Problem von anonym (m) - 26 Jahre

Vorwürfe und Druck in der Beziehung

Hallo liebes KuKa-Team!

Erstmal ein großes Lob für eure Seite, habe schon mehrfach nach Problemen gesucht und auch Hilfe gefunden. Echt klasse das es in der heutigen Zeit noch Leute gibt, die sich in ihrer Freizeit hinsetzen und versuchen anderen zu helfen. Nun aber zu meinem Problem, dass ich so in dieser Art bei euch noch nicht gefunden habe. Wird wohl etwas länger.

Es geht um meine Freundin (22) und unsere Beziehung. Wir sind nun mittlerweile seit 2 Jahren zusammen. Vor einem halben Jahr sind wir zusammen gezogen. Es war vorher eine Fernbeziehung. Die Distanz war etwa 130 km. Also keine Strecke die unmöglich zu überwinden war. Sie studierte und ich wohnte bei meinen Eltern im gleichen Haus, in dem auch noch meine Großeltern wohnten. Ich hatte mir vorgestellt, dass meine Freundin erst einmal ihr Studium beendet (waren noch etwa 2 Jahre) und wir dann gemeinsam schauen wie es bei uns weiter geht. In Form von zusammen ziehen und so weiter. Meine Freundin sah das aber anders und wollte schon früher mit mir zusammen ziehen in den Ort in dem sie studierte. Sie setzte mich unter Druck mit der Aussage, dass sie nicht glaubt so lange eine Fernbeziehung erfolgreich aufrecht erhalten zu können. Da ich ja schon 25 war dachte ich mir es wird ja auch irgendwann mal Zeit von zu Hause raus zu gehen. Machte mir nur Gedanken, da es zu Hause nicht unbedingt normal zugeht. Mein Vater ist Alkoholiker und bekommt immer mal wieder seine ausraster und meine Oma ist pflegebedürftig. Dadurch steht meine Mutter ziemlich unter Druck und ich versuchte immer sie nach besten Möglichkeiten zu unterstützen. Aber schließlich muss ich ja auch mein Leben leben und meinen eigenen Weg gehen und kann nicht immer nur Rücksicht auf andere nehmen. Meine Eltern stellten mir auch kein Bein und haben es sehr gut aufgenommen, da ich das letzte Kind war das von zu Hause auszieht.

