Problem von Anne - 18 Jahre

In den Betreuer verliebt

So, ich weiss nicht so recht wo ich anfangen soll....

eigentlich habe ich schon seit dem ich klein bin immer irgendwelche Probleme gehabt bzw verursacht.
Durch den Tod meines Opas habe ich seelische und körperliche Vernachlässigung erfahren. Das war 1994, ich war also 4 Jahre alt. Diese Vernachlässigung führte zu sozialer Kontacktunfähigkeit welche mir auch im Kindergarten zum Verhängniss wurde. Die anderen Kinder haben wohl gemerkt das ich irgendwie anders war, ärgerten mich. Dadurch wurde mein Verhalten anderen Kindern gegenüber mit Sicherheit nicht besser.
In der Grundschule begann dann das Mobbing, auf der Weiterführenden Schule auch. Obwohl ich überdurchschnittlich begabt bin (sagt jedenfalls der IQ Test) bin ich aufgrund des Mobbings und der darauf hin sinkenden Leistungen auf eine Hauptschule gekommen. In der 6.Klasse wollte ich auf die Realschule wechseln, was mir aber nicht gelang da meine Lehrerin meinte ich seie zu ''dumm'' für diese Art von Schule (ich hatte einen Schnitt von 2,1). Meine Lehrerin hatte mich eigentlich immer auf dem Kiker, frage mich bis heute warum. Sie unterband weder das Mobbing noch die Gewalttaten, sah Jahre lang zu. Letzten Endes bekam ich Depressionen (fing schon in der 5.Klasse an), verletzte mich selbst, bekam eine Essstörung.
Die Sache mit der Essstörung und dem selbstverletzendem Verhalten bekam ich recht gut in den Griff (durch Schule schwänzen, krank stellen) in dem ich mich nicht mehr solchen Situationen aussetzte.
Wegen der Fehlstunden blieb ich dann in der 9. Klasse sitzen (mind.250 Fehlstunden pro Halbjahreszeugnis). Ich machte dann meinen Hauptschulabschluss, den besten der ganzen Schule. Danach wollte ich meinen Realschulabschluss nachmachen, schaffte jedoch nur die ersten zwei Tage, danach hatte ich einen totalen Zusammenbruch. Die Gedanken daran sich selbst zu verletzen kamen wieder, mein Essverhalten war hinüber.
Letztlich kam ich in die Psychatrie aufgrund meiner Drepressionen. Vom SVV und der latenten ES wussten meine Eltern nichts.
In der Psychatrie wurde ich mit den Problemen konfrontiert vor denen ich mich Jahrelang gedrückt hatte. Ich sollte eine ''Körper- und Bewegungs Therapie'' mit meiner Mutter machen. Ich musste meinen Betreuern irgendwie begreiflich machen warum ich das nicht wollte was sich als schwer gestaltete, da ich zu diesem Zeitpunkt selbst nicht wusste warum es so war. Mit Ach und Krach konnte ich dann diese Art der Therapie verhindern.
Nach meinem Psychatrieaufenthalt den ich nach 7 Wochen vorzeitig abgebrochen habe fand ich auch raus woher diese Abneigung kommt: aus der Vernachlässigung. Meine Mutter erzählte mir Jahre lang in meiner Kindheit wäre alles O.K. gewesen. Das stellte sich allerdings als Lüge heraus wie ich durch Verwandte erfahren musste.
Des weiteren beschäftigte mich diese abnormale Schlafritual das mich seit meiner frühen Kindheit begleitet: jeden Abend, wenn ich im Bett liege, wiege ich mich quasi selbst in den Schlaf mit Hilfe von rythmischen Kopfbewegungen nach Links und rechts.
Wie man mir sagte kommt das häufig bei Kindern vor die eine Behinderung haben oder vernachlässigt werden. Wie mir dann wieder einfiel, hat mein Bruder das auch gemacht, macht das noch bis heute genau wie ich. Mein Bruder hat dadurch keine Kontacktunfähigkeit entwickelt, sondern ein Psychosomatisches Problem (er kommt in 1-2Wochen deswegen auch in eine Klinik).
Als ich dann kurz vor Weihnachten die Psychatrie verlassen habe, hatte ich nicht nur mit wieder einmal mit SVV und ES zu kämpfen, sondern auch mit einem Gefühl das ich in den ersten Tagen nicht genau beschreiben konnte. Nach knapp einer Woche wurde mir dann klar WAS es zu bedeuten hatte: ich hatte mich in meinen Betreuer verliebt.
Ich weiss nicht ob ich wirklich liebe weil ich IHN als Person liebe, oder ob er ''nur'' ein Ersatz für etwas ist was mir innerlich fehlt. Ich weiss es wirklich nicht also suche ich hier euren Rat. Ich habe nicht die geringste Ahnung was mit mir los ist. Es besteht keinerlei Art von innerlichen Konflikten bezüglich des verliebt seins eher besteht das Problem darin das ich scheinbar für etwas einen Ersatz suche das mir an anderer Stelle fehlt. Ich habe auch irgendwie Angst davor das es sich auf etwas oder jemand anders ''verlagern'' könnte.
Ich habe das nie vorher erlebt das ich mich in jemanden verliebt habe, allerdings bin ich auch erst 18.
Ich habe durch das (evtl auch nicht bewusst aufgebaute) Lügengebilde meiner Mutter jahre lang gedacht ich Lebe in einer ''normalen'' Welt. Die Gefühle der Abneigung konnte ich mir nie erklären. Ich habe mit den Gefühlen von Menschen gespielt um meinen Druck irgendwie zu kompensieren. Ich habe Leute manipuliert damit sie nicht mit meinen Problemen, meinem inneren ICH, in berührung kommen. Nicht weil ich Sie schützen wollte, viel mehr war es Eigenschutz.
Mein Betreuer ließ sich nicht manipulieren. 4 andere Betreuer auf der Station allerdings schon. Ich fand es so unglaublich angenehm mit jemanden zu reden der sich nicht verbiegen lässt und gleichzeitig auf einen eingeht und nicht egoistisch handelt. Na gut, er ist eben Betreuer und das ist sein Job aber ich kannte diese Art von Gesprächen nicht.

