Problem von Maryloo - 16 Jahre

Nicht glücklich genug

Hallo ich bin seit fast ein Jahr sehr unzufrieden mit mir selbst. Ich finde mich nicht so hübsch was meinen körper betrifft,viele sagen ich habe ein Traum körper aber was ist ein Traumkörper? Ich finde ich bin viel zu dünn und versuche deshalb immer so viel wie möglich zu essen damit ich dicker werde. Aber das klappt nicht immer wenn dann nur für eine kurze zeit. Mir fällt es sehr schwer komplimente anzunehmen ich glaube sie meistens nicht. Ich bin auch ein sehr schüchterner mensch wenn ich ubter vielen menschen bin mein herz faengt an zu rasen ich kanb mich schlecht konzentrieren ich versuche immer alles richtig zu sagen,was die menschen für eine antworten erwarten. Ich denke auch viel zu viel nach über andere Menschen was sie ueber mich denken wie sie mich sehen usw und daa nervt mich so sehr ! Ich denke ständig an andere und das nervt mich .. ich bin kein offener und selbstbewusster mensch. Koennen sie mir helfen das i.wie zu ändern? Bitte ..

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

es ist sicherlich sehr anstrengend, sich immer nach den anderen Menschen zu richten. Kein Wunder, dass du dich unzufrieden, unglücklich und genervt fühlst. Deine "innere Kompassnadel" zeigt offenbar stets nach außen, hin zur Umwelt. Doch sie fehlt in deinem Inneren, sollte in erster Linie auf dich selbst zeigen, auf dein Herz, deinen Bauch. Anstatt auf deine Bedürfnisse zu hören, tust du das, was vermeintlich von dir erwartet wird. Doch wer sagt dir, dass du damit wirklich die Erwartungen triffst? Vielleicht hast du einfach ein anderes Bild von dir selbst geschaffen, das die anderen Menschen um dich herum so nehmen, weil sie dich nie anders kennenlernen konnten. Sie nehmen dich vielleicht so, wie du dich gibst - doch wer sagt denn, dass sie dich genau so wollen, bzw. dich ablehnen würden, wenn du dich nicht verstellen würdest?

Vermutlich hast du auch schon selbst eine Ahnung davon bekommen, dass du diese Maske nicht mehr allzu lange tragen kannst, ohne dahinter nicht zu "zersplittern".
Es ist gut, dass du genervt bist, denn so kannst du in ein anderes Tun kommen. Du hast die Chance, dich in eine neue Richtung zu bewegen, und zwar in dein Selbst, mitten hinein in das, was dich im Kern ausmacht. Und auch wenn diese Richtungsänderung eine längere Reise ist, bei der du alte Gewohnheiten, reflexhaftes Verhalten und Denkweisen immer wieder bekämpfen und "austricksen" musst, lohnt sie sich hundertfach. Weil du zu dir selbst kommst und das ist meiner Meinung nach eines der wesentlichsten Ziele bzw. Aufgaben, die ein Mensch in seinem Leben haben kann. Es kann sehr glücklich machen, sich selbst zu entdecken und zu leben!

Du fragst, was ein Traumkörper ist. Ich frage zurück: Gibt es so etwas überhaupt? Oder ist das ein Gebilde, das kultur - und glaubensabhängig ist?
Man könnte auch eine andere Antwort in Betracht ziehen: Der Körper als ein Ort, an dem wir ganz bei und in uns selbst sind und die reinen äußerlichen Erscheinungen wie Größe, Gewicht, Haarlänge, Hautfarbe, Brustumfang etc. außer Acht lassen. Wer in sich selbst ruht, hat Frieden mit seinen Unzulänglichkeiten geschlossen, wenn er etwas an sich so empfindet. Wir Menschen sind so verschieden und passen doch gut zusammen, weil wir unterschiedliche Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen haben, was uns gefällt, was für uns erstrebenswert ist. Auch wenn das oft von Werbung, kommenden und gehenden Schönheitsidealen und Vergleichen mit Anderen überlagert wird, so ändert es nichts daran, dass jeder ganz für sich individuell ist und dadurch attraktiv für einen anderen Menschen ist. Wer dir erzählen will, dass du nur dadurch schön bist, weil du bestimmte Körpermaße hast, kann das zwar für sich so empfinden. Doch daraus lässt sich nicht ableiten: Nur wenn ich dünn (bzw. kurviger, dicker, etc...) bin, zähle ich etwas. Wer so denkt, wenn eine Gruppe so denkt, hat (sie) sich ganz schön von ihrem eigentlichem Selbst entfernt und sich einem Diktat von Außen unterworfen. Das ist nicht erstrebenswert! Erstrebenswert ist in meinen Augen, dass man auf sein inneres Gefühl hört und das dann mit seiner Umwelt in Einklang bringt. Dich aber selbst aufzugeben, dich komplett in die Hände anderer Leute zu legen, ist sehr gefährlich.
Ich möchte aus einem Buch zitieren, das prima zum Thema passt: "Die Wolfsfrau" von Clarissa Pinkola Estés. Sie schreibt u.a.: "Alle Frauen haben ein Recht darauf, sich an sämtlichen Ausdrucksformen von Schönheit in dieser Welt zu freuen. Nur eine Form schön zu heißen bedeutet, dass man die Ausdrucksformen der Natur in all ihrer Vielfalt nicht akzeptiert. Es kann und soll nicht nur eine Art von Singvögeln geben, nur eine Art von Nadelbaum, nur eine Wolfsrasse. Es ist unmöglich, dass wir nur eine Art von Baby akzeptabel nennen oder nur eine Art, wie sich Männlichkeit oder Weiblichkeit nach außen hin manifestiert. Es kann und soll nicht nur eine Art von Brüsten, Hüften, Hautbeschaffenheit und Körpergröße geben." Sie appeliert speziell an uns Frauen, die Unterschiedlichkeit unserer Weiblichkeit anzuerkennen und zu wertschätzen. Wenn du gerne liest, möchte ich dir das Buch sehr empfehlen. Es kann dir helfen, dich noch tiefer verstehen zu lernen.

