Problem von Felix - 25 Jahre

Und wieder mal verlassen

Ich weiß echt nicht mehr, was ich tun soll.

Ich bin hier alleine in einem fremden Land, ich hab einen Job, der mir viel Geld bringt, aber der mich hier auch festhält. Und ich habe einen Traum, der geplatzt ist.

Ich bin nach Schottland gekommen um mein Studium zu beenden, das habe ich auch geschafft, sehr gut sogar. Na ja, in der Zeit hier habe ich jemanden kennen gelernt; ich hab mich schon lange nicht mehr auf eine Beziehung eingelassen, mit ihm schon, und alles fühlte sich richtig an. Ich hab mich dann auf die Suche nach einem Job gemacht, und auch gefunden. Ich bin nun Mitarbeiter der Universität an der ich studiert habe.

Ich muss beruflich immer mal wieder auf eine schottische Insel, das erste Mal Anfang September. Ich war dort für 3 Wochen, und ich hab ihn vermisst. Er hat mich auch vermisst, aber irgendwie war die Kommunikation gestört: Ich habe dort kein Handy-Empfang, und seine Offline Nachrichten über MSN sind bei mir nicht angekommen. Nun gut, über kurz oder lang, ich kam heim und hab ein Häufchen Elend gefunden. Es ging ihm in der Zeit in der ich weg war sehr scheiße, auf deutsch gesagt. Er hat sich öfters mit einem Arbeitskollegen getroffen, der wollte eh schon immer was von meinem Freund und dann ist "es" passiert. Ich will darüber nicht weiter nachdenken.

Er war am Boden zerstört, aber ich fand das nicht zu tragisch, denn immerhin liebten wir uns doch. Er liebt mich aber nicht. Das hat er mir dann zwei Tage später gesagt. Ich bin am Verzweifeln. Und es wurde schlimmer:

Ich rede nicht darüber, dass ich das schreibe ist ein Wunder. Ich habe versucht alles zu vergraben, bildlich: Ich hab alle Gefühle die ich hatte, die guten wie die schlechten in eine Box gepackt. Leider ging die Box auf, war undicht an verschiedenen Stellen. Also habe ich meine Gedanken-Box vergraben. Six foot deep. In kleinen Strömen kamen Dinge wieder hoch. Ich hab versucht Pfropfen drauf zu setzten.

Wir wohnen zusammen, aber er ist selten daheim, weil er meinen Anblick nicht ertragen kann. Aber das ist doch seine verdammte Pflicht, oder? Ich will nicht, dass er zu seinem Arbeitskollegen geht. Ich will, dass er hier bleibt, bei mir. Mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass ich träume. Das tut er nicht.

Ich hatte ein ganz schlimmes Wochenende, ich hab versucht mich mit Fernsehen und Video-Filmen zu betäuben. Das ging gut über Tag, aber in der Nacht ist alles über mich reingebrochen.

Gestern war er dann mal wieder in unseren Wohnung, er hat mich zum Einkaufen mitgenommen, im Supermarkt erzählt er mir, dass Michael, eben dieser Arbeitskollege, nächste Woche vorbeikommen wird. Ich hab nicht genau verstanden warum, ich hab auch nicht nachgefragt. Aber soweit ich verstanden habe bekommt Michael einen neuen Herd oder Ofen oder sowas. Und damit er nicht alleine ist in der Nacht (vielleicht müssen die Strom oder so abstellen), wurde er eingeladen.

ICH WAR DAS GANZE WOCHENENDE ALLEINE!

Ich bin gestorben, mehrere Male. Zu alledem wurde mir dann auch gebeichtet, dass er Michael sehr nahe steht. Ich glaube die sind zusammen. Und ich weiss auch wieso:

Als ich heimkam von diesen 3 verfluchten Wochen fand ich Bilder, Bilder von einer Party, auf der mein Freund gewesen ist. Ich wusste davon, und das ist nicht schlimm. Schlimm ist nur, dass auf mindestens jedem zweiten Bild Michael zu sehen ist. Und der kleine ist süß, sehr schlank, einfach ein hübscher Bub. Das klingt vielleicht doof, aber nüchtern betrachtet ist er einfach attraktiv. Und schlank, sehr schlank, hab ich das erwähnt?

Ich bin nicht schlank, bin's nie gewesen. Wenn hier jemand ist, der auch nicht schlank ist, frag wie sich das anfühlt. Und wir haben alle Diäten probiert, auch Sport, aber es ist einfach nicht möglich abzunehmen, wenn es möglich wäre, dann wär ich nicht dick. Ich habe darüber keine Diskussionen mehr, klar es gibt Diäten, Willenskraft, Sport, etc. Aber es hilft doch alles nichts, ich verstehe das System nicht, ich erreiche in meinem Leben alles bis auf zwei Dinge: Liebe und Gewichtsreduktion.

