Problem von Sandra - 23 Jahre

Warum verhalte ich mich so?

Hallo liebes KuKa-Team,

eigentlich ist es schon fast peinlich, dass ich mich an euch wende, da ich strengenommen keinen Liebeskummer und gar kein Problem haben dürfte. Doch trotzdem hilft dieses Wissen nicht viel... Meine Gefühle und Emotionen spielen einfach verrückt. Es tut mir leid, wenn ich jetzt dafür ein wenig ausholen muss, aber sonst wird es vielleicht nicht deutlich genug:
Vor dieser Zeit war ich über vier Jahre lang mit meinem Ex-Freund zusammen, davon haben wir drei Jahre lang zusammen gewohnt und waren eigentlich - bis auf kleinere übliche Problemchen - sehr glücklich miteinander. Allerdings hat er mich dann im Oktober letzten Jahres wegen einer anderen verlassen. Ich war am Boden zerstört und habe auch seinen Auszug aus der gemeinsamen Wohnung nur mit Mühe und der lieben Unterstützung meiner Freunde verkraftet. Jedoch schon einen Monat später habe ich dann einen lieben Menschen im Bus gesehen, dessen Lächeln mich auf Anhieb verzaubert hat. Das klingt zwar wirklich kitschig und eigentlich bin ich für solche Geschichten gar nicht zu haben, aber es war einfach unglaublich. Ich habe auch gleich versucht, mit ihm in ein Gespräch zu kommen, allerdings ist mir das nur mäßig gelungen.
Doch durch Zufall sah ich ihn eine Woche später wieder - und wir haben uns gleich wiedererkannt. Tja, es folgten langsame Annäherungsversuche und nach einer Woche waren wir auch schon ein glückliches Paar. Das alles aber nur einen Monat, nachdem mein Ex-Freund und ich uns getrennt haben. Trotzdem ist und war ich mit meinen Gefühlen bei niemand anderem als bei meinem neuen Freund - ich habe wirklich das Gefühl, einen unglaublichen Schatz gefunden zu haben.
Doch in der letzten Zeit benehme ich mich, selbst für meine Begriffe, seltsam. Wir wohnen nur 3 km voneinander getrennt in der selben Stadt und sehen uns eigentlich täglich. Trotzdem werde ich fast immer, wenn wir uns auch nur für einen Tag trennen, traurig. Ich versuche dann meistens, mir nichts anmerken zu lassen, damit ich nicht noch verrückter wirke. ;) Oft funktioniert das aber nicht und er bemerkt meine Traurigkeit, natürlich nicht, ohne selbst traurig dabei zu werden.
Dabei wirkt vielleicht noch mit, dass er ab Spätsommer für fünf Monate 1500 km weg ins Ausland geht. Ich freue mich sehr für ihn und will ihn unterstützen, wo ich kann, doch es fällt mir unglaublich schwer, ihm das zu zeigen, ohne traurig darüber zu werden, dass er dann weg sein wird. Ich weiß selbst, dass es eigentlich nur eine kurze Zeit ist (und bin von vorherigen Beziehungen eigentlich auch fernbeziehungserprobt), doch rational funktioniert bei mir schon seit Wochen nichts mehr.
Gestern kam dann abends ein Ausbruch bei mir, ich habe geweint und ihm gesagt, dass ich sehr traurig über seinen Auslandsaufenthalt bin, obwohl ich dabei ein unglaublich schlechtes Gewissen habe, weil ich ihn nicht unter Druck setzen will und es ihm nicht noch schwerer machen will, zumal er sich jetzt endlich auch selbst auf diesen Aufenthalt freut (das habe ich ihm auch gesagt). Dadurch fühlt er sich selbstverständlich auf Dauer auch eingeengt, ich selbst würde mich nicht anders fühlen. Das hat er mir heute auch gesagt, bevor er dann alleine zu einer Party seiner Freunde gefahren ist, zu der eigentlich wir beide eingeladen waren. Damit er "auch einmal was alleine machen kann". Ich verstehe das wie gesagt sehr gut, doch ich kann nichts gegen mein Gefühl der Traurigkeit tun.
Ich frage mich jedoch, was ich dagegen machen soll? Ich glaube schon, dass es etwas damit zu tun hatte, dass die Trennung von meinem Ex-Freund einfach noch so frisch war. Bitte versteht das nicht falsch - ich habe für ihn nicht mehr diese Art Gefühle, sondern nur noch eine gewisse Traurigkeit und Enttäuschung, wenn ich ihn sehe. Bei meinem neuen Freund stimmt aber einfach alles! Allerdings habe ich das Gefühl, dass diese Phase der Verliebtheit, die ja eigentlich nach den paar Monaten abflachen sollte, bei mir im Gegenteil immer stärker wird. Ich weiß nur einfach nicht, was ich machen soll, damit ich ihn mit meinen Gefühlen nicht erschlage und in die Flucht treibe. Denn ich will ihn auf keinen Fall verlieren. Es war so ein großer Zufall, dass wir uns getroffen haben und ich bin unendlich glücklich mit ihm.
Ich wäre wirklich dankbar, wenn ihr ein kleines Wort für mich hättet. Danke schonmal. :)

