Problem von Jonathan - 24 Jahre

Ich will weg und neu anfangen

Hallo liebes Kummerkasten Team,

ich habe folgendes Problem: Ich bin in einer konservativen Familie großgeworden,wo noch die Mutter traditionell die Hausarbeiten verrichtet und der Vater der Familienoberhaupt ist.So wurde ich sehr autoritär erzogen, und ich wurde besonders von meinem Vater nicht ernst genommen.Habe stets versucht in allen Belangen seine Aufmerksamkeit zugewinnen,doch diese war immer nur dann da,wenn mal etwas nicht so lief wie er wollte.Unterdrücken und pychisch einen runtermachen,das konnte er sehr gut,doch sobald es um Lob und Annerkennung ging,hat er sich sehr gefühlskalt verhalten.Er ist eigentlich ein sehr einfühlsamer und sensibler Mensch,doch genau wo meine Geschwister und ich,ihn am meisten gebraucht haben,hat er uns den Rücken gekehrt.Ich als der älteste von 4 Kindern,hatte es am schwierigsten,da ich nun mal der Erste war,meine Geschwister hatten mehr Narrenfreiheit.
Sie können auch viel freier mit ihm reden als ich,ich empfinde manchmal Hass für ihn,obwohl ich ihn über alles liebe,sogar Anderen ist es aufgefallen,dass ich mich sofort in seiner Anwesenheit anders verhalte wie sonst.Hatte nie zu ihm ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen können,nie ihm etwas anvertrauen können,aus Angst dass er mich falsch verstehen würde.Da er nur kritisieren konnte.Wenn ich mit ihm irgendwo alleine sitze,habe ich kein Bezug zu ihm,ob er nun da ist oder nicht,es fällt nicht auf.Wenn ich mit ihm spreche fehlt jeglicher Blickkontakt,es geschieht ungewollt,ich dulde ihn,aber nicht mehr und nicht weniger.Vieles ist mir schon mittlerweile gleichgültig,habe Einiges in meinem Leben durchgemacht,manchmal könnte ich Berge versetzen,doch an manchen Tagen wie heute,möchte ich einfach nur weg,weg von diesem Umfeld,irgendwo neu beginnen,mein eigener Herr sein,keine negativen Energien an mich ranlassen,frei sein!ich denke auch,dass dieses Umfeld, aus falschen Freunden und Familie,mich zu dem Vorhaben bewegen.Freunde die so tun als ob sie für Einen da sind,jedoch es permanenten Wettbewerb gibt,wer die dickste Karre hat,wer die hübscheste Freundin,oder Wohnung/Haus besitzt,wer auf welcher Uni welchen akademischen Grad erreicht hat,diese Oberflächlichkeit mit der man stets zutun hat.Für mich sind diese sachen nicht nennenswert,alles materielle Sachen.Wo bleibt das Vertrauen?die Liebe?die Menschlichkeit?Immer sich rechtfertigen für die Art und Weise,die man gerne leben wollen würde.Durch meine direkte Art,habe ich mit vielen Bekannten den Kontakt abgebrochen,meine Meinung knallhart ins Gesicht gesagt.ich bin ein sehr stolzer Mensch,und ich hasse Ungerechtigkeit,lieber bin ich einsam und habe keine Freunde,als mit falschen Freunden ein fehlerhaftes Leben zuführen.Nur Gleichgesinnte wahre Freunde zu finden ist heutzutage auch nicht leicht.Ich habe eigentlich alles erreicht was ich erreichen wollte,und was man hat von mir verlangt.Doch ich habe immernoch kein inneren Frieden gefunden.Und was mich bedrückt ist,dass ich nicht nur eine Persönlichkeit besitze,sondern viele mehr,d.h. wenn man z.b. an eine beliebige Person X aus dem Bekanntenkreis denkt,dann lässt man alles kurz Revue passieren,und macht sich sofort ein Bild über diese Person.Doch bei mir ist es so,dass ich sehr vielseitig sein kann,und immer wieder für Überraschungen sorgen kann.Mal bin ich sehr autoritär,aber es auch sein kann,dass ich kurz danach mich zum Kasper machen kann.Manchmal nehme ich mich selbst 100% wahr,und manchmal halt nicht.Woran kann das liegen?würde mich freuen wenn Ihr mir auf diese Mail antworten könnt.mfg Jonathan

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Jonathan!

Zwei Fragen sind mir durch den Kopf gegangen:

1. Wenn es Dein Wunsch ist, irgendwo neu anzufangen, Deinem Leben sozusagen einen Neustart zu geben - warum tust Du es nicht?
2. Was würde sich an einem anderen Ort eigentlich ändern? Weder das Verhältnis zu Deinem Vater kann sich so verändern noch gibt es irgendwelche Garantien, dort die Freunde zu treffen, die Du suchst.

Ist es Neuanfang oder eher eine Art Flucht? Willst Du woanders hin oder ist es im Grunde das Fortkommen, das Dich treibt? Treffe Deine Entscheidungen mit Bedacht - denn die meisten Probleme nimmt man über jede Stadt- und Ländergrenze mit hinaus.

Vielleicht schaust Du einmal genau hin und fragst Dich, was genau Du verändern möchtest. "Ich habe alles erreicht" finde ich mit 24 eine auffallende Aussage. Da muss doch noch was sein!?

Alles Gute!
Dana