Problem von Anonym - 20 Jahre

Ich liebe einen Schwulen

Als ich 17 Jahre war, wollte ein Junge etwas von mir. Ich war mir zunächst unsicher und zögerte ziemlich lang. Wir verbrachten immer mehr Zeit miteinander, so viel, dass ich mich mit der Zeit in ihn verliebte. Ich machte mir gar keine Gedanken, weil er den Kontakt zu mir ja viel gesucht hat. Dann wollte er dringend mit mir sprechen, ich dachte natürlich, dass er mir sagt, dass er mich liebt blbablabla, aber stattdessen erzählte er nur, dass er denkt, dass er schwul ist. Ich war natürlich schockiert und trotz allem haben wir weiterhin eine sehr enge Freundschaft geführt. Das ging anderthalb Jahre, wir haben uns täglich gesehen, immer gemeinsam übernachtet und wir waren auch körperlich sehr eng "zusammen" (ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll). Ich habe nicht mit ihm geschlafen, aber mehrmals war es sehr knapp...Er wusste immer, dass ich ihn liebe, aber er schaffte es auch nicht mit mir Schluss zu machen, da ich sein erster Ansprechpartner für alles war. Er hat mich nachts angerufen etc. Es war sehr intensiv und emotional, verstärkt dadurch, dass ich zum Studieren umzog (400km entfernt) und Richtung Russland Zivildienst machte. Manchmal habe ich den Punkt, dass er ja schwul ist angesprochen und wenn ich das im Bett getan habe, dann meinte er immer, dass er sich ja selbst nicht sicher ist. Seine Eltern wissen es bis heute nicht, aber ansonsten macht er kaum ein Geheimnis - er ist auch sexuell sehr aktiv, hat sich jedoch noch niemals verliebt (noch NIE!). Dazu kommt, dass er manchmal ganz heftige Angstattacken und Panikanfälle hat, die sicher etwas für den Psychiater wären. Das weiß er auch, aber er denkt, dass der ihm auch nicht hilft. Ich bin die einzige, die das weiß und mit der er darüber spricht. Ich habe ihn so sehr geliebt, dass ich mein Studium in der fremden Stadt nicht ertragen konnte, weil er so weit weg war. Wir haben ständig telefoniert, Briefe geschrieben, SMS etc. Aber das linderte den Schmerz und die Sehnsucht nicht wirklich, sondern machte mein Leben zu einer emotianlen Berg- und Talfahrt. Dann Weihnachten 2003: Ich habe ihn besucht (Russland) und mit ihm eine Woche verbracht. Das war alles sehr schön - wie immer- aber doch durch die Umstände schrecklich gefühlsbeladen. Nach dieser Woche war ich so kaputt, dass ich Schluss gemacht habe. Ich habe den Kontakt völlig abgebrochen (er war natürlich furchtbar verletzt und wütend), mein Studium in der mir verhassten Stadt geschmissen und bin nach Hause zu meiner Familie. Dort habe ich weiter studiert. Den Kontakt zu ihm habe ich nicht wieder aufgenommen, mein Studium ist toll, habe viele Freunde. Mir geht es wirklich gut. Wahrscheinlich auch, weil ich nichts Emotional bewegendes habe. Bis gestern. Wir haben uns nun nach anderthalb Jahren wiedergetroffen. Ich bin da ganz selbstbewusst hingegangen, fühle mich auch so gefestigt, dass mir nichts passieren kann, habe in einem Monat eine super wichtige Prüfung und habe meinen Lernplan nur wegen dieses Treffens geändert. Und es hat mich weggehauen. Ich starre heute in meine Bücher udn es geht nichts mehr. Ich liebe ihn. Es ist eigentlich ganz einfach, aber es geht ja nicht. Er hat immer noch die gleichne Probleme udn wir konnten wieder über alles reden. Wir hatten die gleichen schönen Erinnerungen im Kopf. Wir konnten unsere Gedanken lesen. Es war perfekt. Er hat auch gesagt, dass er sich immer so sehr wünscht, dass er nicht schwul ist, weil wir so glücklich miteinander wären. Vielleicht wäre es auch zu perfekt. Er meinte, dass er immer gehofft hat, das ich von ihm schwanger werde, damit wir das alles irgendwie anders regeln müssen und quasi zusammeleben müssen.
Ich weiß nicht was ich tun soll. Ist Gott so fies, dass er für mich einen Schwulen bestimmt? Was ist der Sinn? Ich hatte zwischenzeitlich auch andere Männer, aber da war ich nicht verliebt. Ich habe es mir eingeredet, weil ich es mir gewünscht habe. Und dann gehe ich da zu diesem Treffen und BUMM: Es ist perfekt! So wie man es will und nur in Träumen ist. Aber es geht nicht??? Ich sehe den Sinn nicht. Vielleicht dürfen wir ihn auch nicht erkennen. Ich wüsste, dass ich es im Prinzip herausfordern könnte, mich schwängern lassen könnte (Ich hätte furchtbar gern ein Baby von ihm) und dann wäre es toll. ABer die Sache ist ja die, dass ich immer um seine Liebe kämpfen würde und das würde mich zerstören! Er wird mich nie auf die gleiche Weise lieben können, wie ich ihn!