So viel zur Vorgeschichte. Nun zum eigentlichen Problem:
In den ersten drei Wochen nach dem zusammenziehen war alles ok. Danach fing es dann an und meine Freundin machte mir immer wieder Vorwürfe wegen irgendwelche Kleinigkeiten. Meistens einfache Sachen die man durch einfache Absprachen klären könnte. Aber sie redet nicht darüber sondern macht mir Vorwürfe und Anschuldigungen und ist dann kaum noch Ansprechbar. In dem Moment, da ich etwas Falsches sage oder etwas das nicht nach ihrem Wunsch ist, reagiert sie sehr gereizt das dann bis hin zum Schweigen führt, bzw. zu Antworten mit denen man nix anfangen kann (wie z.B. toll oder schön). Zu einer Lösung der Sache durch ein Gespräch kommt es also nicht, da sie nicht mit sich reden lässt. Am Anfang dachte ich sie braucht dann einfach ihre Ruhe und ich lasse sie in solchen Situationen einfach in Ruhe. Nur das hilft auch nicht, da es dann immer wieder zu Sticheleien von ihrer Seite aus kommt die ich schlucken muss, da sie ja nicht konstruktiv mit mir reden will. Diese Situationen schaukeln sich dann immer weiter hoch bis ich irgendwann mal abblocke (ziehe mich in mich zurück und schweige, da ich gerne richtig sprechen möchte oder gar nicht). Dieses Abblocken kommt in letzter Zeit immer schneller, da sich es zu sehr häuft, dass sie sich so verhält, und die alten Sachen noch nicht vergessen sind. Später kommt es dann immer zu einem ?Streitgespräch? in dem sie mir erzählt wenn sie jetzt nicht Anfangen würde das Problem aus dem Weg zu räumen, käme es ja gar nicht dazu, da ich ja nicht das Gespräch suchen würde. Nicht das ich von Anfang an versucht hätte es erst gar nicht eskalieren zu lassen und gleich das Gespräch zu suchen. Während diesem Streitgespräch bekomm ich dann immer Vorwürfe was ich alles falsch mache und das ich ja eigentlich Schuld an diesem ganzen Streit bin. Wenn ich dann mal sage wie ich mich fühle und was ich mir von ihr wünschen würde (versuche immer die Tipps von euren Seiten zu befolgen von wegen keine Vorwürfe und aus meiner sicht erzählen und so), dann stellt mich meine Freundin so hin als würde ich sie nur kritisieren und als sei sie die Böse und als würde ich ihr nur Vorwürfe machen. Zu solchen Situationen kommt es immer dann wenn ihr etwas nicht passt oder sie aus irgendeinem Grund gestresst ist. Ein Beispiel ist wenn ich mal meinen Eltern zugesagt habe ihnen zu helfen oder sie einfach mal zu besuchen (kommt alle 2-3 Wochen mal vor, manchmal auch länger; sie fährt auch regelmäßig zu ihrem Vater und ihren Freunden) und mich mal mit meinen Freunden aus der Heimat zu treffen (sie kann immer mit dabei sein, ist aber in den seltensten Fällen mit dabei). Versuche das immer mit ihr abzusprechen, während sie mich immer vor vollendete Tatsachen stellt, dass sie zu ihrem Vater fährt. Sie hält mir dann immer vor, dass wieder ein Stück mehr unserer Beziehung kaputt gegangen ist. Zwischendurch hat sie mir auch schon erzählt, dass sie es in Betracht ziehen müsste die Beziehung evtl. zu beenden (Hat auch schon mal mit mir Schluss gemacht, aber ich wollte es nicht hinnehmen und wir haben uns wieder versöhnt). Sie setzt mich damit immer unter Druck und ich wäre ja schuld daran das es überhaupt immer so weit kommen würde. Wenn ich meine, zu einem Streit gehören immer zwei und das man über alles reden könne und man Kompromisse eingehen müsste, dann ist das so ja alles nicht wahr. Das ganze geht dann solange weiter bis ich mehr oder weniger die Schuld trage und verspreche mich zu bessern. Zu solchen Streits kommt es immer wieder dann wenn ich mal meine eigene Meinung habe, die nicht mit ihrer übereinstimmt, ich mal was anders mache/verhalte als sie es sich vorstellt, wenn ich mal meine Freiheiten will, auf gut deutsch wenn ich ich sein will. Ich akzeptiere sie so wie sie ist, mit ihren Macken und ihren guten Seiten. Wenn sie was unternehmen will, bin ich der letzte der nein sagt. Nur wenn ich mal ich sein möchte und das nicht mit ihren Vorstellung übereinstimmt kommt es dazu. Sie hat mir auch schon gesagt, dass sie sich von mir nix vorschreiben lassen würde (habe ich auch nie gemacht), aber sie versucht mich ständig zu beeinflussen und mich zu ändern. Habe das auch schon angesprochen, da sagt sie, das sie weis das jeder anders ist verhält sich aber nicht so.
Diese Streits kommen nicht gelegentlich vor, damit könnte ich ja leben, es ist sehr regelmäßig (im Durchschnitt einmal die Woche und zieht sich dann teilweise über einen ganzen oder mehrere Tag/e). Nach einem Streit ist es erst mal wieder in Ordnung bis es wieder eine Sache gibt die ihr nicht passt. Wir haben uns au schon versprochen, zu versuchen, uns zusammen zu reißen, nur eskaliert es immer wieder und es fließen sehr oft tränen auf beiden Seiten. Ich merke, dass sie mich liebt und die Beziehung eigentlich auch halten will.

