Problem von Anonym - 15 Jahre

Wo bekomme ich Hilfe?

Hallo erstmal (=
Ich hab schon mal versucht hier was zu senden, kam nur bis heute keine Antwort, ich versuchs noch mal.

Ich bin jetzt 15 Fast 16 und habe seit ich 12/13 bin ein Problem mit dem ritzen.
Ich hab das ganze Schuljahr bis vor einigen Monaten den Sport unterricht geschwänzt, irgendwann fiel es den Lehrern auf und meine Klassenlehrerin sprach mich darauf an. Daraufhin wurde ich von der Schule aus zu einer Psychologen geschickt.

Ich komm mir jetzt irgendwie doof vor dass so zu sagen, ich will ja auch Hilfe aber, ich kann diese Frau nicht ausstehen!
Sie hilft mir kein bisschen, ich vermeide es auch über irgendwas mit ihr richtig zu reden, meist mache ich so eine Art Smalltalk wir reden über alles nur nich über mein Problem (weil ich darauf nicht eingehen will mit ihr)
Ich bin eine weile nicht hingegangen, aber ich muss von der Schule aus, sonst bekomme ich eine 6 in Sport und bleibe wahrscheinlich sitzen.
Ich bleibe jetzt sogar öfter zu hause an dem Tag an dem ich einen Termin bei ihr hab, weil ich einfach nicht hin will.

Und seit ich zu ihr muss ist es noch schlimmer geworden, mir geht es ständig schlecht, ich fühl mich elend und manchmal sitz ich einfach da und stelle mir vor wie es wäre jetzt nicht mehr da zu sein.
Ich hab schon zwei Selbstmordversuche hinter mir und den Gedanken daran muss ich ständig verdrängen.
Ich will ja irgendwie Hilfe, ich hab sogar überlegt irgendwie in eine Klinik zu gehen aber ich weiß nicht wie.

Irgendwie kommt das grade alles sehr durcheinander aber...ich schriebe mal so von der Leber weg.

Irgendwie hab ich auch Angst mit jemandem über irgendwas zu reden, wenn ich weiß, dass jemand weiß dass ich mich selbst schneide kann ich denjenigen kaum mehr ansehen, das ist mir total unangenehm.

Deswegen fällt es mir auch schwer darüber zu reden, mit ein paar guten Freunden denen ich vertraue kann ich das zwar, aber doch nicht mit jemandem den ich nicht mag!
Und die Sache mit der Klinik oder allgemein mir irgendwo hilfe zu holen...
ich komm mir doof dabei vor irgendwo hinzugehen und zu sagen dass ich Hilfe brauche/will.

Als ich letztes Jahr in der Schule einen kompletten Nervenzusammenbruch hatte, hatte eine Freundin angeboten mit mir zum Arzt zu gehen... weil sie mir helfen wollte. Ich hab mich halt alleine nie getraut und sie wäre mit mir hin Und dann kam halt die Sache mit der Schule.

Erst war ich froh weil ich dachte ich bekomme gute Hilfe aber das geht einfach nicht. Ich kann kein Vertrauen zu einer Person aufbauen die mir so zuwider ist...

Ich weiß rade echt nicht mehr was ich tun soll, ich kann ja nicht zu meiner Lehrerin gehen und sagen dass ich diese Psychologin nicht mag, dann krieg ich nur ärger.

Ich hoffe echt, dass ich mir helfen könnt.

Alessa Anwort von Alessa

Hallo liebe Unbekannte,

schön, dass du dich noch einmal an uns wendest, obwohl deine vorherige Mail irgendwie abhanden gekommen ist. Aber diesmal ist sie angekommen :)

Ich konnte deinem Schreiben entnehmen, dass du dich schon seit längerer Zeit ritzt, man an deiner Schule darauf aufmerksam geworden ist und dir eine Schulpsychologin zur Seite gestellt hat. Zu dieser konntest du jedoch keine gute Verbindung aufbauen und dich ihr nicht völlig anvertrauen. Ein paar deiner engsten Freunde wissen aber auch von deinem Problem und wären auch bereit dich zu unterstützen. Du selbst wünschst dir auch richtige Hilfe, weißt aber nicht so recht wo du sie bekommen kannst.

Also erst einmal finde ich deine Einstellung wirklich lobenswert. Die innere Bereitschaft Hilfe annehmen zu wollen, ist das allerwichtigste, um ein Problem wie deines in Angriff nehmen zu können. Das ist super!

Nun zu meinem Rat an dich: du hast gemerkt, dass die Schulpsychologin keinen richtigen Draht zu dir hat und die Chemie zwischen euch einfach nicht stimmt. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn so kann es einem potenziell mit jedem Menschen gehen: den einen mag man eben, den anderen nicht. Dem einen kann man vertrauen, dem anderen wiederum nicht.
Jedoch ist es natürlich gerade bei einem Therapeuten, der einen in Lebenskrisen zur Seite steht, besonders wichtig, dass derjenige einem auch sympathisch ist. Deswegen ist es auch normalerweise anzuraten, dass man einen möglichen Therapeuten bewusst aus einer ganzen Anzahl auswählt und zunächst auch erstmal Probesitzungen zum Kennen lernen vereinbart.
Du hattest nun das ?Pech?, das dir direkt von deiner Schule aus eine Psychologin vermittelt wurde, bei der die Chemie nun einmal überhaupt nicht stimmt. Das ist ein unglücklicher Fall, aber keineswegs ein Grund zu verzweifeln.

