Problem von Anonym - 28 Jahre 30.03.06

Freiheit in der Beziehung

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

ich habe ein wenig gestöbert und auch ein paar Sachen gefunden die mit meinem Problem zu tun haben, und doch ist es bei mir ein bisschen anders.

Seit einem Dreivierteljahr bin ich mit meinem Freund zusammen, wir wohnen auch zusammen und haben auch schon konkrete Pläne, irgendwann zusammen eine Familie zu gründen. Es gab von Anfang an einige Missverständnisse. Ich bin in Bezug auf mein Äußeres schon immer etwas unsicher gewesen, und als er mir damals sagte, dass ich rein optisch nicht so wäre wie er sich seine Traumfrau immer vorgestellt hätte, kam das bei mir gar nicht gut an. Gemeint hat er nicht, dass ich ihm dadurch nicht gefalle, nur, dass er früher eben immer einen anderen Typ Frau im Sinn hatte, ich aber charakterlich seine Traumfrau wäre. Seine Ex, mit der er 6 Jahre zusammen war, wäre äußerlich erste Wahl gewesen, dafür wären immer sehr viele Probleme aufgetaucht, wenn sie zusammen waren. Damals war ich auf sie noch ein wenig eifersüchtig weil er sie anscheinend schöner fand als mich und fühlte mich unterlegen, ein Gefühl, das heute zum Glück nur noch selten aufkommt.

Trotzdem habe ich ein immenses Problem mit meiner Eifersucht. Vor einiger Zeit wollte er abends noch zu einer Kollegenfeier, es hieß, sie gehen kegeln. Ich habe damit natürlich vom Kopf her auch kein Problem, auch wenn er mit seinen Fußballkumpels weggeht ist das vollkommen in Ordnung. Trotzdem sind da immer so kleine Ängste und Befürchtungen im Bauch, er könnte eine andere kennenlernen, die ihm besser gefällt. Zudem sagte er mir an dem Tag noch nebenbei, dass die Kollegen eventuell noch in einen Puff oder eine Stripbar gehen wollen, wenn auch nur, um dort ein Bier zu trinken. Da fiel bei mir der Vorhang, und ich war den ganzen Tag über dann in mich gekehrt und furchtbar enttäuscht von ihm. Ihn hat das ziemlich geärgert, er findet dabei nichts und meint, da würde doch auch nichts passieren. Ich bin normalerweise auch nicht so wenn das mal eine Ausnahme ist, trotzdem hat es mich ziemlich getroffen, auch, weil ich so vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Hingegangen sind sie letzten Endes doch nicht, trotzdem blieb da ein Stachel.

Vor einigen Tagen nun meinte er, er wolle vielleicht mal mit ein paar Kumpels nach Prag fahren über ein Wochenende. Auch diesmal fühlte ich mich ziemlich überrumpelt, vor allem, weil das in meinen Augen wieder sowas Halbseidenes ist. Ich vertraue ihm schon so weit dass ich weiß, er geht nicht irgendwohin nur um fremdzugehen. Ich habe einfach Angst vor einem Ausrutscher, davor, dass er der Versuchung nicht widerstehen kann wenn Alkohol im Spiel ist und ich weit weg bin. Er nimmt das nicht ernst, meint, er hätte als Single da nichts gemacht und würde es auch jetzt nicht machen. Und seine früheren Freundinnen hätten immer Vertrauen gehabt. Mag schon sein, doch inzwischen haben sie auch Kinder und finden es sicher nicht toll wenn ihr Mann im Stripclub abhängt während sie das Kind hüten! Mein Misstrauen verletzt ihn allerdings ziemlich, als ich versuchte, mit ihm darüber zu sprechen und ihm zu erklären dass ich mich von solchen Ideen teilweise einfach nur überfahren fühle und deshalb so reagiere, wurde er ziemlich sauer. Ich habe das Gefühl, er fühlt sich inzwischen schon eingeengt wenn ich ihn nur frage wie sein Tag war, oder was er nach Feierabend noch gemacht hat. Dabei ist es gar nicht so gemeint. Ich habe ihm auch schon oft angeboten ihn abzuholen wenn er noch mit Kollegen weg will und auch was trinken möchte. Er soll ja auch seinen Spaß ohne mich haben, das braucht ja jeder mal. Ich habe halt einfach nicht das Bedürfnis, mir die Chippendales anzuschauen oder mit Freundinnen eine Sauftour nach Prag zu machen, deshalb müsste er bei mir diese Ängste gar nicht haben. Nach diesem Streit bin ich mir jedoch unsicher, was ich tun soll. Dazu muss ich sagen, dass er in letzter Zeit auch oft in sich gekehrt war und ich nicht so recht wusste, was los ist. Er ist sowieso jemand der viel grübelt, von daher verstehe ich das schon wenn er da mal seine Ruhe will, trotzdem befürchte ich oft, das hätte mit mir zu tun. Ich bohre auch nicht dauernd nach, doch ich frage dann schon mal nach, ob ihn was beschäftigt. Das nervt ihn dann gleich, überhaupt ist er manchmal sehr ungeduldig mir gegenüber, da zweifle ich dann gleich an seinen Gefühlen.

Mir ist klar dass man keinem was verbieten kann, und dass er als Mann auch das Gefühl haben will, dass er nach wie vor alles machen kann was er möchte. Es ist ja auch nicht so, dass er dauernd ankommt und in eine Stripbar gehen will. Wenn der Fußballverein hingehen will ist es ja auch klar dass man nicht als Weichei dastehen will, das erst die Freundin fragen muss. Viele erzählen es daheim aber schon gar nicht mehr, das bedeutet doch, dass ich nicht die einzige bin, die damit ein Problem hat. Ich habe jetzt schon ein wenig Angst, dass er sich von mir eingeengt fühlt, dabei will ich ihm doch nichts verbieten. Aber muss ich denn alles toll finden was er macht?

Ich muss echt zugeben, dass meine Reaktionen nicht immer toll sind wenn er einen Kumpelsabend plant, vor allem seit ich weiß, was da alles in Frage kommt, vom Puff bis zur Stripbar. Da ziehe ich dann schon ein Gesicht und kann verstehen, dass er sich von dem Misstrauen und der Reaktion dann eingeengt fühlt. Doch was kann ich dagegen tun? Ich würde gerne daran arbeiten, in solchen Situationen dann locker zu reagieren, und zwar richtig locker zu sein, nicht nur so zu tun. Nach dem letzten Streit deshalb bin ich mir jedoch nicht sicher, ob es überhaupt noch möglich ist, ihn davon zu überzeugen dass ich im Grunde gar keine Klette bin. Ich war selber schon in einer Stripbar und habe auch kein Problem damit wenn Männer da hin und wieder mal was erleben wollen. Doch wenn es um meinen Freund geht ist es anders, da macht sich schnell die Angst breit, er könnte dort dann zu weit gehen. Vielleicht könnt ihr mir was raten?