Problem von Anna - 18 Jahre

Krankheit meiner Oma und Differenzen mit meinem Vater

hallo liebes kuka-team!

erstmal möchte ich euch sagen, wie toll ich eure seite findet und wie sehr ich eure arbeit schätze! ihr macht das wirklich gut!

nun zu meinen problemen... also erstmal geht es um meinen vater. er ist abgehauen, als ich noch ein kind war und hat sich ca 8 jahre gar nicht um mich und meine schwester gekümmert. mittlerweile hat er wieder kontakt zu mir aufgebaut (nur zu mir, nicht mehr wirklich zu meiner mutter) und wir haben ein relativ gutes verhältnis, wenn man bedenkt, dass wir so lang keinen kontakt hatten. es dauert lange, das vertrauen wieder aufzubauen, wir arbeiten schon seit ca 4 jahren daran, aber es läuft. das einzige problem ist, dass er mich irgendwie in seine andere familie eingliedern will. er hat eine freundin (seine ehemalige psychologin!!!) und ich will mit dieser frau nichts zu tun haben. wenn ich sie sehe, dann sehe ich die frau, die eigentlich meine mutter sein sollte, weil sie an der seite meines vaters steht, aber meine mutter hat mein vater ja sitzen lassen und sie war sehr unglücklich. es ist deswegen ein schreckliches gefühl, weil diese freundin mir vor augen führt, dass meine familie so zerissen ist. außerdem kann ich nichts mit meinem vater und seiner freundin machen, aus solidarität meiner mutter gegenüber, könnt ihr das verstehen? meine mutter würde es mir niemals vorwerfen, aber ich könnte es in ihren augen sehen. das wäre für sie so, als ob ich mich mit dem feind verbünde. ich hasse die neue freundin meines vaters und das, obwohl ich sie nicht kenne.
mein vater hatte immer akzeptiert, dass ich nichts mit ihr zu tun haben will, aber letztens meinte er, wenn ich sie nicht treffen will, dann würde ich ein stück von ihm ablehnen! ich finde das alles ganz furchtbar kompliziert, warum kann mein vater mich damit denn nicht einfach in ruhe lassen? ich akzeptiere sie, soll er mit ihr glücklich werden, nur, ich will nichts mit ihr zusammen machen. ist das ok oder sehe ich das zu eng? findet ihr, man darf die freundin so ablehnen? ich mach das ja wegen meiner mutter... außerdem bin ich ja nicht gemein zu ihr oder beleidige sie. ich will nur nichts mit ihr zu tun haben. es ist doch schlecht von meinem vater, dass er mich so bedrängt... ich hab ihm gesagt, dass ich nichts mit seiner freundin zu tun haben will und er könnte das doch einfach akzeptieren. vielleicht versteht er es nicht, weil er nicht rafft, dass ich solidarisch zu meiner mutter bin...

naja, das andere problem betrifft meine oma. sie war immer ein sehr lebensfroher mensch, aber vor 2 jahren hat man bei ihr eine krankheit festgestellt, die sie langsam erblinden lässt. mittlerweile sieht sie nur noch sehr schlecht und ist total deprimiert. sie hat überhaupt keine lebenslust mehr, weil sie nichts mehr hinbekommt. sie ist dann ganz verzweifelt, dass sie nicht mehr backen oder lesen kann und manchmal die einfachsten dinge vertauscht. wenn ich sie so sehe, könnte ich echt heulen! sie ist ein ganz anderer mensch geworden, diese blindheit zerstört alle an ihr! aber andererseits will sie glaub ich ganz viel mitleid von uns. sie sagt bestimmt mindestens einmal am tag zu mir (ich sehe sie täglich), dass sie ja so schlecht sieht aber bei der letzten untersuchung haben die ärzte gesagt, dass sich ihre sehfähigkeit auf dem einen auge verbessert hätte (von 30 auf 60 %), aber das sieht sie gar nicht. sie sagt, es sei alles ganz schlecht und braucht viel aufmerksamkeit. ich weiß, dass es unverschämt ist, von mir so zu denken, aber manchmal habe ich das gefühl, dass sie meinen onkel oder mich schikaniert, bzw. aufscheucht, um aufmerksamkeit zu bekommen. sie sagt, sie kann so viele dinge nicht sehen, die sollen wir für sie machen, das ist ja auch ok. aber dann sieht sie plötzlich an anderen tagen dinge, die ich nichtmal erkennen würde (zb. hat sie letztens gesehen, dass die ampel rot war, nach ihren beschreibungen zuvor, könnte sie das gar nicht mehr erkennen!). vermutlich tue ich ihr unrecht, aber kann es nicht sein, dass es ihr besser geht, als sie zugibt? aber warum sagt sie das denn nicht, es würde mir das leben sehr erleichtern. es ist schon sehr belastend und ich bekomme es ja auch jeden tag mit. ich könnte sie nie darauf ansprechen, würde sie sicher sehr verletzen und ich schäme mich auch für meine gedanken.
ich hoffe, ihr wisst einen rat!
vielen vielen dank im vorraus!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Anna!