Ist das nicht total unfair?!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

In all der Zeit konnte er bis heute seine Sexualität nicht finden? Du schreibst, er ist sexuell aktiv; hat er Erfahrungen mit beiden Geschlechtern? Ich gehe mal davon aus. Ist es vielleicht weder hetero-, noch homo- sondern bi? Schließlich scheint er auch Dich erregend zu finden, sonst wäret ihr nicht so oft kurz davor gewesen, miteinander zu schlafen.

Sucht er jemanden, der ihm diese Entscheidung abnimmt? Den wird er nicht finden. Er wünscht sich, Du wärest schwanger, dann gäbe es dieses Problem nicht mehr? Wäre es dann wirklich von außen geregelt? Lässt ein Baby sein Bedürfnis verschwinden, mit einem Mann zu schlafen? Das stellt er sich wohl etwas einfach vor.

Es tut mir so leid, weil ich Deine Verzweifelung wirklich herauslesen kann. Da liebt man einen Mann über Jahre hinweg - und er steht und bleibt vor dem Ungewissen, vor dem Unentschiedenen. Dabei scheint er ja auch den Wunsch zu hegen, mit Dir eine Beziehung zu führen (sonst wäre dieser Wunsch mit der Schwangerschaft ja nicht da). Was ist es, was ihn hindert?

Niemand kann ihm abnehmen, zu sagen, welche Sexualität seine ist. Wirklich niemand. Keine Umstände von außen, keine Frau, kein Mann, kein Baby. Seine Entscheidung. Solche Entscheidungen kann mal leider nicht erzwingen, aber in diesem Fall sage ich: es ist an der Zeit.

Es kann eine Entscheidung für Dich sein und die vielleicht nur auf Zeit. So grausam die Vorstellung auch ist. Wenn er doch eigentlich mit Dir eine Beziehung führen möchte, dann soll er es tun. Was irgendwann ist, kann niemand vorhersagen. Da kann eine andere Frau kommen, ein anderer Mann - das ist ein Risiko. Aber gehen wir es beim Führen einer Partnerschaft nicht alle ein? Hat irgendjemand die Gewissheit, es ist für immer?

Dieses ewige Hin und Her, die Zerrissenheit macht Dich fertig. Du warst in der Zeit ohne Kontakt wirklich glücklich. Auch wenn Du keine andere, neue Liebe gefunden hast. Wenn er keine Entscheidung fällt, kehre dorthin zurück. So hart es ist. Aber man kann eine Liebe nur loslassen, wenn sie nicht mehr vor einem steht und Hoffnung verbreitet.

Alles Gute und jede Menge Kraft!