Was ebenfalls eine typische Reaktion von ihr ist, ist die, dass wenn wir was gemeinsam machen/planen (Beispiel Umzug, Tapezieren usw.) sie gerne die Führung/Kontrolle übernimmt. Wenn sie dann was sagt und ich der Meinung bin das ein anderer Weg besser ist oder einfacher ist und wir es anders machen sollten, blockt sie gleich ab ist beleidigt und sagt mir dann soll ich es doch alleine machen und sie kümmert sich um nichts mehr wenn ich eh alles besser weis. Das gleiche wenn sie was anfängt (z.B. Internetinstallation) da ich noch an der Arbeit bin, und es dann nicht gleich klappt ist sie genervt (ist ja noch verständlich) nur hat sie dann schon schlechte Laune wenn ich nach Hause komme und ich darf schon nix falsches mehr sagen ohne angemotzt zu werden. Dann soll ich mir die Sache doch mal anschauen. Mache ich dann auch gerne und schau nach meinem Wissen was geht. Wenn ich nicht sofort die Lösung weiß und ein paar Sachen ausprobiere, die sie schon ausprobiert hat, es mir aber nicht gesagt hat, ist es dann ganz aus. Sie schimpft dann rum sie sei doch nicht blöd, dass sie das schon ausprobiert hätte, sie macht es jetzt alleine, müsse sie ja eh immer und sie müsste sich ja eh um alles kümmern und dann kann sie auch noch das machen usw. Dann schalte ich irgendwann mal auf stur (versuche so lange wie möglich ruhig zu bleiben und steck dabei schon einiges ein, auch so aussagen das ich ja eh nix kann, ich dumm und blöd sei), da ich mich nicht so behandeln lassen möchte mach ich dann auch nichts mehr. Bin der Meinung, dass wenn wir uns zusammen hinsetzen und zusammen arbeiten, wir auch eine Lösung finden, nur schaffen wir nicht uns zusammen um was zu kümmern. Was sie dann nicht einsehen will ist, dass ich bis 6 an der Arbeit bin 2-4 Stunden weniger schlaf hatte als sie und ich nicht zaubern kann sondern immer versuche mein bestes zu geben um es uns so schön und gemütlich wie möglich zu machen.

Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich liebe meine Freundin und fühle mich (wenn alles gut läuft) richtig wohl bei ihr. Nur muss ich auch sagen wenn ich mich jetzt entscheiden müsste ob wir für immer zusammen bleiben würde ich nein sagen würde, denn ich hab keine Ahnung wie lange ich das noch durchhalte immer auf diese Art und Weise zu streiten und am Ende der Dumme zu sein. Ich möchte diese Beziehung sehr gerne Aufrecht erhalten, da sie eigentlich ein toller Mensch ist, wären da nur nicht diese Streits. Glücklich bin ich momentan nicht und jedes Mal wenn ich etwas alleine unternehme merke ich richtig wie ich aufblühe und mich frei fühle. In ihrer Nähe fühle ich mich verkrampft und unsicher. Ich traue mich mittlerweile schon oft nicht mehr ich selbst zu sein und sage ja und Amen auch wenn ich mal was nicht will oder ich mal einer anderen Meinung bin. Ich dachte auch schon mal daran die Sache zu beenden, aber eigentlich hat sie auch gute Seiten, die ich sehr zu schätzen weiß und ich keine Ahnung habe ob ich jemals wieder eine Freundin finden kann die meinen Ansprüchen gerecht wird. Ich befürchte nur, dass es auf eine Trennung hinaus läuft, doch die würde ich gerne verhindern. Als ich sie darauf ansprach meinte sie nur sie lässt sich nicht erpressen und ich soll sie akzeptieren wie sie ist oder es beenden. Damit war die Sache für sie beendet. Dabei sprach ich es nicht als Drohung aus sondern ich versuchte ihr zu erklären wie es in mir aussieht.

