Problem von Anonym - 20 Jahre

Die Familie meiner Freundin

Hallo,

ich habe ein großes Problem mit meiner Freundin, welches mich psychisch und auch körperlich belastet. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll.
Im Grunde läuft es wunderbar zwischen uns, wir lieben uns und geben uns gegenseitig viel Halt und Geborgenheit, soweit es möglich ist.
Wir stammen beide aus Migrantenfamilien und dort beginnt das Problem.
Während ich eher offen und tolerant erzogen wurde, ist ihre Familie sehr konservativ, vor allem ihre Brüder. Sie ist 18 Jahre alt und wir treffen uns heimlich, weil ihre Brüder (20,23 u. 28 Jahre) keine Beziehung erlauben. Sie geht zur Schule und muss danach wieder nach Hause, auch am Wochenende kann sie nur raus, wenn ihre Brüder nicht zu Hause sind. Ist es normal, dass ein volljähriges Mädchen zu Hause wie in einem Käfig gehalten wird? Und es geht noch weiter...
Sollten die Brüder auch nur den leisesten Verdacht haben, dass "sie etwas tut, was eine Frau nicht tun sollte", dann wird nicht geredet oder diskutiert, sondern sie wird sofort geschlagen. Häufig ist sie grün und blau geschlagen(mit Kabeln etc.). Sie ist so eingeschüchtert, dass sie sich nicht helfen lässt. Ich möchte mit ihr zu Beratungsstellen oder zur Polizei aber sie weigert sich, aus Angst! Darunter leidet unsere Beziehung, weil ich ihr nicht helfen kann, bzw. weil sie sich nicht helfen lässt. Mir platzt dann auch der Kragen und ich bin ratlos, hilflos.
Ich habe versucht zu den Brüdern Kontakt aufzunehmen, sie meinten nur, dass sie meine Freundin und mich "abknallen" würden, sollte ich sie nicht in Ruhe lassen.
Ihre Eltern spielen nach außen hin das integrierte Paar, doch ich glaube, dass sie selbst vor ihren Söhnen Angst haben und deshalb nichts unternehmen.
Leider möchte auch niemand aus ihrer Familie in Kontakt mit mir treten um eine Lösung zu finden, nach den Morddrohungen habe ich das auch aufgegeben.
Wie kann ich ihr helfen ohne sie zu gefährden? Warum wird sowas in einem Land wie Deutschland gestattet und toleriert? Richtig was dagegen tun kann man auch nicht, oder?

Ich wäre sehr froh eine Antwort von euch zu erhalten, da ich sonst nicht mehr weiter weiß. Ich leide unter enormem psychischen Stress und mein Bauch schmerzt vor Krämpfen und Hilflosigkeit...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann die Hilflosigkeit, die sich dann und wann darin äußert, dass der Kragen platzt, verstehen - aber ich fürchte, ich kann es nicht ändern. Den Mut, die Schritte zu gehen, das alles für sich zu ändern, den Schritt ins Ungewisse zu gehen, kann ich ihr leider nicht geben. So gern ich es würde.

Ich würde versuchen, ihre Ängste zu hinterfragen und zu verstehen. Wo liegt die große Blockade, dass sie lieber die schreckliche Situation jetzt aushält, als den Schritt zu wagen und sich gegen ihre Familie zu stellen? Gut möglich, dass in diesem Satz schon die Wahrheit liegt. Sich gegen die Familie stellen, heißt, den Boden auf dem man steht, selbst wegzuziehen; alles, was man kannte und was vertraut war, schiebt man weg. Ich denke, das darf auch Angst machen... was aber nicht heißt, dass man es ertragen und leiden sollte.

Vielleicht magst Du allein mal bei den Beratungsstellen vorbeischauen? Ich denke, allein durch die Erfahrung werden sie weitaus bessere Tipps haben, als ich sie hier schreiben könnte. Und Informationsmaterial, Erfahrungsberichte anderer Frauen usw., kann sie stärken. Denn dann sieht der Schritt schon wieder nicht gar so fremd und fern aus; sondern gehbar.

Alles Gute!
Dana