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Sandra!

Manchmal sprechen Kopf und Bauch einfach nicht die gleiche Sprache oder sie widersprechen sich zutiefst. Du weißt, dass Dein Verhalten ihn einengt, dass 5 Monate zu überbrücken sind - aber weiß es auch Dein Bauch? Dein Bauch scheint schreckliche Angst zu haben. Angst, dass Du wieder einen Menschen so schnell und plötzlich verlieren könntest. Du hast es schon einmal erlebt, aus dem Glück gerissen zu werden. Bäuche vergessen sowas nicht so schnell.

Du machst Deinen Freund nicht dafür verantwortlich. Aber dennoch möchte ich deutlich sagen, dass es Dein Bauch ist, der diese Traurigkeit auslöst - nicht sein Verhalten.

Ich habe hier etwas Lektüre für Dich:

http://www.verlustangst.de/eifersucht.html

Eifersucht spielt in Deiner Mail zwar keine Rolle - aber eben die Verlustangst. Und ich denke, dass Du vieles aus dem Text für Dich, Deine Ängste und Traurigkeit umsetzen kannst und so an Dir arbeiten.

Vielleicht verfluchst Du Dich innerlich, dass Du diesen 'Zusammenbruch' zugelassen hast und die Traurigkeit nicht einfach versteckt hast? Immerhin hat genau das auch etwas ausgelöst: Er ging allein zur Party und das Wort 'eingeengt' fiel. Das macht neue Angst. Gib Acht, dass Du durch diese neue Angst nicht noch mehr halten willst. Die Angst, ihn zu verlieren, kann dadurch nun wieder wachsen und Dein Verhalten nochmals in die 'falsche Richtung' verändern.

Ich selbst halte es für richtig, dass Du es ausgesprochen hast. "Wenn Du's fühlst, dann sag's!" Aber ihr solltest das Gespräch auch zu Ende führen. Von den zwei Stimmen in Dir sprechen. Die eine, die alles eigentlich weiß - die andere, die Angst hat. Du möchtest ihm nicht im Wege stehen, ihn nicht klammernd einengen und ihn dann und wann auch loslassen können. Nur eben der Bauch ist dagegen, weil er Angst hat, Dein Freund käme nicht wieder. Das könnt ihr in Gesprächen klären. Niemanden ist geholfen, wenn Du ihm eine glückliche, nie traurige Sandra vorspielst, die nicht weint und die keine Sorgen hat. Nur lass ihn Dich wirklich verstehen.

Wenn ihr euch nicht seht - wie verbringst Du diese Zeit? Bist Du beschäftigt? Kannst Du gut mit Dir allein sein? Hast Du etwas, was diese Zeit füllt? Wenn nicht, dann mache Dich auf die Suche danach. Es hilft ungemein. Und man kann lernen, allein und doch nicht einsam zu sein.

Alles Gute!
Dana