Du kämpfst gegen dich selbst an, indem du beispielsweise zunehmen möchtest. Doch wahrscheinlich hat dir die Natur einen Körper geschenkt, der eher wenig Fett ansetzt. Das zu akzeptieren, "inneren Frieden zu schließen", würde dir vermutlich mehr Glücksmomente bescheren.
Man kann es wirklich darauf herabbbrechen: Bestimmte Gegebenheiten lassen sich nicht verändern. Aber man kann seinen Umgang damit verändern, eine andere Blickweise einnehmen. Und das ist letztlich das, was Ausgeglichenheit und Freude bringen kann: Sich an sich selbst zu ergötzen, Tatsachen annehmen, anstatt sie abzulehnen, seine eigenen Grenzen, aber gleichzeitig auch Freiheiten und Möglichkeiten wahren. Schließlich bestehst du nicht nur aus einer Körperhülle und aus 2 charakterlichen Eigenschaften! Du bist doch weit mehr, mit vielen Vorzügen, Eigenheiten, Geheimnissen, die erkundet werden wollen. Eine Reise in dein Inneres würde als auch bedeuten, dass du lernst, dich an dir selbst zu erfreuen, indem du nach und nach entdeckst, was dich wirklich ausmacht.
Du scheinst von Haus aus ein eher introvertierter Mensch zu sein. Das ist doch total in Ordnung. Du wärst doch kein besserer Mensch, wenn du lebhafter, lauter, direkter wärst. Es hat natürlich seine Vorteile, wenn man sich durchsetzen kann, seine Meinung sagt und offen für Andere ist. Aber nur weil jemand ruhiger und bedächtiger ist, heißt das ja nicht, dass er zwangsläufig übergangen wird oder andere Nachteile davonträgt. Man kann ruhig und gleichzeitig (selbst)bestimmt sein. Wenn du nämlich weißt, was DU willst, kann dir keiner was! Wenn du jedoch stets bemüht bist, anderen nach dem Mund zu reden, um bloß nicht negativ aufzufallen, bist du nur ein Schatten. Du kannst so gar nicht mit dir im Reinen sein. Wahres Glück kann sich so nicht einstellen, weil du zu sehr mit dem Außen beschäftigt bist.

Die Reise zu dir selbst kann in kleinen Schritten beginnen. Nimm dir genug Zeit für dich ganz allein, jeden Tag. Setze dich z.B. einfach mal an ein Fenster, wo dir der Ausblick gefällt oder mache einen Spaziergang durch einen Wald oder durch einen Park. Natur ist eine gute Umgebung, um sich wieder mehr zu "erden". Und dann: Lasse deine Gedanken schweifen. Dass du anfangs noch viel woanders bist als bei dir, ist klar, doch wenn du beharrlich bleibst und dich nicht stören lässt, hast du Potenzial, dich immer mehr deinem Innersten anzunähern. Meditative Musik kann dir helfen, diese Prozesse in Ganz zu setzen, zu entspannen.
Da werden Gedanken und Gefühle kommen, die nur um dich selbst kreisen. Auch wenn sie zunächst negativ sein sollten, lasse sie zu. Versuche, sie auf dich zu beschränken und die Umwelt auszublenden. So schaffst du es bestimmt, dich mehr und mehr dem zu nähern, was momentan zu blockiert scheint. Dein Gefühl wird anfangen, zu dir und mit dir zu sprechen. Das ist Übungssache, so wie Klavierspielen oder Fahrradfahren. Du wirst dich besser verstehen und akzeptieren lernen.

Wenn du mit deinen Freunden, Mitschülern und anderen Menschen zutun hast, kannst du deine neuen Erkenntnisse nutzen. Wenn du z.B. merkst, dass du gerade ein ganz anderes Bedürfnis als deine Freundin hast, ist es also eine neue Herausforderung, Nein zu sagen oder zumindest dein wahres Empfinden zu nennen, anstatt das zu tun, was ihr am liebsten wäre. So könntet ihr einen Kompromiss finden.
Du wirst die Erfahrung machen, dass die Anderen mitunter erstaunt reagieren, weil sie dich nicht so kennen. Lass dich davon nicht verunsichern! Bestimmt werden sie es tolerieren und sogar auch positiv reagieren. Engen Freunden kannst du ja einweihen, damit sie dich unterstützen können oder zumindest Verständnis zeigen. Fragen wie "Was möchte ICH eigentlich?" und "Ist mir das überhaupt recht, fühle ich mich wohl, wenn X oder Y geschieht?" können dich begleiten. Natürlich wirst du nicht sofort Veränderungen um 180 Grad erleben, doch wenn du geduldig und nachsichtig zu dir bist, hast du gute Aussichten, immer mehr Erfolge für dich selbst zu verbuchen. Gut Ding will Weile haben. Und ich glaube fest daran, dass dich kleine Glücks - und Erfolgsmomente zusätzlich anspornen werden, an deiner Reise zu dir selbst festzuhalten. Sie zeigen dir, dass du auf dem richtigen Weg bist.

Ich wünsche dir alles Gute für deine Reise!
Nuala