Jetzt stehen dir verschiedene Möglichkeiten offen, deinen Therapeuten zu wechseln:
Zum einen kannst du wieder zu deiner Klassenlehrerin gehen, die dich ja bereits auf dein Problem angesprochen hat und ihr aufrichtig erzählen, dass du gerne Hilfe in Anspruch nehmen möchtest, dich dieser Therapeutin jedoch einfach nicht anvertrauen kannst und du gerne wechseln möchtest. Möglicherweise ist sie schon in der Lage dazu, dich da weitergehend zu unterstützen und andere Adressen von Therapeuten herauszusuchen. Oder sie wird dich bei der vielleicht eher unangenehmen Aufgabe unterstützen, deiner alten Therapeutin mitzuteilen, dass du gerne den Platz wechseln möchtest.
Du brauchst dich da auch gar nicht zu schämen. Sie weiß von deinem Problem und hat dadurch, dass sie dich angesprochen hat, dir schon gezeigt, dass du ihr wichtig bist und sie dir auch Hilfe geben möchte.

Du kannst dich natürlich auch selbst auf die Suche nach anderen in Frage kommenden Therapeuten über das Internet begeben. Adressen findest du beispielsweise unter

http://www.psychotherapiesuche.de/
http://www.psychotherapeuten-liste.de/ptl.php
http://www.therapeutenfinder.com

oder in den Gelben Seiten unter Psychotherapie. Dort kannst du einfach anrufen und um Rückruf bitten bzw. einen Termin vereinbaren.
Ob ein Therapeut zu dir passt, kann dir natürlich vorher niemand sagen. Aber eine weitere Möglichkeit ist, auch deinen Hausarzt um Rat zu bitten. Diese kennen zumeist die ortsansässigen Therapeuten bzw. haben auch Kontakte, um sich in Verbindung zu setzen, und können so zumeist gute Empfehlungen für dich aussprechen (z.B. welche Therapeuten vor Ort sich besonders auf Jugendliche spezialisiert haben, oder sich mit der Thematik Ritzen sehr gut auskennen).
Du kannst natürlich auch deine Freundin bitten, dass sie dich bei den Anrufen unterstützt, oder diese sogar für dich übernimmt. Aber du kannst es auch selbst machen. Habe nur keine Scheu! Diese Angst und diesen schweren Schritt davor, den es bedeutet, sich selbst Hilfe zu suchen, und sich jemandem anzuvertrauen und somit auch ein Stück weit offenbaren zu müssen, sind schon sehr viele Menschen vor dir gegangen. Therapeuten sind dafür da, um dir zu helfen und jeder Mensch kann Krisen haben. Das ist wirklich kein Grund sich zu schämen. Nein, es ist viel mehr bewundernswert, wenn jemand die Kraft aufbringt, sich Hilfe zu suchen und den Mut hat, den Kampf gegen die Probleme anzugehen.

Vielleicht ist es auch ein guter Schritt, wenn du mit deinen Eltern reden würdest. Ich weiß nicht, wie dein Verhältnis zu ihnen ist, und ob sie überhaupt wissen, dass du in Therapie bist. Aber ansonsten können sie dir möglicherweise auch helfen, entsprechende Psychotherapeuten herauszusuchen und anzurufen und Termine zu vereinbaren.

Eine Option, die dir zunächst eventuell widersinnig erscheint, ist es auch mit deiner jetzigen Psychologin direkt zu reden. Das wichtigste für eine gute Therapie ist es, offen und ehrlich zu sein. Also scheue nicht davor zurück, das auch zu sein und teile ihr mit, dass du das Gefühl hast, dich nicht richtig anvertrauen zu können. Du hast abgewartet, ob sich das in den laufenden Sitzungen noch bessern würde, aber da sich das nicht gebessert hast und du keine Fortschritte erzielen konntest, würdest du es lieber mit einem anderen Therapeuten oder in einer Klinik versuchen.
Normalerweise müsste deine Therapeutin das auch verstehen. Es ist ganz selbstverständlich, dass man sich nicht mit jedem Menschen gut stellen kann und eine gute Beziehung zueinander ist gerade bei einer Psychotherapie so unabdingbar. Jeder professionelle Therapeut wird das einsehen. Vor allem weil diese Psychologin, dir ja auch praktisch ?aufgezwungen? wurde.

Also, bewahr dir deinen Mut! Es gibt noch so viele andere Therapeuten, du wirst auch den richtigen für dich finden, der mit dir gemeinsam deine Probleme in Angriff nimmt! Und wenn du dir deine der Hilfe gegenüber positive Einstellung bewahrst, dann wirst du auch deine Krise überwinden. Gib niemals auf! Denn sich Hilfe zu suchen ist keine Schwäche, sondern eine große Stärke.

Wenn du es alleine nicht schaffst, suche dir Hilfe bei Eltern/Freunden/Lehrern, um dir einen anderen Therapeuten zu suchen. Diese sind dann vermutlich auch in der Lage, dich zu beraten, wie du am besten die Sitzungen bei deiner alten Therapeutin auflöst. Denn es hat wirklich keinen Sinn, zu jemand in Therapie zu gehen, mit dem man sich absolut nicht versteht.

Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, lass den Kopf nicht hängen!

Viele Grüße,
Alessa