Ich hoffe ihr habt da irgendeinen Rat, wenn nicht ist auch nicht schlimm. Ich finde nur keine adäquate Lösung momentan. Natürlich könnte ich wegen diesem und der ganzen anderen Probleme wieder einen Psychologen aufsuchen... würde es wohl auch tun wenn ich nicht schon jeden im Umkreis von 30km durch hätte und einer von denen mich nicht ausgehacht hätte.
Natürlich habe ich auch schon darüber nach gedacht mal am Tag der offenen Tür vorbei zu schaun, ihn mir mal an die Seite zu nehmen und ihm das mal zu beichten allerdings habe ich in den 7 Wochen so die Hose vor ihm runter gelassen (ja er sieht mich nicht als Person, ich weiss) das ich mich das nicht traue. Ich sehe mich sowieso nicht als einen Menschen mit viel Würde, geschweige denn das ich sie verdient hätte, allerdings möchte ich mir als kleiner Egoist dieses Stückchen Würde doch noch bewaren. Ausserdem will ich ihm das nicht antun. Auch wenn er mich nur als eine Patientin sieht ist es doch sicher ein bescheuertes Gefühl wenn da so ein kleines dummes Mädchen ankommt, einen Ersatz für etwas sucht oder sich aus nem anderen Grund in ihren Betreuer verliebt, da so dämlich rumlabert und diese ''liebe'' dann auch noch an Gesprächen fest macht die sie mit einem Mann geführt hat von dem sie nicht einmal mehr weiss als die Lieblingsfarbe, den Musikgeschmack usw...
Evtl bin ich ja auch einfach zu feige dazu es ihm zu sagen weil ich nicht will das er es als etwas normales ansieht was so ein ''leicht gestörtes'' Kind eben tut und einfach so sein Leben weiter Lebt. Er steht mit beiden Beinen im Leben, würde es so hinnehmen und fertig. Trozdem hätte ich die Hosen runtergalssen, mich bloß gestellt. Und wozu? Würde mir doch nichts bringen ausser weitere Scham.
Allerdings läuft das schon seit über 9 Monaten so und irgendwie wird das immer schlimmer. Ich habe wirklich nicht den geringsten Plan wie es weiter gehen soll. Fühle mich da wirklich hilflos und allein gelassen da ich niemanden habe mit dem ich darüber reden kann. Ich möchte auch niemanden aus meinem Umfeld damit belasten ausserdem ist mir das verdammt peinlich.

Naja, evtl fällt euch ja irgendeine Lösung ein die mir noch nicht gekommen ist.

Liebe Grüße, Anne

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Anne!

Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass da noch jede Menge in Dir ist, wo Du 'ran' musst und so bin ich ziemlich darüber gestolpert, dass Du die stationäre Therapie frühzeitig abgebrochen hast. Warum konntest Du die Hilfe nicht voll annehmen und ausschöpfen? Die Probleme haben Dich jetzt im Alltag wieder eingeholt und mir bleibt nichts, als dir zu raten, die Therapie wieder aufzunehmen.

Ob Du verliebt bist oder durch diese Liebe etwas füllst, kann ich natürlich absolut nicht sagen. Aber auch das ist etwas, was Du in der Therapie erarbeiten könntest. Die Dinge, die Du mit ihm ersetzen willst, für Dich selbst ordnen, erkennen.

Alles Gute!
Dana