Problem von Anonym - 49 Jahre

Kind mit Problemen

Hallo,
wir, damit meine ich meine Frau und ich haben einen "erwachsenen " Sohn im Alter von gerade 18 Jahren.
Dazu seine Vorgeschichte. Als Kind mit 9 weiteren Geschwistern war er schon von klein auf auffällig ,klammerte sich sehr stark an die Mutter und verweigerte sogar den Kindergarten.Dies setzte sich auch in der Schule fort so dass er mehr Fehltage als Schultage hatte.Blieb sogar ganz aus der Schule fern.In zusammenarbeit mit dem Jugendamt wurde eine Privatbeschulung ,begrenzt auf 6 Monate durchgeführt ,was auch zu keinem Erfolg führte,ganz im gegenteil die Pädagogin war nahe an einem Nervenzusammenbruch !
Eine Unterbringung in einem Heim war nun die Folge.Doch schon kurze zeit später wurden wir unterrichtet ,dass eine weitere Heimunterbringung nicht mehr möglich sei , zumal er krankhaftes Heimweh hätte und selbstmordgefährtet( er war 12 Jahre ) .Etwas perplex waren wir als Eltern,denn mit dieser Reaktion von Seiten der Heimleitung war für uns unverständlich zumal wir Hilfe für unseren Sohn erwarteten.Wir holten Ihn dann wieder nachhause. Die Probleme setzten sich dennoch fort was Schule etc betraf. Mit zunehmendem Alter verschlechterte sich die Situation dass nun auch noch Straftaten hinzu kamen (Schwarzfahren, Diebstahl, Ec-kartenbetrug) u.s.w. Zuhause war sein verhalten sehr wechselhaft ,mal ein sehr braver Junge welcher seiner Mutter hausarbeiten abnahm, oder vorsorglich sich um seine kleineren Geschwister bemühte ,dann wieder aufsässig und gewaltbereit. Es dauerte nicht lange dann wurde er verurteilt kam in die JVA .Ein Gutatchten wurde erstellt und als nicht hafttauglich in eine Psychatrie (JVA) eingewiesen da er einmal zu starken agressionen neigt dann wieder depressiv wird und selbstmordgefährdet ist .Zu anfang lehnte er einen Besuchstermin von uns ab und irgendwann kam der Wunsch uns zu sehen.Wir besuchten Ihn und er war anderer Mensch ,ruhig, sehr vernünftig und man konnte mit Ihm Gespräche führen welche vorher nie möglich waren.Wobeio er Medikamente bekam, was noch zu erwähnen wäre. Wir als Eltern hatten das Gefühl es hat bei IHm "klick" gemacht und freuten uns auf seine Entlassung.
Der Tag kam und es war kurz vor Weihnachten.Die Freude war groß und auch anfänglich alles okay.Trotz hinweis ,dass es ratsam wäre weiterhin ambulant Medikamente zu nehmen weigerte er sich.Die empfohlenen Tabletten erhielten wir nicht , in den Gedanken diese in sein essen zu geben weil sie verschreibungspflichtung sind. Die Sachlage verschlechterte sich zunehmends.Mal ein braver Junge dann wieder ausraster was alle in der Familie stark belasteten.Er suchte und fand seinen Freundeskreis in ehemaligen Strafgefangenen sowie Freunde welche Canabis rauchten .Auch er selbst kam oftmals mit "glasigen Augen" nach Hause.Arbeiten gehen war für Ihn ein fremdwort und dies sah man nun auch in seinem Tagesablauf,schlafen bis abends und dann zu Freunden gehen und bis morgens unterwegs sein.Nach seinem 18 Geburtstag kamen nun viele Handyverträge hinzu .Mit vetragskarten wurden stundenlang telephoniert bis diese gesperrt wurden die Handys dann zu schleuderpreisen verkauft.Sein verhalten hat sich binnen 3 Wochen so verändert dass er ohne ersichtlichen Grund randalierte seine Mutter übelst beschimpfte sie und die kleinere Geschwister mit Messer bedrohte.Ein vernünftiges Gespräch war nicht möglich .Selbst gegenüber mir, als Vater wurde er lautstark sodass ich Ihn der Wohnung verwies.Doch immer wieder nutzte er meine Arbeitszeit aus betrat die Wohnung randalierte, bedrohte und verschwand zumal meine Frau nervlich am Ende war nur die Polizei zu hilfe rief.Bei deren eintreffen war er wieder verschwunden.
Nun machten wir einen entscheidenen Schritt riefen die Staatsanwaltschaft und den zuständigen Richter an und baten um Hilfe. Kurzfristig binnen 2 Tage erfolgte der Haftbefehl und gestern 25.07.2007 wurde er festgenommen und kam in Haft.
Meine Frau bekam einen Weinkrampf als sie hörte , dass die Festnahme erfolgte.Auch mir tat es im Herzen weh obwohl wir keine andere Lösung sahen.Vorwürfe plagen uns und der Gedanke "was haben wir falsch gemacht oder war dieser Schritt richtig " obwohl wir sicher sind er braucht Hilfe.Dennoch zwischen Gefühlen für`s eigene Kind und dem vernünftigen Verhalten ist eine Hürde welche nur schwer zu meistern ist.

Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht, wie sollen wir uns verhalten denn noch immer sind wir überzeugt dass in Ihm ein weicher Kern ist und wir möchten ihn auf keinem fall seinem Schicksal überlassen auch wenn er dies scheinbar nicht versteht !

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich empfinde euer Handeln als absolut richtig; ihr hattet keine andere Chance. Die aufkommenden Schuldgefühle kann ich jedoch auch nachvollziehen, auch wenn ich keine Mutter bin. Dazu kann ich euch nur raten, für euch selbst Unterstützung von außen zu suchen. Eine Familientherapie, Paartherapie, Familienberatung - was auch immer für euch das richtige erscheint. Das könnt ihr auch ausführlich mit einem Arzt besprechen.

Ich sehe darin den richtigen Weg; ihr müsst auch für euch selbst sorgen (manchmal vergessen das Eltern). Neue Kräfte sammeln, mit euren Gefühlen umgehen lernen und den eigenen inneren Weg deutlich erkennen. Wie gesagt, psychologische Unterstützung kann dabei mehr als helfen.

Auch Euer Sohn scheint diese Unterstützung zu brauchen; und ein Richter kann das anordnen. Er ist volljährig und damit sind euch nahezu die Hände gebunden. Er selbst sieht es nicht - also war es der richtige Schritt. Für Euren Sohn und auch für euch.

Ob es unter unseren Lesern Menschen gibt, die ähnliches durchlebt haben, weiß ich natürlich nicht. Schaut in den nächsten Wochen einfach immer mal wieder rein; eingehende Feedbacks von Lesern werden wir auf jeden Fall auf die Seite stellen.

Alles Gute und jede Menge Kraft!
Dana