Und Cameron hat mir das gestern auch bestätigt: Ich lief Weg, ich lief schnurstracks zu seinen Eltern, ich hab geklingelt, nachts um halb 1. Ich wusste nicht wo hin, und ich fühle mich schlecht. Aber ich habe hier niemanden, und meine eigenen Eltern sind so weit weg. Außerdem möchte ich nicht reden. Wir hatten ein Gespräch, ich hab ihm alles erzählt, was ich dachte das wichtig wäre. Er ist selber in Tränen ausgebrochen, ich weiß, dass er es auch nicht leicht hat. Ich hab ihn in dem Gespräch gesagt, nicht gefragt, dass er Michael attraktiver als mich findet, weil er schlank ist. Cameron hat geschwiegen! Und ich bin gestorben, mal wieder. Ich kann mir eine Fettabsaugung hier nicht leisten, ich werde nach Deutschlan gehen, sobald ich das Geld zusammen habe.

Aber nun zu meinem Problem, ich weiß ich schreibe viel. Ich will nicht, dass sich etwas ändert, ich habe Vorstellungen, und ich weiche nicht davon ab. Das ist absolut nicht gemeint als ein ich möchte davon nicht abweichen, sonder ich weiche nicht davon ab:
Ich will, dass er mich liebt, koste es was es wolle. Ich will dass es mir solange Scheiße geht bis er mich zurück nimmt. Ich will nicht, dass es mir gut geht, ich werde alles daran setzen, dass es mir nicht gut geht.

Ich bin nicht dumm, ich weiß, dass Zeit alle Wunden heilt, aber das macht mich zum Verlierer. Ich fechte einen Kampf, den ich nur verlieren kann, denn er wird mich nicht zurück wollen. Ich verstehe nicht wie das funktioniert, ich verstehe nicht wie man sich entlieben kann, denn mir ist das noch nie passiert. Immer war ich derjenige der fallen gelassen wurde. Und ich weiß auch, dass es mir irgendwann wieder besser gehen wird, also auch in diesem Punkt verloren. Hmm, ist das nachvollziehbar?

Ich bin durch diese Hölle vor ein paar Jahren schonmal gegangen, ich komme mit dem Ganzen nicht zurecht. Ich würde mein Kopf gern in Watte packen und irgendwo einschließen. Das dumme ist nur, Dinge wie das werden mein ganzes Leben passieren, ich weiss das. Ich werde Erfolg im Beruf haben, und irgendwann auch mal viel Geld und all das. Aber das Glück in der Liebe gehört nicht mir. Woher ich das weiss? Ich kenne mich und ich kenne mein Leben, da gibt es ungeschriebene Gesetze.

Cameron wird bald heimkommen und seinen neuen Freund mitbringen, und ich sitze hier, ich bin festgenagelt in diesem Job, der mich nicht vor Mai gehen lässt. Der Job, den ich wegen ihm angenommen habe, in dem Land, in dem ich wegen ihm geblieben bin. Ich habe einen Fehler gemacht, und ich bereue das so, ich hätte öfter mit ihm telefonieren sollen in der Zeit in der ich weg war.

Also, gut jetzt, ich will keine guten Ratschläge hören, wenn ich ehrlich bin, ich will gar nichts hören, ich will gar nichts sehen. Ich muss mich um meinen Job kümmern, ich brauch Geld für die OP. (Oder für den Psychologen)

Felix

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Felix!

Warum hast Du uns geschrieben, wenn Du doch nichts hören willst? Dann hättest Du auch zu einem Tagebuch greifen können, oder?

Glaubst Du wirklich, ein paar Telefonate können den Partner davon abhalten, sich in einen anderen zu verlieben? Und glaubst Du wirklich, Kilos machen aus, in wen man sich verliebt? Das hieße ja im Umkehrschluss, dass er nicht den Menschen liebt, sondern den Körper. Und das ist eine verdammt schlechte Basis für eine Beziehung. Ich möchte geliebt werden, weil ich bin, wie ich bin - nicht, weil ich diesen Körper habe. Möchtest Du geliebt werden, weil Du abgenommen hast? Und dann jeden Morgen auf der Waage sehen, ob er Dich noch lieb hat? Das funktioniert so nicht.

Du möchtest an ihm festhalten und damit das Leid und den Schmerz an Dich binden. Toller Plan. Das geht nach hinten los. Nicht zuletzt, weil der Felix, in den Cameron sich mal verliebt hat, heute so verändert, klein, verletzt vor ihm steht. Der Mann, den er einst lieben konnte, ist nicht mehr da - der versinkt im Leid.

Die Liebeskummerhölle habe ich auch einige Male durchlebt. Und jedes Mal geschafft. Weil ich irgendwann wieder auf mich selbst geschaut habe - es ist mein Leben und ich muss daran arbeiten, dass ich es toll finde. Dafür ist kein anderer zuständig.

Alles Gute!
Dana