Problem von Jürgen - 49 Jahre

Ende des Lebens?

Hallo Kummerkasten-Team,

ich habe einige der Beiträge gelesen und muß schon sagen, daß viele junge Leute leider auch schon große Probleme haben.

Gestern habe ich mich noch an eine Internet - Seelsorge gewendet - aber die Ratschläge haben mir nicht so geholfen. Da waren Eure "Tipps" schon besser!

Nun, im Gegensatz zu den Jüngeren weiß ich mittlerweile, was mir fehlt. Ich habe neurotische Störungen. Es gab ja auch "ambulante" Behandlung auf der pshychischen Seite. Aber vielleicht aus finanziellen Gründen nicht genug.

Die letzte Arbeitsstelle hatte ich mit 40. Jetzt bin ich fast 50! Das Leben in den 10 Jahren war fast normal. Ich hatte mich gut erholt. Dann kam Hartz IV. Damit ging es psychisch wieder Abwärtz. Seltsamerweise habe ich meinen Werdegang vorausgesehen. ... und der war nicht positiv. Ich will aber Leben! Am Freitag entscheidet es sich, ob ich das noch kann!

Es sieht vielleicht gar nicht schlecht aus. ... aber für die Gesellschaft möchte ich auch nicht länger eine Belastung sein. Deshab werde ich in Selbstmord-Foren weiter nach guten schnellen und sicheren Lösungen suchen.

VG
J
J.

Anwort von Sabine

Hallo Jürgen!

Glaubst Du wirklich, dass das eine Lösung wäre, wo Du doch so über Dein Leben geschrieben hast, dass Du zufrieden warst.
Ich weiß, dass es nicht einfach ist mit wenig auszukommen. Es ist eine Kunst aus wenig viel zu machen, aber wenig ist nicht hoffnungslos.
Deine Lebenseinstellung oder -verhalten ändern sich natürlich drastisch, das ist klar, aber man kann (und ich spreche aus eigenen Erfahrungen) auch lernen mit wenig auszukommen. Es wird sich vieles ändern. Luxusartikel fallen weg und normale Dinge bekommen schon die Bezeichnun Lusus. Glaube mir, auch ich durfte das schon erleben und habe gelernt damit umzugehen. Es ist ein Kampf und es ist schwer, da brauchen wir uns nichts vorzumachen, aber es kann klappen, wenn man es auch will.
Der einfache Weg ist natürlich zu sagen: dann will ich nicht mehr. Ist der einfache Weg aber auch der richtige? Ich dennke nicht. Du wirkst nicht lebensmüde auf mich in Deiner Mail. Du trauerst alten Zeiten nach, aber keineswegs klingst Du lebensmüde.
Es gibt soviele schöne Dinge im Leben, die Du noch erleben kannst. Ob 40, 50 ode 70, spielt dabei gar keine Rolle. Die Kunst des Lebens ist es, etwas aus dem zu machen was man hat.
Ich kann oft nicht nachvollziehen warum die Menschen sich hinstellen und immer nur davon sprechen, was sie nicht haben. Es ist doch viel schöner und macht mehr Freude darüber nachzudenken was man hat oder haben kann. Klar, sagst Du jetzt: "ich habe aber nichts mehr". Bist Du sicher? Schau genau hin.Erst einmal hast Du Dich und Du bist etwas besonderes. Vielleicht nicht für jeden, aber Du hast Eigenschaften, die für andere etwas sehr besonderes sein können. Deine Persönlichkeit kann vielmehr erreichen als irgendwelche Zahlen auf dem Konto. Ich weiß, dass es ohne Geld auch nicht geht, aber man kann es lernen und schaffen. Wichtig ist halt nur, dass man nicht vergisst, was man erreichen will. Die Ansprüche schraubt man automatisch herunter, weil man weiß, dass die Ziele kleiner werden müssen, aber es sind noch Ziele da. Ein Beispiel: wenn Du bisher davon geträumt hast nach Amerika zu reisen um dort Urlaub zu machen, dann wird sich der Traum jetzt auf einen Ort beschränken, der Deinem Budget entsprechen kann. Träume soll man nicht loslassen. Du kannst sie verändern um daran festzuhalten, aber Du solltest sie nie aufgeben. Auch wenn es länger dauert und auch wenn es fast düster ausssieht, die Träume sind gar nicht so weit weg. Sie sind schon zum greifen nahe. Nur kann es halt ein wenig länger dauern. Es wird dauern, bis man sich auf die Situation eingestellt hat, aber fortzulaufen ist wirklich keine Lösung.
Schau Dich mal um und versuche zu erkennen, was Du denn hast und was man davon machen kann. Nicht die Zahlen auf dem konto. Ich spreche von dem, was Du kannst, hast und bist. Welches Vermögen in Dir drinnen steckt. Es ist viel mehr wert als Zahlen auf dem Konto.

Lieben Gruß.