Ja, ich kann verstehen, dass Du Dich so sperrst, die Lebensgefährtin Deines Vater kennenzulernen. Und es ist Dein gutes Recht. Aber ist es wirklich Dein Weg? Oder gehst Du den Weg Deiner Mutter? Wenn ich jemanden kennenlernen möchte, gehört sein Partner dazu. Und auch die Gründe, warum er einen anderen Partner nicht mehr wollte.

Es ist 8 Jahre her - leidet Deine Mutter noch immer so sehr? Sie möchte keinen Kontakt mit Deinem Vater; aber macht ihr seine neue Beziehung wirklich so zu schaffen? Hat sie in der Zeit vielleicht auch einen neuen Freund gefunden? Ist es in den Augen Deiner Mutter wirklich falsch, wenn Du die Frau kennenlernen würdest? Oder denkst Du nur, es wäre so?

Nicht die andere Frau hat die Ehe Deiner Eltern zerstört. Andere Frauen können immer nur dann Fuß fassen, wenn es vorher schon Probleme gab und die Beziehung an Fundament verloren hat. Die einen können sich rappel und die Ehe retten - andere nicht. Und das hängt an den Eheleuten; nicht an der anderen Frau. Sie hat nicht die Entscheidung getroffen, dass Dein Vater die Beziehung verlässt; das hat er. Und ich gehe mal davon aus, dass er Gründe dafür hatte, oder?

Letztendlich bleibt die Entscheidung bei Dir - aber treffe Deine, nicht die Deiner Mutter.

Alte Menschen kann man wohl grob in zwei Gruppen teilen: die einen, die unbedingt das alte Leben weiterführen wollen und alles allein schaffen wollen (meine Oma z.B.; auch nicht immer leicht) und die anderen, die gern die Aufmerksamkeit bekommen und 'betüddelt' werden wollen. Ändern kann man sie so gut wie nicht, fürchte ich. Nur das eigene Umgehen damit hat man ein Stück unter Kontrolle.

Wieviel Aufmerksamkeit Du ihr schenkst, ob Du sie in den Arm nimmst, wenn sie eine Spur jammert usw. liegt bei Dir. Wenn sie Dinge sieht und dann wieder nicht, kannst Du Dich darüber aufregen, darauf eingehen oder es hinnehmen.

Ich denke schon, dass es eine Menge mit einem Menschen macht (egal wie alt), wenn das Augenlicht immer weniger wird. Die Hilflosigkeit kann mächtig Angst machen. Und woher soll die Lebensfreude kommen, wenn man lang gepflegte Gewohnheiten nur noch schlecht wahrnehmen kann? Da kann man aber ein wenig helfen: meiner Oma hab ich zu Weihnachten eine Lesehilfe geschenkt (gibt's im Buchlasen). Und auch Hörbücher könnten ihr ein Stück des 'alten' zurückgeben. Überlegt zusammen, wie ihr ihr das GEfühl der Selbstständigkeit ein wenig erhalten könnt. Was kann sie noch, worum könnt ihr sie bitten? Zum Beispiel beim Thema backen, was sie offenbar immer gern hatte: Fragt, ob sie euch helfen kann. Nicht, ob sie Hilfe braucht. Sondern nach den Rezepten und dass euch wohler wäre, sie bliebe in der Küche, um noch den ein oder anderen Tipp zu geben. Ich denke, dass sie dann auch wieder mehr Freude bekommt und somit wieder leichter mit ihr umzugehen ist.

Alles Gute!
Dana