Problem von Anonym - 38 Jahre

Wie ein Schatten

Bin seit 15 Jahren verheiratet, in dieser Zeit kamen vier Kinder zur Welt. Obwohl nicht mit viel Selbstbewußtsein gesegnet, habe ich mich in dieser Beziehung nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr sicher gefühlt, bis vor einigen Wochen. Treue ist mir sehr wichtig. Unser Leben war nie einfach, geprägt von Geldproblemen, gesundheitlichen Schwierigkeiten, finanziellen Auf und Ab's. Mein Mann ist der Versorger, ich zu Hause, und es hat sich natürlich Alltag eingeschlichen. Seit zwei Jahren ist er wieder in dem Verein aktiv, in dem ich auch seit vielen Jahren mitarbeite, allerdings in einer anderen Abteilung. Dies hat zur Folge, daß wir oft getrennt unterwegs sind, obwohl wir beide die gleiche Sache verfolgen. Er meist abends und am Wochenende, wenn ich dann zu Hause bleibe, weil die Kinder noch nicht so groß sind. Für mich war das nie ein wirkliches Problem, und ich bin vielleicht auch der Typ, der einfach länger braucht, um die Zeichen zu erkennen. Jedenfalls entwickelte sich bei ihm mit der Zeit eine Freundschaft zu einer Frau - Freundschaft wohlgemerkt. Auch das war anfangs kein Problem für mich, er hat mein volles Vertrauen. Allerdings fiel mir dann auf, daß sie überall da war, wo ich hätte sein sollen, stets an seiner Seite wenn ich nicht da war. SMS wanderten hin und her, und er sagte mir eines Tages auch, daß sie eine sehr gute Freundin sei, und das für ihn ein tolles Gefühl sei. Auf meinen Einwand wie er das anders herum finden würde, konnte er mir keine Antwort geben. Mir fiel in dier nachfolgenden Zeit auf, daß er sich zu mir distanzierte, er war viel mit unserem Hund unterwegs, natürlich nie ohne Handy. Ich wußte, daß was nicht stimmt, von ihm kam nichts. Unbemerkt habe ich sein Handy kontrolliert (wäre mir früher im Traum nicht eingefallen). Alle Nachrichten von ihr waren weg, andere noch da, warum? Diese Ungewissheit war für mich die Hölle. Als es nicht mehr auszuhalten war, sprach ich ihn auf die Frau an und bekam schließlich heraus, daß es zwar noch nicht zum Verkehr gekommen war, es sich aber inzwischen eine enge Beziehung aufgebaut hatte, Ich glaube, es fehlte nicht mehr viel bis zum letzten, und ich glaube auch, daß sie meinen Mann liebt. Er meinte, er fühle sich allein gelassen, ich nähme an seinen Problemen keinen Anteil, hätte mich entfernt usw. Da wäre die andere, die ihn verstehe, sie häten die gleiche Wellenlänge, und er hätte jemanden zum Reden. Ihr würde es auch nicht so gut gehen. Mir ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden, ich wußte nicht wohin mit mir. Mein Vertrauen ist komplett dahin, auch wenn es noch nicht zum letzten gekommen ist. Wir haben seither viel gesprochen, er liebt mich, wir schlafen miteinander, versuchen unser Leben in den Griff zu bekommen. Aber ich weiß nicht, wo ich stehe. Der Kontakt zu der anderen (auch ich sehe sie durch den Verein regelmäßig) ist zwar distanzierter, aber nach wie vor vorhanden, und ich kann das kaum ertragen. Es ist nicht so, daß er heimlich zu ihr fährt, es sind meistens offizielle Treffen, an denen ich ja nichts aussetzen kann, aber ich weiß, daß es einen permanenten Handykontakt gibt. Einerseits will ich alles wissen, kann es kaum ertragen nicht an sein Handy zu gehen (ich habe mir geschworen, nie mehr so tief zu sinken), andererseits kostet mich jedes Zusammentreffen ungeheuer viel Selbstbeherrschung. Er beteuert, es handele sich nur um eine platonische Freundschaft, sie mögen die gleiche Musik, lesen die gleichen Bücher. Für mich fühlt es sich an wie Schläge ins Gesicht. Andererseits, was habe ich in der Hand? Ich will nicht die hysterische Ehefrau sein, die jeden Kontakt verbietet. Ich versuche an mir zu arbeiten, mich zu verändern, aus dem Hausfrauenmütterchen-Dasein rauszukommen, um im Notfall wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Es sind die Schatten - ich nenne sie "meine Dämonen", die mich immer wieder verfolgen. Das Handy, jede Veränderung in seiner Stimmung, eine CD von ihr, die in seinem Auto läuft, ein Buch von ihr auf dem Küchentisch, mal kann ich drüber hinweg gehen, ein anders mal könnte ich ausflippen. Immer mal wieder reden wir darüber, ich fange meist an. Ich weiß, daß er den Kontakt nicht ganz abbrechen wird, Freunde haben schon früher einen hohen Stellenwert für ihn gehabt, ich will das auch nicht verlangen. Andererseits leide ich wahnsinnig - im Moment auch mal wieder, und dann frage ich mich, welchen Stellenwert ich habe.
So, daß war's, im Groben jedenfalls. Ich musste das einfach mal irgendwie los werden.
Viele Grüße

Anwort von Sabine

Hallo!

Hast Du ihm das, was Du uns hier über Deine Gefühle geschildert hast, schon einmal so gesagt? Hast Du ihn schon mal wissen lassen, dass Du Dir nur wie ein Schatten vorkommst? Es wäre wichtig, dass er erfährt, wie es in Dir aussieht, wenn er mit ihr zusammen ist. Es ist wichtig, dass er weiß, was in Dir vorgeht, damit er Dich auch verstehen und erkennen kann und nicht denkt, dass es Dir eh egal ist. Nimm nicht hin, was Dich fertig macht. Sprich mit ihm darüber. Nur so könnt ihr wieder an eurer Vertrauensbasis arbeiten. Spiel ihm nicht ein starkes Weib vor, was Du im Grunde gar nicht bist, wenn es um diese Sache geht. Du schadest Dir selber damit und wirst weiter leiden.

Lieben Gruß
Sabine