Problem von Michaela - 45 Jahre

Ich fühle mich so schwach

Liebes Team vom Kummerkasten
Ich brauche jemanden der mich nicht kennt, um mir einen neutralen Rat zu holen.Ich bin nicht der Mensch der anderen sein Leid klagt,aber diesmal brauche ich jemanden,der mich berät.
Ich bin seit 24 Jahren mit meinem Mann verheiratet.Unsere Ehe ist schön,harmonisch und wir haben zwei tolle Töchter (24 und 19 Jahre)
Etwas belastet unser Familienglück sehr.Unsere 19-Jährige Tochter,die noch zu Hause wohnt ,hat seit 4 Jahren Bulimie.Sie wog bis vor kurzem bei einer Größe von 1,70 nur noch 45kg.Sie hatte oft Schwindelanfälle und brach vor uns zusammen.Es tut verdammt weh sein Kind derart leiden zu sehen.Sie hat psychologische Betreuung,macht ein autogenes Training,aber der Erfolg ist nur mäßig.Ich habe Angst um meine Tochter.Sie hat jeden Willen am Leben verloren,hat ihre Reifeprüfung abgebrochen und vegetiert nur noch vor sich hin.
Sie hat versucht sich umzubringen.Sommer 2006 sprang sie von unserem Balkon hinunter.Außer paar Prellungen und Schürfungen ist ihr Gott sei Dank nichts passiert.Mein Mann und ich haben Stunden im Krankenhaus verbracht,während mein Mann seine Tränen nicht unterdrücken konnte ,war ich ganz still.Ich bin kein Mensch,der einfach weinen kann und seinem Schmerz Ausdruck verleiht.Ich fresse alles in mich hinein.Mich lässt das Gefühl nicht los ,dass ich schuld bin,dass es meiner Tochter so schlecht geht.Ich liebe sie sehr,habe immer versucht ihr eine gute Mutter zu sein,wollte,dass meine Kinder glücklich werden,habe ich derart versagt?
Meine ältere Tochter studiert Informatik,ist verheiratet und hat zwei süße Zwillingstöchter,die ich mehr liebe als alles andere.
Warum ist meine jüngere Tochter so unglücklich?
Ich habe oft das Gespräch mit ihr gesucht ohne ihr Vorwürfe und dergleichen zu machen.Sie gibt mir nicht die Schuld an ihrem Zustand.Wir haben ein herzliches Verhältnis,aber warum hat sie keinen Willen mehr am Leben?
Ich würde alles dafür geben um sie lachen zu sehen.Man fühlt sich so elend,wenn das eigene Kind vor einem zusammenbricht.
Ich habe keine Kraft mehr das mitanzusehen.
Wie kann ich uns helfen?
Bitte helft mir
Liebe Grüße an das Team
Michaela

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Michaela!

Wenn unsere Lieben leiden, suchen wir wohl alle oft die Schuld und die Ursache bei uns. Meine kleine Schwester (14) hatte und hat sehr viele Probleme und ich habe regelmäßig die quälende Frage meiner Mutter gehört "Bin ich schuld?" Meine Antwort: Es geht nicht um Schuld - es geht darum, was wir jetzt aus der Situation machen, wie wir damit umgehen und wie wir die Dinge wieder verändern können. Wir sind nicht vor Gericht, da geht es um Schuld. Wir sind Familie, hier geht's um andere Dinge.

Und das gleiche sage ich jetzt zu Dir. Nichts verändert sich, wenn ihr einen Schuldigen habt; nichts wird leichter dadurch.

Deine Tochter hat die psychologische Hilfe - Du und Dein Mann auch? Ich denke, dass es eine Menge macht, die Tochter an dieser Krankheit leiden zu sehen und dass auch diese Gefühle fachlich aufgefangen werden können und sollten. Vielleicht gibt es eine Selbsthilfegruppe für Eltern in Deiner Nähe? Frage doch z.B. beim Psychologen, der Krankenkasse oder auch Pro Familia und Caritas einmal nach, die haben darüber oft Informationen. Wenn es nichts gibt, kannst Du versuchen, eine ins Leben zu rufen. Ich denke, es tut mehr als gut, sich mit Eltern auszutauschen, die die gleiche Situation erleben, die gleichen Gefühle durchstehen müssen.

Alles Gute!
Dana