh harter Tobak und ich muß Dir ehrlich sagen, dass ich bei Deinem Thema und Problem wenig neutral sein kann und werde, da ich es an manchen Stellen unglaublich finde.

Zuerst möchte ich Dich für Deine Stärke bewundern, für Deinen Willen und den bisher gegangenen Weg beglückwünschen und Dir sagen, dass ich es bemerkenswert toll finde, wie Du Dich für Mama und Kind eingesetzt hast.
Kein Mensch der Welt hat das Recht Dir eine solche Last, wie die einer Abtreibung, aufzubürden. Eine Frau die Leben in sich trägt dazu zu bringen nur damit das eigene Ego mit der Angst befriedigt ist, ist nicht nur super egoistisch, sondern auch total lieblos.
Wie mußt Du Dich in dieser Zeit schrecklich gefühlt Haben? Wie konnte Dein Vater nur soetwas von Dir erwarten und dann eine solch unglaubliche Konsequenz daraus ziehen?
Ich fragte mich ob diese Menschen Dich wirklich lieben können, wenn Sie soetwas von Dir verlangen, erwarten, Dich dazu drängen.
Lange vor Deiner mail, hätte ich mir fast gewüsncht, Du hättest zu diesem Zeitpunkt alle aus Deinem Leben verbannt, obwohl ich die Letzte bin die ernsthaft es gut findet, wenn ein Kind ohne Vater aufwächst.
Doch ist er das wirklich? Ein Vater wie ihn ein Kind verdient?
Ein Vater dem das Herz so warm ist, dass er gleich drauf Dich alleine läßt udn in Urlaub fährt?
Wie kann er nur!
Inzwischen war er so fürsorglich und so voller Stolz und Liebe für seine Familie, dass er gleich 4 mal wegging seit der Geburt seines Sonnenscheins?
Entschuldige, ich ergreife für Dich als Frau und vorallem als Mutter gerade sehr punktgenau Partei, doch es fällt mir schwer Deine Situation anders zu betrachten.
Du müßtest ihm als Sonnenschein ja schon ausreichen, doch wenn dies nichtmal ein gemeinsames Kind schafft und er mit einer leichten Selbstverständlichkeit über Monate Euch alleine läßt, dann verstehe ich die Welt nciht mehr.
Für mich ist dies lieblos und sehr egoistisch. Für mich als Mutter und Freundin wäre genau das der Punkt wo ich den Weg alleine weiter gehen würde.
Hilfe vom Vater? Du beschreibst es so, dass Du bei genauer Betrachtung eigentlich wissen müßtest, dass dies keine Hilfe ist. Du bleibst bei allem völlig auf der Strecke und organisiest Dich komplett alleine.
Im Gegenteil, Du mußt Dich für ein paar Freiheiten noch entschuldigen und darfst nicht Freunde sehen die Dir gerade helfen, beistehen und mit Dir gehen.
Möchtest Du Dich so fremdbestimmen lassen?
Für mich wäre es sehr sehr klar, doch ich kann Dir hier nur meine Gedanken übermitteln. Du könntest mit Ihm, über Deine Wut und Angst sprechen, alles einmal rauslassen und doch wäre für mich immer eines ganz elementar:
Wie sehr liebt mich der Mensch, der wollte dass ich das kleine, unsere Wunder der Welt einfach in den Müll werfe? Mir psychisch soetwas anzutun ihm egal wäre, nur dass er keine Angst vor der Zukunft hat?
Ich könnte mit der Antwort so nicht leben. Ich hoffe für Dich und Deine Tochter, dass Du die richtige Entscheidung aus Liebe triffst.
Alles herzlich Gute
carmen