Zusätzlich kommt hinzu, dass ich meine Heimat vermisse und ich mich in einer Stadt nicht wohlfühle. Sie meint dazu immer nur, dass sie es auf einem Dorf nicht aushalten würde und dann lieber die Beziehung beendet als in einem Dorf zu wohnen. Da ich das nicht wollte dachte ich mir, dass ich es probiere mit ihr in die Stadt zu ziehen (Kompromiss eingehen). Sie zog es ja nicht mal in Erwägung das Dorfleben auszuprobieren. Nur je länger ich in der Stadt bin, desto mehr sehne ich mich nach dem Dorfleben zurück. Als ich das erwähnte, war ich gleich wieder der Böse weil ich es gar nicht versuchen würde und eh alles falsch mache um Leute kennen zu lernen. Dafür hab ich aber kaum Zweit, da ich um 5 aufstehe und an die Arbeit gehe und erst um 6 nach Hause komme, dann natürlich kochen und mich ein wenig um den Haushalt kümmern. Natürlich mich auch mit meiner Freundin beschäftigen und Zeit mit ihr verbringen. Damit ist der Abend dann auch schon ziemlich rum. Für Aktivitäten und Hobbys bleibt wenig bis gar keine Zeit. Zumal ich mich auch abends ganz gerne mal ne Stunde oder so erholen möchte und einfach mal abschalten und mir um nix Gedanken machen möchte. (Ist aber nicht das Hauptproblem, denn ich muss mich halt einfacherst mal umstellen und mich an die neue Situatiion gewöhnen).

Gerade befinden wir uns wieder in einer Phase in der es ganz gut läuft, aber dennoch macht es mir sehr zu schaffen (denke ständig daran und warte nur darauf das es wieder kracht, auch an der Arbeit kann ich mich nicht richtig konzentrieren), deshalb schreibe ich euch heute auch.

Hoffe auf eine Antwort von euch mit ein paar Tipps was ich falsch mache oder was ich noch tun kann um das Ganze wieder ins Lot zu bekommen. Bzw. eine unabhängige Meinung von euch wie ihr die Sache seht.

Danke schon mal im Voraus für die Zeit die ihr euch genommen habt. Macht weiter so.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Hab lieben Dank für Dein Lob! Beim Lesen der Mail habe ich sehr deutlich gemerkt, dass Du wirklich aufmerksamer Leser der Seite bist; habe mich dann und wann regelrecht widererkannt/zitiert gefühlt :-) Es ist ungeheuer schwer eine Antwort für jemanden zu finden, der alle Tipps, die ich auf Anhieb so im Ärmel haben, bereits umsetzt - jetzt muss ich etwas tiefer wühlen.

"Wenn sich die Situation nicht ändert, werde ich die Beziehung beenden" - gut und richtig und ein Ansatz, keine Frage. Aber irgendwie denke ich bei euch zweien, am Anfang der Lösung sollte etwas anderes stehen. Nämlich ein klarer Entschluss für oder gegen die Beziehung. Es zeiht sich schon recht lange so hin und ihr solltet beide einmal klar formulieren, ob ihr euch wollt oder nicht. Das muss keine Entscheidung für immer sein - aber die, die eure nächsten Schritte bestimmt.

Ich habe hier einen Link für Dich:

http://www.zeitzuleben.de/artikel/kommunikation/gespraechsfuehrung.html

Schau Dir die Seite in alle Ruhe an und auch, was Du noch für Dich umsetzen kannst und ob Du auf Deiner Seite Fehler erkennst. Vielleicht schaut ihr auch zusammen rein, damit ihr beide sehen könnt, wo die Fehler liegen und was zu ändern ist. Das wird eure Aufgabe sein. An einem allein kann es kaum liegen und das Wörtchen "Beziehungsarbeit" gibt es nicht umsonst. Wenn ihr beide die klare Entscheidung für die Beziehung getroffen habt, dann schaut auch gemeinsam hin, wie ihr sie harmonisch und ohne diese wirklich nervtötenden Streits führen könnt.

Ein anderer Weg kann der über eine Paarberatung sein - hast Du darüber einmal nachgedacht? Ich muss wirklich zugeben, dass mein Wissen / meine Tipps so ziemlich erschöpft sind; daher kann ich fast nur noch an die Fachleute verweisen.

Und dann kommt mir noch der Gedanke, ob der Störfaktor wirklich in der Beziehung 'zu Hause' ist? Liegt er tief in ihr begraben? Wie steht es um ihr Selbstwertgefühl? Sie scheint sich mit allen Mitteln und Ellenbogen behaupten zu wollen, wandelt innerlich jeden Satz und fedes Verhalten in einen Vorwurf oder Kritik an ihrer Person - da kommt in mir die Frage auf, ob sie sich selbst so klein fühlt, dass sie denkt, andere sehen sie auch so? Und ihr Mittel ist das um-sich-schlagen?

Alles Gute!
Dana