Problem von Anonym - 43 Jahre 20.11.05

Unentschieden

es ist mein Problem. fast 16 Jahre mit einer Frau zusammen, sie hat mich mies behandelt, ich ´habe mich mies behandeln lassen. es war das ganze Programm: Meine Familie debil bis kriminell, meine Freunde Loser, ich ein versager, unaufmerksam, unfreundlich, untauglich. Es gab Streit, meist (99%) vion ihrr ausgehend. wenn ich mich mal in mein Zimmer verzogen habe, lief sie, mich verwünschend, vor der Tüt auf und ab. Stets gab ich mir Mühe (in Arbeitszeugnissen ein Killerbegriff), gab ich aber, alles zu tun. Ich bügle, putze, kaufe ein, repariere rum, helf beim Kochen, unterstütz ihre chaotische Familie handfest, seelisch und materiell, nachmittags betreute ich lange unsere Tochter, eigentlich ihre Tochter, sie war acht, als ich sie kennen lernte. Vor zwei Jahren machte meine Freundin nach langem Studium, auch da schleppte ich Bücher, holte sie von der Uni ab, korrigierte Texte..., einen späten Abschluss, sie ist heute 46 Jahre alt. Gut, dachte ich, jetzt fängt das schöne Leben an. Ein Irrtum. Ich war erst recht out.

Nun will ich da keine Schuld zuweisen, ich habe es ja die ganze Zeit mitgemacht. Find mich ein wenig lächerlich, habe wohl eher eine Rolle, die man als typisch "weiblich" bezeichnen könnte. mein eigenes Fortkommen war mir nie so wichtig, ich bin Künstler, kann aber im Ggs. zu vielen Kollegen einigermaßen davon leben, es langte immer, um während ihres Studiums diskret auszuhelfen, Man will ja niemanden bloßstelln, wenn man etwas selbstverständliches tut.

Dass ich so bin, nebenbei, hat wohl wie immer etwas mit der Vergangenheit zu tun, früher Tod der Mutter, Vater Alkoholiker, mein Auszug mit 14 in ein Kinderheim...


Dann, schlagartig, ich fühlte mich nur noch wertlos, da ich halt mein Selbstwertgefühl völlig an ihre Wertschätzung knüpfte, verliebte ich mich Anfang des Jahres in eine Frau, im Arbeitsumfeld, total lieb, vor allem zu mir, süß und unboshaft.

Und ich zog aus der gemeinsamen Wohnung aus. Kam aber bis heute nicht von der alten Freundin los und zu der neuen nicht hin. Vertrautheit, das Gefühl, dass sie mir nicht mehr weh tut, naja, auch vertraute Zärtlichkeit stehen auf der einen Seite. Sehnsucht, große Gefühle, Sex, der beiden Spaß macht auf der anderen Seite. Ich fühle mich gleichzeitig aber wieder blöd, denn ich bin 43, sie ist 29. Da komm ich mir so scheisse klischeehaft vor, als allerbilligste Karikatur eines Mannes in der Midlife-Crisis und fürchte, dass es mir gar nicht wirklich um diese Frau geht. Ich empfinde anders, dann siegt wieder das Gefühl: Komm, das geht so nicht, was soll das geben. Dann meldet sich die alte Freundin, wir sehen uns, wirklich nur: sehen uns. Da kommen auch wieder Gefühle, ich will alles rückgängig machen, schon sms-e ich mit der anderen frau. jetzt sehen wir uns beruflich fast täglich, sie wohnt mit ihrem alten freund weiter und wieder zusammen, ist irgendwie mit ihm zusammen.
Ich brings mal auf den Punkt: Ich habe weder ein klares Bekenntnis geschafft: Wir versuchen es noch einmal, noch gelang mir der Sprung in die neue Liebe.
Und jetzt sind da zwei Frauen und ein ich, und ich fühle mich zum Kotzen bei dem Gedanken, eine oder beide zappeln zu lassen. Denn dafür mag ich beide zu sehr.